Einige Gedanken über Trumps Einreiseverbot für Muslime

Präsident Trump hatte eine geschäftige erste Woche im Amt, voll der anarchischen Großartigkeit und dickhäutigen Unfähigkeit, zu der er allein in der Lage zu sein scheint.

Einige Gedanken über Trumps Einreiseverbot für Muslime

Er entspricht haargenau unserer Vorstellung von ihm: der eines heimtückischen „Mr. Chance“. Und jetzt beginnen die amerikanischen Institutionen, über seine Launen zu erschauern. Die Tatsache, dass Atheisten wie ich nicht die Zeit finden, uns über die religiösen Spinner Sorgen zu machen, die er an seiner Seite zur Macht führte, mag ein Maßstab dafür sein, wie schlimm der Mann ist; christlicher Fundamentalismus wurde die kleinste unserer Sorgen. Unsere Demokratie wird von einem Sturm der Lügen mitgerissen.

Viele Leser haben mich gebeten, die Anordnung des Präsidenten über die Aussetzung der Immigration aus bestimmten Ländern mit muslimischen Mehrheiten zu kommentieren. Ich glaube, ich habe meine Haltungen zu den dafür relevanten Themen recht klar gemacht, aber vielleicht ist eine kleine Zusammenfassung angebracht.

1. Ich tat, was ich konnte, um vor der Wahl Argumente gegen Trump zu liefern (während viele der Linksliberalen, die mich jetzt dafür angreifen, seiner „Islamophobie“ den Boden bereitet zu haben, aktiv die Kandidatur Hillary Clintons unterminierten, selbst noch in den letzten Tagen ihrer Kampagne).

2. Ich denke, Trumps „Muslim-Einreiseverbot“ ist eine furchtbare Strategie. Sie ist nicht nur in Anbetracht der Misere der Flüchtlinge unethisch, sie ist auch ungeeignet, der Ausbreitung des Islamismus Einhalt zu gebieten. Und sie ist, wie schon viele aufzeigten, in sich unstimmig, denn sie schließt weder Saudi-Arabien ein, noch die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten oder den Libanon. Jedes dieser Länder war „fruchtbarer“ beim Hervorbringen des dschihadistischen Terrorismus als einige der Länder, die Trump nannte.

3. Dennoch – das meiste, was in Opposition zu Trumps Anordnung vorgebracht wird, ist durch und durch vergiftet von Identitätspolitik und linksliberalen Wahnvorstellungen. Die Linke scheint entschlossen zu sein, mit fortwährenden Lügen über das Problem des Islamismus der Rechten mehr Macht zu geben. Wie David Frum kürzlich schrieb: „Wenn Linksliberale darauf bestehen, dass nur Faschisten Grenzen verteidigen, dann werden die Wähler Faschisten anheuern, um den Job zu erledigen, zu dem Linksliberale nicht fähig sind.“ Dasselbe sage ich seit mehr als einem Jahrzehnt und werde jedes Mal von meinen linksliberalen Freunden geschmäht.

4. Es ist durchaus möglich und zunehmend nötig, über die ideologischen Wurzeln von Islamismus und Dschihadismus zu reden, selbst über die Reformbedürftigkeit des islamischen Mainstreams, ohne in eifernde Borniertheit zu verfallen oder das Leid der Flüchtlinge zu vernachlässigen. Tatsächlich gehören, hat man das Problem einmal verstanden, säkulare Muslime, liberale Muslime und ehemalige Muslime zu den wünschenswertesten Verbündeten des Westens, und tatsächlich sind diese Menschen unter den bevorzugten Opfern islamistischer Intoleranz und dschihadistischen Terrors in Ländern mit muslimischen Mehrheiten.

5. Wenn Linksliberale sich weigern, ehrlich über diese Themen zu sprechen, wenn sie weiterhin mit den Islamisten marschieren, freie Rede schlechtmachen und sich der Arbeit echter Reformer in der muslimischen Welt widersetzen, werden sie Trump nur weiter provozieren und ihm mehr Macht geben. Trump wiederum, im Gegenzug, wird weltweit die Islamisten stärken durch Bedrohung der bürgerlichen Freiheiten aller Muslime in seinem Einflussbereich.

6. Den nächsten Aktionen des dschihadistischen Terrorismus auf amerikanischem Boden wird die Trump-Regierung wahrscheinlich mit erschreckend groben, gar illegalen Maßnahmen begegnen. Wenn die einzige Antwort der Linksliberalen weitere Lügen über die Ursachen des Terrorismus sind, wenn sie weiter mit Islamisten die Reihen schließen, dann haben wir harte Zeiten vor uns.

7. Wer weiter auf Feinde der Aufklärung hört wie etwa Linda Sarsour, Dalia Mogahed, Reza Aslan und Vertreter von CAIR (Rat für amerikanisch-islamische Beziehungen), wer weiter echte Säkularisten wie Maajid Nawaz, Ayaan Hirsi Ali, Raheel Raza und Sarah Haider verleumdet, ist Teil des Problems.

Nichts, was ich bisher über den Islam, den Krieg gegen den Terror oder gar „Profiling“ gesagt habe, steht im Widerspruch zu diesen Punkten.

Was wir vor allem brauchen, ist ein neues Zentrum unserer Politik. Eines, das Säkularismus, Wissenschaft und freie Rede gegen ihre Feinde von der linken und der rechten Seite verteidigt. Jeder von uns muss sich nun entscheiden, entweder dieses zivilisatorische Projekt zu unterstützen oder sich dem kommenden Chaos anzuschließen.

Übersetzung: Harald Grundner, Jörg Elbe

Sam Harris ist ein amerikanischer Philosoph, Neurowissenschaftler und Buchautor. Zu seinen Werken gehören „Das Ende des Glaubens“ und „Brief an ein christliches Land“.

Sam Harris im WWW: WebseiteFacebookTwitter

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Kommentare

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    mette sorgas (SWE)

    Sorry Mr. Harris, aber Sie gehören leider zu den Verblendeten.

    Trump ist das Beste, was der Welt passieren konnte. Ich kann nur hoffen, dass er auch wirklich alles realisieren wird, was er versprochen hat.

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      Konrad Schiemert

      Trump ist das Beste, was der Welt passieren konnte.
      Das werden wir nach paar Jahren besser beurteilen können. Bis jetzt sehe ich nur einen einzigen positiven Effekt des Trumpismus: Die EU wird wachgerüttelt, die muss mehr für ihre Verteidigung tun. Der "große Bruder" wird es anscheinend nicht mehr geben.
      Die Liste der (möglichen) negativen Effekten wäre viel zu lang für einen Kommentar.

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        brunorabe

        Der "grosse Bruder" ist immer nur da, wenn er wirtschaftlich oder machtpolitisch profitieren kann. Gegen wen muss sich die EU den verteidigen? Vielleicht gegen die Chinesen, die Europa unbemerkt und klangheimlich aufkaufen?

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      M. Wehrstedt

      Ich finde, Harris schüttet das Kind mit dem Bade aus. Sicher sind viele "Linksliberale" oft zu nachsichtig mit den konservativen Religiösen. Aber so wie man sich, wie Harris richtig schreibt, mit den liberalen Muslimen verbünden sollte, so sollte man derzeit auch die besagten Linksliberalen zu seinen Freunden zählen. In diesen Zeiten heraufziehender faschistoider Finsternis sollten alle, die auch nur ein bisschen Licht in der Birne haben, gegen die Vollidioten zusammen stehen.

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        mette sorgas (swe)

        Verblendung/ Unterwerfung

        Immer wieder findet man Menschen, die im Dunklen leben müssen, und die Reise der Muslime und ihre Ziele nicht kennen.

        Frau Arzu Toker, Salman Rushdie, Samed Abdel Hamad, Prof. Oriana Fallaci oder auch Peter Scholl- Latour, erhellen das Dunkel und sie warnen unermüdlich.

        http://de.richarddawkins.net/articles/sechzehn-gute-grunde-den-islam-zu-verlassen

        Die originären Deutschen, werden leider seit 1998, Beginn des Rot- Grünen Gruselkabinetts, besser noch seit 1945, durch die Systemmedien und Politiker komplett von der Wahrheit ferngehalten. Wer sein „Wissen“ aus der Tagesschau, dem Heute- Journal oder den Talkshows bezieht, wird immer auf dem Niveau von Frau Merkel und Petra Roth stehen bleiben. Das Ergebnis aber, wird diesmal in einer totalen Finsternis enden. Die Bilder von Hieronymus Bosch, geben einen ersten Einblick auf dass, was uns erwartet.

        „Das Schlimmste steht uns noch bevor“, aus dem Buch "Die Wut und der Stolz", von Prof. Oriana Fallaci.

        Gott sei Dank ändert sich langsam das Bewusstsein. Die Realität ändert das Bewusstsein. Der Überlebenswille der Deutschen wird stärker. Intuitiv findet der Deutsche den Weg zur Vernunft.

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