Für das „Böse im religiösen Sinne“ ist nicht die Nutzung der Willensfreiheit die Ursache !

 

Zumindest die „Mitglieder der Klerikerzunft“ aller drei Buchreligionen (Juden- und Christentum sowie Islam) waren kontinuierlich durch die jeweilige Geschichte dieser Religionen hindurch dabei und sind es auch heute noch, uns einzureden, dass wir durch eine „transzendente Macht geschaffen“ und von ihr u. a. mit einer Willensfreiheit ausgestattet wurden. Die Willensfreiheit üben wir durch unser Denken, Handeln, Unterlassen, Verhalten, unsere Schrift und durch unsere Sprache aus. Fraglich ist es dabei, ob wir denn objektiv wirklich so frei sind, wie wir subjektiv glauben, es zu sein ? In der Wissenschaft hat sich inzwischen zumindest der Verdacht entwickelt, dass es so sein könnte, dass wir nicht „Herr im eigenen Haus“ sind.

 

Die abstrakte Fähigkeit, unseren Willen mehr oder weniger frei bilden und ihn dann durch unser Denken, Handeln, Unterlassen, Verhalten, unsere Schrift und durch unsere Sprache konkret ausüben zu können, führt zwangsläufig zu der Grundfrage, worauf unser Wille in der Realität eigentlich gerichtet sein kann ? Welche(r) Substanz/Gegenstand bildet den Willensinhalt, die/der dann mithilfe unseres Denkens, Handelns, Unterlassens, Verhaltens, unserer Schrift und unserer Sprache wie auch immer und in was auch immer umzusetzen wäre ?

 

Unser Wille kann sich nur mit dem befassen, was die Natur an Möglichkeiten geschaffen und zu bieten hat. Es ist eine triviale Erkenntnis, dass sie ein schier unerschöpfliches und wohl kaum irgendwann endgültig überschaubares Angebot von Möglichkeiten für „ihre Geschöpfe zur Verfügung gestellt hat“.

 

Im religiösen Kontext - um ihn soll es nachfolgend allein gehen - behaupten die „Mitglieder der Klerikerzunft“, dass das „transzendente Wesen“, was in ihren und den Köpfen ihrer Glaubensgefolgschaft spukt, auch der „Produzent“ dieser vielfältigen Möglichkeiten gewesen sei.

 

Nehmen wir freundlicherweise einmal für einen Augenblick an, dass das stimmt, was die Kleriker behaupten, dann ist die Fakten- und Sachlage nicht die, dass das angeblich „göttliche Geschenk“ der Willensfreiheit die Ursache dafür ist, dass wir im religiösen Sinne „Sünder“ wurden oder werden können, sondern es ist das überaus umfängliche Angebot von Möglichkeiten, die die „transzendente Macht“ angeblich zur „Auswahl“ geschaffen hat, unter denen sich leider auch viele befinden, die nach „religiösem Werturteil“ als „böse“ und „sündhaft“ gelten, auf die wir deswegen auf keinen Fall auf dem Wege über unseren Willen mit unserem Denken, Handeln, Unterlassen, Verhalten, unserer Schrift und unserer Sprache „zugreifen“ sollten.

 

Die „transzendente Macht“ hatte angeblich schon in eisgrauer biblischer Vergangenheit eine „schlechte Erfahrung“ mit den ersten Geschöpfen, die Sie angeblich „geschaffen“ hatte, gemacht. Sie musste nämlich feststellen, dass Sie sich nicht darauf verlassen kann, dass „Ihre Geschöpfe“ sich mit ihrem Willen nur auf die Möglichkeiten beschränkten, die Sie zur „Auswahl“ freigegeben hatte.

 

Wäre denn der Wille dieser Geschöpfe nicht als frei zu bezeichnen gewesen, wenn die „transzendente Macht“ keinen „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ gepflanzt und es ihnen nicht unter Androhung der Todesstrafe verboten hätte, von ihm zu essen ? Natürlich nicht ! Dadurch, dass etwas nicht existiert, kann die Willensfreiheit nicht betroffen sein.

 

Die „transzendente Macht“ erwies sich als erfahrungsrestistent, denn obwohl Sie mit Ihren ersten Geschöpfen die beschriebene „schlechte Erfahrung“ gemacht hatte, änderte Sie nichts an den Möglichkeiten, die Sie ursprünglich zur „Auswahl“ geschaffen hatte. Aufgrund dessen kam es dazu, dass Sie eine zweite „schlechte Erfahrung“ machen musste, weil „Ihre weiteren Geschöpfe“ mit ihrem Willen viel zu oft auf Möglichkeiten zugriffen, die man im biblischen/kulturellen Sinne als „böse“ und „sündhaft“ klassifiziert hatte. Darüber waren die Verärgerung und der Zorn der „transzenten Macht“ groß, so dass Sie kurzerhand bis auf ein paar Ausnahmen alle „Ihre Geschöpfe“ mithilfe einer großen Wasserflut ermordete. Solche Radikallösungen liebte diese „Macht“ offenbar, weil Sie mehrfach so handelte.

 

Auch gegenüber den Geschöpfen, die die „transzendente Macht“ nach der Wasserflut „neu geschaffen“ hatte und bis heute kontinuierlich „neu erschafft“, blieb Sie erfahrungsresistent, obwohl Sie eigentlich erkannt haben muss, dass diese Geschöpfe keine qualitative Verbesserung gegenüber den durch die Wasserflut ermordeten Geschöpfen darstellen. Sie änderte wiederum nichts an den exorbitant vielen Möglichkeiten, die Sie angeblich ursprünglich „geschaffen“ haben soll.

 

Eine Änderung könnte darin bestehen, dass Sie aus Ihrem „Angebot der Möglichkeiten“ alle jene eliminiert, bei denen bei einem Zugriff auf sie das „Böse“ oder die „Sünde“ in die Welt gesetzt wird. Die „transzendente Macht“ könnte doch das ursprüngliche „Angebot der Möglichkeiten“ solange filtern, bis nur noch die Möglichkeiten vorhanden sind, durch deren Auswahl nie mehr das „Böse“ oder die „Sünde“ in die Welt kommen kann. Dadurch, dass die „schlechten Möglichkeiten“ (z. B. Mord, Diebstahl, Ehebruch, Krieg, Neid usw.) nicht mehr existierten, würde die Willensfreiheit von uns in keiner Weise eingeschränkt, zumal dann nicht, wenn die „transzendente Macht“ zusätzlich dafür sorgen würde, dass wir von solchen Möglichkeiten nichts mehr wüssten.

 

Was machte die „transzendente Macht“ stattdessen ? Sie setzte angeblich durch Mose die 10 Gebote in die Welt, worauf man in religiösen Kreisen so stolz ist, sie zu haben. Wir wir wissen, konnten sie das Problem, dass das „Böse“ oder die „Sünde“ im religiösen Sinne immer wieder auftritt, nicht lösen. Im Gegenteil, die Unfähigkeit der „transzendenten Macht“ führte schließlich dazu, dass Sie sich angeblich vor 2000 Jahren dazu gezwungen sah, sich als Sohn Ihrer selbst auf die Erde zu begeben und sich dann nach dem damals üblichen grausamen Strafritus ermorden zu lassen.

 

Auch dieser hilflose und makabere Versuch der „transzendenten Macht“, darauf hinzuwirken, dass man aus Ihrem ursprünglichen und immer noch gültigen „Angebot der Möglichkeiten“ doch bitte nur die auswählen sollte, von denen man glaubt, sie seinen „unproblematisch“, blieb bis in die Gegenwart völlig erfolglos.

 

Die Fans der angeblich existierenden „transzendenten Macht“ sollten endlich erkennen, dass Sie „nichts auf den Kasten hat“ und sich daher sinnvolleren Dingen zuwenden, als zu Ihr zu beten und/ oder vor Ihr auf den Knien herumzurutschen.

 

Autor: Klarsicht.

 

 

 

 



 


 

 

 

Kommentare

  1. userpic
    Joerg Middendorf

    Wenn die Gläubigen meinen, dass eine transzendente Macht die Willensfreiheit geschaffen hat, so stellt sich die Frage, wie diese Gläubigen mit dem Widerspruch leben, ihre Willensfreiheit nicht konsequent auszuleben.
    Was bedeutet, die eigene freiheitliche und existenzielle Subjektivität zu respektieren - bis zum Alleinsein. Was wiederum heißt, sich von einem die Willensfreiheit einschränkenden Glauben einer großen Gruppe, die das einzelne Individuum infiltriert und unfrei macht, loszusagen.
    Glaube und Willensfreiheit stehen sich diametral entgegen.

    Die Evolution hat offenbar eine Sorte menschlicher Spezies geschaffen, die besonders erfolgreich ist. Letztlich handelt es sich bei der Religion um ein Phänomen, das zeigt, dass die Wahrheit von Informationen keine Rolle spielt, wenn diese Informationen nur für wahr gehalten werden. Wobei dieses massenweise Fürwahrhalten sogar dazu führt, zu meinen, im Besitz der tatsächlichen Wahrheit zu sein.
    Die Evolution selbst hat also ganz raffinierte Mechanismen geschaffen, durch die sehr große Gruppen erfolgreich sein können. Nämlich, wie Nietzsche richtig gesehen hat, die Schwachen, Dummen und Unwissenschaftlichen, die den Glauben im Sinne ihres Überlebenskonzeptes höher halten müssen als alles andere. Die eigene Schwäche wird durch die Illusion eines zur Seite stehenden transzendenten, allwissenden und allmächtigen Wesens kompensiert, verlagert und verleugnet. Starke willensfreie Menschen werden von diesen Gläubigen als ungläubig diskreditiert.
    Darauf kann es von Seiten der Starken nur eine Antwort geben: Der starke wissenschaftliche willensfreie Mensch, dessen Wille so stark und mitleidslos ist, dass er die Religion der Schwachen eliminiert, notfalls in einem heiligen Krieg, wobei sein Heiliges ja gerade die wahre Willensfreiheit und die Wissenschaft ist. Der Übermensch ist gefordert, der die traditionellen Religionen hinter sich lässt, den alten Gott der Schwachen für tot erklärt und einen neuen Gott schafft, nämlich sich selbst. Alles andere wäre wieder etwas Schwaches, nämlich ein Ersatz für die mangelnde eigene Stärke.
    Wenn sich die Menschen noch auf irgendeine Weise fortentwickeln wollen und die Menschheit überleben will, müssen die den freien Menschen hemmenden Religionen verschwinden und er muss sich eine neue Religion schaffen. Physiker und Philosophen sind dazu aufgefordert, eine neue Religion zu erschaffen.
    Die Menschheit muss stark sein, wenn sie überleben will. Sackgassen der Evolution müssen überwunden werden.

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