Sind religiös Ungläubige verpflichtet, zwischen gemäßigten und fundamentalistischen Gläubigen zu differenzieren ?

1. In unserer Gesellschaft wird nicht nur oft explizit gefordert, zwischen gemäßigten und fundamentalistischen Gläubigen zu unterscheiden, sondern es scheint darüber hinaus auch stillschweigend vorausgesetzt zu werden, dass man verpflichtet sei, eine derartige Differenzierung vorzunehmen. Beide „Glaubenstypen“ stützen ihren religiösen Glauben aber auf dieselben ja ach so heiligen Bücher der Bibel und des Koran. Und sie haben das Recht dazu, weil unser Grundgesetz ihnen Religionsfreiheit zugesteht.

2. Als Ungläubiger so differenzieren zu müssen, stellt genauso eine Zumutung dar, wie wenn von einem Gegner rechten Denkens und Verhaltens (also einem Demokraten) gefordert würde, er solle zwischen gemäßigtem und fundamentalistischem rechten Gedankengut und entsprechend darauf basierenden Handlungen unterscheiden, wenn ihm doch die gesamte Ideologie völlig zuwider ist. Herr Dawkins schreibt: „Obwohl natürlich immer nur eine kleine Minderheit innerhalb einer Glaubensgemeinschaft gewalttätig oder bösartig wird, tragen die gemäßigten, freundlichen Religionsanhänger – nette Christen, nette Muslime – dazu bei, die Welt zu einem sicheren Ort für Extremisten zu machen.“(1)

3. Man spricht deswegen von gemäßigten Gläubigen, weil sie Texte und Inhalte der Bibel und des Koran, die in besonders krasser Weise den heutigen, seit der Aufklärung entwickelten und gewachsenen Standards kritischer Vernunft und aufgeklärt-humaner Ethik nicht entsprechen und daher keine Leitbildfunktion mehr haben dürf(t)en, in ihrem religiösen Glauben intellektuell unredlich einfach ausblenden oder ethisch verträglich uminterpretieren (glätten).

4. Fundamentalisten sind da im Verhältnis zu den gemäßigt Gläubigen viel ehrlicher, weil das gesamte genuine Schriftgut für sie unverändert und wörtlich als glaubensverbindlich gilt - also auch die archaisch-grausamen Passagen, die nach den heute geltenden humanistischen Standards als ethisch und moralisch verwerflich gelten.

5. Würden sogenannte Christen und Muslime die „Quellentexte Ihres Glaubens“ nicht wörtlich nehmen, so würden sie damit faktisch die „transzendente Macht“, die in ihren Köpfen spukt und der sie sich geistig devot-servil unterworfen haben, desavouieren. Denn wie geglaubt wird, ist der Urheber dieser genuinen Texte diese „Macht“. Es handelt sich somit eigentlich um „Produkte von höchster Authentizität und Qualität“, die nicht mehr weiter „verbessert“ werden können. Wer dennoch daran wie auch immer „herum fummelt“, weicht faktisch von der „Intention ihres Urhebers“ ab und senkt dadurch naturgemäß das „Niveau der Authentizität und Qualität“. Es würden dadurch gewissermaßen Plagiate entstehen.

6. Fundamentalisten nennt man abfällig die religiös Gläubigen, die die angeblich genuin von der „transzendenten Macht“ stammenden Texte wörtlich nehmen. Der Glaube der Fundamentalisten beinhaltet wohl auch die Vorstellung, dass diese „Macht“, so sie denn existieren sollte, sie sicher nicht dereinst dafür verurteilen und bestrafen wird, dass sie alles, was „genuin geschrieben steht“, wörtlich genommen haben.

7. Abgesehen von den Fundamentalisten, die ja nicht viereckig geformt oder tiefrot farbig sind, damit man sie leicht und eindeutig identifizieren könnte, sind sich alle übrigen Gesellschaftsmitglieder darin einig, dass man das religiöse Denken und Verhalten von Fundamentalisten als kontrademokratisch und damit als gesellschaftsschädlich zu betrachten hat und daher nicht tolerieren darf.

8. Bei der Fakten- und Sachlage stellt sich die Frage, warum nicht europaweit oder zumindest in Deutschland gesetzlich aufgelistet wird, welche Bibel- und Koranpassagen einen eindeutig unzeitgemäßen und archaisch-inhumanen Inhalt haben. Gesetzlich müsste dann weiter angeordnet werden, dass derartige Passagen aus Bibel und Koran zu streichen sind, wodurch sie eindeutig nicht mehr von der Religionsfreiheit erfasst sein würden. Da solche Passagen als menschenrechtsfeindlich identifiziert wären, könnte ein Gesetz gegen sie auch nicht irgendwelche Menschenrechte verletzten. Mit einer solchen Maßnahme würde man dem religiösen Fundamentalismus wenigstens formal-offiziell seine Argumentationsbasis einziehen.

9. Bei jedem Neudruck von Bibel und Koran dürften nur noch die Passagen berücksichtigt werden, auf deren Beachtung die gemäßigte Gläubigkeit gestützt wird. Das Problem, was dann bestünde, wäre wohl das, dass die „Glaubenssysteme“ und „Glaubenskonzerne“ nach einer solchen „Kastration“ ihrer Geschäftsbedingungen (in Form des Wegfalls des archaisch-inhumanen Inhaltes von Bibel und Koran) es dann nur noch mit sehr wenig Text von ihnen zu tun hätten. Das wiederum müssten Gläubige eigentlich als angenehm empfinden, weil sie dann nur noch wenig „heiliges Schriftwerk“ zu beachten hätten, was ihren Intellekt (weiter ?) sehr entlasten würde.

10. Im Kontext der letzten beiden Absätze wird, soweit es die Bibel betrifft, auf den wegen seiner kirchenkritischen Ansichten amtskirchlich suspendierten, im In- und Ausland sehr bekannten Theologen, Psychoanalytiker und Schriftsteller Dr. Eugen Drewermann verwiesen, der im Juni 2005 aus der römisch-katholischen Amtskirche austrat. Er schreibt in seinem Buch „Der sechste Tage“, S. 372 wie folgt: „…wieviel Ungeheuerliches an Gewalt, Haß, Sadismus und Rache, an Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit, an rassistischem Fanatismus und borniertem Traditionalismus muß nicht erst aus der Bibel entfernt werden, um den Gott Jesu zu finden !“ Das schreibt ein Mann, der es wohl wissen muss. Und was er bezüglich der Bibel schreibt, könnte auch hinsichtlich des Koran und der mit ihm verknüpften sonstigen Schriften geschrieben werden.

11. Wie es scheint, wäre Herr Dr. Drewermann dafür geeignet, einem Gremium anzugehören, welches die Aufgabe hätte, die Bibel inhaltlich soweit zu entkernen, dass in ihr nur noch die Passagen enthalten wären, die den heutigen, seit der Aufklärung entwickelten und gewachsenen Standards kritischer Vernunft und aufgeklärt-humaner Ethik entsprächen.

12. Sicherlich wäre auch Herr Dawkins als Mitglied für das vorstehend angesprochene Gremium sehr geeignet. Ausweislich seines Buches „Der Gotteswahn“, S. 45, meint er: Der Gott des Alten Testaments ist - das kann man mit Fug und Recht behaupten - die unangenehmste Gestalt in der gesamten Literatur: Er ist eifersüchtig und auch noch stolz darauf; ein kleinlicher, ungerechter, nachtragender Überwachungsfanatiker; ein rachsüchtiger, blutrünstiger ethnischer Säuberer; ein frauenfeindlicher, homophober, rassistischer, Kinder und Völker mordender, ekliger, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, launisch-boshafter Tyrann“.

13. Ungläubige empfinden es als Zumutung, dass die Gott- und Allahgläubigen ständig mit der Behauptung hausieren gehen, dass „ihr“ angeblich existierendes „transzendentes Wesen“ ja so gütig ist und die Menschen über alles liebt, obwohl diese „Megawesen“ offensichtlich aber keinen Handlungsbedarf dahingehend zu sehen scheinen, den gesamten archaisch-inhumanen Inhalt „ihrer“ angeblichen „Offenbarungen“, der ihre Güte und Liebe nicht erkennen lässt und nicht zu stützen scheint, mit sofortiger Wirkung für ungültig zu erklären. Wenn Gott und Allah wirklich existierten, so hätten sie es doch längst feststellen müssen, wie sehr der angeblich „heilige Inhalt“ von Bibel und Koran der Menschheit bisher nur Mord und Totschlag gebracht hat. Dieser Inhalt hat jedenfalls über viele Jahrhunderte hin z. B. nicht dazu geführt, dass die Menschen friedlich miteinander auskommen, umgehen und sich wechselseitig besonders achten.

14. Es ist schon seltsam, dass in heutiger Zeit in den Glaubensszenen bisher nicht wenigstens bei einer Person, die dort als charismatisch gilt, irgendeine „heilige Vision“ aufgetreten ist, die zum Inhalt gehabt hätte, dass Gott und Allah es wünschen, dass nur noch die Passagen in Bibel und Koran Geltung haben sollen, die eine gemäßigte Gläubigkeit gewährleisten.

15. Solange nicht im Sinne der vorstehenden Ausführungen eine Änderung eingetreten ist, kann es Ungläubigen nicht zugemutet werden, dass sie zwischen (äußerlich nicht erkennbaren) gemäßigten und fundamentalistischen Gläubigen differenzieren, zumal eine Differenzierung mit einer wie auch immer gearteten Arbeitsleistung verbunden ist, die sie nicht zu leisten verpflichtet sind. Mögen doch die gemäßigt Gläubigen dafür sorgen, dass der andere „Glaubenstyp“ aus unserem Leben verschwindet, so dass eine Differenzierung überflüssig wird.

Verweis:

(1)http://de.richarddawkins.net/foundation_articles/2014/8/18/richard-dawkins-nette-kirchg-nger-leisten-religi-sem-fundamentalismus-vorschub

Autor: Klarsicht.

 

 

Kommentare

  1. userpic
    Bernd Kammermeier

    Antwort auf #10 von Vailos:
    > Und weiterhin absurd erscheint mir die mangelnde Differenzierung in der Betrachtung der Religionen. Selbst der Monotheismus stellte ursprünglich gesellschaftliche Neuerungen auf, indem er beispielsweise den Striktheiten vergöttlichter, heidnischer Sakralherrscher eine säkulare Gegenidee entgegenstellte.

    Das wäre mir neu, dass der Monotheismus oder irgendeine Religion eine "säkulare Gegenidee" entwickelt habe. Religion ohne Absolutheitsanspruch macht keinen Sinn, weshalb die in der Tat toleranteren polytheistischen Systeme an Bedeutung verloren haben. Der Monotheismus entstand 2500 v.Chr. um ein jüdisches Volk zu initiieren. Da die Mitglieder dieses neuen Volkes (die Stämme Kanaans) schon existierten, konnten strenge Regeln eingeführt werden, die ohne Widerspruch akzeptiert werden mussten, ansonsten drohte der Tod oder die Verbannung (beides in seiner fatalen Wirkung oft gleichzusetzen).

    Das Christentum spaltete sich von dieser strengen Linie ab und war auf "Wildern" in heidnischen Gefilden angewiesen. Daher wurden bestimmte Äußerlichkeiten (Beschneidung, Bekleidungs- und Speisegebote) nicht mehr so streng gehandhabt und mehr in das Symbolhafte verlagert. So waren die "Heiden" leichter von der "neuen" Religion zu überzeugen.

    Der Islam wiederum, der sich abermals von Christentum abspaltete, weil er die Gottessohnschaft Jesu ablehnte, stieß auf weitestgehend christianisierte Landstriche, auch auf der arabischen Halbinsel. Daher wurde hier das Schwert das Mittel der Wahl, da Christen schwerer von den wieder enger gefassten Regeln zu überzeugen waren. Plötzlich sollten sie ihre Kinder wieder beschneiden und Essens- und Bekleidungsvorschriften befolgen, mehr, als im Judentum.

    In keiner Phase war hier eine Säkularisierung im Gespräch, es ging stets um die Alleinherrschaft eines Gottes, der dummerweise und höchst kriegsfördernd nur einmal existieren durfte.

    Der Polytheismus hätte hier eher die Chance auf friedliche Koexistenz zwischen weltlichen Staatslenkern und religiösen Führern gehabt. Nicht umsonst wurden derartige Ideen im alten Griechenland durchdacht. Doch wie auch immer man sich religiös entscheidet, die Gottesvorstellungen stehen dabei immer im Weg, weil sie selbst bei windschnittigster Anpassung an die reale Welt immer noch das Manko eines Gottesglaubens in sich tragen. Und dies ist ein Systemfehler, der nur durch die völlige Ablehnung jedes "höheren Wesens" getilgt werden kann. Schließlich "glauben" alle Vertreter ihrer religiösen Ausrichtung (vom Animismus bis zum Monotheismus), dass ihre verherrlichten Subjekte real seien und richten in der einen oder anderen Weise ihr Leben danach aus - mehr noch, sie zwingen ihren Nachwuchst in die gleichen Bahnen.

    Dies abzulehnen ist der einzig möglich Weg zu einer echten Säkularisierung eines Staates. Die irrationalen, spiritistischen Ansichten über fremde Wesen im Weltraum, die unsere Geschickte lenken, dürfen nur unauffällig im Privaten stattfinden. Dort sind sie genauso schützenswert, wie der Glaube an Feen, Kobolde oder UFOs. Die Schulen müssen hier im Notfall korrigierend eingreifen, damit keine einseitige Indoktrination in der Kindheit geschieht. Und da spielt der Name der irrationalen Vorstellungen keine Rolle. Solange niemand darunter leidet oder jemand in Mitleidenschaft gezogen wird, ist alles tolerierbar. Dann wächst sich der religiöse Wahn aus und die Welt wird sich wesentlich leichter damit tun, eine wirklich humanistische Gesellschaft aufzubauen.

    Antworten

    1. userpic
      ingenion

      Anmerkung zu 1-7:
      Das trifft genau die Sachlage! Eine Differenzierung zwischen "gemäßigten" und "fundamentalistischen" Gläubigen wird heute überall als "politisch korrekt" eingefordert, ist aber - wie an Ihrem Beispiel des rechten Gedankengutes und durch das Zitat von Dawkins überzeugend dargelegt - das Gefährliche an dieser bestenfalls einfältigen, aber überwiegend ignoranten Haltung gerade unserer Politiker (siehe die aktuellen Nachrichten).

      Anmerkung zu 8-9:
      Die hier aufgezeigten Vorschläge halte ich nicht nur für falsch, sondern für extrem kontraproduktiv! Das würde doch eine Aufwertung aller sog. heiligen Bücher bedeuten, und das darf unter keinen Umständen passieren. Der einzige Weg ist doch, ein bedingungsloses Bekenntnis aller Religionsgruppen in unserem Land zu unserer freiheitlich demokratischen (säkularen) Grundordnung und den gültigen Gesetzen nicht nur einzufordern, sondern die entsprechende Umsetzung in allen religiösen Gruppen auch zu überwachen (und bei evtl. Nichtbeachtung oder gegenteiliger Meinungsäußerung zu ahnden).

      Anmerkung zu 10-15:
      Das greift doch alles viel zu kurz. Wie lange hat denn ein Herr Drewermann gebraucht, um aus der Kirche auszutreten? Er ist offensichtlich immer noch so naiv, an eine "guten" Gott zu glauben! Hier hilft kein Gremium irgendwelcher Art, hier hilft allein naturwissenschaftliche Aufklärung bereits in der Grundschule, die Verhinderung jedweder Indoktrinierung in der Schule (im Elternhaus geschieht das ja leider immer noch) und die Entfernung der Religion aus dem öffentlichen und dem politischen Leben!

      Antworten

      1. userpic
        Vailos

        Ich zitiere aus dem Beitrag von "der Skeptiker":
        "Aufgeklärter Humanismus verlangt m.E.n. die Menschen differenziert zu betrachten und als Individuen mit ihren individuell subjektiven Überzeugungen zu verstehen um sich mit ihnen auseinander setzen zu können. Eine undifferenzierte pauschale "Gleichmacherei" wird dem erforderlichen Anspruch an einem Humanisten nicht gerecht."

        Auch wenn der Skeptiker auf etwas anderes hinaus wollte, frage ich mich, ob diese mahnenden und vor allem hellsichtigen Worte wahrgenommen werden.

        Bei der gesamten Diskussion erkenne ich erst einmal nur die gepfefferte Kritik am Monotheismus, die sicherlich ihre Berechtigung hat und mir als Polytheisten nur zu vertraut ist. Für mich und meinesgleichen ist die Vorstellung eines allgemeinen Wahrheitsanspruches einer Gottheit völlig absurd - ein Punkt, der vollkommen mit Nichtreligiösen geteilt wird.
        Absurd erscheint es mir allerdings auch, von den dominanten monotheistischen Religionen unserer Kultur auf sämtliche Religionen dieser Welt zu schließen.

        Und weiterhin absurd erscheint mir die mangelnde Differenzierung in der Betrachtung der Religionen. Selbst der Monotheismus stellte ursprünglich gesellschaftliche Neuerungen auf, indem er beispielsweise den Striktheiten vergöttlichter, heidnischer Sakralherrscher eine säkulare Gegenidee entgegenstellte. Der Monotheismus ist allerdings auch längst nicht das einzige religiöse System auf dieser Welt.

        Man kann einfach nicht aus einer bestehenden Situation heraus auf eine Gesamtheit schließen, dann wird man ungerecht. Und begeht den selben Fehler, den Monotheisten machen. Nämlich Absolutismus, Schwarz-Weiß-Denken und kritikloses Überhöhen persönlicher Glaubensvorstellungen und Überzeugungen über die anderer Menschen. DIE Punkte, die dann meiner Meinung nach zu Extremismus und Gewalt führen.

        Und ich denke, das widerspricht deutlich einem humanistischen Grundgedanken.

        Antworten

        1. userpic
          Klarsicht

          Friedliche Mehrheiten sind für das Problem radikaler Minderheiten irrelevant !

          Aus Gründen der Ausgewogenheit folgt jetzt im Nachgang zu meinem vorhergehenden Kommentar unter obigem Titel ein kritischer Kommentar zum Islam. 

          Sprachtext aus einem Video (Quelle siehe unten).

          Im Video spricht zunächst eine Muslima:

          „Der Friede sei mir euch. Friede euch allen, mein Name ist S. Ahmad. Ich bin Studentin einer amerikanischen Universität. Ich bin hier, um Ihnen eine einfache Frage zu stellen. Ich weiß, dass der Islam und die Muslime hier schlecht dargestellt werden, doch es gibt 1,8 Milliarden Muslime. Es sind mehr als 8 Millionen amerikanische Moslems in diesem Land, die hier nicht repräsentiert werden. Meine Frage ist: Wie sollen wir einen ideologischen Krieg führen mit Waffen ? Wie können wir diesen Krieg je beenden ? Die Dschihad-Ideologie, die Sie erwähnten: Es ist eine Ideologie. Wie können Sie diese Sache überhaupt gewinnen, wenn Sie es nicht ideologisch angehen ?“

          Es antwortet Brigitte Gabriel:

          „Sehr gute Frage ! Ich bin sehr froh, dass Sie hier sind und freue mich, dass Sie das ansprechen, denn es gibt uns die Möglichkeit zur Antwort.Was mich erstaunt, ist: Seitdem wir auf diesem Podium sind, sprechen wir über den Begasi Angriff auf unsere Leute. Nicht einer von uns erwähnte Muslime ! Wir stellen uns gegen den Islam oder beginnen wir Krieg gegen Muslime ? Wir sind hier, um zu diskutieren, wie vier Amerikaner starben und was unsere Regierung tut. Wir sind nicht hier, um Muslime zu verunglimpfen. Sie haben von den ,meisten Muslimen' gesprochen, nicht wir. Aber wenn Sie das schon zur Sprache bringen, erlauben Sie mir, eine Antwort zu geben.

          Es gibt 1,2 Milliarden Muslime in der Welt von heute. Natürlich sind nicht alle von ihnen Radikale. Die Mehrheit sind friedliche Menschen. Der radikale Rest sind schätzungsweise zwischen 15 bis 25 Prozent nach allen Geheimdienstberichten weltweit. Das heißt, 75 Prozent von ihnen sind friedliche Menschen.

          Aber bei 15 bis 25 Prozent der weltweit muslimischen Bevölkerung kommen Sie auf 180.000.000 bis 300.000.000 Menschen, die die Zerstörung der westlichen Zivilisation anstreben. Das sind so viele wie die Bevölkerung der Vereinigten Staaten.

          Also, warum sollten wir uns über die Radikalen 15 bis 25 Prozent Sorgen machen ? Weil es Radikale sind, die töten. Weil es Radikale sind, die Massaker verüben und Menschen enthaupten.

          Wenn man die Geschichte betrachtet, wenn man all die Lehren aus der Geschichte zieht, waren die meisten Deutschen friedlich. Doch die Nazis folgten ihrem Ziel, und in Folge starben 60 Millionen Menschen. Fast 14 Millionen in Konzentrationslagern; 6 Millionen Juden. Die friedliche Mehrheit war irrelevant !

          Wenn Sie in Russland ansehen, waren die meisten Russen auch friedlich. Doch die Russen waren in der Lage, 20 Millionen Menschen zu töten. Die friedliche Mehrheit war irrelevant.

          Wenn Sie etwa China betrachten, waren die meisten Chinesen ebenso friedlich. Doch die Chinesen waren in der Lage, 70 Millionen Menschen zu töten. Die friedliche Mehrheit war irrelevant.

          Wenn Sie vor dem 2. Weltkrieg Japan betrachten, waren auch die meisten Japaner ebenso friedlich. Dennoch war Japan in der Lage, seinen Weg über Südost-Asien zu schlachten, sie töteten  12 Millionen Menschen, meist mit Bajonetten und Schaufeln. Die friedliche Mehrheit war irrelevant.

          Am 11. September in den Vereinigten Staaten hatten wir 2,3 Millionen arabische Muslime in den Vereinigten Staaten. Es bedurfte nur 19 Entführer, 19 Radikaler, Amerika in die Knie zu bringen, das World Trade Center zu zerstören, das Pentagon anzugreifen und fast 3000 Amerikaner an diesem Tag zu töten. Die friedliche Mehrheit war irrelevant.

          So was immer wir über friedlich und moderate der Muslime diskutieren, bin ich froh, dass Sie hier sind, doch wo sind alle anderen, die sich zu Wort melden ?

          Warten Sie mit dem Applaus bis zum Schluss !

          Danke !

          Und da Sie als einzige Muslima hier sind und es darum geht, warum die Regierung ... – ich gehe davon aus, dass Sie Amerikanerin sind ? Sie kommen als amerikanische Bürgerin hier her und fragen etwas über die vier Amerikaner, die ihr Leben verloren haben und was unsere Regierung tut, um das Problem anzugehen. Standen Sie auf, um uns etwas über die friedlichen, moderaten Moslems zu fragen ? Ich wünschte mir, Sie hätten zehn Moslems mitgebracht, um herauszufinden, wie wir unsere Regierung zur Verantwortung bringen können.

          Es wird Zeit, dass wir die POLITICAL CORRECTNESS in den Mülleimer werfen, wo sie hingehört ….“

          Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=ZoKP4HN55y0

          Siehe auch: 

          Der Moderate Islam ist irrelevant:
          https://evidentist.wordpress.com/2014/07/29/der-moderate-islam-ist-irrelevant/

          Wieviel Islam verträgt das Land ?:
          http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/wievielislamvertraegtdasland

          Die schweigende Mehrheit ist irrelevant !:
          http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/dieschweigendemehrheitistirrelevant

          Es grüßt
          Klarsicht

          Antworten

          1. userpic
            Klarsicht

            „Die simple Tatsache ist die: Die Religion muss sterben, damit die Menschheit leben kann.

            Es ist bereits ziemlich spät, um sich noch den Luxus zu erlauben, zentrale Entscheidungen von religiösen Menschen treffen zu lassen; von Irrationalisten - das sind Leute, die keinen Kompas benutzen, um das Schiff des Staates zu lenken. So, wie die das machen, könnten sie genauso gut aus Hühnereingeweiden lesen. [...]
             
            Glaube bedeutet, aus dem Nicht-Nachdenken, eine Tugend zu machen. Das ist nichts, auf das man stolz sein sollte. Und diejenigen, die den Glauben predigen, ihn ermöglichen und erhöhen, sind intellektuelle Sklavenhalter. Sie halten die Menschheit in Unfreiheit, gefesselt von Hirngespinsten und  Unfug, die soviel  Irrsinn und  Zerstörung  hervorgebracht haben.
             
            Religion ist gefährlich, weil sie es Menschen, die nicht alle Antworten haben, erlaubt zu denken, sie hätten sie. […] Die einzige angemessene Haltung, die der Mensch hinsichtlich der großen Fragen haben kann, ist nicht diese arrogante Sicherheit, durch die sich die Religion ,auszeichnet‘, sondern Zweifel. [...]

            Zweifel ist bescheiden. Und genau das muss der Mensch werden, wenn man bedenkt, dass die Geschichte der Menschheit eine lange Liste von Ereignissen ist, die komplett ,in die Hose gegangen sind‘. [...]

            Und deswegen müssen sich jetzt vernünftige Menschen - Antireligiöse - furchtlos der Öffentlichkeit stellen, sich outen und ihrer Meinung Geltung verschaffen. Und diejenigen, die sich für nur gemäßigt religiös halten, sollten einmal gründlich in sich gehen und erkennen, dass der Trost und die Ermutigung, die Religion einem bietet, einen schrecklichen Preis hat. [...]

            Wenn Sie einer politischen Partei oder einem Verein angehören, der mit soviel Bigotterie, Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Gewalt und schierer Ignoranz behaftet wäre, wie Religion, würden Sie protestierend austreten. Wenn Sie das nicht tun, sind Sie ein Komplize, eine Maffiabraut für die wahren Teufel des Extremismis, die ihre Legitimität aus Milliarden von Mitläufern beziehen. […]

            Werdet erwachsen oder geht unter !“ 

            Quelle: Religulous 10 von 10 (deutsch) - Bill Maher:
            http://www.youtube.com/watch?v=AlOlVNmsfQo

            Es grüßt
            Klarsicht

            Antworten

            1. userpic
              derSkeptiker

              Die Welt ist nicht digital (schwarz/weiß)- und individuelle Glaubensinhalte sind es ebenso wenig.

              Aufgeklärter Humanismus verlangt m.E.n. die Menschen differenziert zu betrachten und als Individuen mit ihren individuell subjektiven Überzeugungen zu verstehen um sich mit ihnen auseinander setzen zu können. Eine undifferenzierte pauschale "Gleichmacherei" wird dem erforderlichen Anspruch an einem Humanisten nicht gerecht. Zwischen Fundamentalisten und "Gemäßigten" zu differenzieren ist keine Zumutung sondern eine blanke Selbstverständlichkeit.

              Das hat nichts damit zu tun, dass auch gemäßigte Religiosität kritisch beurteilt werden kann (gerne auch: soll).

              Antworten

              1. userpic
                Klarsicht

                Während der „Nazi-Zeit“, von der sich viele sensible Menschen wünschen, dass es sie nie gegeben hätte, manche ihr gegenüber aber auch gefährlicherweise so tun, als ob es sie nicht gegeben hat, war es Gesetz, dass Juden im öffentlichen Raum für jedermann sichtbar an ihrer Kleidung einen gelben Stern zu tragen hatten. Juden waren also gezwungen, sich mit dem Stern selbst negativ zu stigmatisieren.

                Im Gegensatz zu der „Nazi-Zeit“ stigmatisieren sich viele Menschen heute freiwillig selbst, indem sie sich z. B. haben piercen oder tätowieren lassen, ein Kreuz um den Hals hängen haben, ein Nikab, Hidschab, Tschador, eine weiße oder schwarze Strickmütze (Chachia), einen Vollbart oder ein Kleidungsstück tragen, das einem Nachthemd ähnelt.

                Oft handelt es sich in heutiger Zeit bei den Zeichen der (positiven) Stigmatisierung um solche mit religiösen Hintergrund, so dass man es als Ungläubiger einfach hat, unter den Mitmenschen jene zu identifizieren, die gläubig sind. Leider weist diese Stigmatisierung nicht sicher erkennbar aus, ob man es als Ungläubiger mit einem gemäßigt oder gefährlich fundamentalistisch gläubigen Mitmenschen zu tun hat. Diese Tatsache führt bei mir dazu, dass ich es möglichst vermeide, mit solchen Mitmenschen näher in Kontakt zu treten, was natürlich ein Verhalten ist, was manche sicher verurteilen und das auch nicht ständig durchzuhalten ist/wäre.

                Mitmenschen, die gläubig sind, aber darauf verzichten, ihre Gläubigkeit nach außen sichtbar zu machen, sind wohl solche, die man der Kategorie der gemäßigt Gläubigen zuordnen kann. Ihnen gegenüber hätte ich zunächst keine Berührungsängste.

                Es grüßt
                Klarsicht

                Antworten

                1. userpic
                  marstal08

                  In meinem sozialen Umfeld wird jeder religöse Glaube als lächerlich und meistens verachtenswert empfunden - ich kenne das nicht anders und kann mir eine andere Sichtweise kaum vorstellen.

                  Aber aus praktischen Gründen muss natürlich zwischen harmlosen Irren und gemeingefährlichen Irren unterschieden werden: Eine Siedlung der Amish fand ich sehr interessant und in mancher Hinsicht geradezu liebenswert, aber ein in islamisches Land würde ich niemals zu reisen wagen.

                  marstal08

                  Antworten

                  1. userpic
                    Spriggan

                    Ich sehe das Thema dem Threadsteller sehr ähnlich.
                    Da ich selbst im Fundamentalismus aufgewachsen bin und genau die Denkweise sowohl der Fundamentalisten als auch der gemäßigten kenne (Jehovas Zeuge ich, und in der Schule alle Katholiken oder Evangelische "Gegner") sehe ich mittlerweile nur einen Faktor in all den Sachen.
                    Es geht mir nicht darum, ob jemand ein wenig glaubt oder streng nach der Bibel/Koran lebt. Es geht für mich um was viel entscheideneres und was mich am meisten stört im schizophrenen Verhalten der Gläubigen.

                    So gut wie jede Religion glaubt daran, dass alle Ungläubigen in der Hölle landen (bei den Jehovas Zeugen ist es der endgültige Tod - also man ist tot wie man tot nur sein kann). Da man dieser Religion Gehör schenkt und diesen Gott als "gut" definiert und voller "Nächstenliebe", nimmt man auch billigend in Kauf, dass wir Andersgläubigen oder Ungläubigen in die Hölle kommen. Es ist sozusagen die Mittäterschaft an Millionenfachem Mord und man macht da einfach mit, weil man den Führer-Gott für besonders weise und klug hält und gerecht natürlich - anstatt mal selbst nachzudenken, ob das richtig ist. Ich persönlich führe dann bei so einer Diskussion immer an, dass ziemlich viele Leute in der Hölle landen und Satan sicher nicht so doof ist und all die Leute quält, sondern eine riesige Armee aufbaut um gegen die paar super-reinen die in den Himmel kommen in den Krieg zu ziehen, aber das ist für viele nicht so ganz klar, dass Satan auch - laut Koran und Bibel - Intelligenz besitzt.

                    Ich persönlich sehe einen Gläubigen schon - ob Fundamentalist oder nur Halbherzig - als einen Menschen an, der nach jedem großen Kriegsverbrechen gesagt hätte: "Ich wusste ja nicht, dass das passiert!" Für mich ist das keine Ausrede. Wenn ich irgendwo unterschreibe, dann bin ich mitdabei, und bin Teil des Systems. Wenn ich mich damit nicht befasse, dann bin ich vor jedem weltlichen (und wahrscheinlich auch pseudo-göttlichem Gericht) schuldig! Unwissen schützt vor Strafe nicht.

                    Ich hoffe, dass mehr Menschen sich mal wirklich mit Religion befassen und dem was sie vertreten. Wenn ich dann höre von einem Mann über 70, dass der Islam doch toll sei, weil die wenigstens jede Woche einmal in die Moschee gehen, dann frage ich mich wirklich wo die Prioritäten für manche liegen was einen Menschen zu einem "guten" Menschen machen. Scheinbar bei vielen eben im Kirchgang und alle anderen die nicht gehen, die haben die Hölle verdient.

                    Antworten

                    1. userpic
                      Joerg Middendorf

                      Nein, sind sie nicht. Und zwar deshalb nicht, weil der Fehler im Glaubenssystem selbst liegt, das eben mehrdeutig ist und sowohl gemäßigt als auch fundamentalistisch interpretierbar ist, womit ja gerade ein dem Glaubenssystem immanentes Problem aufgezeigt ist. Der eine glaubt gemäßigter, der andere fundamentalistischer. Es bleibt aber ein und dasselbe Glaubenssystem.
                      Die Glaubenden meinen zu wissen. Aber das Wissen stellt sich einer rationalen Beurteilung. Es gibt kein gemäßigtes oder fundamentalistisches Wissen, es gibt Kriterien der Wahrheit wie Verifikation und Falsifikation.
                      Daneben ist ein "religiös Ungläubiger" gegenüber den religiös Gläubigen zu nichts verpflichtet.
                      Auch die Medien stehen gegenüber dem religiösen Establishment in keiner Pflicht, leider verhalten sie sich aber so. Was Bischöfe auf Bischofskonferenzen sagen oder beschliessen, ruft in mir allenfalls ein müdes Gähnen hervor.

                      Antworten

                      1. userpic
                        Bernd Kammermeier

                        Aus meiner Sicht ist die Sache noch viel komplizierter - oder mit ein wenig Goodwill ganz einfach. Denn es gibt nicht "den" Fundamentalisten und "den" Leichtgläubigen, pardon, Gläubigen light... Es gibt mangels wirklich verbindlicher Standards ein schier unübersehbares Spektrum innerhalb der Gläubigenszene. Jeder bastelt sich seinen Gott, seine Kirche und seine Bibel/Koraninterpretation, wie es ihm beliebt. Dies ist ein Ergebnis der Religionsfreiheit. Nur in einem sind sie sich einig: Die Ungläubigen haben grundsätzlich Unrecht, weil die den Kontext nicht verstehen, weil sie alles immer nur aus dem Zusammenhang reißen.

                        Das macht Diskussionen mit Gläubigen so schwer, fast unmöglich. Ganz schlimm wird es - wie jetzt gerade am Wochenende passiert -, wenn ein Gläubiger gegen Kirche und alle Institutionen ist, aber "sein Ding" direkt mit Gott ausmacht und dieser dann derart weichgespült wurde, dass er gar keinen erkennbaren Bezug mehr zu heiligen Texten hat. Da ist Hopfen und Malz verloren, weil man keinen Anknüpfungspunkt findet, diese Irrationalität zu korrigieren. Er argumentierte eigentlich die ganze Zeit mit: "Na, man weiß halt nichts Definitives - wie das Universum, die Erde, das Leben entstand, ob es ein Jenseits/Leben nach dem Tod gibt." Nur dass Jesus gelebt und wie in der Bibel beschrieben gewirkt hat, davon war er absolut überzeugt.

                        Natürlich wäre eine Welt voller solcher "Gläubiger" ein sicherer Ort, als voller IS-Dschihadisten. Aber wie von Klarsicht richtig ausgeführt bilden diese Gläubigen light den Nährboden für Fundamentalisten. In einem durch und durch von der Demokratie überzeugten, deutschen Volk hätten es Hitler und Konsorten auch schwerer gehabt, ihre Ideologie zur Staatsideologie zu machen.

                        Hier setze ich übrigens gerne an, indem ich den "harmlosen" Gläubigen ihre Verantwortung bewusst mache.

                        Die Kürzung heiliger Schriften zu Faltblättern macht - so schön der Gedanke ist, gar mit gesetzlicher Regelung - keinen Sinn. Denn da entstünde sofort ein neues Feindbild: "Der böse Staat will uns die Bibel, den Koran kaputtmachen - jetzt erst Recht!!!" Es sind ja auch zu viele Kopien im Umlauf, als dass dies irgendjemand kümmern würde. Und gegen gesetzlich verbotene Passagen würden die
                        Theologen Sturm laufen, weil man ihnen ja ihren schönen Kontext kaputtredigieren würde. Selbst, wenn der Theologe eher historisch-kritisch an die Bibel herangeht. Denn - auch die Position kenne ich zur Genüge - sagen ja viele Theologen heute, die Bibel sei nicht wörtlich zu verstehen, sondern habe Gleichnischarakter, ja, sie sei in vielen Punkten historisch falsch und sowieso nicht wörtlich gemeint. Hier würde ein Verbot oder zwanghafte Kürzung nichts bewirken, außer dass die Gläubigen noch dichter zusammenrücken, da sie sich nun offen sichtbar - was ja auch gerne aus Bibel und Koran zitiert wird - in Gefahr durch Ungläubige befinden, die sie bewusst täuschen wollen. Damit wären wir quasi die Teufel, die Gottes Wort aus der Welt schaffen wollen, um Satans Reich zu ermöglichen.

                        Allerdings könnte Aufklärung helfen. Zum Beispiel über semantische Untersuchungen der Bibeltexte, wie von Friedman. Hier können die einzelnen Quellen einander zugeordnet werden und es zeigt sich, dass es mehrere Gottesbilder gibt, die im AT der Bibel vereint wurden, ohne charakterlich angeglichen worden zu sein. Hauptunterschied: Der "gerechte Gott" und der "barmherzige Gott". Beide kommen nie zusammen vor und die Autoren der "Gerechtigkeitsfraktion" glaubten an einen Gott, der in letzter Konsequenz keine Kirchen, Priester oder Theologen braucht, weil er ja von sich aus als wesentliche Eigenschaft gerecht ist. D.h. Gott würde in diesem Fall selbst ohne fremde Beeinflussung entscheiden, ob jemand in die Hölle oder in den Himmel kommt. Die Autoren der "Barmherzigkeitsfraktion" indes suggerieren die Notwendigkeit eines ausgebauten Klerus, der jetzt dank seiner fachlichen Kompetenz imstande ist, Gott gnädig oder barmherzig zu stimmen (Die Beliebigkeit der Barmherzigkeit). Dafür brauchen die Priester Opfergaben, von denen sie rein zufällig auch noch gut leben können. Wer die treibende Kraft hinter letzterem Konzept war, kann man sich ohne viel Fantasie leicht ausmalen.

                        Wenn allein diese unterschiedlichen Gottesbilder deutlicher dargestellt würden (ich arbeite gerade an einem Buch zu dem Thema), dann würden sich Gläubige nicht winden und entziehen können, denn dies ist ja gerade das Ergebnis ihrer GESAMTEN Bibel. Und jetzt würde auch deutlich, wie Rosinenpickerei funktioniert: Nicht beliebige Stellen werden gepickt ("milde" Stellen greift hier zu kurz), sondern je nach Gusto z.B. die des gerechten Gottes oder des barmherzigen Gottes. Hier müsste auch einem streng Gläubigen klar werden, dass es nicht DEN einen Gott gibt (weil sie sich konzeptionell widersprechen), sondern dass die verschiedenen Autoren der Bibel entweder mit verschiedenen Göttern in Kontakt waren (das wäre das Ende des Monotheismus) oder dass sie sich verschiedene Götter ausgedacht haben (das wäre das Ende der abrahamitischen Religionen). Aus dieser Nummer kämen sie nur heraus, wenn sie die semantische Forschung an den Bibeltexten für falsch hielten, die die Ergebnisse sind so überzeugend, dass ich getrost einem so argumentierenden Gläubigen die Fähigkeit zum rationalen Denken absprechen oder ihm andere, boshafte Motive unterstellen könnte.

                        Fazit: Gerade die Gesamtheit der "heiligen" Schriften macht sie angreifbar, unabhängig, ob man Gottes Existenz anzweifelt oder nicht. Ein rosinengepicktes Faltblatt würde erstens Widerstand in Gläubigenkreisen - mit wechselseitiger Solidarisierung - hervorrufen und zweitens den Glauben an sich sogar festigen, weil der Rest ja gut klingt. Dies könnte der Entwicklung einer wahrhaft humanistischen Welt entgegenstehen, weil selbst die leckersten Rosinen einem bronzezeitlichen Geisterglauben entstammen und damit dem Wunsch nach Irrationalität Vorschub leisten...

                        Antworten

                        1. userpic
                          Joseph Wolsing

                          Das Problem ist doch, dass tatsächlich zwischen gemäßigten Gläubigen und Fundamentalisten unterschieden werden muss. Es handelt sich dabei ja um Personen. Allerdings ist die Ablehnung der Kritik an den Glaubensinhalten und vor allem an der oben beschriebenen inkonsistenten Interpretation der sog. heiligen Schriften eine arge Belastung intellektueller Duldsamkeit. Schon die Tatsache, dass man häufig auf die beiden unterschiedlichen Testamente verwiesen wird ist eine Beleidigung des Versandes: Musste Gott, ein allmächtiges Wesen tatsächlich eine 2.0 Version der "wichtigsten Botschaft an seine Schöpfung den Menschen" verfassen? War es richtig dies in Form des Wortes zu tun? Und weshalb in Galiläa vor 2000 Jahren? All diese Fragen dürfen auch liberalen Gläubigen nicht ernsthaft gestellt werden, was deren Kritikfähigkeit, Redlichkeit und Denkvermögen doch in einem seltsamen Licht erscheinen lässt.

                          Die angebliche Authentizität der "heiligen Schriften" lässt freilich eine Neuinterpretation derselben grundsätzlich nicht zu und vor dem Hintergrund, dass diese noch immer ein Instrument fundamentaler Macht für all jene Vertreter der Religionen sind, die vorgeben ein noch engeres Verhältnis zu ihrem Gott zu haben, als es der durchschnittliche Gläubige haben kann darstellen, ist diese im Grunde auch nicht erwünscht. Egal ob Klerus wie in der katholischen Kirche, oder nur die jeweiligen unabhängigen Vorsteher kleinerer Gemeinden wie im Islam, alle die solche Macht inne haben, kleben an ihr wie Harz an den Fingern.

                          Andererseits, wollen die aufgeklärten Bürger und Bürgerinnen eine Veränderung ist der Diskurs unerlässlich und um diesen überhaupt erreichen zu können, eine Unterscheidung zwischen Bomben legenden und Menschen enthauptenden Dschihadisten, extrem konservativen Vertretern der jeweiligen Religionen, die sich nur die Hände nicht schmutzig machen wollen und der überwiegenden Mehrheit der Glaubensanhänger, die - bis auf ihren Aberglauben -. im Grunde bereits in der Jetztzeit angekommen sind. Da man aber nicht für andere Denken kann, gilt es, diese Mehrheit dazu zu bewegen, ihre religiösen Vorstellungen selbst zu hinterfragen. Nur so lässt sich das Maß reduzieren, in dem zukünftig Kinder religiös indoktriniert werden, bevor sie ein Alter erreichen, in dem sie derartiges selbständig hinterfragen können. Das ist der Weg religiösen Unsinn in der Welt einzudämmen, vermutlich der einzige.

                          Antworten

                          Neuer Kommentar

                          (Mögliche Formatierungen**dies** für fett; _dies_ für kursiv und [dies](http://de.richarddawkins.net) für einen Link)

                          Ich möchte bei Antworten zu meinen Kommentaren benachrichtigt werden.

                          * Eingabe erforderlich