Kein Wunder, dass sie verwirrt sind

“Es gibt keinen Himmel und kein Leben nach dem Tod für defekte Computer. Das ist ein Märchen für Menschen, die sich vor der Finsternis fürchten.” Stephen Hawking

Kein Wunder, dass sie verwirrt sind

Eine verzerrte Realität

Es erheitert mich oft, wenn ich Christen sehe, die ihren Kindern erzählen, dass etwas frei erfunden ist; besonders im Fall von Filmen, Büchern und Fernsehsendungen. Ich finde es lustig, weil genau diese Menschen üblicherweise behaupten, dass Engel und Dämonen real sind. Nehmen wir als Beispiel einen Film wie „Das Omen“: Christen erzählen ihren Kindern, er sei nur eine erfundene Geschichte, auch wenn sie im Wesentlichen aus derselben Bibel stammt, von der sie behaupten, sie sei die wortwörtliche Wahrheit. Das kommt mir mehr als nur ein wenig scheinheilig vor, aber es ist lediglich die kognitive Dissonanz, die hier ihr Unwesen treibt.

Natürlich gibt es Christen, die sagen, dass Dämonen nicht in diesem Sinne real sind.  Unter den mehr als 30000 unterschiedlichen Konfessionen gibt es sicher welche, die eine andere Sicht der Dinge haben. Aber betrachten wir doch einmal die größte Glaubensgemeinde, die katholische Kirche. Das ist eine Gruppierung, deren oberstes Organ immer noch so hartnäckig von der Existenz von Dämonen überzeugt ist, dass es bis heute Exorzismus unterstützt.

Dann gibt es natürlich noch die Gesundbeter, die unter anderem von sich behaupten, Dämonen austreiben zu können. Das sind Menschen, die keinen Mangel an Kunden zu beklagen haben, weil es immer jemanden gibt, der darauf erpicht ist, die Schuld bei anderen zu suchen. Viel zu viele Gläubige glauben wirklich an einen leibhaftigen „Schwarzen Mann“ da draußen, der ihnen ans Bein pinkelt.

Das hat natürlich mit der Realität gar nichts zu tun. Würden leibhaftige Dämonen ungezügelt ihr Unwesen treiben, hätten wir wahrscheinlich viel mehr Beweise dafür. Natürlich gibt es böse Menschen, die böse Dinge tun, aber die sind von nichts anderem besessen als von Gewalttätigkeit oder Geisteskrankheit. Bei ihnen hilft kein Exorzismus, sondern Rehabilitation oder Gefängnis.

Kognitive Dissonanz und die Verwirrung, die sie auslöst

Das Problem sieht so aus: Engel sind real, aber Feen nicht. Dämonen sind es, aber Trolle nicht. Hexen gibt es, aber die im Fernsehen sind erfunden. Satan existiert, aber Vampire sind Hirngespinste. Gott ist real, aber der Weihnachtsmann ist erfunden. Und ich rede von dem, was ausgewachsene Menschen glauben. Dann geben sie diese verrückte Weltsicht in vollendeter Manier an ihre Kinder weiter.

Es mag harmlos scheinen, aber einem Kind zu sagen, dass Dämonen zwar existieren, aber die in den Videospielen erfunden sind, kann wirklich verwirrend sein. Ich meine, wenn man die Bibelstellen aufrichtig durchforstet, die von Dämonen und Besessenheit handeln, sieht man nur wenige Unterschiede zu Horrorfilmen. Wie kann man seinem Kind ehrlich in die Augen sehen und ihm erzählen, dass solche Filme Fiktion sind, aber in der Bibel die unumstößliche Wahrheit steht?

In Wahrheit denken diese Leute niemals auch nur ansatzweise darüber nach. Wenn in der Bibel Tatsachen stünden, gibt es keinen Zweifel darüber, dass das, was wir in diesen Filmen sehen, ebenso wahr sein könnte. Die Wahrheit ist, dass es um Nichts naiver ist, an Feen zu glauben als an Dämonen und Hexerei.  All das hat dasselbe Niveau und alle diese Ideen sind Hirngespinste. Man kann seinen Kindern nicht erzählen, wie die Wirklichkeit ist, und sie dann mit erfundenen Geschichten füttern und ihnen sagen, diese seien real. Der Verstand verweigert sich diesen Ideen.

Geistesstörung durch Besessenheit

Zu Recht kann man sich als Angeklagter vor Gericht nicht darauf berufen, von einem „Dämon besessen“ gewesen zu sein. Zuallererst lässt sich das unmöglich beweisen. Man kann seine Besessenheit sooft behaupten, wie man will, aber solange man nicht beweist, dass man eine geistige Störung hat, wird das Gericht es nicht glauben. Das führt zu dem anderen Grund, warum das keine akzeptable Verteidigungslinie ist. Denn jeder, der ehrlich glaubt, von Dämonen besessen zu sein, wird als geisteskrank betrachtet. Ehrlich ausgedrückt sind Personen, die an solche Dinge glauben, verrückt. Jedenfalls haben sie den Kontakt zur Realität verloren.

Wirklich verrückt ist, dass es Richter gibt, die eine solche Verteidigungslinie gerne als plausibel akzeptieren möchten. Obwohl das Justizsystem diese Vorstellung ablehnt, glauben diese Richter – wie auch die Hälfte der Bevölkerung - an Dämonen. Erzählen Sie ihnen, dass Wichtel all ihre linken Socken aus der Waschmaschine klauen, sind Sie ein Spinner. Erzählen Sie ihnen, dass Dämonen Sie dazu gebracht haben, Ihre Familie zu töten, und sie machen das Kreuzzeichen.

Natürlich gab es mal eine Zeit, als sogar unsere Gerichte solche Behauptungen glaubten. Die Hexenprozesse in unserer Vergangenheit erinnern uns daran, wohin solcher Unsinn führt und mahnen uns, solche Behauptungen nicht zu akzeptieren. Wir haben Menschen getötet, weil wir sie für Hexen oder besessen hielten, obwohl diese Behauptungen nicht stichhaltiger sind als solche über Sockenwichtel.

Ist es also verwunderlich, dass viele Christen von der Wirklichkeit verwirrt sind und dies in weiter Folge an ihre Kinder weitergeben? Das einzige, was schließlich verrückter ist als ein Erwachsener mit einem imaginären Freund, ist ein Erwachsener mit einem imaginären Feind.

 

Casper Rigsby ist Amerikaner, bloggt auf www.atheistrepublic.com und betreibt „God doesn’t matter“ auf Facebook: https://www.facebook.com/GodDoesntMatter?fref=ts

Übersetzt von Erwin Nüßler, Daniela Bartl

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Kommentare

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    Joseph Wolsing

    Jede Ideologie, die einen absoluten Wahrheitsanspruch in ihrem Kern träg, bringt die, die an sie glauben, an irgendeiner Stelle an den Rand dessen, was sie sich noch erklären können. Anhänger religiöser Ideologien sind in diesem Punkt besonders gefährdet. Ihre Vorstellung widersprechen nur all zu oft der Lebenswirklichkeit und werden dann entsprechend mit noch absurderen Konstrukten erklärt. Ein hervorragendes Beispiel ist in diesem Rahmen das Gebet. Zunächst einmal ist immer dann wenn die erwünschten Dinge eintreffen Gott derjenige, der sie hat wahr werden lassen und das Gebet hat die Wirkung gehabt, die erhofft wurde. Wenn das Gewünschte nicht eintritt, liegt es an der fehlenden Inbrunst die in das Gebet gelegt wurde. Allerdings scheint es für die Möglichkeiten der Erfüllung von Gebetswünschen (trotz des angeblichen Vorkommens von Wundern) für den "allmächtigen" Gott Grenzen zu geben. Es gibt nicht einen belegten Fall dafür, dass einem Amputierten eine Gliedmaße nachgewachsen ist. Im allgemeinen haben Wunder die erstaunliche Eigenschaft nur dann einzutreten, wenn alle Möglichkeiten sie zu untersuchen, oder so festzuhalten, dass sie von anderen Untersucht werden können gerade nicht vorhanden sind. Hinweise dieser Art werden von Gläubigen im allgemeinen als respektlos und gotteslästerlich abgewiesen.

    Das ist nur ein Beispiel dafür, welche geistigen Spagate Gläubige machen müssen - und machen - um ihren Glauben aufrecht zu erhalten. Der Wunsch nach einer verständnisvollen, überwachenden und intervenierenden Kraft, die sich jenseits der für uns verständlichen oder erforschbaren Welt befindet, ist bei einem mehrheitlichen Teil der Menschen so groß, dass sie bereit sind alle Widersprüchlichkeiten vom Tisch zu fegen. Der Verdacht liegt nahe, dass es im menschlichen Gehirn Strukturen gibt, die für den längsten Teil der Entwicklung der Menschheit gute Dienste geleistet haben und sich so sehr tief eingegraben haben und nur mit einigem Aufwand übersteuert werden können. Dennoch ist es möglich, kann gelingen und der Grund auf dem Aberglaube gedeiht wird mit zunehmender Kenntnis des Menschen bezüglich des ihn umgebenden Universums immer kleiner. Menschen wie Hawking und Dawkins tragen das ihre dazu bei eine Welt zu erschaffen, die sich an Vernunft, Logik und Evidenz orientiert. Das ist keine Absage an Emotionen, sondern eine Form dieser mehr Freiraum ohne Beschränkung durch steinzeitliche Vorstellungen zu verschaffen.

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