Experiment: Pastor versucht sich als Atheist

Macht es einen Unterschied, wenn Gott nicht in deinem Leben ist? Diese Frage, die ein Atheist einer Bekannten gestellt hatte, ließ den US-amerikanischen Pastor Ryan Bell nicht mehr los. Schließlich entschloss er sich dazu, es einfach auszuprobieren: Ein Jahr lang will Bell ohne Gott leben. Dazu gehört, nicht zu beten und nicht darauf zu vertrauen, dass Gott helfend in sein Leben eingreift, berichtet Bell. Seine Erlebnisse beschreibt er in dem Blog „ayearwithoutgod“ („Ein Jahr ohne Gott“).

 

Gleich am 1. Januar, als er mit seinem Experiment anfing, machte Bell die Erfahrung, was es heißen kann, zu seinem Unglauben zu stehen: Er verlor seine Stelle als Privatdozent am Fuller Theological Seminary und am Global Studies Department der Azusa Pacific University. Seine Stelle als Pastor bei der Kirche der Siebenten-Tages-Adventisten hatte er bereits vorher aufgegeben.

Er würde sich wünschen, dass christliche Institutionen sein Gedankenexperiment wenigstens tolerieren würden, schreibt Bell dazu in seinem Blog. „Christliche Bildungseinrichtungen tun ihren Studenten keinen Gefallen, wenn sie Professoren ausstellen, die sich auf einer ehrlichen intellektuellen und spirituellen Reise befinden, nur weil es sich nicht mit ihren offiziellen Glaubensgrundsätzen deckt“, heißt es dort weiter. Mit seinen Arbeitskollegen sei er aber immer noch befreundet.

Als Atheist Diskriminierung erfahren

Bell musste auch erfahren, was das „ComingOut“ als möglicher Atheist in einer religiösen Gesellschaft bedeuten kann. Viele seiner Bekannte hätten ihn behandelt, als leide er an einer tödlichen Krankheit. „Bekennende Atheisten haben in unserer Gesellschaft ernste Konsequenzen zu fürchten“, schreibt er. „Sie sind eine marginalisierte Gruppe, die keine Aufmerksamkeit bekommt.“ Viele Menschen hätten ihm herzzerreißende Geschichten erzählt, weil sie sich wegen ihres Atheismus von ihren Familien entfremdet hätten. Und andere wagten es aus Angst vor Freunden oder Arbeitgebern nicht, ihren Unglauben zu bekennen.

Atheisten haben dazu aufgerufen, Bell finanziell zu unterstützen. Der zeigt sich überwältigt. Gleichzeitig fühle er sich aber unwohl, weil er seine Freunde aus der christlichen Gemeinde nicht in ein negatives Licht rücken wolle. Auch das Interesse der Medien an seinem Experiment überraschte Bell. Sein Blog dreht sich neben seiner persönlichen Erfahrungen auch um philosophische Fragen, wie Nächstenliebe in allen Religionen (und Nicht-Religionen) und Hoffnung ohne Gott.
 

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