Ein paar (un)erlaubte Überlegungen ?

„Die Angehörigen wollen eine Erklärung für das Unerklärliche; der Rest der Welt auch. Was treibt jemanden dazu, nicht nur sich selbst umzubringen, sondern auch das Leben von 149 anderen Menschen auszulöschen ? Welche Gedanken und Gefühle leiten einen solchen Menschen, was passiert in seinem Gehirn, wie lautet die Diagnose ?

Es ist nur zu verständlich, dass die schockierten Hinterbliebenen und all jene, die noch immer fassungslos angesichts der Tragödie sind, verstehen wollen. Welches Leiden, welcher Antrieb steckt hinter dem gezielt herbeigeführten Flugzeugabsturz ?“

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/konsequenzen-aus-dem-flugzeugunglueck-die-schweigepflicht-muss-streng-bleiben-1.2416343

„Partner für Gespräche über Suizidabsichten sind äußerst selten. Wer würde es denn wagen, jemanden aus seiner Familie, den Pfarrer, einen Lehrer, gar einen Arzt ins Vertrauen zu ziehen, wenn er an Suizid denkt ? Er würde nicht nur sein Gesicht, sondern auch seine persönliche Freiheit riskieren: Nach einem Gespräch mit einer solchen Person erscheint das Risiko viel zu groß, in die Psychiatrie zwangseingewiesen zu werden. Somit ist jemand, der an Suizid denkt, meist ganz mit sich und seinen trüben Gedanken allein. Sein Denken und sein Empfinden verengen sich immer mehr .“

Quelle: http://hpd.de/sites/hpd.de/files/field/file/wie_wollen_wir_sterben_-_l._minelli.pdf

Wenn man das liest, könnte einem der Gedanke kommen, dass Andreas L. sich evtl. in der Situation sah, wie sie in dem obigen Text von Herrn Minelli beschrieben wird. Herr Andreas L. wollte evtl. – aus welchen Gründen auch immer – sein Leben möglichst schmerzfrei beenden, wozu ihm aus seiner (kranken ?) Sicht unsere Gesellschaft aber keine legale und für ihn akzeptable Möglichkeit bot (siehe „Sterbehilfedebatte“).

Aufgrund dieser Situation, in der er sich gesehen haben könnte, fühlte er sich möglicherweise derart hilflos und von unserer Gesellschaft allein gelassen, dass sich in ihm nach und nach eine Wut oder gar ein Hass auf unsere Gesellschaft entwickelte, die/der (aus seinem Unterbewusstsein heraus ?) immer mehr in seinem Bewusstsein wirksam wurde. Dieser schleichende „psychische Prozess“ kulminierte evtl. in der Absicht, sich nunmehr wegen seines Leidens- und Realitätsdruckes in naher Zukunft wirklich umzubringen und dabei gleichzeitig die für seine Situation „schuldige Gesellschaft“ mit einem „Paukenschlag“, der ihm wohl schon konkret vorschwebte, „zu bestrafen“.

Wut und Hass, welche(r) in Andreas L. evtl. wirksam war(en), könnte man durchaus nachvollziehen, seine Tat natürlich nicht. Aber wie man sicher von sich glaubt, ist man ja auch nicht psychisch krank, wie er es gewesen sein soll.

Auch Udo Reiter, seit vielen Jahren am Rollstuhl gebunden gewesen, hat kurz nach einer Sterbehilfediskussion im TV, an der er teilgenommen hatte, mit einem „Paukenschlag für die Gesellschaft“ sein Leben selbst beendet. Er hat sich erschossen (1). 

Verweis:

(1) http://www.focus.de/kultur/kino_tv/udo-reiter-eine-woche-vor-seinem-tod-ich-moechte-nicht-als-pflegefall-enden-der-von-anderen-gewaschen-frisiert-und-abgeputzt-wird_id_4194673.html

Quelle: http://religionskritik1.blogspot.de/2015/04/ein-paar-unerlaubte-uberlegungen.html

 

 

Kommentare

Neuer Kommentar

(Mögliche Formatierungen**dies** für fett; _dies_ für kursiv und [dies](http://de.richarddawkins.net) für einen Link)

Ich möchte bei Antworten zu meinen Kommentaren benachrichtigt werden.

* Eingabe erforderlich