Der Mensch, die Krone der Schöpfung?

Richard Dawkins bemerkte einmal, dass die Menscheit ihre Existenz einem Dinosaurier verdanken könnte, der zur rechten Zeit geniest hat. Er wollte damit ausdrücken, dass die Evolution auch eine ganz andere Richtung hätte einschlagen können, wenn ein Ereignis in der Vergangenheit anders abgelaufen wäre. Wenngleich dieser Schmetterlingseffekt wohl etwas simplifiziert dargestellt ist, geht es im Kern um die Zufälligkeit von Ereignissen und ihren Einfluß auf die weitere Entwicklung. Nun, offensichtlich ist dies nicht geschehen, denn wir sind hier. Es zeigt aber auf, dass die Evolution nicht das Ziel hatte, den Menschen hervorzubringen, sondern durch eine Änderung in der Geschichte, die Menschheit nie das Licht der Welt erblickt hätte. Wenn man die Evolutionstheorie als bislang beste Erklärung für die Entwicklung des Lebens ansieht, so wie dies viele der aufgeklärten Theologen tun, führt dies nicht zu einem Dilemma? Sie müssten dann annehmen, dass Gott zwar die Initialzündung für die Enstehung des Lebens gab, aber der weitere Verlauf den Gesetzen der Evolution mit der natürlichen Selektion folgte. Aber daraus folgt jedoch, dass der Mensch nur ein zufälliges Resultat dieses Prozesses ist und da die Evolution beständig voran schreitet, zudem auch nicht das Endergebnis, da es ein solches nicht gibt. Der Mensch entspricht daher auch nicht der Planung eines übernatürlichen Wesens. Das Dilemma würde man nur lösen können, wenn man annimmt, dass die Göttin wieder zielgerichtet eingegriffen hat. Aber warum dann erst den Umweg über die Evolution wählen? Dann wäre man wieder bei der Schöpfungsgeschichte z. B. der Bibel. Mich würde eure Meinung dazu interessieren und wie dies von aufgeklärten Theologen gesehen wird.

 

Kommentare

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    Port0r

    Antwort auf #2 von Garelump:
    > Wenn der/die/das Gott den "Startschuss" für die Evolution gab, also das Leben nicht gemäß dem Schöpfungsmytos entstand, und der weitere Verlauf der Evolution unangetastet voran geschritten ist, wäre der Mensch nur ein Zufallsprodukt. Das würde nicht zu einem schöpferischen Akt passen.

    Naja, was ist schon zufällig in Gegenwart eines allmächtigen und allwissenden Wesens? Der Verlauf der Evolution könnte dann genau so von Gott geplant worden sein indem die Weichen schon vorher gestellt wurden, damit man nachher nicht mehr eingreifen muss, bzw. Gott könnte genau gewusst haben wie, wo und wann er den Vorgang starten muss um das gewünschte Ergebnis zu erhalten.

    Wenn ich eine Billardkugel über zwei Banden einloche ist das Zufall, wenn es ein professioneller Snooker-Spieler macht ist es Können. Der plant den Schuss und setzt ihn um, mit dem richtigen Winkel, der richtigen Kraft, dem richtigen Effet. Für jemanden der das nicht kann wirkt das immer ein wenig wie ein kleines Wunder, vor allem wenn die weiße Kugel noch günstig zum Liegen kommt für den nächsten Schuss, den er auch schon vorab geplant hatte.

    Also man kann sich das schon etwas zurecht biegen. Unter'm Strich läuft's aber immer auf das hinaus was Pyrion schon sagte: man quetscht Gott so lange in jede Wissenslücke, bis keine mehr da sind.

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      Pyrion

      Das ist nur die neueste Rückzugsstrategie der etwas aufgeklärteren Religionsrichtungen. Da man Evolution nicht mehr wirklich kleinreden kann wird Gott wieder eine Stufe zurückgestuft, gerade so weit dass man das Gegenteil nicht beweisen kann. Dies ist nur die Fortführung einer jahrhundertealten Strategie. Man sollte dem nicht all zuviel Bedeutung zuweisen. Sobald klar erkennbar wird dass auch die Anfänge der Evolution rein zufällig gestartet sind wird Gott dann für DIESEN Prozess die Vorraussetzungen geschafft haben. Das wird solange weitergehen bis endlich keiner mehr daran glaubt.

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        vindex sine nomine

        Die Evolution kennt keine Perfektion und auch keine Produkte ohne gravierende Mängel. Der Gott, der aktuell von der Mehrheit angebellt wird, steht für Perfektion, Allmacht, Allwissen und die Unfähigkeit Fehler zu machen. Daraus kann man folgern, daß er entweder nicht perfekt, allmächtig und so weiter ist, oder daß er bewußt seine Schöpfung mit den Defiziten der Evolution quält, keiner der beiden Schlüsse ist besonders schön, wenn man an diesen Gott glauben möchte. Gut, vielleicht mag er auch nur, daß seine irdischen Spielzeuge regelmäßig ausgetauscht werden und der Zufallsgenerator Evolution sorgt für die nötige Abwechslung beim Spiel.
        Ist aber auch kein Gott, den man verehren sollte oder möchte oder zu dem paßt, was man als Gläubiger von seinem Schöpfer erwartet.

        Der Mensch ist das erste Wesen auf diesem Planeten, das sich nachweisen läßt, das in die Lage kommen könnte diesen Planeten hinter sich zu lassen. Das ist aus meiner Sicht durchaus eine Erwähnung wert, auch wenn er wohl das erste Lebewesen ist, daß das Leben auf diesen Planeten nachhaltig auslöschen kann, so perfekt der Schöpfer seine Lieblinge die Schaben konstruiert hat.

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          muna.apfelbaum

          Antwort auf #6 von Adrian Fellhauer:

          Auch wenn das vom Thema abweicht, möchte ich kurz darauf eingehen:
          Die Evolution der Menschheit bzw Selektion wurde von uns ausgehebelt, zumindest in den Industriestaaten, durch Medizin, Industrialisierung und andere technische Errungenschaften. Mutationen und Variationen gibt es bei den Menschen weiterhin, aber eben kaum Selektion.

          Der Gedanke der gezielten Ausschaltung der Evolution für die Menschheit gefällt mir ganz und gar nicht. Das erinnert mich zu sehr an den Film Gattaca. Da bekomme ich eine Gänsehaut und keine gute.

          Zu der Sache mit dem Virus: ein einzelner Mensch verfügt über die Gabe von Einsicht und Vernunft. Und ich bin der Ansicht, dass wir das Problem der Überbevölkerung und Umweltverschmutzung nicht durch Rückschritt in die Steinzeit sondern durch noch mehr Fortschritt erreichen können. Die Menschheit als Ganzes verhält sich jedoch gar nicht vernünftig, sondern gierig und beschränkt. Zumindest solange, bis eine echte Notsituation eintritt und die Menschheit zum Handeln gezwungen wird. Wie man an der Klimawandeldebatte sieht; würden alle Menschen ihre Entscheidungen aufgrund von Einsicht und Vernunft treffen, hätten wir gar keine Debatte mehr sondern hätten bereits wirksame Maßnahmen ergriffen. Und ich spreche hier nicht von Glühbirnen. Aber Menschen mit Viren zu vergleichen ist zugegebener maßen ein wenig polemisch und diente mir oben eigentlich nur zu rhetorischen Zwecken.

          Und nun zurück zum Thema! Ach ja, und danke für das Kompliment.

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            Adrian Fellhauer

            Antwort auf #5 von muna.apfelbaum:

            > Wenn wir das Ziel von Evolution wären, dann müsste doch auch Evolution zu einem Ende kommen, jetzt wo es uns gibt.

            Selbstverständlich ist die Evolution im Tierreich nicht am Ende, aber ich frage mich, inwieweit sie in der heutigen menschlichen Gesellschaft noch stattfindet. Falls sie dies tatsächlich noch tun sollte, ist die Frage, ob dies möglicherweise mit Menschenrechten in Konflikt steht, und wenn ja, wie man die Evolution des Menschen vielleicht sogar künstlich abbrechen sollte, vorrausgesetzt, dass dies selbst wiederum keine Menschenrechte verletzt, was natürlich, in Anbetracht möglicherweise verschiedener Kinderwünsche, auch möglich sein könnte.

            Insofern, sollten solche Erwägungen von zahlreichen Individuen einer Spezies getroffen werden, so wäre es denkbar, dass Evolution an einer bestimmten Entwicklungsstufe der Intelligenz oder (bzw. hier darf man sogar "und" schreiben, da gewisse ethische Standards Vorraussetzungen für das Überleben einer hinreichend intelligenten Spezies sind, wie z. B. der Verzicht auf die Verwendung von Atombomben) der ethischen Standards aufhört und der Fortschritt (nur) noch auf memetischer Ebene stattfindet.

            Aber auf jeden Fall vielen Dank für Ihren lesenswerten Kommentar, dem ich natürlich sonst fast in allen Punkten zustimme!

            (Das Fast bezieht sich hier auf die Tatsache, dass ein Virus keine dem Menschen vergleichbaren intellektuellen Fähigkeiten besitzt. Es ist sicher wahr, dass wenn wir den Planeten mit seiner Artenvielfalt erhalten wollen, wir dann unsere Lebensweise ändern müssen, aber ich glaube, dass dies auch möglich ist, da wir über die Gaben von Einsicht und Vernunft verfügen.)

            Schöne Grüße

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              muna.apfelbaum

              Wenn die Dinosaurier nicht durch einen Meteoriten ausgelöscht worden und statt dessen die Säugetiere verdrängt worden wären, hätte es vielleicht dennoch zu der Entwicklung einer intelligenteren Spezies kommen können. Das möchte ich nicht ausschließen.
              Um ein intelligentes Wesen wie den Menschen durch Evolution zu erhalten, sind einige Dinge entscheidend: die Umweltveränderungen müssen einen Selektionsdruck bewirken, der die Entwicklung einer Spezies begünstigen, die sich durch höhere Intelligenz auszeichnet. Das kann passieren, in dem plötzlich Nahrung knapp wird und nur die Individuen überleben, die durch Cleverness neue Wege der Nahrungsbeschaffung entdecken. Diese Entwicklung könnte gleichzeitig den aufrechten Gang begünstigen, denn Nahrungsknappheit bedeutet auch Steppe statt Wälder (zumindest an Land). Die vorderen Gliedmaßen sind dann frei für die Nutzung von Werkzeugen, was die Entwicklung der Intelligenz weiter begünstigt. Auf TED habe ich einen Vortrag gesehen, nach dem der letzte und wichtigste Akt in der Evolution des Menschen das Garen von Nahrung war, weil wir erst dadurch unserem Gehirn genug Energie zur Verfügung stellen konnten, um uns abschließend von den Menschenaffen abzusondern. Ich könnte mir daher vorstellen, dass eine Eiszeit oder eine Dürre dazu führen könnte, dass sich auch aus Dinosauriern "Menschen" entwickeln. Wer sagt denn, dass das nur mit Säugetieren geht. Das ist vielleicht ein Argument gegen die Sache mit dem "Zufall". Prof. Dawkins spricht sich übrigens an verschiedenen Stellen selbst gegen den Begriff Zufall in diesem Zusammenhang aus. Konvergenzen (Ausbildung einer ähnlichen Gestalt infolge gleicher Funktion oder Lebensweise) sind in der Natur weit verbreitet, zB die Ähnlichkeiten von Flügeln bei Insekten, Vögeln und Fledermäusen. Daher behaupte ich, intelligente Wesen könnten theoretisch auch auf anderem Wege entstehen, als es hier auf der Erde der Fall war.

              Das ist natürlich immer noch kein Argument für die Existenz eines Gottes. Dazu müsste man beweisen, dass sich Einzellige Lebewesen nie alleine ohne Hilfe aus der Ursuppe hätten entwickeln können. Oder dass die Sache mit dem Big Bang nicht ohne Initialzündung funktioniert. Außerdem würde das bedeuten, dass es Gott egal war, ob wir uns aus Eidechsen oder Affen oder vielleicht Walen entwickeln. Und was hätte das für Auswirkungen auf die Behauptung, Gott hätte uns nach seinem Ebenbild geschaffen?

              Trotzdem gebe ich Dir recht, dass die Erschaffung des Menschen nicht das Ziel der Evolution ist. Denn die Menschheit kann genau so gut wie jede andere Art innerhalb kurzer Zeit wieder aussterben, wie 99 % aller Arten, die jemals existiert haben. Dazu ist nichts weiter nötig, als einen weiteren Meteoriten oder ein Vulkanausbruch oder vielleicht schaffen wir das auch ganz alleine.
              Alle Erkenntnisse, alle Beobachtungen zu diesem Thema zeigen in eine Richtung, dass nämlich Evolution kein Ziel hat, außer vielleicht der Erhalt des Lebens selbst gegen die widrigsten Umstände, egal wohin das führt.

              Die Welt in der wir leben verändert sich ständig, das hat nicht aufgehört, seid dem wir Menschen auf der Bildfläche erschienen sind. Evolution findet immer noch statt, obwohl die Menschheit bereits "erschaffen" wurde. Wenn wir das Ziel von Evolution wären, dann müsste doch auch Evolution zu einem Ende kommen, jetzt wo es uns gibt. Und die Umwelt dürfte sich auch nicht mehr verändern, da das der Motor für Selektion ist. Ich weiß nicht welches Argument Theologen dagegen aufbringen können.

              Es wäre sogar möglich, dass wir nur die Vorfahren einer neuen Spezies sind, die nach uns kommen. Die sich weiter entwickelt haben aufgrund der Eiszeit, die wir dummer weise initiiert hatten. Denkbar wäre das.

              Ziemlich arrogant zu glauben, wir wären die Krone der Schöpfung. Und engstirnig, zugleich. Biologisch gesehen sind wir eher ein Virus. Nicht in Gestalt aber in der Lebensweise.

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                marstal08

                Wirklich gar nichts spricht dafür, dass es eine Schöpfung gegeben hat, also gehe ich bis zum Eintreffen anderer Informationen (also vermutlich für immer) davon aus, dass es keine gab. Folgerichtig gibt es auch nicht deren Krone, und damit ist die Frage erschöpfend beantwortet.
                Das Gerede oder Geschreibsel der Religions-Entschuldiger sollte m.E. gar nicht beachtet werden - definitionsgemäß muss es ja Unsinn sein, und dafür ist mir die Zeit zu schade.

                marstal08

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                  nongorilla

                  Auf meinem Handrücken wachsen Haare!
                  Welch liebender Gott kann das zulassen?
                  Evolution ist Fakt!

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                    Gast

                    Antwort auf #1 von Pyrion:
                    > Das ist nur die neueste Rückzugsstrategie der etwas aufgeklärteren Religionsrichtungen. Da man Evolution nicht mehr wirklich kleinreden kann wird Gott wieder eine Stufe zurückgestuft, gerade so weit dass man das Gegenteil nicht beweisen kann. Dies ist nur die Fortführung einer jahrhundertealten Stra...

                    Ich wollte ausdrücken, dass meiner Meinung nach ein Widerspruch besteht. Wenn der/die/das Gott den "Startschuss" für die Evolution gab, also das Leben nicht gemäß dem Schöpfungsmytos entstand, und der weitere Verlauf der Evolution unangetastet voran geschritten ist, wäre der Mensch nur ein Zufallsprodukt. Das würde nicht zu einem schöpferischen Akt passen. Das die religiöse Fraktion immer weiter zurück weicht und sogar über die Definition des Nichts vor der Geburt des Universum als letzte Bastion der Zuflucht streitet, macht das Ganze umso absurder.

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