Der Playboy setzt den Hidschab auf

Wenn auch gewiss mit den besten Absichten, ist das Magazin dem Spiel mit der „Schlampen-Beschämung“ durch Islamisten überall auf der Welt auf den Leim gegangen.

Der Playboy setzt den Hidschab auf

Der Playboy veröffentlichte vor kurzem einen Artikel über eine Hidschab-tragende muslimische Amerikanerin namens Noor Taguri, die „eindrucksvoll für Sittsamkeit eintritt“.

Ja, das haben Sie richtig gelesen.

In der Oktober-Ausgabe namens „Renegades“ stellt der Playboy eine religiös-konservative Praxis als emblematisch für eine unabhängige Frau dar.

Der weiße religiöse Konservatismus wird von amerikanischen Linksliberalen und Progressiven nicht oft gelobt oder verherrlicht, sondern herabgesetzt. Ersetze derweil weiße amische oder katholische Vorstellungen von Sittlichkeit durch braune muslimische, mache eine modische Fotoaufnahme vor einem Graffiti-Hintergrund und presto: Braune religiös-konservative Vorstellungen über das Verstecken der weiblichen Form im Namen der Sittlichkeit werden… progressiv.

Fairerweise muss man zugeben, dass viele Islamisten und muslimische Fundamentalisten für eine viel strengere Form des Hidschab und der „Sittlichkeit“ eintreten, die wohl keine Foto-Shootings für den Playboy gutheißen würde. Und ich würdige jeden, der der muslimischen Religionspolizei-Geisteshaltung entgegentritt.

Das war also gut von Ihnen, Noor Taguri! Ich weiß, dass unsere eigenen Fundamentalisten Sie kritisieren werden und ich stehe vollkommen auf Ihrer Seite und gegen diese Frauen-besessenen Koran-Fanatiker. Was Sie repräsentieren ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung und weg von der strengen saudischen Form des Hidschabs mit seiner vollständigen Gesichtsverschleierung und dem Verbot für Frauen, Auto zu fahren.

Es ist aber auch ein Schritt zurück vom progressiven Feminismus, den viele muslimische Frauen in den 1980er Jahren genossen. Das war die Zeit, bevor sich der theokratische Islamismus und der muslimische Fundamentalismus darüber stritten, wer von ihnen muslimisch genug ist. Nun bestrafen sie jene, die es wagen, zu viel Haut zu zeigen.

Zu jeder Debatte über dieses Thema gehört ein düsterer Blick auf diese rückläufige Entwicklung der Rechte muslimischer Frauen.

Im Westen sollte der Hidschab eine Entscheidung sein, die von Linksliberalen ebenso kritisch hinterfragt wird wie die anderen religiös-konservativen Entscheidungen, was aktuell nicht geschieht.

Global betrachtet ist der Hidschab aber keine freie Entscheidung.

Millionen von Mädchen werden gezwungen, sich „sittlich“ zu kleiden, indem sie den Hidschab tragen. Natürlich sollten Frauen entscheiden dürfen, was sie tragen, aber es waren stets nur männliche Koran-Exegeten, die Frauen sagten, dass das Tragen eines Hidschabs sittlich wäre.

Der Hidschab wird dem weiblichen Bevölkerungsanteil in theokratischen muslimischen Staaten gesetzlich aufgezwungen.

Aus diesem Grund ist das Ordenskleid der katholischen Nonne kein angemessener Vergleich. Kein Staat auf der Welt zwingt die katholische Nonnentracht allen Frauen auf und bestraft sie, wenn sie diese nicht tragen. Und kaum je würden amerikanische Linksliberale oder der Playboy (!) eine Nonne als Symbol der weiblichen Emanzipation verherrlichen.

Das muss kein Nullsummenspiel sein. Progressive Linksliberale können zugleich das gesetzliche Recht verteidigen, einen Hidschab zu tragen, während sie dem widersprechen, dass es richtig ist, einen zu tragen.

Als säkular-liberaler Reformmuslim unterstütze ich nicht die geschlechterdiskriminierende Beschämung des weiblichen Körpers und die Moralisierung des Hidschab. Ich werde nachdrücklich dafür eintreten, dass jeder diese mittelalterliche Flagge der weiblichen „Keuschheit“ tragen darf, aber das heißt nicht, dass ich glaube, der Träger hätte Recht damit, den Hidschab zu tragen. Lasst uns den Hidschab nicht verbieten, aber lasst ihn uns auch nicht verherrlichen. Ich überlasse das lieber religiösen Konservativen, die auf die Nacktheit, „Sittlichkeit“ und die weibliche „Ehre“ fixiert sind. Das ist ein konservatives, kein liberales Verständnis des menschlichen Körpers. Eine derart illiberale, regressiv-linke Förderung des religiösen Konservatismus – natürlich nur für Muslime – ist nichts Geringeres als ein wieder aufgewärmter als exotisch verklärter Orientalismus.

Übersetzung: Andreas Müller

Maajid Nawaz is der Mitgründer und Vorsitzende der Quilliam – einem global aktiven Think Tank, der sich auf die Anliegen der Integration, Staatsangehörigkeit & Identität, Religionsfreiheit, Extremismus und Einwanderung fokussiert – und Gründer der Khudi, eine auf Pakistan basierende soziale Bewegung, die sich dafür einsetzt, eine demokratische Kultur in der Jugend der Nationen zu etablieren.

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