Hört auf, die Ansichten des Papstes bezüglich Evolution und Urknall zu rühmen. Sie ergeben keinen Sinn.

Eine bekannte Anekdote aus dem Neuengland des 19. Jahrhunderts berichtet von Margaret Fuller, einer frühen Feministin und glühenden Anhängerin der spirituellen Bewegung des Transzendentalismus. Berauscht von ihren Gefühlen platzte es eines Tages aus ihr heraus: „Ich akzeptiere das Universum!“ Als er davon hörte, bemerkte der schottische Philosoph Thomas Carlyle nur trocken: „Ach Gottchen, da wird ihr kaum etwas anderes übrig bleiben.“

Hört auf, die Ansichten des Papstes bezüglich Evolution und Urknall zu rühmen. Sie ergeben keinen Sinn.

Photo: Franco Origlia/Getty Images

Wenngleich diese Geschichte zweifelhaft sein mag, wenn man „Fuller“ durch „Papst Franziskus“ und „das Universum“ durch „Evolution“ ersetzt, dann sind Carlyles Gefühle deckungsgleich mit meinen. Denn der Papst hat gerade - wenn man den Berichten in den Medien Glauben schenken mag - erklärt, dass er die Fakten der Evolution akzeptiert habe.

Ach Gottchen, da wird ihm kaum etwas anderes übrig bleiben. Die Evolution gilt seit ca. 1870 als wissenschaftlicher Fakt, also ungefähr ein Jahrzehnt, nachdem Darwin 1859 seine Theorie präsentierte. Und es gibt Berge von Belegen für die Evolution (wie ich sie auch in meinem Buch Why Evolution is True dokumentiert habe) und keine Belege für die religiöse Alternative göttlicher Schöpfung. Da Papst Franziskus versucht seine Kirche in die Moderne zu stupsen, würde es nicht gut aussehen, wenn er dem Kreationismus anhinge.

Aber wenn man Franziskus´ Worte analysiert, die er gestern bei der Enthüllung einer Statue seines Vorgängers Benedikt von sich gab, wird man feststellen, dass ein Hauch von Kreationismus übrigbleibt. Tatsächlich ist die offizielle Haltung des Vatikans zur Evolution eine explizit unwissenschaftliche: Eine Mischung aus moderner Evolutionstheorie und spezieller Schöpfung nach der Bibel. Die Kirche ist in der Welt der modernen Wissenschaft noch nicht angekommen.

Die neuere Geschichte des Katholizismus und der Evolution ist fleckig. Papst Pius XII behauptete zwar, dass Evolution tatsächlich wahr sein könnte, aber er bestand darauf, die Menschen als besondere Ausnahme zu sehen, da diese von Gott mit einer Seele ausgestattet worden seien, einem Merkmal, das in keiner anderen Spezies vorhanden wäre. Und es gab weitere menschliche Ausnahmen: Adam und Eva wurden als historische und buchstäbliche Vorfahren der gesamten Menschheit angesehen.
 
Beide Eigenschaften entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage. Wir haben keine Belege für Seelen, denn Biologen sehen unsere Spezies ganz einfach als Produkt einer natürlichen Entwicklung aus einer früheren Spezies. (Und wann sollen, so ganz nebenbei gefragt, Seelen in unsere Abstammungslinie eingeflossen sein? Hatte Homo erectus schon eine? Desweiteren hat evolutionäre Genetik gezeigt, dass wir niemals nur zwei Vorfahren hatten: Wenn man die Menge an genetischer Variation, die unsere Spezies heute besitzt zurückrechnet, so betrug die minimale Populationsgröße Humanoider der vergangenen 1 Millionen Jahre 12.000. Die Vorstellung, dass Adam und Eva die einzigen und historischen Vorfahren moderner Menschen waren, ist schlicht und einfach eine erfundene Geschichte — eine, die die Kirche beibehält, während andere Christen, wie es ihrer Gepflogenheit entspricht, versuchen, sie in eine Metapher umzuwandeln.

Papst Johannes Paul II war ein wenig deutlicher in seiner Unterstützung der Evolutionstheorie, aber auch er bestand darauf, dass die menschliche “Seele” nicht durch Evolution entstanden sein konnte, sondern von Gott gewährt worden wäre. Papst Benedikt zweifelte mehr, flirtete gelegentlich mit Intelligent Design und behauptete, dass Evolution nicht “vollständig beweisbar” wäre, da sie im Labor nicht vollständig reproduziert werden könne. (Der Pontifex erkannte offensichtlich nicht, dass es eine Vielzahl an historischen Belegen für Evolution gibt, wie Fossilien und die Existenz nichtfunktionaler Gene in unserer DNA, die bei unseren Vorfahren nützlich waren.) Benedikt verdeutlichte sein falsches Verständnis der Evolutionstheorie (die ja kein Prozess ist, der allein auf Zufall beruht, sondern eine Kombination aus zufälliger Mutation und deterministischer natürlicher Selektion), und behauptete auch, dass “das Universum nicht das Resultat von Zufall ist, wie uns einige glauben machen wollen... Wenn wir darüber nachdenken, werden wir eingeladen, eine profundere Lesart anzuwenden: Die Weisheit des Schöpfers, die unerschöpfliche Kreativität Gottes.”

Die Unterstützung der Evolutionslehre durch die Kirche war also immer von Zweifeln geprägt: Während sie zugab, dass die Menschheit sich entwickelt hatte, bestärkte sie zugleich dessen Ausnahmestellung in Form des Besitzes einer einzigartigen Seele. Und die historische Doktrin von Adam und Eva ist zutiefst unwissenschaftlich, denn wir können uns nicht aus bloß zwei Menschen entwickelt haben, ein Vorgang, der als solcher spezielle Schöpfung impliziert. Der Vatikan nimmt also mit anderen Worten eine Sichtweise auf die Evolutionstheorie ein, die teils wissenschaftlich aber auch teils “theistisch” ist, wobei letztere  Gottes Intervention widerspiegelt, eine Spezies nach seinem eigenen Bild zu schaffen.

Aber Franziskus wird als Reformer angesehen, beliebt sogar bei Atheisten für seine scheinbar fortschrittliche Sicht auf Themen wie Homosexualität — wobei diese Haltung noch in eine Kirchendoktrin umgesetzt werden muss. Haben Franziskus´ Worte am Montag auch ein Signal gesetzt hinsichtlich der Sicht der Kirche auf die Evolution? Nicht ein bisschen. Hier ist der Kern seiner Aussage:

“Wenn wir von der Schöpfung in der Genesis lesen, riskieren wir, uns Gott als einen Zauberer vorzustellen, der mit einem Zauberstab in der Lage ist, alles zu tun. Aber das ist nicht so..."

“Er erschuf die Menschen und ließ sie sich entwickeln nach den inneren Gesetzen, die er ihnen gegeben hatte, sodass sie ihre Erfüllung erlangen konnten..."

“Der Urknall, den wir heute für den Ursprung der Welt halten, widerspricht nicht der Intervention eines göttlichen Schöpfers, sondern bedingt ihn geradezu..."

“Gott ist kein göttliches Wesen oder ein Zauberer, doch er ist der Schöpfer, der alles Leben erschuf..."

“Evolution in der Natur ist nicht unvereinbar mit der Vorstellung von Schöpfung, denn Evolution braucht die Schöpfung von Lebewesen, die sich evolvieren.”

Dies ist ganz einfach die traditionelle Sichtweise der Kirche auf nicht-natürliche, theistische  Evolution, ausgedrückt in Worten, die sich gut anhören, die aber immer noch eine Form von Kreationismus widerspiegeln.

Lasst uns mit dem Urknall beginnen, der, wie Franziskus sagt, göttlicher Intervention bedarf. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Physiker diesen Faktor noch nicht in ihre Gleichungen aufgenommen haben, und ich habe auch nicht gelesen, dass Physiker argumentiert hätten, Gott wäre ein unverzichtbarer Bestandteil des Ursprungs des Universums. Wir wissen jetzt, dass das Universum aus dem “Nichts” enstanden sein könnte durch gänzlich physikalische Prozesse, wenn man „Nichts“ als das „Quantenvakuum“ des leeren Raums ansieht. Einige Physiker nehmen auch an, dass es eine Vielzahl von Universen gibt, von denen jedes einen eigenen, natürlichen Ursprung habe. Franziskus´ Behauptung, dass der Urknall Gott bedürfe, ist einfach eine durch nichts gestützte Spekulation, basierend auf veralteten theologischen Argumenten, dass Gott die erste Ursache von Allem war.

Und beachten Sie, dass (laut Franziskus) Evolution „der Akt der Schöpfung von Lebewesen, die dann evolvieren,” immer noch das Wort „Schöpfung“ enthält. Aber was genau Franziskus hier aussagt ist mehrdeutig. Es wird nicht deutlich, ob mit dieser „Schöpfung“ bloß Gottes Erschaffung des Universums durch den Urknall gemeint ist, durch die dann die Erde, das Leben und die Menschen durch rein natürliche Prozesse entstanden. Andererseits meint Franziskus aber vielleicht, dass Gott die erste Lebensform erschuf, die sich dann nach Gottes Plan auf natürliche Weise weiterentwickelte, wobei dann der Mensch und andere Spezies entstanden. Oder vielleicht meint Franziskus ja, dass die menschliche Abstammungslinie spezieller Schöpfung unterlag (“Er erschuf die Menschen und ließ sie sich entwickeln nach den inneren Gesetzen...“).

Was deutlich wird ist, dass Kreationismus immer noch ein essenzieller Teil von Franziskus´ Sicht auf das Leben ist. Obschon die Medien, berauscht von einem vermeintlich “modernen” Papst ganz aufgeregt sind über das, was er gesagt hat, unterscheiden sich seine Ansichten doch kaum von denen seinen beiden Vorgänger. Und wieder einmal erscheint Franziskus die Stimme für Modernität zu sein und hält doch an alten Dogmen fest.

Was mich jedoch am meisten überrascht ist die Behauptung, dass „Gott kein göttliches Wesen oder ein Zauberer“ sei. Wenn Gott kein göttliches Wesen ist, wieso nennt Franziskus ihn dann den „göttlichen Schöpfer“? Nun, vielleicht hat sich der Papst dabei ja versprochen. Aber in Wahrheit ist die katholische Vorstellung von Gott die eines himmlischen Magiers. Was, wenn nicht Magie könnte aus dem Nichts Seelen erschaffen, sowohl während der Erschaffung der Menschheit als auch während der Entwicklung eines jeden Menschen?

Lasst uns den Fakten ins Auge sehen: Evolution, die von Gott gelenkt oder von Gott geplant ist, ist keine wissenschaftliche Sicht auf die Evolution. Und auch nicht Evolution, die den Menschen durch eine unbestimmbare Seele einzigartig macht oder der Besitz eines einzelnen Paares von individuellen Vorfahren. Die Sicht des Vatikans auf die Evolution ist tatsächlich das uneheliche Kind biblischen Kreationismus´ und moderner Evolutionstheorie. Und sogar viele von Franziskus´ eigenen Schafen kaufen sie ihm nicht ab: 27 Prozent der Amerikanischen Katholiken lehnen die Evolution zugunsten von spezieller Schöpfung ab.

Die katholische Kirche befindet sich an einem schwierigen Punkt, bei dem Versuch eines Spagats zwischen moderner Wissenschaft und antiwissenschaftlicher, mittelalterlicher Theologie. Wenn sie die Idee von einer Seele aufgibt, von Gottes Eingreifen beim Urknall und der menschlichen Evolution und der Vorstellung von Adam und Eva als unsere historischen Vorfahren, dann wird der Katholizismus mit der Evolutionstheorie kompatibel sein. Aber dann wäre es auch nicht der Katholizismus.

 

Übersetzung: Manuela Lindkamp, Elisabeth Mathes

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Kommentare

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    marstal08

    Ist es nicht völlig egal, was die abergläubischen Ignoranten reden oder schreiben?
    Meine Zeit wäre zu kostbar, um auch nur einen Satz vom Vertreter einer Religionsgemeinschaft zur Kenntnis zu nehmen.

    marstal08

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      Bernd Kammermeier

      Das Dilemma der Kirche - letztlich jeder Religion - wurde hier sehr schön beschrieben - und sehr gut übersetzt. Danke dafür!

      Tatsächlich ist Religion ein Kartenhaus mit fein aufeinander abgestimmten Elementen, die einander bedingen. Entferne ich bei einem derart komplexen Gebäude das Erdgeschoss, dann fällt der Rest in sich zusammen. Im Falle der Bibel (AT + NT) basiert die Notwendigkeit des Sühneopfers Jesu auf der Prämisse, dass Adam und Eva gesündigt haben, was die Erbsünde als Strafe nach sich zog. Dazu müssen die beiden existiert haben, denn Fantasiefiguren - soweit reicht auch die Logik klerikaler Vertreter - können nicht sündigen. Was auch immer die Panzerknacker in Entenhausen verbrochen haben, keiner von ihnen wird deswegen in Realiter inhaftiert.

      Adam und Eva konnten aber nur sündigen, weil es Gebote gab, gegen die sie verstoßen konnten. Dazu bedurfte es eines Wesens, das vor den Menschen existierte und die Autorität besaß, derartige Gebote zu erlassen: Gott! Dieses Wesen muss nun auch Adam und Eva erzeugt haben, weil er sonst keine "natürliche Autorität" über die beiden gehabt haben könnte. So, wie im patriarchalischen Familienmodell (dem religiösen) der Vater Besitz an seinen Kindern hat, da er sie erzeugt hat. Wäre Gott nur ein normaler, organischer Vater der beiden gewesen, hätte sich die Frage nach dessen Vater gestellt, usw.

      Gott wird durch seine Schöpfungstat also Eigentümer der gesamten Menschheit (und nicht bloß seiner direkten Kinder), womit sich sein Sklavenhalterstatus erklärt - was letztlich seine Gräueltaten gegen die Menschheit legitimiert. Und nur in diesem Fall macht es Sinn, dass er seinen Sohn auf die Erde schickt und diesen sich opfern lässt, um die Sünden der Welt - auch die zukünftigen - auf dessen Schultern zu legen. Hätte es Adam und Eva als direkte Schöpfung eines göttlichen Wesens (oder durch was auch immer, laut Franziskus) nicht gegeben, wäre Jesus überflüssig gewesen, ja, theologisch gesehen sinnlos. Und damit das gesamte Christentum.

      Dass ein Papst seinen Arbeitgeber feuert, indem er dessen Geschäftsgrundlade eliminiert - und somit sein Gehalt gestrichen wird - ist wohl eher unwahrscheinlich und sicher auch nicht zumutbar. In dieser Falle steckt er aber. Eine Rundumanerkennung von Kosmologie und Evolution nach dem neuesten Stand der Wissenschaft würde bis Jesus Christus alle religiösen Mythen obsolet erscheinen lassen. Dann wäre klar, dass alles biblische Material ätiologische Sagen sind, die zweckgebunden erfunden wurden, um einen durch Opfergaben getragenen Priesterapparat aufzubauen und jahrhundertlang durchfüttern zu lassen.

      An der faktischen Ablehnung der Naturwissenschaften und ihren Erkenntnissen hängt das Einkommen 100.000er Mitarbeiter der Kirchen. Hier bekomme ich schon fast Mitleid mit dem Klerus, der mühsam ein religiöses Lügengebäude stabilisieren muss, dessen erster Stock vor weit über hundert Jahren krachend in sich zusammengestürzt ist.

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        Nicolas Scheibling

        Lustig. Glaubt ihr wirklich, religiöse Weltführer seien wirklich gläubig? Es lohnt sich sehr wohl, Aussagen der klerikalen Elite zur Kenntnis zu nehmen; sie werden nicht beliebig, sondern mit gezielten Absichten geäussert. Auf gut deutshc: Der denkt viel weiter, als die meisten wahrnehmen.

        Nebenbei: Die Evolutionstheorie ist selbstredend absoluter Schwachsinn. Kreationismus genauso. Schaut her, Sache ist, das Zeug war alles einfach schon immer da. Zeit ist relativ.

        Nur brauchen die Menschen offensichtlich die Evolutionstheorie. Wahrscheinlich schlicht um mit eigenen physischen Unzulänglichkeiten besser zurechtzukommen. Aka: War eben die Evolution, also Mutter! Natur! die mir mein Sackgesicht verpasst hat, da kann ich nix für, bin trotzdem noch gut und wertvoll. Spricht man ihnen diese kleine Wirklichkeitsflucht ab, werden sie so gläubig, dass alles nach Gott und Kreuzspinne stinkt. In kürzester Zeit. Und Scheisse. Und keiner denkt mehr beim Arbeiten. Kommt nicht so gut wirtschaftlich. Deshalb der kleine Evolutionstheorie-Push des Franziskus.

        Tja Leute, Biologie ist halt unfair. Deswegen braucht es keine Evolution. Auch wenn Mitsubishi sogar seine Karren danach benannt hat.

        Bin Atheist. Over and out.

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          Lars Vagt

          Sehr geehrte Redakteure,

          ich bin Christ und eher zufällig auf diese Seite gekommen. Ich finde interessant, dass es unter Atheisten so verschiedene Ansichten über die Evolutiontheorie gibt. Ein junger Kollege, den ich für sehr klug und belesen halte, sprach von einigen ungelösten Fragen, die ihm bewusst sein. Meines Wissens wird auch nach wie vor viel Grundlagenforschung betrieben.

          Im Artikel von Herrn Coyne heißt es nun, bereits 1870 sei die Evolution vollständig beweisen gewesen. Das würde mich doch interessieren. Was genau wurde 1870 bewiesen? Und was war in den Jahren zuvor beweisen worden, dass man mit Fug und Recht behaupten kann, die Evolutionstheorie sei nun vollständig belegt gewesen. Und warum werden so viele Milliarden in die Erforschung unseres Ursprungs gesteckt, wo doch schon alles klar ist? Kann man das irgendwo in kompensierter Form (und in sachlichem Tonfall) nachlesen?

          Achso: Ich glaube an Schöpfung und auch den Sündenfall. Bevor ich mich endgültig für ein Leben mit Jesus Christus entschieden habe, war das eine Sache, die ich zuerst klären wollte. Mir scheint es nach wie vor vernünftige Argumente dafür zu geben und es stimmt auch mehr damit überein, wie ich meine Mitmenschen erlebe. Falls das einen sachlichen Dialog für sie ausschließt, bemühen Sie sich bitte nicht. Sonst natürlich gern.

          Herzliche Grüße!

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            Johannes Jakobson

            Sehr geehrte Redakteure,
            wie mein Vorschreiber bin auch ich Christ und eher zufällig auf diese Seite gekommen. Mir fällt auf, wie schwer es Menschen fällt, Fakten von Interpretationen zu trennen. Dies gilt für beide Seiten. Keiner kann z.B. 2000 Jahre oder weiter in die Vergangenheit reisen, um festzustellen, ob wahr ist, was in irgendeiner Theorie oder in der Bibel irgendwer behauptet hat. Wenn wir uns heute über die Vergangenheit Gedanken machen, haben wir es mit unseren Zeitgenossen in allen Fällen mit fehlbaren Menschen zu tun, bei denen nicht nur das tatsächliche Wissen zur Glaubwürdigkeit beiträgt, sondern auch der Charakter. Ich denke, dass es jedem Menschen obliegt, selbst zu prüfen, auf welcher Seite die Glaubwürdigkeit gegeben ist, der man vertrauen möchte.

            Einem sachlichen Dialog stehe ich offen gegenüber. Herzliche Grüße!

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              Manfred.R

              Ich bin Christ und schäme mich nicht für meinen Schöpfer. Wer so hämisch und niederträchtig über seine gläubigem Mitmenschen und seinen Schöpfer lästert, den kann ich nur ein Charakterschwein nennen. Alle Rechts- und Linksradikalen sind oder waren Atheisten. Das müsste doch zu denken geben. Die größten aller Verbrecher wie Hitler, Stalin, Mao usw. waren gottlos.. Würde man Statistiken über die Gottlosigkeit in den Gefängnissen veröffentlichen, würde sich herausstellen, dass die überwältigende Mehrheit der Insassen gottloses Gesindel sind, Kein Wunder, dass mit zunehmendem Atheismus die Menschheit immer aggressiver und gesetzloser wird. Die heutige stark zunehmende verbale und körperliche Aggressivität und die Gier nach dem Geld gab es zu Zeiten hoher Gottgläubigkeit in Deutschland nicht. Mit zunehmendem Atheismus werden die Zeiten des gegenseitigen Abschlachtens kommen. Wer seinen eigenen Schöpfer leugnet, oder verachtet, der hasst auch seine Mitmenschen und verachtet die, die seinen Atheismus und seine skruden Ansichten nicht teilen. Dem stehen alle Wege zu versteckter Kriminalität offen.

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                Uwe Lehnert

                Die Darwinsche Evolutionstheorie war in den Augen der Kirche schon immer Teufelswerk, wurde schließlich aber im Jahr 1996 von der katholischen Kirche – unter Papst Johannes Paul II. – als wissenschaftliche Erklärung für die Entwicklung der Arten und letztlich des Menschen anerkannt. Diese Anerkennung erfolgte schon damals nur unter der explizit formulierten Bedingung, dass Gott die Entwicklung auf den Menschen als Ziel gelenkt und ihm im Gegensatz zum Tier eine unsterbliche Seele verliehen habe. Mit dieser Erklärung wird aber deutlich, dass die für diese Erklärung zuständigen Herren – Damen sind in diesen hohen Kreisen ja eh nicht erwünscht, weil ja angeblich nicht kompetent in diesen Glaubensfragen – das Prinzip der Evolution gar nicht verstanden haben oder nicht verstehen dürfen, um nicht in Widersprüche zu geraten. Bekanntlich arbeitet die Evolution nicht zielgerichtet, sie realisiert ein Zusammenspiel von Zufall und Notwendigkeit. So wie es der Autor oben formuliert: »eine Kombination aus zufälliger Mutation und deterministischer natürlicher Selektion«. Schon vor über zehn Jahren fragte ich in diesbezüglichen Diskussionen: Ab wann eigentlich verfügte der aus dem Tierreich sich entwickelnde »ebenbildliche« Mensch über eine Seele? Schon vor einer Million Jahren, erst als Neandertaler oder noch später, als der Homo sapiens auf der Weltbühne erschien? Eine Antwort darauf hat mir kein Christ geben können oder wollen, man wich dieser Frage konsequent aus.

                Eigentlich können einem Anhänger der christlichen Lehre leidtun. Wenn sie logisch denken möchten und wissenschaftliche Erkenntnisse nicht verwerfen wollen, können sie sich nur sagen, dass die Kirche einmal mehr mittelalterliches Denken vertritt. Oder sie halten es wie der Wissenschaftler und Philosoph Harald Lesch. Lesch, bekannt aus einer ungezählten Zahl an Fernseh-Sendungen, ist in seiner Person ebenfalls ein Beispiel für eine mir höchst zweifelhaft erscheinende Harmonie von Naturwissenschaft und Religion. Jeder, der ihn einmal erlebt hat, wie er lediglich mit Tafel und Kreide, oft nur mit Sprache und Gestik, den Urknall erklärt, ist zunächst fasziniert von seinen didaktischen Fähigkeiten. Er kann erklären und begeistern und uns innerhalb kurzer Zeit eine Vorstellung von der überwältigenden Pracht des Kosmos und der Eleganz der in ihm waltenden Naturgesetze vermitteln. Die Selbstorganisation der Natur kann er uns in beispielhaft verständlicher Einfachheit vor Augen führen, und zwar ohne jeden Rückgriff auf göttliches Wirken. Andererseits sagt er wörtlich von sich, »ich bin vom Scheitel bis zur Sohle Protestant« und »ich hänge einem sehr personalen Gottesbild an«. Ein Bekenntnis, das aufhorchen und für einen Moment einem Wissenschaftler und Lehrenden seines Formats respektvoll Beachtung schenken lässt. Aber man fragt sich doch sofort, wie zwei so gegensätzliche Konzepte zusammenpassen: eine in sich geschlossene, keine übernatürliche Kräfte benötigende Beschreibung des Naturgeschehens einerseits und ein Glauben an einen mit Wundern ins Weltgeschehen eingreifenden Gott andererseits, an dessen Dreieinigkeit mit Heiligem Geist und Gottessohn Jesus, an Erbsünde und Opfertod zwecks Erlösung der Menschheit.

                Dass Lesch an eine Macht glaubt, die hinter allen Dingen stehe, könnte ich noch hinnehmen. Denn auch Nichtgläubige und Atheisten haben keine einfachen, wenn überhaupt, Antworten auf die Frage nach dem letzten Urgrund allen Seins. Aber die Künstlichkeit und logische Brüchigkeit des christlichen Glaubens an einen allmächtigen Gott, der die Menschheit erschaffen haben soll, die ihm aber so bösartig und sündig geriet, dass sie der Erlösung durch ein göttlich veranlasstes Menschenopfer bedürfe, ist – für mich! – von einer solchen Vorsintflutlichkeit des Denkens, dass ich mich frage, wie zwei so verschiedene Konzepte und vor allem Denkweisen ohne intellektuelle Bedrängnisse in einem Kopf nebeneinander bestehen können. Kommen doch in diesem Gegensatz von naturwissenschaftlicher Eleganz und legendenhafter Einfalt etwa 4000 Jahre Kulturgeschichte zum Ausdruck. Der sympathische Papst Franziskus allerdings wird diesen Zwiespalt zwischen Glauben und Wissen wohl gar nicht so empfinden. Oder er sieht den Widerspruch sehr wohl, möchte aber retten, was definitiv nicht zu retten ist.

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