Bei einem Anschlag auf eine Ausstellung von Mohammed-Karikaturen in den USA sind die beiden Angreifer von der Polizei getötet worden. Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders hatte an der Veranstaltung eine Rede gehalten.
Zwei Angreifer hätten am Sonntag in Garland im Bundesstaat Texas das Feuer auf einer Veranstaltung eröffnet, bei der Mohammed-Karikaturen gezeigt worden seien, teilte die Stadtverwaltung des Vorortes von Dallas mit. Dabei hätten sie einen Wachmann vor dem Gebäude verletzt. Polizisten hätten das Feuer erwidert und die Attentäter erschossen. Zu deren Identität und Motiv äusserten sich die Behörden zunächst nicht.
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Kommentare
Über diesem unendlichen Thema schwebt eine zentrale Frage: Ist es die Karikatur, die Muslime stört, oder ist es das Bilderverbot für Propheten- und Gottesdarstellungen? Ersteres lässt sich aus Koran und Hadithen ableiten, denn Mohammed selbst hat Kritiker (z.B. ein kleines Mädchen und einen alten Mann) hinrichten lassen, weil sie ihn kritisierten. Das Zweite ist problematischer.
Eine Religion, die die höchstmögliche Verehrung ihres Propheten - offenbar eines größenwahnsinnigen Narzissten - tradiert, hat hier notwendigerweise größte Schwierigkeiten, sich zu reformieren. Dabei gibt es durchaus innerislamische Darstellungen des Propheten, die in einigen Ländern sogar verkauft wurden/werden. Ganz auf dem Laufenden bin ich da nicht, aber noch vor einigen Jahren (2006) konnten derartige Kitschbilder in Ägypten erworben werden.
Jetzt könnte ich mir folgendes vorstellen, um hier für Klarheit zu sorgen: Man müsste eine Ausstellung organisieren mit einem Mix aus diesen traditionellen Bildern, die Mohamed zeigen und solchen, die moderne Künstler ohne jeden karikierenden Ansatz von ihm angefertigt haben. Jetzt müsste man die Reaktion aus muslimischen Communities abwarten. Das würde nämlich intern zu hitzigen Debatten führen: "Sind wir eigentlich gegen die Karikatur oder schon gegen die Abbildung?"
Diese berühmte "rote Linie", von der Islamgelehrte öfters sprechen, ist nämlich durchaus schwammig und nicht so scharf, wie gerne behauptet. Und ob ein reines Bilderverbot (das theologisch begründet nur für Muslime gelten darf) durchsetzbar wäre, ist mehr als fraglich. Warum sollte ein atheistischer oder buddhistischer Künstler nicht den berühmten Propheten Mohammed malen? Ich könnte sogar theologisch noch eins obendrauf packen: Das Bilderverbot der Juden bezog sich ausschließlich auf Gott, weil dieser nicht mehr wie in einer Idolatrie verehrt werden sollte (als Abgrenzung zum Polytheismus). Dieses Bilderverbot wurde im Christentum teilweise gelockert, durch die Reformation wieder wichtiger. Der Islam hat die jüdische Variante des Bilderverbots eingeführt, weil hier eine größere theologische Nähe gesehen wurde (Der Islam wurde nach christlichem Beginn jüdisch als Abgrenzung zum Gottessohn Jesus). Zu keinem Zeitpunkt galt ein Bilderverbot für die Darstellung natürlicher Personen.
Die Übertragung des Bilderverbots auf Mohammed, der als Prophet keinerlei himmlische Herkunft für sich beanspruchen kann (Gott hat laut Koran auch keine Kinder - bis auf die, die in den satanischen Versen erwähnt werden), grenzt also deutlich an Blasphemie, da sich Mohammed damit - falls er a) je gelebt hat und b) dies selbst so veranlasst hat - selbst auf die Stufe eines Gottes gestellt hätte. Dies ist gotteslästerliche Anmaßung, die im Islam genauso schwer bestraft wird, wie Apostasie.
Im Grunde müssten islamische Geistliche zu dem Schluss kommen, dass zwar Gott nicht dargestellt werden darf (oder mangels Existenz kann, wie Atheisten sagen dürften), aber alle Menschen schon! Dem steht entgegen, dass es in orientalischen Kulturen generell eine gewisse Abscheu zur bildhalten Darstellung von Menschen gibt, weil hier die Gefahr gesehen wurde, dass diese sich durch ihre Abbildung selbst erhöhen und zum verhassten "Idol" werden. Doch im Zug der Moderne sind bildhafte Darstellungen heute nicht mehr ungewöhnlich, selbst IS-Kämpfer lassen sich selbstherrlich fotografieren - von Imamen und Großmuftis ganz zu schweigen.
Kann es also sein, dass das generelle Bilderverbot für Menschen inzwischen (stillschweigend?) aufgehoben wurde, was auch Auswirkungen auf die Darstellung Mohammeds haben musste? Diesen Diskurs fände ich höchst spannend, denn man könnte die Ausstellung mit Fotos heutiger islamischer Geistlicher - am besten in entsprechender Pose - ergänzen, um die Absurdität einer Fortdauer des Bilderverbots für profane Personen zu entlarven.
Und falls nach einer solchen Ausstellung die hohe Geistlichkeit der Muslime das Darstellungsverbot für den Propheten lockern, dann taucht am Horizont die nächste Frage auf: Darf man dann auch Schwächen des Propheten darstellen? Darf man seine Ideen grafisch bloßstellen? Nicht in Form von Lügen (Mohammed als Schwuler - obwohl...), sondern streng an den Überlieferungen orientiert, die nun wahrlich genügend Ansatzpunkte für Kritik und Satire liefern.
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Solche Ausstellungen scheinen gut geeignet, um die abscheulichsten Gewaltverbrecher aus ihren Löchern zu ködern. Man sollte m.E. aber anstreben, sie (natürlich mit gebührender Vorsicht) in speziellen Irrenanstalten unterzubringen, statt sie einfach zu töten. Die dadurch entstehenden Kosten sollte uns unsere Menschlichkeit wert sein.
marstal08
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