In Ägypten herrscht Hexenjagd-Stimmung. Über 500 Menschen wurden in einem Massenprozess zum Tode verurteilt. Ihr Vergehen: Sie sind Mitglieder der Muslimbruderschaft. Der Unrechtsstaat erklärt Kritiker zu Staatsfeinden - und misshandelt sie entsprechend.
Es dauerte nicht lang, dann stand für Richter Said Jussef das Urteil fest. Zwei Sitzungen benötigte er, ein paar Stunden nur. 16 weitere Angeklagte sprach er frei. Und 529 Menschen verurteilte er zum Tode. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden.
In Rekordzeit wurde damit in Ägypten einer der größten Prozesse gegen Anhänger des abgesetzten Mohammed Mursi beendet. Derzeit laufen noch mehrere Verfahren, unter anderem gegen den Ex-Staatschef selbst. Die Angeklagten in diesem Fall hatten am 14. August 2013 zwei Polizeistationen in Südägypten gestürmt. Dabei war ein Polizist getötet und mehrere verletzt worden. Zudem wurden Waffendepots geplündert.
Zeit zu prüfen, wer von den 545 Angeklagten für den Mord verantwortlich war, hatte Jussef wohl kaum. Doch aus seiner Perspektive brauchte er das gar nicht, um die Todesstrafe zu verhängen. Denn die Angeklagten sind Mitglieder der Muslimbruderschaft. Als solche gelten sie Ägyptens Eliten als Terroristen - als Staatsfeinde.
Das Urteil zeigt, wie ein Klima der Hexenjagd in Ägypten vorherrscht. Seit dem Sturz Mursis im vergangenen Sommer hat Ägyptens Militär zum Kampf gegen den Terrorismus aufgerufen. So hoffen Feldmarschall Abd al-Fattah al-Sisi und die anderen Generäle die instabile Lage am Nil wieder in den Griff zu bekommen. Das Land ist pleite, größtenteils unregierbar und zunehmend unsicher.
Weiterlesen im Originalartikel.
Kommentare
Neuer Kommentar