Exoplaneten - Fragen an Florian Freistetter

Zwischen seinen zahlreichen Vorträgen hat der Astronom und Blogger Florian Freistetter die Zeit gefunden, uns ein paar Fragen über Exoplaneten und die Aussichten auf interstellare Reisen zu beantworten.

Exoplaneten - Fragen an Florian Freistetter

Was ist ein Exoplanet?

Als „Exoplanet“ oder „extrasolarer Planet“ werden Planeten bezeichnet, die nicht unsere Sonne umkreisen sondern einen anderen Stern.

Wie entdeckt man einen Exoplaneten?

Da existieren verschiedene Methoden. Direkt beobachten kann man die allermeisten Exoplaneten nicht, man muss auf indirekte Methoden zurückgreifen. Die Gravitationskraft, die ein Planet auf seinen Stern ausübt, bringt den Stern zum Beispiel ein kleines bisschen zum Wackeln und das lässt sich messen. Genauso kann ein Planet, der von uns aus gesehen an seinem Stern vorüber zieht, ein klein wenig von dessen Licht verdecken, so dass es zu periodischen Helligkeitsänderungen kommt. Diese beiden Methoden waren bisher am erfolgreichsten bei der Suche nach Exoplaneten.

Wie viele Exoplaneten wurden bereits entdeckt?

Zurzeit sind es fast 3500, deren Existenz mit Sicherheit bestätigt ist. Wir wissen aber, dass es noch viel mehr davon gibt. Im Durchschnitt hat jeder Stern mindestens einen Planeten.

Wird man auch zukünftig mit ständig steigendem Tempo weitere Planeten entdecken, oder ist unsere kosmische Nachbarschaft bald „abgegrast"?

Im Gegenteil. Die Zahl der entdeckten Planeten wird weiter steigen und sie wird immer schneller größer werden. Neue Teleskope und neue Weltraummissionen werden immer mehr Planeten finden. In unserer Milchstraße gibt es ein paar hundert Milliarden davon; da bleibt noch genug zum Entdecken übrig.

Ähneln die Planeten eher unserer Erde, dem Jupiter, oder sind sie völlig exotisch?

Die Planeten in unserem Sonnensystem sind völlig verschieden und es gibt keinen Grund davon auszugehen, dass das anderswo nicht auch so ist. Und wir haben natürlich auch Planeten aller Kategorien entdeckt. Andere Sterne werden von Planeten umkreist, die dem Jupiter ähnlich sind; es gibt noch größere Gasplaneten; es gibt kleinere Gesteinsplaneten wie die Erde - und es gibt auch Himmelskörper, die es bei uns nicht gibt. „Supererden“ zum Beispiel, die zwar Gesteinsplaneten mit fester Oberfläche wie unsere Erde sind, aber deutlich größer und massereicher. Oder „heiße Jupiter", also Gasriesen, wie den Jupiter in unserem Sonnensystem, die sich aber extrem nahe an ihrem Stern befinden. All diese Vielfalt hat uns enorm viel über die Entstehung von Planeten gelehrt. Wir wissen nun, dass unser Sonnensystem zwar insofern normal ist, als dass es auch anderswo überall Planeten gibt. Andererseits ist es aber auch einzigartig, weil es anderswo Arten von Planeten gibt, die sich bei uns nie gebildet haben. Wenn wir wirklich verstehen wollen, wie Planeten und Planetensysteme funktionieren, müssen wir also auch die Exoplaneten studieren und dürfen uns nicht nur auf unser Sonnensystem verlassen. Und wir müssen alle Planetentypen studieren und uns nicht nur auf die in den Massenmedien so beliebten potentiell erdähnlichen, lebensfreundlichen und bewohnbaren Planeten beschränken.

Angenommen, auf diesen Planeten hat sich tatsächlich Leben entwickelt: wie könnten wir es feststellen?

Zuerst einmal sind wir derzeit nicht einmal in der Lage herauszufinden, ob ein Planet überhaupt potentiell bewohnbar ist. Wir können feststellen, wie groß und schwer ein Planet ist und wie weit entfernt er sich von seinem Stern befindet. Das reicht bei weitem nicht aus, um Aussagen über die Bedingungen dort machen zu können. Dazu müssten wir auch über seine Atmosphäre Bescheid wissen, über sein Magnetfeld und viele anderen Parameter, die wir mit der aktuellen Technik nicht feststellen können. Mit der nächsten Generation der Teleskope könnte das zumindest bedingt möglich sein. Dann können wir zum Beispiel nach Spuren in der Atmosphäre suchen, die auf das Vorhandensein von pflanzlichem Leben hinweisen. Solche Biomarker, wie zum Beispiel Sauerstoff, können dann nachgewiesen werden und sind zumindest ein guter Hinweis, wenn auch kein eindeutiger Beweis für die Existenz von Leben. Leben auf anderen Planeten tatsächlich zweifelsfrei nachzuweisen wird noch lange sehr schwer oder gar unmöglich bleiben.

Wird die Menschheit schon bald zu fernen Sonnensystemen aufbrechen?

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Dafür sind die Entfernungen einfach zu groß. Es ist schon schwer genug für uns, in unserem eigenen Sonnensystem zu reisen. Wir haben es noch nicht einmal geschafft, einen Planeten zu erreichen, der unsere Sonne umkreist. Planeten bei anderen Sternen bleiben da noch lange unerreichbar. Zuerst müssen wir lernen, uns vernünftig in unserer eigenen Umgebung zu bewegen. Vor allem müssen wir es aber auch wirklich wollen. Science-Fiction-Visionen sind eine Sache. Etwas anderes ist es, sie Realität werden zu lassen. Es ist nicht unmöglich; es gibt jede Menge Ansätze - auch zu interstellaren Reisen. Die werden aber IMMER extrem lange dauern ("Warp-Antriebe“ oder ähnliches sind eine dramaturgische Notwendigkeit in der Science Fiction, aber widersprechen den Grundlagen der echten Physik) und daher auch immer extrem teuer und komplex sein. Wir sind uns ja derzeit nicht einmal einig, ob die Raumstation in 300 Kilometer Entfernung von der Erde im nächsten Jahrzehnt noch finanziert werden soll. An Reisen, die ein paar Lichtjahre weit gehen braucht man in so einer Situation nicht zu denken.

Foto: Simon Kumm

Florian Freistetter ist ein Astronom, Blogger und erfolgreicher Buchautor.

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Kommentare

  1. userpic
    Norbert Schönecker

    Zwei ergänzende Anmerkungen zu diesem interessanten Interview:

    Erstens: Aufgrund der oben geschilderten Technik ist es leichter, große und sternnahe Planeten zu entdecken. Gerade diese sind für Lebensformen, die unseren ähnlich sind, besonders ungeeignet. Es ist also schwieriger, erdähnliche Planeten zu entdecken, als Gasriesen auf einer Merkurbahn. Für unsere Zwecke ist das schade.

    Zweitens: Ein Planet in erdähnlicher Größe, erdähnlicher Dichte, auf erdähnlicher Umlaufbahn um einen sonnenähnlichen Stern ist noch lange nicht für uns lebensfreundlich. Man denke an die Venus, die von Alpha Centauri aus betrachtet genau so aussehen muss wie die Erde und knapp an der Grenze der sogenannten habitablen Zone entlangkreist. Aber zum Kolonisieren wäre sie für uns, sagen wir einmal, eher ungeeignet. Wenn Astronomen in einem anderen Sonnensystem einen "erdähnlichen Planeten" entdecken, dann meinen sie: Leben (in uns ähnlicher Form) ist jedenfalls nicht völlig unmöglich. Über die Größe der Wahrscheinlichkeit, dass ein Planet eines anderen Sonnensystems für uns bewohnbar wäre, können wir bislang keine Angaben machen, die genauer sind als "Null" oder "über Null".

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