Lange träumte man in der Türkei von einem neuen osmanischen Reich der islamischen Kultur und Ordnung, um den Westen zu provozieren. Doch nun zeigt die Politik ihr banales, korruptes Gesicht.
Jahrelang sehnte die westliche Welt einen "reformierten Islam" herbei, demokratiekompatibel, pflegeleicht, handzahm, keine Bedrohung für westliche Demokratien, die Angst vor dem radikalen Islam hatten. In der Türkei meinte man, den Reformansatz gefunden zu haben, seit dort die islamisch geprägte AKP unter Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan regiert.
Tatsächlich war die Lage komplizierter, denn dort vermischte sich aufgestautes Rachebedürfnis im lange unterdrückten islamischen Lager mit imperial-osmanischer Nostalgie zu großmännischem Geltungsdrang. Die Türkei fühlte sich berufen, die Welt in eine neue, gerechtere Ordnung zu führen, die islamischen Länder zu vereinen und gottgefällig zu sein. Der Westen war gestern.
Ungefähr so klang es, wenn Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und sein Außenminister Ahmet Davutoglu Zukunftsvisionen entwarfen. Erdogan sagte laut, er wolle eine neue, islamischere Generation schaffen.
Bei all dem boomte die Wirtschaft, und alles in allem fühlte es sich so an, als sei der türkische Islam tatsächlich eine Erfolgsgeschichte, Schlüssel zu Fortschritt, Wohlstand und Ansehen in der Welt. All das war aus westlicher Sicht nicht handzahm, sondern widerspenstig. Es war nicht pflegeleicht, sondern fordernd und vorlaut. Aber es schien besser als die Taliban und mit Demokratie vereinbar.
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