Exorzismus weiter gefragt

Weltweit gibt es nach wie vor Teufelsaustreiber. Sie handeln mit Wissen der Katholischen Kirche. In Deutschland wird vor allem therapeutische Hilfe angeboten.

Exorzismus weiter gefragt

Die Nachricht aus Rom überraschte: Der Vatikan erkannte Anfang Juli die in etwa 30 Ländern vertretene internationale Vereinigung der Exorzisten (AIE) offiziell als private rechtsfähige Gesellschaft an. Die rund 250 Mitglieder zählende Gruppe erhielt so den kirchenrechtlichen Status eines "privaten Vereins von Gläubigen". Dass der Vatikan die Arbeit von Exorzisten würdigt, hält Axel Seegers, Theologe bei der Beratungsstelle für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Erzdiözese München, für durchaus nachvollziehbar. "Prinzipiell ist das weltweit in der Katholischen Kirche kein umstrittenes Thema. Ob in Italien oder Spanien, in Südamerika oder Asien: Überall gibt es ganz selbstverständlich Priester, die Exorzismus durchführen." Die Katholische Kirche habe weltweit mehr als eine Milliarde Mitglieder in sehr unterschiedlichen Kulturräumen. Was für uns ausgeschlossen sei, erklärt Seegers, werde in anderen Ländern als vollkommen normal betrachtet.

Der Fall Anneliese Michel

Das Grab von Anneliese Michel, die 1976 nach zahlreichen Exorzismen starb.

In Deutschland, so der Theologe im Gespräch mit der Deutschen Welle, gebe es seit einem spektakulären Vorfall in den 1970er Jahren praktisch keinen offiziellen Exorzismus mehr. Der "Vorfall" bezieht sich auf die tragische Geschichte der Studentin Anneliese Michel aus dem fränkischen Klingenberg, die am 1. Juli 1976 nach mehreren Teufelsaustreibungen an den Folgen extremer Unterernährung starb. Die 23-jährige Frau litt unter Epilepsie, doch sie und ihre tief religiösen Eltern glaubten an eine Besessenheit durch Dämonen. Zwei Priester führten über Monate mehr als 60 Exorzismus-Rituale durch. Am Tag ihres Todes wog Anneliese Michel nur noch 31 Kilo. Die Eltern und die beiden Geistlichen wurden später wegen fahrlässiger Tötung zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Der Fall schlug hohe Wellen und führte unter anderem zu der kirchlichen Entscheidung, dass Priester nur noch mit offizieller Genehmigung des zuständigen Bischofs exorzistische Rituale vornehmen dürfen. Spätestens seit einer Überarbeitung des sogenannten "Rituale Romanum" im Jahr 1999, in dem der liturgische Ablauf eines Exorzismus festgelegt ist, ist vorgeschrieben, dass Priester bei der Begutachtung auch Mediziner und Psychiater hinzuziehen sollen. Beim Kampf gegen das Böse unterscheidet die Katholische Kirche zwischen dem "Großen Exorzismus" und dem "Kleinen Exorzismus", der als Segensspruch unter anderem auch im Vater-Unser-Gebet vorkommt: "und erlöse uns von dem Bösen". Allein der große ist das Ritual, das wie ein Gottesdienst aufgebaut ist und aus Gebeten, Textlesungen und Gottes-Anrufungen besteht. Von solchen offiziellen und genehmigten Exorzismen ist in Deutschland seit Jahrzehnten nichts mehr bekannt. Nur eine unerlaubte Teufelsaustreibung hatte in Paderborn 2007 noch einmal für Schlagzeilen gesorgt.

Viele Menschen wünschen Teufelsaustreibungen

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