Keusch bis zur Ehe: In den USA legen Mädchen dieses Versprechen in feierlichen Zeremonien ab - begleitet von ihren Vätern. Der Fotograf David Magnusson erklärt, warum die Bilder dieser Paare auf einige Betrachter verstörend wirken.
SPIEGEL ONLINE: Herr Magnusson, was ist ein "Purity Ball"?
Magnusson: Das sind Zeremonien, bei denen junge Mädchen ein Keuschheitsgelübde bis zur Ehe ablegen - vor Gott, vor sich selbst und vor ihrer Familie. Die Bälle werden von christlichen Gruppen in den USA organisiert. Viele finden im sogenannten Bibel-Gürtel statt: im Mittleren Westen und Süden der USA. Aber auch in Illinois gibt es welche. Die Enthaltsamkeitsbewegung ist in Amerika ziemlich groß.
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Kommentare
Ist die Ehe nach christlicher Wertschätzung nicht auf ewiglich geschossen?
Hat jemand schon mal erlebt, dass einer eingeschult wird und sich dann in seiner Klasse, nachdem er noch nie einen Freund haben durfte, einen herauspickt, ihm verkündet: "Hey, wir sind ab heute Freunde für immer!" und dann feiern die beiden irgendwann ihre 50-jährige Freundschaft?
Aber bei einer Ehe, wo noch so unendlich mehr hinzukommt, um glücklich und zufrieden zu sein (auch verantwortlich Kindern gegenüber!), soll das klappen? Ach so, man könnte vorher noch die Mitgift und Aussteuer checken. Immerhin.
Hier zeigt sich wieder mal der ganze schädliche Unsinn von Religion. Wer Kindern einredet, Sexualität wäre etwas Unreines, der treibt sie geradezu in die Arme der "Reinheitsbälle". Die junge Frau will danach wenigstens so lange es geht rein bleiben und es zähneknirschend erst in ihrer Hochzeitsnacht über sich ergehen lassen müssen, von ihrem Gatten mit seinem üblen, unaussprechlichen "Ding" (iiieeeehhh...) verschmutzt und verdreckt zu werden. Wie halten es die "reinen" Damen mit Selbstbefleckung? Schütten sie beim Baden auch Sägespäne aufs Wasser, um ihr Unbeschreibliches nicht sehen zu müssen? Was machen sie seit ihrer Pubertät während des Eispruchs, wenn ihr die Hormone schlüpfrige Fantasien in den Kopf zaubern? Was machen sie, wenn sie sich - oh furchtbarster aller Schrecken - unbeabsichtigt in einen Mann vergucken, gar verlieben? Beichten, um priesterliches Blut ein wenig in Wallung zu bringen?
Fragen über Fragen.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, wegen eigener Schüchtern- und Feigheit keine Erfahrungen sammeln zu können, zehn lange Jahre. Ich habe lange daran knabbern müssen, um mich halbwegs sozialisieren zu können, was den Umgang mit Frauen betrifft. Erst vor wenigen Jahren ist mir dies gelungen. Normal war das jedenfalls nicht und ich werde immer ein gewisses Defizit mit mir herumschleppen. So unzureichend aufs Leben vorbereitet hätte ich nie und nimmer mit einem Partner mein Leben verbringen können - außer mein Leben wäre mir nichts wert, ich bisse die Zähne zusammen und erhoffte reichliche Belohnung für mein Martyrium an der Seite Gottes.
Da Letzteres höchst unwahrscheinlich ist, sollte wirklich jeder die Chance erhalten, frühzeitig zu lernen, wie das andere Geschlecht tickt und funktioniert, welche Sinne und Freuden dort zu finden sind, wie man sich kompatibel verhält. Da ich meinen Vater früh verlor hat mich meine Mutter "eingesackt", umgarnt. Ich hätte damals sicher ein Foto mit ihr machen können, ähnlich derer im SPIEGEL-Artikel - nur dass ich ein kleiner Bräutigam und sie die Braut gewesen wären. Die unnatürliche Färbung dieser Bilder (bläulich und blass) würde ganz gut die damalige Stimmung spiegeln. Ich jedenfalls hatte keine Kraft, mich zu wehren und meinen eigenen Bedürfnissen zu folgen.
Dabei spielte Religion bei uns keine Rolle. Ich war der Ersatzvater und ich war stolz darauf - nicht ahnend, was ich meinem weiteren Leben damit antat. Heute würde ich in einen solchen "Purity Ball" hineinstürmen und eine glühende Rede halten, dass es verheerende Folgen hat, seine Sexualität, seinen Körper und letztlich sich selbst aus religiösen Gründen für unrein zu halten.
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