Susannchen glaubt nicht alles

Andrea Walter (geboren 1980) ist Bloggerin und freie Autorin. Mit „Susannchen glaubt nicht alles“ schrieb sie ihr Kinderbuch-Debut.

Susannchen glaubt nicht alles

Die in Österreich lebende, ausgebildete Pädagogin und zweifache Mutter ist Mitglied der Skeptikerbewegung sowie Unterstützerin des „Informationsnetzwerk Homöopathie“. Sie illustriert die zugehörige Aufklärungsseite für Eltern „Susannchen braucht keine Globuli“. Als Gründerin der Initiative „Kein Gewerbeschein für Humbug – Wissenschaft als Maßstab“ engagiert sie sich ehrenamtlich für Esoterik-Geschädigte.

Vorwort

Menschen sind irrational. Das gehört dazu, das geht auch nicht weg. Soll es auch nicht, denn wenn wir immer nur absolut und vollständig vernünftig wären, wären wir keine Menschen mehr. Wir brauchen unsere Fantasiewelten, unsere unlogischen Entscheidungen und unsere oft wirre und spontane Kreativität, um unser volles Potential entfalten zu können. Das heißt aber nicht, dass wir die Vernunft nicht ebenso dringend brauchen!

Wenn die Irrationalität überhand nimmt, dann hat nämlich auch niemand etwas davon. Manche Ideen und Ideologie sind nicht einfach nur unvernünftig, sie sind auch gefährlich. Jahrhundertelang haben wir uns große Mühe gegeben, die Welt zu verstehen und dabei eine umfangreiche Sammlung wissenschaftlicher Erkenntnisse gefunden. Wissen, das wir keinesfalls ignorieren sollten. Denn es ist genau dieses Wissen, das uns ein so angenehmes Leben in unserer modernen Welt ermöglicht.

Wir leben länger und gesünder als unsere Vorfahren, weil uns die Medizin Methoden zur Verfügung gestellt hat, mit der wir Krankheiten erkennen und heilen können. Wir haben die grundlegenden Bausteine der Materie erforscht und mit diesem Wissen Computer, Smartphones und den Rest der so praktischen Kommunikationstechnologie konstruiert. Wir haben gelernt die Möglichkeiten zu nutzen, die uns der Weltraum bietet und haben eine Flotte von Satelliten und Raumfahrzeugen ins All geschickt, die uns nicht nur bei so profanen und enorm praktischen Dingen wie der Wettervorhersage unterstützt, sondern auch dabei hilft, die fundamentalen Fragen zu beantworten: Wie ist alles entstanden? Wie wird alles enden? Wo liegt unser Ursprung? Wie entstand das Leben? Sind wir alleine oder gibt es noch andere Lebewesen dort draußen?

Unsere Vernunft und unsere Fähigkeit, objektive Erkenntnisse über die Welt zu erlangen, brauchen wir vor allem, um die Fehler auszugleichen, die wir unserer Unvernunft verdanken. All die Probleme die wir uns in der Vergangenheit selbst geschaffen haben – Umweltverschmutzung, Klimawandel, Überbevölkerung, Armut, Krieg, etc. – können wir in der Zukunft nur durch den gezielten Einsatz vernünftiger Strategien lösen. Und es ist daher umso wichtiger, die kommenden Generationen nicht der Irrationalität von Esoterik und Pseudowissenschaft zu überlassen!

Homöopathie, Astrologie, Aberglaube, Wunderheilung, Chemtrails, Verschwörungstheorien - unsere Welt ist voll von absurden und irrationalen Gedankenwelten und Vorstellungen. Sie ist es schon seit langer Zeit und sie wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft sein. Der Unsinn wird nicht einfach so verschwinden, aber man kann sich bemühen, ihm die Vernunft entgegenzusetzen.

Irrationalität mit rationalen Gedanken zu begegnen, ist naturgemäß paradox. Die Unvernunft ist ja gerade deswegen unvernünftig, weil sie vernünftigen Argumenten und logischen Schlüssen nicht zugänglich ist! An Homöopathie, Astrologie & Co. muss man glauben und glauben tut man immer dann, wenn Wissen nicht vorhanden ist oder ignoriert wird. Glaube kann nicht wegargumentiert werden, egal wie rational die Argumente sind und Fakten haben noch kaum eine Verschwörungstheorie zu Fall gebracht.
Dort aber, wo das Wissen und die Vernunft eine ausreichend große Basis geschaffen haben, können irrationale Ideologien gar nicht erst Fuß fassen! Die beste Strategie gegen Esoterik und Pseudowissenschaft besteht also in der Vermittlung von Wissenschaft und der Anleitung zum selbstständigen und logischen Denken. So früh wie möglich!

Kinder sind leicht zu beeinflussen. Sie vertrauen Erwachsenen und wenn diese ihnen Unsinn erzählen, setzt er sich in den jungen Köpfen fest. Kinder sind allerdings auch geborene Forscher. Sie wollen die Welt verstehen und haben keinerlei Hemmungen, Fragen über alles Mögliche zu stellen. Und wenn ein Kind fragt, sollte man als Erwachsener vor allem eines tun: Die Frage ernst nehmen, egal ob man selbst eine Antwort weiß oder nicht. „Frag nicht so blöd“ ist keine Antwort sondern ein kaum wieder gutzumachender Schlag gegen die kindliche Neugier. Wenn Kinderfragen einfach abgeschmettert werden, dann gewöhnen sich die Kinder das Fragen irgendwann ab. Und nicht nur das Fragen, sondern auch das Nachfragen und das Nachdenken. An deren Stelle treten dann irgendwann Irrationalität und unkritischer Glaube an die nächstbesten esoterischen Ideologien, die schnelle Antworten auf komplexe Fragen versprechen.

Natürlich gibt es nicht auf jede Kinderfrage eine Antwort und wenn es sie gibt, dann kennt man sie vielleicht nicht. Aber es spricht nichts dagegen, das den Kindern auch zu sagen.

„Das weiß ich nicht“ ist eine viel bessere Antwort als „Geh mir nicht auf die Nerven und frag nicht so blöd“, vor allem wenn darauf der Satz „Lass uns doch probieren die Antwort gemeinsam herauszufinden!“ folgt. Möglichkeiten dazu gibt es genug. Man kann Museen besuchen, Vorträge anhören und die vielfältigen Bildungsangebote des Internets nutzen. Und es gibt immer noch die Bücher! Ob in Bibliotheken oder Buchläden: Kindgerechte Wissensvermittlung findet man überall. Und in ihnen vielleicht die Antwort auf die gestellten Frage.

Auf der Suche nach Antworten sollte man Kinder aber auch nicht alleine lassen. Wissenschaft braucht Kommunikation und das gilt noch viel mehr für ihre Vermittlung. Neue Antworten führen zu neuen Fragen und neuen Gesprächen.

Kinder wollen wissen und sie verdienen Wissen. Echtes Wissen, denn nur dadurch erhalten sie eine Grundlage, die sie später zu selbstständigem und kritischem Denken ermöglicht. Es ist nicht möglich, all die Unvernunft unserer Welt von ihnen fernzuhalten und es ist vielleicht nicht einmal sinnvoll. Immerhin ist es die Welt, in der sie leben und aufwachsen. Diese Welt lässt sich nicht verstecken. Besser also, man benutzt sie als Ausgangspunkt bei der Vermittlung echten Wissens und als Anlass, um den Kindern die Grundlagen des kritischen Denkens nahezubringen.

Beginnen kann man dabei am besten mit diesem Buch. Es vermittelt eine wichtige Botschaft: Man muss nicht alles glauben. Man kann viele Dinge auch wissen. Und Wissen macht einfach viel mehr Spaß.

Ihr Dr. Florian Freistetter
Jena, August 2016

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