Das Grundgesetz und der Bezug auf Gott

Ich habe diesen Text schon mal an anderer Stelle veröffentlicht, würde aber auch hier gerne über dieses Thema diskutieren:

"Schon der erste Halbsatz der Präambel des Grundgesetztes geht mir gegen den Strich:

Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen [...]

Um mal provokativ zu fragen: was soll man von einem Gesetzestext halten, der sich schon so früh ein nicht existentes Wesen bezieht? Und welcher der vielen Götter ist eigentlich gemeint? Verantwortet sich das Deutsche Volk vor Odin, Jahwe, Krishna oder Zeus? Und was hat “Gott” in diesem Text zu suchen? Natürlich beinhaltet das GG viele Grundsätze, die für ein ziviles Miteinander wichtig sind – das ist unbestritten. Daher stelle ich auch nicht den gesamten Text in Frage, wohl aber viele der Bezüge auf Gott und Religion.

In Artikel 4, Paragraph 2 steht:

Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

Dagegen ist zunächst im Sinne eines toleranten Umgangs mit anderen Meinungen natürlich nichts zu sagen. Allerdings frage ich mich, wo Religionsausübung anfängt und wo der schädliche Einfluss auf unsere Gesellschaft anfängt. Ist es auch noch Religionsausübung, wenn Kinder in der Schule indoktriniert werden? In Artikel 7, Paragraph 2 wird formuliert:

Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religionsunterricht zu bestimmen.

Das ist schön (und eine Selbstverständlichkeit), in der Praxis aber mitunter schwierig. Da sich in Deutschland noch immer eine überwältigende Mehrheit dem Christentum zugehörig fühlt (siehe Zensus 2011), ist es insbesondere für jüngere Kinder nicht ganz so einfach, sich dieser “Gemeinschaft” (die ja auch nach der Schule noch nachwirken kann) zu entziehen. Andererseits: In der Schule wird ja sowieso kaum das stellen von Fragen bzw. das Infragestellen der gelehrten Inhalte gefördert. Dafür sind dann schon die Eltern verantwortlich! Wie im gleichen Artikel aber im Paragraph 3 dann präzisiert wird ist …

Der Religionsunterricht [..] in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt.

Warum? Was hat eine Religion mit dem Staat, unter dessen Aufsicht das gesamte Schulwesen steht, den eigentlich zu tun? Nach meiner Meinung rein gar nichts.

Daraus kann nur die Forderung resultieren, jeglichen Bezug auf Gott aus dem Grundgesetz zu streichen! Dazu habe ich eine Petition beim Bundestag eingereicht, die derzeit aber noch in Bearbeitung ist. Sollte die Petition zugelassen werden, dann wird diese öffentlich einsehbar sein. In diesem Fall werde ich den genauen Link natürlich nachreichen.

Und dann müssen natürlich noch alle weiteren Verflechtungen zwischen Staat und Kirchen aufgelöst werden. Aber das dann vielleicht später … (ja ich weiß: ich wiederhole mich)"

Nachtrag: Die Petition wurde wie leider nicht anders zu erwarten negativ beschieden.

Kommentare

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    MarcDylan

    Seit der Erfindung des Tauschhandels in der Evolution, aus der unsere Soziale Marktwirtschaft resultierte, war die Religion multipliziert worden wegen ihrer biologischen Funktion als externe Marketingabteilung der Tauschhändler: sexuell Unterdrückte kaufen mehr Schokolade, zu Gewalt gegen Ungläubige Verpflichtete kaufen mehr Waffen. Da wir eine Tauschhandelskultur sind, beginnt unser Grundgesetz selbstverständlich mit dem Gerede über nichtexistente Götter, die was gegen Sex und Ungläubige haben.
    Viele Grüsse
    Marc, der eine nette Atheistin sucht http://www.10xgluecklicher.de/

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      Ron

      Antwort auf #1 von Spriggan:

      > Nicht nur im Grundgesetz:
      > In den Landesverfassungen geht es weiter.
      > Zum Beispiel NRW-Verfassung Artikel 7und im Schulgesetz NRW: §2 ... Ehrfurcht vor Gott [...]ist vornehmstes Ziel der Erziehung.

      Oh mann, dass ist ja fast noch schlimmer ...
      > Bin auf die Petition gespannt, aber wenn außer den Linken nur in den Parteien Menschen sitzen, die aus T...

      Das ist genau eines der größten Probleme: Religion und Kirche sind in Deutschland dermaßen tief in allen (politischen) Strukturen verankert, dass dem kaum beizukommen ist. Da hilft nur immer weiter dran zu bleiben.

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        Spriggan

        Nicht nur im Grundgesetz:
        In den Landesverfassungen geht es weiter.
        Zum Beispiel NRW-Verfassung Artikel 7und im Schulgesetz NRW: §2 ... Ehrfurcht vor Gott [...]ist vornehmstes Ziel der Erziehung.
        Bin auf die Petition gespannt, aber wenn außer den Linken nur in den Parteien Menschen sitzen, die aus Theologen-Familien kommen oder in evangelischen Räten sitzen, dann hab eich wenig Hoffnung für ein Vorart des Laizismus.

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