Christensekte: "Zwölf Stämme" zeigen Fernsehreporter an

Die Christensekte "Zwölf Stämme" hat wegen Misshandlungen das Sorgerecht für ihre Kinder verloren - nun gehen die Fundamentalisten gegen den Reporter vor, der die Beweise lieferte. Ihre Erklärung: Züchtigen sei "ein Gesamtkonzept".

 Christensekte: "Zwölf Stämme" zeigen Fernsehreporter an

Auf dem bayerischen Gut Klosterzimmern sollen Kinder der christlichen Sekte "Zwölf Stämme" jahrelang systematisch verprügelt worden sein, heimliche Videoaufnahmen lassen daran kaum Zweifel. Die Urchristen streiten die Vorwürfe nicht ab, trotzdem wehren sie sich nun: Sie wollen ihre Kinder zurück.

Über einen Anwalt zweifeln die Fundamentalisten die Glaubwürdigkeit der Filmaufnahmen an, die im vergangen Jahr zum Entzug des Sorgerechts geführt hatten. In dieser Woche zeigten sie den investigativen Journalisten wegen "vorsätzlicher falscher Zeugenaussage und Fälschung beweiserheblicher Dokumente" an. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt: Am Montag soll ein weiterer Beitrag über die "Zwölf Stämme" bei RTL ausgestrahlt werden. Der Sender kündigt "neue erschütternde Details" an.

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Kommentare

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    Gast

    Bezeichnend ist der Satz "Trotzdem sehen sie sich als Opfer einer Hetzkampagne und beklagen, ihre Rechte als Eltern würden beschnitten.". Und was ist mit den Rechten der Kinder auf physische und psychische Unversehrtheit? Das Recht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit? Diese "Eltern" handeln nicht zum Wohle ihrer Kinder, sondern nur als Sklaven ihrer Ideologie.

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      Bernd Kammermeier

      Diesen Kommentar habe ich beim Spiegel reingestellt:

      Ich achte die Religionsfreiheit.
      Ich achte aber auch die körperliche Unversehrtheit von Menschen, egal woher, wie alt.
      Und ich hoffe auf das Wächteramt dieses Staates.

      Doch ich muss fragen: Wann beginnen die maßgeblichen, politischen Kreise durchzusetzen, dass der offensichtliche Missbrauch der Religionsfreiheit auf Kosten unschuldiger Kinder unterbunden wird?
      Weil § 1631d BGB ihnen dabei einen Strich durch die Rechnung macht? Weil es in der Tat eine kitzlige Frage ist, ob man Körperverletzung aus religiösen Gründen erlauben, aber gleichzeitig Körperverletzung aus religiösen Gründen verbieten kann? Und was wiegt dabei schwerer, Schläge oder Amputationen? Was ist mit psychischen Schäden durch religiöse Indoktrination? Was mit Überforderung von Grundschulkindern, die am Ort des Lernens mit Mythen eines bronzezeitlichen Hirtenvolkes konfrontiert werden, die sie "glauben" sollen und die unter ethischen Aspekten betrachtet einfach nur verwerflich sind?

      Es ist dringend geboten, dass hier der Staat sein Wächteramt ernstnimmt, und Kinder endlich vor Religion schützt. An erster Stelle vor jeder Art von Körperverletzung, an zweiter Stelle vor jeder Art schwarzer Pädagogik, an dritter Stelle vor schädlichen religiösen Inhalten.

      Die Geschichte der Religionen sollen Kinder ab 14 Jahren in der Schule lernen, um zu verstehen, warum die Welt ohne Religionen ein friedlicherer Ort wäre.

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        Bernd Kammermeier

        Ich habe gerade die Sendung bei RTL gesehen. Gut, ein bisschen effekthascherisch zusammengeschnitten. Aber das ist der heutigen Zeit, den heutigen Sehgewohnheiten und RTL geschuldet.

        Wenn ich das abziehe bleiben erschütternde Fakten, die mir so über die Zwölf Stämme neu waren. Es ist schwer da seine Gedanken zu sortieren. Ich kenne das von harmloseren religiösen Plattformen, dass mit der Bibel "bewiesen" wird, dass Jesus vorhersagte, dass seine Anhänger verfolgt würden, dass aber den Verfolgten ein Platz an seiner Seite sicher sei. D.h.: Je mehr Polizei, je mehr Aufklärung, je mehr Reporter, je mehr Empörung, desto bestätigter fühlen sie sich. Und die Kinder müssen auf einer gewissen Schlagzahl gehalten werden, weil sie sonst den guten Weg zu Gott verlassen.

        Das steht alles in der Bibel, in dieser scheiß Bibel, die mich gerade in zwanzigfacher Ausfertigung vom Regal her anlacht, als wolle sie mir sagen: "Ich bin so alt und ehrwürdig, ihr traut euch nicht, mir wehzutun!" Nein, dem Papier werde ich nicht weh tun. Auch den irregeleiteten, den glaubensviral infizierten und temporallappenepileptischen Gotteswahnsinnigen nicht. Aber als zivilisierte Welt müssen wir verhindern, dass die Verrückten jemals Kinder in ihre Finger kriegen.

        Offensichtlich verdient die Sekte doch Geld mit Kinderarbeit. Kann man dies nicht beschlagnahmen für Reparaturkosten? Eine ganze Herde guter Kinderpsychologen wird nötig sein, die nicht krankenversicherten Kinder halbwegs auf eine lebensfähige Spur zurückzuschicken. Wer bezahlt das schließlich? Die Öffentlichkeit, wie für Bischofsgehälter und Kirchentage?

        Wenn bei der Sekte nichts zu holen sein sollte, weil sie weltlich gewiefte Anwälte hat (die sicher Jesus geschickt vom Tempel ferngehalten hätten, als die Geldwechsler dort waren), dann soll doch die andere Sekte, die nach dem gleichen Buch agiert, für die Glaubensbrüder einspringen. Das Erzbistum Köln wäre meine erste Wahl.

        Ich bin gerade böse, ich gebe es zu, emotional aufgewühlt, ja, auch hilflos, was man tun kann. Das geht weit über Religionskritik und Einstehen für den evolutionären Humanismus hinaus. Das sind keine Statistiken dort in Klosterzimmern, keine philosophischen Argumentationsfiguren, das sind echte Menschen, kleine, wehrlose Menschen, die völlig lebensunfähig gehalten werden. Sklaven (laut Bibel erlaubt), die geschlagen werden (laut Bibel erlaubt) und die Ängste vor der realen Welt eingeimpft bekommen (laut Bibel erlaubt).

        Vielleicht sollten wir wirklich von der katholischen Kirche ganz offiziell Geld für das "Seelenheil" dieser geschändeten Kinder bitten, nein, fordern. Mit geschändeten Kindern hat man dort auch seine Erfahrungen.

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