Wallfahrtsstadt Werl!

Eine alte Geschichte von Marienverehrung und Hexenwahn!
Eine nicht so alte Geschichte der Judenverfolgung in Werl!
Eine neue Geschichte vom Verschweigen und einer Debatte um Erinnerungskultur, die den Begriff Kultur verhöhnt!

Wallfahrtsstadt Werl!

Nach 350 Jahren Wallfahrt zur „Trösterin der Betrübten“ einer „Ringpfostenstuhlmadonna“, so die kunsttechnische Bezeichnung einer geschnitzten Holzfigur, hat die westfälische Kleinstadt Werl, am östlichen Rand des Ruhrgebietes, nun im 2. Anlauf den Zusatznamen „Wallfahrtsstadt“ erhalten. Das ist eigentlich ziemlich uninteressant und auch kaum von überregionalem Interesse. Interessant wird die Geschichte allerdings durch die Zusammenhänge der Werler Wallfahrt  mit der „Hexenverfolgung“ und der damit verbundenen äußerst beschämenden Diskussion zur Werler  „Gedenk- und Erinnerungskultur“. Eine Diskussion, in der die Zusammenhänge zwischen Marienverehrung und Hexenverfolgung verschwiegen werden.

Werl ehrt die Mörder unschuldiger Opfer mit Straßennamen und hält  Machtinstrumente (den Gerichtsstuhl) der Täter durch repräsentative Darstellung  in Ehren!

An eine die Opfer sowie den Kulturbegriff verhöhnende „Veranstaltung“ (eine andere Bezeichnung hat die Debatte nach dem Versprechen des Bürgermeisters für eine neue Gedenk- und  Erinnerungskultur in Werl nicht  verdient) wird auch noch in beschämender Weise eine Diskussion um das Gedenken an die gerade in Werl besonders verfolgten Juden im Nationalsozialismus gekoppelt. Dass das bereits 2011 durch den Bürgermeister  gegebene Versprechen für eine neue „Gedenk- und Erinnerungskultur“ in Werl bis heute nicht eingehalten wurde, passt in dieses jämmerliche Bild. Wegen der verstrichenen Zeit und der dauernden Vertagung des Themas kann man das Verhalten des Werler Bürgermeisters und seiner Ratsmehrheit zusätzlich auch noch als Blockade werten. Das Thema ist offensichtlich nicht gewollt. Wenn der Soester Anzeiger am 09. 12. 2014 schreibt: „Weg zur Erinnerung ist endlich frei“, darf die Frage erlaubt sein, wer stand im Wege? Richtig peinlich wird die Geschichte dieser „Werler Gedenk- und Erinnerungskultur“ mit einem im Kommunalwahlkampf 2014 von der CDU gestellten Antrag, die Stadt „Wallfartsstadt“ zu nennen, und, dass dann dieser Antrag innerhalb weniger Monate umgesetzt wurde. Zum 350. Wallfahrtsjubiläum 2011 haben wir in einem offenen Brief (der von der Lokalpresse verschwiegen wurde) an den Bürgermeister und die Verantwortlichen für die Wallfahrt auf die Zusammenhänge der Marienverehrung/ Wallfahrt mit der Hexenverfolgung in Werl hingewiesen. Viele weitere Versuche, das Thema in Werl öffentlich zu machen, sind gescheitert. In diesem Zusammenhang kam uns 2014 das Angebot für eine Kandidatur als unabhängiger und sich offen zum Atheismus bekennender  Bürgermeisterkandidat einer Protestwählergruppe im katholischen Werl zu kandidieren, sehr gelegen. Die Chance, das Thema „Marienverehrung/Wallfahrt/Hexenverfolgung“ sowie eine säkulare (Kommunal-)Politik als atheistischer Kandidat, in einem in Werl von der Lokalpresse gestützten Katholizismus, in die Öffentlichkeit zu tragen, wollten und durften wir uns nicht entgehen lassen. Das alleine war in einem von vornherein aussichtlosen Wahlkampf, neben einer ehrlichen und am Gemeinwohl ausgerichteten (Kommunal-) Politik, eines der Hauptmotive für die Kandidatur! Unter dieser Voraussetzung wurden und konnten die Werler Protestwähler bewegt werden, gegen den in der Endphase des Wahlkampfes von der  CDU gestellten Antrag auf  den Namenszusatz „Wallfahrtsstadt“ zu stimmen. Dass dieses Abstimmungsverhalten der Protestwähler nicht aus Überzeugung geschah sondern geheuchelt war, deutete sich bereits in deren Distanz zu einem von uns im Wahlkampf organisierten Info-Stand der Gruppierung „Religionsfrei in Revier“ vor der Wallfahrtsbasilika an. Mit den Gegenstimmen der Protestwähler wurde dem Antrag (noch) eine Absage erteilt. Die erforderliche Dreiviertelmehrheit wurde verfehlt. Das Leiden oder die Gewissensbisse der beiden Ratsvertreter (die offenbar vom Katholizismus und Kontakten zu christlichen Randgruppen geprägt sein dürften), die bei der Wahl 5,1% der Stimmen erhielten (atheistischer Bürgermeisterkandidat 7,2%), dürften nach der Wahl offenbar so groß gewesen sein, dass sie den von ihnen abgelehnten CDU-Antrag nun selbst einbrachten. Damit setzten sie der nun offensichtlich werdenden Heuchelei  ihrer Ablehnung im „1. Wahlgang“ nun das noch obendrauf, was landläufig als Betrug an den Wählerinnen und Wählern bezeichnet wird - das aber nur am Rande. Es ist auch überflüssig zu erwähnen, dass damit eine Zusammenarbeit mit den „Protestwählern“ beendet war und dies auch öffentlich erklärt wurde. Es ist müßig, noch einmal darzulegen, mit welchen Begründungen der 1. Antrag der CDU auf Namenszusatz abgelehnt wurde. Allerdings ist das Kostenargument („…bei der Verschuldung der Stadt können wir uns die Kosten für einen Namenszusatz nicht leisten!“) im Zusammenhang mit den Kosten für das Gedenken an die verfolgten Werler Juden von besonders trauriger Bedeutung und macht den Skandal deutlich. Davon später. Es soll an dieser Stelle auch nicht näher auf die Debatte eingegangen werden, die sich im Werler Ratssaal zum Namenszusatz „Wallfahrtsstadt“ abspielte. Die Werler Presse allerdings, die  sich der Verbreitung des Katholizismus in Werl nun wirklich nicht entgegen stellt und der kein Geschütz gegen Meinungen außerhalb dieser Weltanschauungsverirrung scharf genug erscheint, betitelte ihren Bericht über die Debatte zum Namenszusatz „Wallfahrtsstadt“ mit der Schlagzeile: Sekt, „Farce“ und „Gelaber“.  (SA vom 19.12.14) Es scheint der Mehrheit solcher „Ratsveranstaltungen“ der Würde des Rates und einer demokratischer Debattenkultur nicht zuwider zu sein, wenn aus der Mitte des Rates, vom Bürgermeister ungerügt, der Antrag,  endlich zur Abstimmung zu kommen, mit der Bemerkung gestellt wird, „man sei das doofe Gelaber unendlich leid!“, wie der Anzeiger unter der o. a. Schlagzeile berichtete.

Werler Mörderbande

In dem bereits o. a. offenen Brief, u. a. an den Werler Bürgermeister und die Presse, hatten wir auf die Zusammenhänge zwischen Marienverehrung, Wallfahrt und Hexenverfolgung hingewiesen, die grauenhaften Zusammenhänge angeprangert und ihnen die Namen der Werler Mörderbande vorgehalten:

Am 17. 01. 2011 schrieben wir zu den Vorbereitungen zum 350. Wallfahrtsjubiläum in Werl:

„350 Jahre Marienwallfahrt und Marienverehrung in Werl sind in der Tat kein Anlass für feierliche Akte oder ehrendes Gedenken. Das Gegenteil ist der Fall: Die Werler Marienverehrung ist eng verbunden mit Hexenglaube und Scheiterhaufen. In seinem veröffentlichten Beitrag „Rosenkranzaltar und Scheiterhaufen“ kommt der Werler Pädagoge und Kirchenforscher, Dr. Rudolf Fidler, zu dem Ergebnis, dass zwischen Hexenverfolgung und Marienverehrung in Werl nicht nur ein zeitlicher, sondern ein innerer Zusammenhang besteht. Dr. Fidler: „Die zeitlichen Übereinstimmungen sind m. E. zu auffällig, als dass sie allein mit dem Zufallsprinzip erklärt werden könnten. Sie legen vielmehr den Schluss nahe, dass es zwischen den Phänomenen Marienverehrung und Hexenverfolgung einen inneren Zusammenhang gibt, der als ursächlich für die zeitlichen Überschneidungen angesehen werden könnte.“ Es bestehen offensichtlich jedoch nicht nur eine zeitliche Übereinstimmung und ein innerer Zusammenhang zwischen Hexenverfolgung und Marienfrömmigkeit, sondern auch „Synchronizität und Personalunion“ (Dr. Fidler: Rosenkranzaltar und Scheiterhaufen). Es ist überflüssig, darauf hinzuweisen, dass Rosenkranzbruderschaften oder gar heutige Marienverehrer nicht in einem wie auch immer gearteten Zusammenhang mit Hexenverfolgern stehen, wie Dr. Fidler in seinen weiteren Einlassungen meint herausstellen zu müssen. Allerdings unterscheiden sich heute Inhalt und Form der Marienverehrung kaum von der Ideologie, wie sie vor 350 Jahren in Werl von den „Hexenverfolgern“ vertreten und praktiziert wurde. Die Veröffentlichungen in der Werler Tagespresse zur Marienverehrung machen das immer wieder deutlich. Fakt bleibt, dass es dieselben Personen waren, die für ein Klima der Verfolgung angeblicher Zauberer und Hexen in Werl verantwortlich waren und die gesellschaftliche Missstände auf das Wirken des Teufels oder als Bestrafung der Sünden der Einwohner von Werl aufgrund des unwandelbaren Willen Gottes zurückführten. Hexenverbrennungen sahen sie neben Gebeten und Andachten (Novenen) sowie das Stiften von Ausstattungsgegenständen für Werler Kirchen (Marienbild, Rosenkranzaltar und Marienstatue) als „Unheil abwehrende magische Strategien“ an (Dr. Fidler). Als Personen sind zu nennen, der spätere Werler Bürgermeister und der als „verfolgungswütig“ beschriebene Dr. Poelmann, der als fanatischer Lizentiat und Hexenjäger bekannte Werner Binholt sowie der Werler Geschichtsschreiber und ehem. Bürgermeister Hermann Brandis und dessen Verwandter und als fanatischer Hexenrichter aufgetretene Christian Kleinsorge. Außerdem viele namenlose Werler Kapuziner Mönche, die damals das Werler Kloster als Vorgänger der Franziskaner führten. Hermann Brandis, dessen Geschichtsschreibungen die Hexenprozesse ignorieren und die Rolle seines Verwandten Kleinsorge in dem damaligen Hexenwahn beschönigen und  nach dem zur Schande Werls heute noch immer eine Straße benannt ist, dürfte besonders hervorzuheben sein. Zu seiner Lebenszeit in Werl, in der er als Inhaber von verschiedenen Ämtern als Meinungsführer aufgetreten sein dürfte, wurden nicht nur nach dem oben beschriebenen Muster, durch Stiftung von Ausstattungsgegenständen für Kirchen als Unheil abwehrende Strategien einzusetzen, eine intensive Marienverehrung betrieben, sondern gleichzeitig in verschiedenen Wellen mindestens 70 Menschen ermordet, u. a. auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Brandis Name ist eng verbunden mit Hexenwahn und Marienverehrung. Er dürfte an der Überführung der Marienstatue von Soest nach Werl maßgeblich beteiligt gewesen sein. Einwände, es seien auch Hexen von Protestanten verbrannt worden, die nicht mit Marienverehrung in Verbindung gebracht werden können, missachten, dass die erste Ursache von Frauendiskriminierung in der christlichen Religion angelegt ist. Franz von Assisi, der Ordensgründer und als Heiliger verehrte, gibt ein Beispiel zum menschenverachtenden Frauenbild. Franz von Assisi: „Wer mit dem Weibe verkehrt, der ist der Befleckung seines Geistes so ausgesetzt wie jener, der durchs Feuer geht, der Versengung seiner Sohlen.“ In Werl des 17. Jahrhunderts schürten u. a. der o. a. Personenkreis aus religiöser Frauendiskriminierung und Marienverehrung den mordenden Hexenwahn.  Es dürfte also nicht von der Hand zu weisen sein, dass ein verschrobenes Frauenbild in einer Männergesellschaft, damals mehr als heute, seine Ursachen in religiösen Auslegungen hatte bzw. hat, und es für Frauen als erstrebenswert gehalten wurde, dem angeblichen Vorbild der „Gottesmutter“ „nahe“ zu kommen. In der Inversion dieses Frauenbildes lag die Gefahr, als Hexe diffamiert zu werden. Sich darauf zurückzuziehen, den damaligen „Zeitgeist“ für den Hexenwahn verantwortlich zu machen, lenkt von der Verantwortung der damaligen Meinungsführer in Werl ab und verspottet die Opfer. Werl hatte damals ca. 2500 Einwohner und war durch Krieg und andere Katastrophen erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Zur äußeren Not kam dann noch der durch Werler Amtsträger und Geistlichkeit geschürte Hexenwahn, dem innerhalb von 20 Jahren (1628 – 1648) 70 Menschen zum Opfer fielen und es bis zum 18. Jahrhundert weitere gewesen sein dürften. Welches grauenvolle Klima muss gerade in den Jahren von 1628 bis 1668 in dieser kleinen Gemeinde in Werl geherrscht haben? Es kann also zu einem Jubiläum, das an diese Zeit erinnert, nicht unerwähnt bleiben, was damals gleichzeitig in Zeiten verstärkter Marienverehrung und der Überführung der Marienstatue von Soest nach Werl geschehen ist. Die Opfer eines Hexenwahns haben auch noch heute und gerade in Werl Trauer und Gedenken verdient. Ihr Schicksal sollte auch in einer Zeit, in der Wallfahrten eher mehr folkloristischen Charakter haben und mehr in einen kommerziellen „Mittelaltermarkt“ mit Volksbelustigung passen, nicht vergessen werden.“

Soweit Auszüge aus unserem damaligen Schreiben.

Die Werler Franziskaner

Die Nachfolger im Geiste derjenigen, die in den Zusammenhängen zwischen Marienverehrung/Hexenwahn und Marienwallfahrt stehen, haben in den vergangenen Jahrhunderten nicht nur das Geschäft mit dem Wahn betrieben, sondern ihre Areale in Werl (sie sitzen nicht nur geistlich mitten in der Stadt) kräftig erweitert. Von vielen Steuern und Abgaben in der Stadt befreit, betreiben sie ihre eigennützige Sache, fern von jeder demokratischen Kontrolle. Ein Unrechtsbewusstsein scheint in diesen Zusammenhängen offenbar vollkommen abhanden gekommen zu sein. Ihre dargestellte Marienverehrung sowie die Versuche, neue „Klientel“ für ihre „Geschäfte“ zu gewinnen, kann man als peinlich empfinden (Kinderwallfahrt, Mamma Maria, Mary Point usw.). Hinter den Klostermauern verbergen sich 16 Männer, als Patres oder Brüder bezeichnet, darunter ein Vorsitzender, ehrfurchtsvoll „Guardian“ genannt. Diese „Brüder“ beklagen den neuesten Finanzskandal ihrer Ordensbrüder in Rom, die sich offenbar mit einem Nobelhotel an den Rand des Ruins gebracht haben, als „hochnotpeinliche“ Angelegenheit, wie der Soester Anzeiger vom 22. 12. 2014 berichtete. Die Hochnotpeinlichkeit des Ordens in der „Nachfolge eines Franz von Assisi“, und einer Geschichte mit Beteiligung an Genoziden in der Welt und einer vom Marienwahn getragenen Geschichte speziell in Werl rührt offenbar weniger an, als der Gedanke, vor dem finanziellen Aus des Ordens zu stehen. So ist es nicht verwunderlich, dass in der kurzen Debatte und dem kurzen Prozess um die Wallfahrtsstadt, die „Brüder“ äußerst zurückhaltend sind, um nicht zu sagen, dass sie offenbar nichts dagegen haben, wenn ihre Stellungnahmen nicht öffentlich werden. Schweigen, weil ihr Wallfahrtsgeschäft in Politikerhänden liegt, die in der desolaten Haushaltslage der Stadt am Geschäft der „Brüder“ teilhaben möchten? Wie aus Reihen der SPD verlautet, „habe man ein umfassendes Marketing-Konzept für eine effektive Darstellung der Stadt gefordert, in dem selbstverständlich auch die Wallfahrt den ihr zukommenden Stellenwert erhalten soll.“ Als frommer Wunsch dürfte jedoch zu werten sein, „dass das Ganze der Stadt ausgeleuchtet wird und nicht aus verengter Perspektive ein einzelner Gegenstand in einen Scheinwerferkegel genommen wird, bei dem der Rest und der Zusammenhang im Dunkeln bleibt“, wie ein Ratsvertreter meint (SA vom 19.12.2014). Dass es dazu, auch im Zusammenhang einer „würdigen Denk- und Erinnerungskultur“ in Werl kommen wird, darf wohl erst nach dem Niedergang des Ordens der Werler Brüder (der Finanzskandal in Rom macht Hoffnung), sowie nach dem Ende des Marienwallfahrtswahns erwartet werden.

Der Werler Gerichtsstuhl

Wie die Täter und deren Machtinstrumente in der Wallfahrtsstadt Werl in Ehren gehalten werden, zeigt auch die Tatsache, dass „der Werler Gerichtsstuhl“, ein herausragendes Symbol der Werler Stadtgeschichte aus der Zeit der Soester Fehde (1444 – 1449), einen Ehrenplatz in der Werler Propsteikirche hat und an einem Wallfahrtsbrunnen am Marktplatz eine Darstellung findet. Vom „Werler Gerichtsstuhl“ wurden die Opfer der Hexenverfolgung in den Tod geschickt Zur Rehabilitierung der Opfer der Hexenverfolgung hat der Rat der Stadt bisher lediglich eine allgemeine Erklärung des Bedauerns der unschuldigen Opfer abgegeben, wie das in vielen Gemeinden an Orten der Hexenverfolgungen geschehen ist, ohne die Namen der in Werl bekannten Opfer zu benennen und ohne ein sichtbares Zeichen des Erinnerns zu setzen. Die Ursachen der Verfolgung und vor allem die Namen der Täter und die Bestimmung des Gerichtsstuhls werden verschwiegen. Wie bereits erwähnt, ist seit 2011, bis auf immer wieder vertagte Sitzungen verschiedener Gremien der Stadt, nichts zum Versprechen des Bürgermeisters für eine „Erinnerungs- und Gedenkkultur“ in Werl geschehen. Wenige Tage vor dem Ratsbeschluss zum Namenszusatz „Wallfahrtsstadt“ berichtete die Lokalpresse,  dass man nun nach Jahren des „Ringens“ um die Werler Gedenkkultur „gravierend“ weitergekommen und das Vorgehen „festgezurrt“ sei.
Das Ergebnis ist eine erneute Vertagung der Entscheidung. Vorgeschlagen wird, zur Hexenverfolgung zu „Überlegungen“ zu kommen, ob im städtischen Museum „eine Form des Erinnerns vorgesehen werden könnte“. ((SA vom 09. 12. 2014)
Es ist erneut nicht die Rede davon, wie das ehrende Gedenken der Täter der Hexenverfolgung in Werl, wie es in der Benennung von Straßen in Werl (Brandisstraße u. a.) und der ehrenvollen Ausstellung der Machtinstrumente der Täter, dem „Werler Gerichtsstuhl“,  aufgearbeitet und beendet werden kann. Im Gegenteil, mit der Renovierung der Probsteikirche, die im Februar 2015 abgeschlossen sein soll, soll der „Werler Gerichtsstuhl“ dort wieder seinen Ehrenplatz erhalten.

Die Werler Judenschandsäule

Zum Gedenken an die Judenverfolgung wird weiterhin „überlegt“, welche Form der Erinnerung an die „Judenschandsäule“, die 1938 von den Werler Nazis, um Juden zu diskreditieren und aus der Stadt zu treiben, mitten auf dem Werler Marktplatz errichtet worden war, gegeben werden soll. Die fast 3 Meter hohe Säule ist in dieser Art ein einmaliges Zeugnis der Judenverfolgung in Deutschland.

In Werl findet sich kein sichtbares Zeichen der Mahnung und Erinnerung an diese Werler Schande. Es scheint, dass eine dumpfe, religiös politische Mehrheit bereit zu sein scheint, dieser Schande die Schande des Verschweigens hinzufügen zu wollen. Im März 2015 soll darüber entschieden werden, ob zum Gedenken an die Opfer der Judenverfolgung 53 „Stolpersteine“ an 17 Stellen der Stadt eingelassen werden sollen. Bei der Haushaltslage der Stadt hoffe man allerdings noch auf Sponsoren für die Kosten von 6360,00 €! Allein dieses Ansinnen, das Geld nicht aus dem Etat der Stadt nehmen zu wollen, dürfte vor dem Hintergrund, dass noch vor Jahren ein CDU Stadtrat im Zusammenhang mit der desolaten Haushaltslage der Stadt auf das antisemitische Zitat hinwies, dass man erst ein paar reiche Juden erschlagen müsse, um den Haushalt der Stadt sanieren zu können, ans Unerträgliche grenzen. Die Kosten für den Zusatznamen „Wallfahrtsstadt“ wurden auf über 40.000,00 € geschätzt! 40.000,00 € dürften für Franziskaner mit Blick auf ihr Geschäfte in Rom, ihre weitgehend steuerbefreiten Geschäfte mit der Wallfahrt in Werl (nicht nur in diesem Geschäftszweig), aus der viel zitierten Portokasse zu bezahlen sein. Fragen, inwieweit ihr Vermögen an Kapital, Grund und Boden mit der Geschichte von Verleumdung, Folter und Mord, mit „Erschlagen“ in Verbindung stehen, stellen wir an dieser Stelle nicht.

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