Gegen die Feinde im Inneren wird es immer schwerer, die mühsam erkämpften Errungenschaften des freiheitlichen Verfassungsstaates zu verteidigen. Deshalb ist es an jedem einzelnen Bürger, für ihn einzustehen.
Was muss sich nach der Verhaftung des mutmaßlichen Terroristen-Paares aus Oberursel ändern? Nichts. Alles ist doch bekannt: die Bedrohungslage, das Wesen des Gegners, die möglichen Maßnahmen gegen ihn, die Sicherheitsarchitektur, ihre Stärken und Schwächen, die Zusammenarbeit mit anderen Staaten und ihre Grenzen. Sogar ein erfolgreicher Anschlag wäre natürlich ein Grund, nach konkreten Versäumnissen zu suchen, aber eigentlich auch kein Grund, alles in Frage zu stellen.
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Das Leben birgt Risiken. Sich in den Straßenverkehr begeben birgt Risiken, Pizzabacken birgt Risiken - ganz ohne Terrorismus, ohne "böse oder verwirrte" Menschen. Sollen wir deshalb das Haus nicht mehr verlassen oder keine Pizza mehr backen? Macht es für einen Toten einen Unterschied, von einem Auto überfahren oder durch eine Bombe getötet worden zu sein? Oder für die Hinterbliebenen?
Statistisch gesehen ist das Leben in Deutschland durch Terrorismus nicht mehr bedroht, als von einem Alligator gefressen zu werden. Diese Statistik mag sich ändern, wenn die erste Bombe wirklich explodiert und Opfer in den Tod reißt. Das mag zynisch aufgefasst werden, aber selbst durch einen verheerenden Anschlag mit sagen wir zehn Toten steigt das Risiko nicht wesentlich und bewegt sich noch deutlich unter dem, im Straßenverkehr oder Haushalt zu sterben.
Wenn wir also wegen dieser individuell tragischen Möglichkeit, Opfer eines Anschlages werden zu können, unser öffentliches Leben aufgäben, wären wir mehr als nur erpressbar. Wir würden uns in vorauseilendem Gehorsam den Wünschen und Zielen der Terroristen unterordnen. In Braunschweig reichte ein Anruf, um den Karnevalsumzug abzusagen. Der jährliche Höhepunkt hunderter Karnevalisten, die in ihrer Freizeit dafür geübt hatten, Menschen nichts als Spaß zu bieten. Tausende von Kinder, die sich darauf gefreut hatten, diesen Spaß zu genießen - alle enttäuscht wegen eines Telefonanrufes.
So ziehen wir uns stückweise vom Leben zurück, weil wir das Leben „absolutistisch“ schützen wollen - und vergessen dabei all die Risiken, die das Leben ohnehin bestimmen, die statistisch gesehen viel gefährlicher, viel wahrscheinlicher und im Einzelfall genauso schlimm sind. Vielleicht ist Opfer eines Anschlages zu werden für die Angehörigen sogar erträglicher, weil sicher die Betroffenheitstouristen anreisen werden, um die Raute zu zeigen. Eine Familie, deren Vater von einem Betrunkenen totgefahren wurde, erfährt diese Zuwendung nicht.
Deshalb bin ich für Zivilcourage nach Art der Radfahrer! Zeigt dem Terrorismus den Stinkefinger, indem wir weiterhin frei in einem freien Land leben. Machen wir uns nicht mit Telefonaten oder Bombenattrappen erpressbar, handlungsunfähig. Die Polizei und andere tun ihr Möglichstes - bisher 100% erfolgreich - um Anschläge zu verhindern. Und wenn es passiert - auch wenn ich es wäre -, dann dreht sich die Welt trotzdem weiter und wir ehren die Opfer als Unbeugsame, die nicht wegen ihrer Unvorsichtigkeit sterben mussten, sondern durch barbarische Terroristen, denen Menschenleben nichts wert sind.
Dann sollten wir solidarisch zusammenstehen und rufen: "Jetzt erst Recht!"
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