Unter Erzbischof Joachim Meisner, der nun in Ruhestand geht, mehrte das Bistum Köln sein Vermögen mit fragwürdigen Investments. Bei den Bedürftigen wurde dafür gespart.
Im Kölner Dom steigt in dicken Schwaden Weihrauch auf, und es sieht aus, als schwebe Joachim Kardinal Meisner auf einer Wolke durch das mächtige Hauptportal in die dunkle Kathedrale hinein. Das festliche weiß-goldene Messgewand, der walnussgroße Ring an der Hand, der Hirtenstab, den er wie ein Zepter hält – dem Erzbischof folgen die ehrfürchtigen Blicke von 1.500 Gläubigen.
Es ist eine der letzten Gelegenheiten, Meisner bei einer Predigt zu erleben, bevor der Papst in diesen Tagen seinen Rücktritt vom Amt des Erzbischofs annehmen wird. Ein Vierteljahrhundert hat die Ära Meisner in Köln gedauert, in einer Region, die so katholisch geprägt ist wie kaum eine andere in Deutschland.
In die Stille der voll besetzten Kirche hinein predigt Meisner ganz leise. Doch plötzlich, bei den Worten "Globalisierung der Gleichgültigkeit", bebt seine Stimme. Er reißt die Arme in die Höhe, als wolle er seine Worte in den Himmel tragen. Meisner wettert: "Unsere Wohlstandskultur vermindert offenbar unser Gespür für unsere gegenseitige Verantwortlichkeit." Er prangert die rastlose Gesellschaft mit ihrem ständigen "Schneller, höher, weiter" an, er will alldem ein Motto entgegensetzen, das auch und besonders für die Kirche gelte: Einfachheit. "Gerade eine wohlhabende Kirche steht in besonderer Verantwortung vor Gott und den Menschen: Auch wir sind immer wieder in Versuchung, Äußerlichkeiten zu wichtig zu nehmen." ........
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