Zugegeben, hierzulande dürfte man einem solchen Ausspruch eher weniger begegnen. Im Land der begrenzten Unmöglichkeiten ist dies jedoch recht häufig der Fall.
Wobei die Angreifer wohl nur ihren eigenen Anhängern gefallen wollen, denn nur die Einfältigen unter ihnen dürften nicht verstehen, dass Atheisten nicht an den christlichen Gott und daher auch nicht an Hölle glauben. Dabei sagt diese Formulierung eine Menge über den Kommentator aus. Religiöse Menschen glauben an Himmel und Hölle, und für sie ist die Hölle der schrecklichste Ort, denn man sich vorstellen kann. Also wünschen diese Zeitgenossen anderen Menschen diese für sie größte Pein. Da muss man sich fragen, wie es mit der Empathie gegenüber ihren Mitmenschen bestellt ist, die nur ihr Recht auf Meinungs- und Religionsfreiheit wahrnehmen. Ein Recht, welches sie für sich selber ohne Vorbehalte einfordern und für alle, die ihren Ansichten folgen. Ansonsten, ab in die Hölle.
Es zeigt aber auch etwas über das System Religion auf. Wie alle Ideologien, die Andersdenkende verteufeln, der Ausdruck sein hier gestattet, führt es zwangsläufig dazu, die Hemmschwelle für diese Art Angriffe zu senken. In drastischen Fällen bis hin zu physischen Attacken oder sogar Morde, z. B. von Abtreibungsärzten. Diese Extreme sind systemimmanent, unabhängig davon, ob die Mehrheit harmlos daher kommt. Natürlich wird entgegen gehalten, überall können fundamentalistische Tendenzen entstehen, das Prinzip sei aber gut. Um es einmal provokant auszudrücken, wird auch nicht selten kolportiert, unter Hitler sei ja auch nicht alles schlecht gewesen. Wenn eine Ideologie im Kern falsch ist, dann ändert es auch nichts, wenn die Ausschläge nach oben nur selten auftreten. Die drei großen Weltreligionen belegen dies offensichtlich seit Jahrhunderten.
Auf der anderen Seite fördert eine atheistische Einstellung solche Angriffe nicht. Man kann natürlich nicht an Gott glauben und dennoch ein unerfreulicher Zeitgenosse sein, aber das hat nichts mit dem atheistischen Gedanken zu tun. Ein Fall von einem atheistisch motivierten Übergriff ist mir nicht bekannt. Umgekehrt ist es bei Religiösen ihre Motivation für die Beleidigungen. Wenn man das einmal offen ausspricht, sind wieder alle gekränkt, denn die Kritik wird selbstverständlich als überzogen angesehen und verletzt die religiösen Gefühle (ein Thema für sich). Zudem fühlen sich viele Gläubige persönlich angegriffen. Dem ist nicht so, außer man gehört zu diesen Zeitgenossen, die jeden, der nicht ihrer Meinung ist, in die Hölle wünscht. Die Kritik bezieht sich immer auf das System Religion und nicht auf das einzelne Individuum, welches in einer modernen säkularen Gesellschaft glauben kann was es will, solange dadurch nicht die Freiheiten der Mitbürger und Mitbürgerinnen beschnitten werden.
Kommentare
Mich wundert bei Leuten, die an die Hölle glauben und als realen Ort ansehen in dem Sünder, Andersgläubige und Ungläubige für alle Ewigkeit die schlimmsten Qualen erleiden müssen, wie sie die Vorstellung überhaupt ertragen können, dass dieses Schicksal den meisten Menschen zuteil werden wird/wurde. Und davon sind auch Menschen betroffen die sie persönlich kennen - Freunde, Verwandte und sicherlich auch Familienmitglieder.
Wie gefühlskalt und gleichgültig muss man sein, um diesen Gott, der all diese Menschen auf die grauenvollste Art ohne Ende quält, als liebevoll und barmherzig zu bezeichnen? Wie kann man ernsthaft annehmen, dass die Unfähgikeit oder auch der Unwille zu glauben ein so schweres Vergehen sei, das solch eine bestialische Strafe rechtfertigt?
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Antwort auf #4 von Pfarrer: Keine noch so verworrenen Ausflüchte irgendwelcher Art können etwas ändern an dem einfachen Sachverhalt:
Das verehrte Phantasieprodukt der Gläubigen ist entweder unfähig oder bösartig oder beides in der wirklichen Welt, sonst wäre diese nicht wie sie ist.
Und:
Das verehrte Phantasieprodukt der Gläubigen ist ebenfalls entweder unfähig oder bösartig oder beides in der Märchenwelt dieser Gläubigen, sonst gäbe es dort die Hölle nicht.
marstal08
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Antwort auf #6 von Pfarrer:
>
> Sehr geehrter Herr Kammermeier!
>
> Wie Sie darauf kommen, dass es die Hölle schon vor Himmel und Erde gegeben haben soll, ist mir schleierhaft. Ich wiederhole: Die Hölle ist eine Schöpfung des Menschen (und des Satans, wenn man, wie ich, seine Existenz annimmt, was hier aber keine Rolle spielt).
Sehr geehrter Herr Pfarrer Schönecker,
das kann ich Ihnen erklären: Wie sollen Menschen die Hölle erschaffen haben? Meinen Sie damit etwa Gehenna, den Wadi er-Rababi in Israel? Dies wäre dann ein natürliches Tal, das in Ihrer von mir vermuteten Interpretation der Erdgeschichte von Gott "mit erschaffen" wurde. In keinem Fall haben Menschen dieses Tal erschaffen. Oder ist Hölle eher imaginär zu verstehen? Wenn ja, warum nicht auch der Himmel (oberhalb der siebten Kristallschale) und dessen Personal, inklusive JHW, nebst seiner ehemaligen Gattin Aschera und seinem Vater El, der später geschieden und zu Jahwe, dann zu Gott und schließlich zu Allah wurde? Vielleicht ist alles imaginär gemeint? Woraus schließen Sie, dass zumindest (oder ausschließlich?) die Hölle imaginär zu verstehen ist?
Die Offenbarung des Johannes stellt uns diesen Ort doch sehr präzise vor. Warum daran zweifeln? Also: Wo ist die Hölle, dieser Ort, der in der Bibel beschrieben steht, nicht der in Ihrem Kopf?
Ich fürchte, Sie werden irgendwann zur Kenntnis nehmen müssen (Sie können es natürlich auch bleiben lassen), dass das meiste der Bibel zusammenkopiert wurde aus überwiegend babylonischen Textquellen. Das kuriose Weltbild (flache Erde mit kuppelförmigem Firmament (=FESTEM Gewölbe!) darüber, an dem die FIXsterne angebracht sind, mit der Urflut darüber entstammt den vorderasiatischen Zerstückelungskosmogonien - nur dass dabei viele Götter beteiligt waren, die von den entführten Juden zu einem Gott verschmolzen wurden. Man darf dies leugnen, muss man aber nicht.
Ein letztes Wort hier zu Satan. Wenn er doch an der Hölle mit gewerkelt hat, dann fügt sich das in meine "Lehre" so ein: Satan (bei Ihnen auch mit Luzifer, dem "Lichtbringer" identisch?) schafft die Hölle, um darin den sündigen Gott zu verbannen. Gott schafft das Universum als Ausbruchsort und flieht dort hinein. Dann wäre Satan der Gerechte und Gott der Ungerechte. Vielleicht hat Gott Satan auch noch rasch das Licht gestohlen (Lichtbringer) und konnte dann groß angeben: "Es werde Licht!" Auch das wäre in sich logisch - und leider doch nur Unsinn.
Ernsthafte Frage: Wo ist die Hölle? Nicht Ihre Privatversion (oder eine zufällig katholisch Abgesegnete), sondern die biblische!
> Zu Ihrem zweiten Teil: Die Prämissen sind natürlich Glaubenssache, da gebe ich Ihnen völlig recht. Wenn man weder an Gott noch an eine unsterbliche Seele glaubt, dann wird die Frage nach Himmel und Hölle sowieso obsolet. Ich wollte nur darstellen, dass für einen gläubigen Christen die Hölle nicht zwingend das Produkt eines rachsüchtigen Gottes ist.
Auch hier wage ich - wie könnte es anders sein - zu widersprechen. Gott ist allmächtig. Wenn er Satan nicht leiden mag, dann könnte er ihn samt Hölle verschwinden lassen. Eventuell hätte er ihn auch gar nicht erst "mit erschaffen" müssen. Dann hätte er nur vermeiden sollen, den Baum der Erkenntnis mitten ins Paradies zu pflanzen und gut wäre alles gewesen. Keine Erbsünde, die beiden Menschen hätten in ewiger Nacktheit zur Kurzweil Gottes in Saus und Braus leben können und Gott hätte Adam nicht in der Abendkühle lustwandelnd suchen müssen. Das wäre doch viel praktischer für Gott gewesen.
Aber im Ernst: Was für einen Sinn macht Theologie, wenn es nur einen Himmel gibt, nur ein Reich Gottes? Wie hätte man die braven Schäfchen dazu bewegen sollen, sich an all die seltsamen Gesetze zu halten, an deren Einhaltung ihrem Gott so viel gelegen war? Die Hölle war schon von essenzieller Wichtigkeit (Ihre einen Post vorher offenbarte Interpretation wäre kein ausreichendes Drohszenario, sondern eher was für philosophierende Bösewichter).
Ich habe mal in einer Kirche vor vielen Theologen einen Vortrag gehalten. Im Vorgespräch mit dem Superintendenten meinte dieser zu mir, ihre Kirche hätte die Hölle abgeschafft. Am Vortragstag erwähnte ich dies, doch diesmal stand ein ebenfalls vortragender Jesuit bei uns. Und was geschah? Der Superintendent relativierte seine frühere Aussage: "Die Hölle spielt bei uns keine so große Rolle mehr!" Der liebe Jesuit hatte vorher aber auch einen Moment lang wirklich böse geguckt.
Ich denke auch nicht, dass Gott zwangsläufig rachsüchtig sein muss, um eine Hölle zu erschaffen. Als allwissendes Wesen wusste er natürlich, dass zu jedem Zuckerbrot auch eine schmerzhafte Peitsche gehört. Das eine macht psychologisch ohne das andere einfach keinen Sinn. Und wollen ausgerechnet Sie Gott eine sinnlose Tat unterstellen?
> Zu Ihrem dritten Teil: Ich gebe Ihnen wieder großteils recht. Religionen haben immer schon Fanatiker und Terroristen hervorgebracht. Oder umgekehrt, Fanatiker haben Religionen missbraucht.
Der Umkehrsatz hieße aber korrekt: "Oder umgekehrt, Fanatiker haben Religionen hervorgebracht." Nur so wird auch ein Schuh draus. Fanatiker wie Paulus (man lese nur seine beiden Thessalonicher-Briefe) waren die Brandbeschleuniger eines Glaubens, der nach dem Konzil von Nicäa die Welt in die Bildungslosigkeit gestürzt hat. Da muss gar nicht von Kreuzzügen gesprochen werden (Kriege gab es viele), der grassierende Analphabetismus durch Büchervernichtung und Abschaffung der Schulen sowie das augustinische "glaube, damit du erkennst" haben die Welt in eine in der Tat menschengemachte Hölle, die Hölle der Unwissenheit, gestürzt. Heute nennen das Politiker voller Stolz "christliches Abendland".
Missbrauch war das niemals, das war System!
> Es ist wahrscheinlich die gleiche Sorte Mensch, die im Namen Gottes Hexen verbrennt, im Namen der Revolution nach der Guillotine schreit oder aus marxistischer Überzeugung Klöster samt Bewohnern anzündet.
Wenn das (die kirchliche Seite betreffen) so gewesen wäre, warum ist der Klerus nicht gegen die "Fanatiker" eingeschritten? Warum hat der Vatikan nicht postwendend alle verbrannten Hexen rehabilitiert und ihre Hinterbliebenen entschädigt?
> Die Behauptung, der Atheismus hätte immer nur Frieden gestiftet, ist einfach falsch. (Sie selbst haben das ja auch in Ihrem großteils scharfsichtigen Kommentar gar nicht behauptet.) Ich glaube Ihnen aufs Wort, dass Sie nicht zu den Fanatikern gehören, sondern Toleranz und Barmherzigkeit praktizieren.
In der Tat respektiere ich sowohl die positive, wie auch die negative Religionsfreiheit. Ich bin da maximal tolerant. Nur sollten Sie als sicher ebenfalls barmherziger Mensch auch verstehen, dass ich "das neue Gesetz, liebet einander" (Johannes) auch auf homosexuelle Menschen ausdehne und ich bin ganz bei Ihnen, wenn Sie schwule Männer gegen pöbelnde Priester in Georgien (und vielen weiteren, christlichen Ländern) schützen, damit diese in Frieden "einander lieben können".
Im Übrigen stiftet Atheismus keinen Frieden. Er erzeugt (in der richtig verstandenen Form, nämlich der schlichten Abwesenheit Gottes im eigenen Weltbild) lediglich keinen Krieg - im Gegensatz zu Religionen, die dies seit 2.600 Jahren fleißig praktizierten und noch immer praktizieren. Was natürlich nicht automatisch heißt, dass es nicht auch politische Kriege oder schlichte Gebietsvergrößerungskriege gibt, doch dabei spielt Atheismus keine Rolle. Wie war das mit dem Irakkrieg von Bush Junior? War dies ein politischer Krieg? Gewiss, doch hat Bush sich nicht auch von Gott dazu berufen gefühlt, den ideologischen Feind Saddam Hussein zu vernichten?
> Ich kann Ihnen versichern, dass ich meinerseits in der Kirche sehr viel Toleranz und Barmherzigkeit erlebt und genossen habe, auch mit andersdenkenden Menschen.
Das glaube ich sofort. Nur weiß ich, dass das Kerngeschäft von Religion die dualistische Ausgrenzung ist. Sie können sich massenhaft entsprechende Aussagen aus heutiger Zeit von Führern der katholischen Kirche und anderer Sekten beschaffen, die das belegen. Sollten Sie - was ich sehr begrüßen würde - anders sein, menschlicher, wahrhaft barmherzig und menschenlieb (nicht nur nächstenlieb), dann schnappen Sie sich einen groben Besen und gehen mit ihm durch die deutschen Sakristeien, räumen Sie kräftig auf unter den "Fanatikern".
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Kammermeier
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Antwort auf #5 von Bernd Kammermeier:
Sehr geehrter Herr Kammermeier!
Wie Sie darauf kommen, dass es die Hölle schon vor Himmel und Erde gegeben haben soll, ist mir schleierhaft. Ich wiederhole: Die Hölle ist eine Schöpfung des Menschen (und des Satans, wenn man, wie ich, seine Existenz annimmt, was hier aber keine Rolle spielt).
Zu Ihrem zweiten Teil: Die Prämissen sind natürlich Glaubenssache, da gebe ich Ihnen völlig recht. Wenn man weder an Gott noch an eine unsterbliche Seele glaubt, dann wird die Frage nach Himmel und Hölle sowieso obsolet. Ich wollte nur darstellen, dass für einen gläubigen Christen die Hölle nicht zwingend das Produkt eines rachsüchtigen Gottes ist.
Zu Ihrem dritten Teil: Ich gebe Ihnen wieder großteils recht. Religionen haben immer schon Fanatiker und Terroristen hervorgebracht. Oder umgekehrt, Fanatiker haben Religionen missbraucht. Es ist wahrscheinlich die gleiche Sorte Mensch, die im Namen Gottes Hexen verbrennt, im Namen der Revolution nach der Guillotine schreit oder aus marxistischer Überzeugung Klöster samt Bewohnern anzündet. Die Behauptung, der Atheismus hätte immer nur Frieden gestiftet, ist einfach falsch. (Sie selbst haben das ja auch in Ihrem großteils scharfsichtigen Kommentar gar nicht behauptet.) Ich glaube Ihnen aufs Wort, dass Sie nicht zu den Fanatikern gehören, sondern Toleranz und Barmherzigkeit praktizieren. Ich kann Ihnen versichern, dass ich meinerseits in der Kirche sehr viel Toleranz und Barmherzigkeit erlebt und genossen habe, auch mit andersdenkenden Menschen.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Schönecker
Antworten
Antwort auf #4 von Pfarrer:
> Zur Erklärung der Hölle, zumindest aus aktueller katholischer Sicht: Die Hölle wurde nicht von Gott erschaffen. Erfahrungsgemäß sind Menschen sehr effektiv darin, sich das Leben gegenseitig zur Hölle zu machen. Gott ist dazu keineswegs notwendig. Die Lehre von Hölle, Fegefeuer und Himmel (genauer: Reich Gottes) ist für mich eine völlig logische und in sich widerspruchsfreie Lehre.
Wenn Gott also die Hölle nicht geschaffen hat, sondern "nur" den Himmel und die Erde, dann war die Hölle vor der Existenz des Himmels und der Erde bereits existent. Ist Gott etwa - wenn er NICHT der Schöpfer der Hölle ist - ein Insasse der Hölle gewesen? Er hat schließlich vor Erschaffung des Himmels und der Erde bereits existiert, sonst hätte er diese nicht schaffen können. Also ist Gott einer, der seiner Dogmatik folgend böse ist. Wäre dies so eine völlig logische und in sich widerspruchsfreie Lehre?
Gott als ehemaliger Hölleninsasse hat sich mit Himmel und Erde einen Ausbruchsort geschaffen, um dort erneut sein Unwesen zu treiben (erneut, weil er ja sicher nicht umsonst in die Hölle gekommen ist. Götter sind ja gerecht!)?
> Also:
> Prämissen: Erstens: Das Reich Gottes ist frei von Bosheit. Zweitens: Im Reich Gottes ist Gott gegenwärtig. Drittens: Es gibt nur ein Reich Gottes. Viertens: Die Seele ist unsterblich.
Meine Prämissen: Das Reich Gottes ist das Zuckerbrot, das Kirchenfürsten aus rein monetären Gründen nicht bereits auf Erden auszahlen wollten. Zweitens: Gott ist die Peitsche, weil er den Zugang zum Zuckerbrot regelt. Drittens: Der Quatsch mit der unsterblichen Seele wurde erfunden, damit die Schäfchen die ersten beiden Prämissen glauben.
Ja, das ist in der Tat in sich völlig logisch und widerspruchsfrei. Aber nur wenn man glaubt - ansonsten muss es nicht unbedingt sein...
> Noch ganz kurz zu "Ein Fall von einem atheistisch motivierten Übergriff ist mir nicht bekannt." Naja. Der Kommunismus ist eine explizit atheistische Lehre. Karl Marx hielt den Atheismus für einen integralen Bestandteil des Kommunismus, und er muss es ja wissen. Folglich kann man die Verbrechen Stalins, Maos und Pol Pots als atheistische Übergriffe bezeichnen. Allein die Zahl der Zerstörungen von Klöstern und Deportationen von Geistlichen sind Legion.
Was ist das Gemeinsame zwischen Religion und totalitärer Staatsform? Beide wollen ihre jeweiligen "Konkurrenten" loswerden. Der Kommunismus bekämpfte den Faschismus, aber natürlich auch seine anderen Konkurrenten: Christentum, Judentum, Islam. Das Christentum bekämpfte die Heiden, aber natürlich auch seine anderen Konkurrenten: Judentum, Islam.
Alle dieses totalitären Systeme sind in ihrer reinen Form - d.h. ohne demokratisch legitimierte Kontrollinstanzen - dualistische Diktaturen. Alle haben mit Homosexualität Probleme, mit einem freien Familienbild, mit Akzeptanz Andersdenkender und schlicht der Toleranz. So, wie die Kommunisten und Faschisten in Deutschland zu relativ gut kontrollierten, teilweise erschreckend angepassten Nischenfanatikern mutiert sind (in geradezu kreidefressender Weise sogar in größeren Parteien vorkommend). Auch die Religionen bemühen sich in ihren "großen" Formen um gesellschaftliche Verträglichkeit, was teils besser, teils weniger gut (z.B. Kardinal Meisner) gelingt. Aber es gibt jede Menge religiöser Splittergruppen, die sich alle unter Jesu Kreuz versammeln, die teilweise Menschenverachtendes von sich geben, was vom Tonfall her gut zu rechtsradikalen Krakeelern passen würde. Und hier wie dort gibt es aufrichtige Mitläufer, die Gutes im Sinn haben, doch das macht das dualistische Gedankengut der "Führung" nicht besser.
Der "Atheismus" des Kommunismus (der Faschismus war nach außen immer antiatheistisch=theistisch) ist also ein Kampfmittel, um Religionen zu vernichten. Dies hat eine deutlich andere Qualität, als z.B. mein Atheismus. Mir ist es letztlich egal, ob jemand seine Zeit in einer Kirche verbringt und dem Quasseln eines weihevoll gekleideten Monologisten zuhört - Hauptsache dieser jemand schädigt dadurch nicht Dritte (wie das aber leider Gläubige aus reiner Nächstenliebe oft und fahrlässig tun). Dieser Atheismus ist niemals für die Menschen schädlich, im Gegenteil, er bewahrt die folgende Generation von den Verirrungen der Vergangenheit, produziert also monistische Nächstenliebe ohne Ausgrenzungen und Gruppenbildung.
Und dies ist notwendig. Denn so, wie ich Kommunismus, Faschismus, Monarchie und andere totalitäre Systeme nicht für reformfähig halte (weil sie ihre Essentials aufgeben müssten), sind auch Religionen reformunfähig. Auch dort würden die Hardcore-Gläubigen in Scharen weglaufen, wenn Homophobie, Sexualmoral, Selbstbestimmung von Leben und Tod, die schwarze Pädagogik, Himmel und Hölle gestrichen würden.
Was bliebe dann von den Kirchen noch übrig?
Orte monistischer Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Vergebung und Toleranz...? Nein, das wollen Hardcore-Gläubige nicht! Dann lieber in Würde untergehen. Wie sagte der Alte Fritz schon: "Jedem das Seine!"
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Zur Erklärung der Hölle, zumindest aus aktueller katholischer Sicht: Die Hölle wurde nicht von Gott erschaffen. Erfahrungsgemäß sind Menschen sehr effektiv darin, sich das Leben gegenseitig zur Hölle zu machen. Gott ist dazu keineswegs notwendig.
Die Lehre von Hölle, Fegefeuer und Himmel (genauer: Reich Gottes) ist für mich eine völlig logische und in sich widerspruchsfreie Lehre. Das gilt nicht für alles in der Katholischen Dogmatik. Also:
Prämissen: Erstens: Das Reich Gottes ist frei von Bosheit. Zweitens: Im Reich Gottes ist Gott gegenwärtig. Drittens: Es gibt nur ein Reich Gottes. Viertens: Die Seele ist unsterblich.
Zur ersten Prämisse: Wenn ein Mensch sich nicht von seiner Bosheit trennen WILL, dann darf er also das Reich Gottes nicht betreten. Er würde es zerstören (es wäre nicht mehr frei von Bosheit). Wer also nicht von seinem Hass oder Zorn oder Neid oder seiner Gier lassen will, hat keinen Platz im Reich Gottes. Er muss woanders hin.
Zur zweiten Prämisse: Wenn ein Mensch Gott nicht begegnen WILL, dann wird er auch das Reich Gottes nicht betreten. Als Grund wäre u.a. Hochmut vorstellbar. Schwierigkeiten werden Menschen haben, die sich selbst für die höchste Norm des Universums halten. Aber auch religiöse Menschen, die sehr genaue Vorstellungen von Gott haben, die dann mit dem wahren Gott sicher nicht übereinstimmen, müssten erst über ihren eigenen Schatten springen.
Zur dritten Prämisse: Im Reich Gottes werden wir Menschen begegnen, die wir nur ungern sehen. Um alles Böse fernzuhalten, werden wir einerseits vergeben und andererseits um Vergebung bitten müssen. Wer das nicht WILL, darf nicht hinein (siehe wieder erste Prämisse).
Zum "WILL": Wenn es einem Menschen schwer fällt, sich zu bessern oder Gott zu begegnen oder zu vergeben, dann wird Gott helfen. Dieser Prozess heißt Fegefeuer und führt garantiert ins Reich Gottes. Aber wer sich weigert wird nicht zwangsbeglückt.
Zur vierten Prämisse: Es ist also denkbar, dass manche unsterbliche Seelen nicht im Himmel sind. Die sind dann ... woanders. Dort sind dann zusammen: Menschen, die nicht von ihren bösen Eigenschften lassen wollen, die sich selbst für das Maß aller Dinge halten, die nicht bereit sind zu verzeihen u.s.w. Das ist dann die Hölle. Ein Ort der Qual, wie wir sie auch auf der Erde erleben.
WENN ich die Prämissen als wahr annehme, dann erscheint mir die Möglichkeit einer Hölle unausweichlich. Eine Höllenpredigt soll eine ernste Warnung sein, genau so, wie vernünftige Eltern ihre Kinder vor Drogen oder Raserei mit dem Fahrrad warnen. Der Satz "Du wirst im Krankenhaus landen!" ist kein böser Wunsch, sondern eine liebevolle Warnung.
Noch ganz kurz zu "Ein Fall von einem atheistisch motivierten Übergriff ist mir nicht bekannt." Naja. Der Kommunismus ist eine explizit atheistische Lehre. Karl Marx hielt den Atheismus für einen integralen Bestandteil des Kommunismus, und er muss es ja wissen. Folglich kann man die Verbrechen Stalins, Maos und Pol Pots als atheistische Übergriffe bezeichnen. Allein die Zahl der Zerstörungen von Klöstern und Deportationen von Geistlichen sind Legion. Wenn jetzt jemand sagt "Das war nicht der Atheismus sondern Politik", dann nehme ich dasselbe für die Kreuzzüge und die Conquista in Anspruch.
Zu marstal08: Wenn ein Prediger die Hölle als eine Schöpfung Gottes und den Satan als den von Ihm bevollmächtigten Folterknecht schildert, dann gebe ich Ihnen vollinhaltlich recht. Und so ist es ja zugegeben schon oftmals geschehen.
Mit freundlichen Grüßen
der Pfarrer
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M.E. machen sich die Höllenprediger schlimmster Blasphemie schuldig - sie stellen damit ihre Gottheit als abscheuliches, an Grausamkeit, Ungerechtigkeit und kleinlicher Niedertracht nicht zu übertreffendes Monster dar. Sowas sollte verboten sein in den Ländern, wo der Gesetzgeber auf religiöse Gefühle Rücksicht nimmt.
marstal08
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Antwort auf #1 von muna.apfelbaum:
> Ich behaupte, es werden sich immer Gruppen bilden, unter einem Motto oder einer Idee, mit der sie sich von anderen abgrenzen, und ab dann ist alles möglich.
Was ist mit der Gruppe mit dem Motto "Wir grenzen uns nicht von anderen ab"?
Ich glaube, dass die Menschen ihre üblen Seiten irgendwann überwinden werden. Vielleicht nicht in zehn Jahren, aber vielleicht in hundert Jahren. Laut Steven Pinker wird es schließlich besser, und ich kann das nur bestätigen. Unsere Gesellschaft hat immer noch genug Fehler, wie z. B. dass immer noch nicht genügend Nahrung nach Afrika gesendet wird bzw. besser dort angebaut wird. Aber dagegen kann man auch etwas tun, und besonders, wenn man wissenschaftlich gebildet ist, was gut und wichtig ist. Auch ist ein falsches Vertrauen auf eine nicht-existente Gottheit nicht sinnvoll, da man sich sonst darauf zu sehr verlässt.
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Ich stimme dir in allem zu. Mich lässt nur der Gedanke nicht los, dass auch ohne Religion die Welt nicht viel besser wäre. Viele Menschen haben Angst vor Veränderung und Angst vor Andersartigem, unabhängig von Religion. Das ist biologisch begründet. Und daraus entsteht Aggression und Hass. Religion unterstützt das gerne. Aber ohne Religion wären wir Menschen immer noch Menschen. Etwas intelligentere Tiere. Immer noch mehr von unseren Instinkten kontrolliert, als wir zugeben wollen. Oder? Wir fänden andere Gründe uns zu hassen. Vielleicht wird es ohne Religion etwas schwieriger "gute" Gründe zu finden. Aber Hassprediger können sehr kreativ werden. Vor allem wenn es darum geht, Macht zu erreichen und zu halten. Ich behaupte, es werden sich immer Gruppen bilden, unter einem Motto oder einer Idee, mit der sie sich von anderen abgrenzen, und ab dann ist alles möglich.
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Gottes Segen
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Natürlich gäbe es weltweiten Frieden auch ohne jedwede Religion nicht , das bekommt der Mensch einfach nicht hin (niemals , auch nicht in 100 oder 1000 Jahren) , das steht für mich fest. ABER : Die Religionen sind eine besonders perfide Methode , die Menchen klein zu halten. Sie bauen auf Angst auf , erpressen unschuldige Menschen , nur weil diese keine 100 prozentige Sicherheit haben können , daß das mit der Hölle absoluter Blödsinn ist und kennen im Grunde nur Verbote (also Sünden) , aber keine Rechte. Selbst Diktaturen sind menschenfreundlicher ! Überhaupt kann es einem in einer Diktatur ziemlich gut gehen (im Grunde hat auch Deutschland eine , aber leider keine mit guten Personen an der Macht).
Kaum eine andere Ideologie ist so weltfremd , zerstörerisch und menschenverachtend wie die Religionen ! Selbst wenn die Menschheit in 100 Jahren wieder zur Besinnung käme und wirklich besser würde (was ich nicht glaube) , würde uns das leider gar nichts nützen.
Daß sich die Menschheit (als Ganzes) mit dem Frieden so schwer tut , ist nicht nur biologisch/genetisch begründet. Es sind die Strukturen , die Kriege fördern , die Vorteile , die man als Reicher hat (egal , wie schlecht man ist) und die verheerende Macht der Gierigen , die immer mehr wollen , die anscheinend nicht zu brechen ist. Wenn es eine höhere Macht gäbe , die das verhindern könnte (egal ob es eine Naturkraft order ein hypothetisches Alien ist) , wäre diese Macht grausam und böse und würde keinerlei Anbetung verdienen.
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