Bürgermeister im Shitstorm: CDU-Politiker wettert über "Glorifizierung von Homosexualität"

Der Ortsbürgermeister von Herschbach im Westerwald, Sven Heibel, wirbt auf Facebook für den Paragrafen 175, der abgeschafft wurde, weil er Homosexualität unter Strafe stellte. Nun hagelt es Rücktrittsforderungen.

 Bürgermeister im Shitstorm: CDU-Politiker wettert über "Glorifizierung von Homosexualität"

"Zukunft statt Vergangenheit" - so lautete sein Slogan bei der Kommunalwahl in Rheinland-Pfalz. Noch ist Sven Heibel Ortsbürgermeister von Herschbach, macht aber mit einem Facebook-Post einen großen Schritt rückwärts: "Vor 20 Jahren wurde die Strafbarkeit der Homosexualität, § 175 StGB, abgeschafft. Ich weiß nicht, ob das ein Grund zum Feiern ist", lautete sein Eintrag in dem sozialen Netzwerk, den Heibel mittlerweile gelöscht hat.

Dazu stellte er ein Foto von einem aufgeschlagenen Strafgesetzbuch. Darin: ein gefalteter Zettel mit der Gesetzesfassung vom 25. Juni 1969, in der noch Paragraf 175 aufgeführt ist. Unzucht zwischen Männern wurde damals noch mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft. In den Kommentaren muss sich der CDU-Politiker nun als "Hinterwäldler" oder "dummer Typ" beschimpfen lassen. "Wir leben im 21. Jahrhundert, nicht im Mittelalter", heißt es etwa.

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Kommentare

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    Bernd Kammermeier

    Antwort auf #3 von Joe Wolsing:
    >3.) Ob er nicht eventuell nur den Zorn über seine eigene homosexuell Neigung, die er, aus welchem Grund auch immer, nie ausleben konnte mit derartigen Äußerungen kompensieren will.

    Als ich mir Fotos dieses feinen Herrn anschaute, hatte ich den gleichen Verdacht. Ich weiß nicht, ob es oft vorkommen, dass man Schwulen ihre sexuelle Orientierung ansieht, aber bei Herrn Heibel kam mir spontan dieser Gedanke. Das ist überhaupt nicht sarkastisch gedacht. Ich bin wirklich überzeugt davon, dass er psychologische Hilfe bei seinem Coming-out braucht oder die Zugangsdaten zur "SUSBECT" = Selbsthilfegruppe unheimlich schwuler Bürgermeister/Ehrenbürger der CDU-Tunten. (Okay, das zum Schluss war jetzt satirisch...)

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      Bernd Kammermeier

      Zitat aus dem Artikel: Im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE sagt der Jurist: "Ich wollte niemanden diskriminieren." Dann legt Heibel jedoch nach. Es gebe gewissen Tendenzen in der Gesellschaft, "die zu tolerieren, aber nicht unbedingt gutzuheißen" seien. So könne er nicht verstehen, dass das Coming-out des Fußballers Thomas Hitzlsperger hochgelobt worden sei. "Es findet in unserer Gesellschaft eine Art Glorifizierung von Homosexualität statt", sagt Heibel. "Es kann doch nicht unser Leitbild sein, dass möglichst viele Kinder schwul werden.""

      1. Wer hat das Leitbild, möglichst viele Kinder schwul werden zu lassen? Und wie sollte das funktionieren? Homopathische Mittel in den Kinderbrei rühren?

      2. "Gutheißen" heißt für mich, zu sagen, etwas ist gut. Und gut ist! Warum sollte ich das - Umkehrschluss - schlechtheißen, wenn zwei Männer oder zwei Frauen in ihrem Schlafzimmer Spaß miteinander haben? Was geht mich an, was Herr Heibel in seinem Schlafzimmer macht - oder auf seiner Toilette? Das ist die INTIM- oder PRIVATSPHÄRE.

      3. Wenn eines Tages die gesellschaftlichen Verhältnisse so geworden sind, dass niemand mehr mit dem Sexualverhalten seiner Mitmenschen Probleme hat, dann wird man ganz von alleine das Coming-out berühmter oder weniger berühmten Leute einstellen, weil es dann eben keine Meldung mehr ist. Nur durch das intolerante Verhalten von Herrn Heibel und seiner hinterwäldlerischen Dorfbewohner (die er am Ende feige als Entschuldigung vorschiebt) ist doch ein Coming-out überhaupt noch nötig.

      Eines ist doch inzwischen klar wie Kloßbrühe: Nie wieder werden sich Schwule oder Lesben verstecken müssen. Und ihr Coming-Out unterstütze ich so lange, bis Homosexualität kein Thema mehr ist, weil es gesellschaftlich bis in die verstaubtesten Hinterzimmer hinein akzeptiert und gutgeheißen ist. Es liegt also an Herrn Heibel und seinen christlichen Glaubensgenossen, wie lange wir noch in Deutschland jedes Coming-out frenetisch feiern und begrüßen dürfen.

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        Joseph Wolsing

        Welche Gedanken drängen sich in so einem Fall unweigerlich auf?

        1.) Die Stelle an der er im Interview behauptet, er wolle niemanden diskriminieren, nur um dann nochmals zu betonen dass die gesellschaftliche Tendenz sexuelle Ausrichtungen wie Homosexualität (GLBTS Alliance) zu akzeptieren nicht wünschenswert seien, zeugt von einer zutiefst intoleranten Haltung gepaart mit dem fehlenden Mut auch dazu zu stehen.

        2.) Die Aussage, er habe dies ausschließlich als Privatmann gesagt, zeugt von einem Unverständnis der Tatsache, dass er als Bürgermeister einer Gemeinde eben auch immer als als Person der Öffentlichkeit auftritt.

        3.) Ob er nicht eventuell nur den Zorn über seine eigene homosexuell Neigung, die er, aus welchem Grund auch immer, nie ausleben konnte mit derartigen Äußerungen kompensieren will.

        4.) Dass er tatsächlich den Sprung ins 21. Jahrhundert nicht vollzogen hat und gerne Verhältnisse wie im Mittelalter wiederherstellen würde.

        Es mündet für mich in dem Schluss, dass Ein Mensch mit derartigen Ansichten, in einer, in allen Beziehungen immer pluraler werdenden Gesellschaft, eine Position mit Entscheidungskraft in der Öffentlichkeit unmöglich innehaben sollte. Wer nicht zwischen seinen Persönlichen Neigungen und Ansichten und dem, was der Zeit entsprechend in der Öffentlichkeit angebracht ist unterscheiden kann, sollte nicht einer Gemeinde vorstehen. Allen Beteuerung zum Trotz hat er ja mit seinem Statement seine innere Haltung zum Ausdruck gebracht und es fällt sehr schwer zu glauben, dass so ein Mann in der Lage ist, die gebotene Neutralität zu wahren die nötig ist, um Vertreter für alle Bewohner seiner Gemeinde zu sein.

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          Gast

          Wie sagte es Denzel Washington in "Philadelphia": "Erklären Sie es mir so, als wenn ich 6 Jahre alt wäre."
          Also gut, Homosexualität in ein unter vielen Säugetieren verbreitetes Verhalten und betrifft einen geringen Prozentsatz in der Population. Es ist in diesem Sinne also natürlich und normal. Nun mag dies dem einen oder der anderen nicht gefallen, die persönliche Meinung jedoch, wie engstirnig und intolerant sie auch für den Schreiber dieser Zeilen erscheinen mag, ist das Recht jeder Person. Wenn ein Politiker sich aber wieder einmal auf altertümliche Schriften bezieht um seine Abneigungen moralisch salonfähig zu machen, ist es nur noch widerlich. Wir leben in einem säkularen Rechtsstaat, der glücklicherweise nicht auf dem moralischen Vorstellungen heiliger Schriften aufgebaut ist. In diesem Staat besteht ein gesellschaftlicher Konsens, der vor allem auch dadurch geprägt ist, dass Minderheiten geschützt und nicht ausgegrenzt und diskriminiert werden. Nicht nur, aber auch wegen der jüngeren deutschen Vergangenheit. Betrachtet man die Äußerungen des christlichen Politikers in diesem Licht, wird hoffentlich deutlich, dass wir solche Volksvertreter nicht benötigen. Was mag er als nächstes fordern, Steinigung für Ehebruch (Polemik beabsichtigt)?

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