Die Vorfahren der ersten Amerikaner sind während der Eiszeit aus Asien über die damals trockene Beringia-Landbrücke in die Neue Welt gekommen – das gilt als gesichert. Doch US-Forschern zufolge war Beringia offenbar kein simples Durchzugsgebiet, sondern eine Heimat: Es mehren sich Hinweise darauf, dass die Vorfahren der ersten Amerikaner in Beringia 10.000 Jahre lang eine isolierte Population bildeten, bevor sie in die Neue Welt einwanderten. Die Forscher belegen diese Theorie des „Beringia-Stillstands" im Wissenschaftsmagazin „Science", indem sie Ergebnisse von genetischen Studien und Untersuchungen der Sedimente des versunkenen Beringias zusammenführen. Sie deuten darauf hin, dass die Urahnen der heutigen Indianer einst für Jahrtausende genetisch isoliert gewesen waren und dass der wahrscheinliche Ort dieser „Isolations-Haft" Beringia war.
Die indianischen Bevölkerungsgruppen Nord- und Südamerikas haben Vorfahren aus Asien, das geht aus genetischen Vergleichen von Völkern dieser Kontinente klar hervor. Diese Untersuchungen ergaben aber noch weitere Detail-Hinweise: Anhand bestimmter Mutationen im Erbgut konnten Wissenschaftler Rückschlüsse darauf ziehen, wann sich die Ahnen der ersten Amerikaner von Bevölkerungsgruppen Asiens abspalteten. Dies erfolgte demnach bereits vor etwa 25.0000 Jahren. Doch Spuren im Erbgut der unterschiedlichen indianischen Bevölkerungsgruppen weisen darauf hin, dass sie sich erst vor rund 15.000 Jahren auffächerten – also erst dann die Besiedlung der beiden amerikanischen Kontinente einsetzte. Demnach bleibt eine Lücke von etwa 10.000 Jahren, in der die Ur-Population offenbar isoliert existiert hatte – doch wo und warum? Beringia wurde bereits als möglicher Ort genannt, dieser Vorschlag fand aber bisher wenig Beachtung. John Hoffecke von der University of Colorado in Boulder und seine Kollegen machen die Theorie des „Beringia-Stillstands" nun jedoch zum großen Thema.
Bisher erschien der „Beringia-Stillstand" als wenig plausibel: Die urzeitliche Landbrücke galt als frostige und lebensfeindliche Einöde, die Menschen kaum zum Verweilen einlud. Doch den Forschern zufolge zeigen neue Forschungsergebnisse, dass dies nicht der Fall war: In dem heute versunkenen Gebiet zwischen Sibirien und Alaska gab es Gebiete mit Buschlandschaften und sogar Baumbestand. Darauf weisen die Analysen von Sedimentbohrungen hin, die in den letzten Jahren gemacht wurden. In ihnen hatten Wissenschaftler Pollen von Sträuchern und Bäumen wie Birken und Weiden gefunden und auch die Überreste von Insekten, die darauf hindeuten, dass hier ein vergleichsweise mildes Klima herrschte. Möglich war dies durch warme Meeresströmungen, die Teilen Beringias auch während des Maximums der Eiszeit vergleichsweise freundliche Bedingungen bescherten, erklären die Forscher. Die Beringia-Landbrücke war auch keineswegs ein schmaler Landstreifen, wie der Name suggeriert, sondern ein weites Land: Etwa 1.600 Kilometer breit und fast 5.000 Kilometer lang von Ost nach West.
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Kommentare
Albern von mir, weiß ich, aber es gefällt mir zu denken, dass die Menschen, die erst in Amerika einreisten, die Manieren hatten, bis zur angemessenen Zeit im Vorzimmer zu warten, bevor sie auftraten.
Na, hol ich mir den Mantel.
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