Gebt es zu: Manche Vergewaltigungen sind schlimmer als andere

Männer kommen mit sexuellen Übergriffen davon, da unsere Gesetze (die britischen, Anm. d. Übers.) offensichtliche Unterschiede in der Schwere der Fälle ignorieren.

Gebt es zu: Manche Vergewaltigungen sind schlimmer als andere

Richard Dawkins hat eine prächtige Woche hinter sich. Erst hat er das Unaussprechliche ausgesprochen, indem er behauptet hat, dass nicht jede Vergewaltigung gleichermaßen schlimm sei: "Vergewaltigung bei einem Date ist schlimm, Vergewaltigung durch einen Fremden mit einem Messer am Hals ist schlimmer." Gleich darauf kam er möglichen Bedenkenträgern mit der Schmähung zuvor: "Wer denkt, dass das eine Billigung von Vergewaltigung bei einem Date ist, soll sich davonmachen und lernen, zu denken." Danach brauchte er sich nur noch zurückzulehnen und zu warten, auf die Schlagzeilen, die Wut und die Entrüstung, die vorhersehbar prompt eintrafen. Der professionell provokante Professor muss gedacht haben, er wäre verstorben und im Himmel, an den er nicht glaubt.

Es ist jedoch sehr schade, dass durch dieses Theater die eigentlich wichtige Tatsache - dass Dawkins nämlich Recht hat mit dem, was er sagt - in den Hintergrund gerückt wurde. Er heuchelte Überraschtheit ob der „absolutistischen Terminologie“ seiner Gegner, obwohl deren laute Stimmen die Vergewaltigungsdebatte seit Jahren dominieren. Die kindliche Schlichtheit von "nein bedeutet nein" wurde erfolgreich eingesetzt, um sexuelle Übergriffe der Art 'Fremder im Gebüsch schwingt ein Messer' gleichzusetzen mit dem unerfreulichen Zusammenbruch der Kommunikation zwischen zwei gleichermaßen berauschten Erwachsenen, obwohl diese beiden Fälle - und ich schreibe hier als Überlebende beider - sich so offensichtlich unterscheiden.

Der Fremde handelt mit Vorsatz, bewaffnet sich und hat im Moment des Angriffs klare Absichten; keiner dieser Punkte trifft bei der so scheußlich entgleisten gesellschaftlichen Verabredung zu. Und sollte es wirklich jemanden geben, der sich weigert, zwischen beiden zu unterscheiden, so können wir nur beten, dass er niemals bei einer Verhandlung wegen eines Tötungsdelikts auf dem Richterstuhl sitzt.

Noch bedauerlicher aber ist, dass es genau die Stimmen derjenigen sind, die sich weigern, irgendeine Abstufung bei Vergewaltigung zu akzeptieren, die am lautesten jammern, wenn es um die geringen Verurteilungsraten bei Vergewaltigungsdelikten geht - gegenwärtig ungefähr 6% der angezeigten Vorfälle -, ohne zu verstehen, dass diese geringe Rate zu einem großen Teil durch ihre Stimmgewalt und ihren Lobbyismus zustande kommt.

Es sind nicht etwa nur 6%, weil 94% der beschuldigten Männer mit einem Freispruch davonkommen; es sind 6%, weil die meisten Fälle es gar nicht erst vor ein Gericht schaffen. Unsere 'Fremden im Gebüsch' werden, einmal gefasst, nach wie vor angeklagt und verurteilt, wie eh und je, heute leichter, als es je der Fall war, dank Fortschritten in forensischer Beweisführung und der Möglichkeit des DNA-Abgleichs.

Heutzutage jedoch gehören die meisten Zwischenfälle in die von Dawkins so benannte Kategorie "Date Rape"; ein Ereignis, bei dem es keine Zeugen gibt und das forensische Ermittlungen überflüssig macht, weil selten geleugnet wird, dass Geschlechtsverkehr stattgefunden hat. Der Streitpunkt ist hier ganz einfach die Frage der Einvernehmlichkeit: er sagte - sie sagte. Die britische Staatsanwaltschaft ist weniger daran interessiert, ob der verhaftende Beamte die Frau für glaubwürdig hält oder ob der Staatsanwalt sich dem anschließen würde, sondern eher daran, ob ein Fall vor Gericht (in Großbritannien also vor einer Jury, Anm. d. Übers.) Bestand haben könnte. Immer wieder muss die Staatsanwaltschaft diese Frage mit Nein beantworten.

 

Übersetzung: Manuela Lindkamp, Martin Uhlenbrock

 

Hier geht's zum Originalartikel...

Kommentare

  1. userpic
    Bernd Kammermeier

    Die Mutter eines ehemaligen Schulfreundes war Schöffin bei Gericht und erzählte mir mal vor sehr vielen Jahren von einem Vergewaltigungsprozess, bei dem sie als Laienrichterin urteilen sollte. Es war wohl die Kategorie "Date-Rape". Ein junger Mann war mit seiner Bekannten allein im Zimmer, sie ging einvernehmlich sehr weit mit bei dem, was er tat. Doch irgendwann wollte sie nicht mehr, obwohl beide schon sehr intensiv "zugange" waren.

    Damals dachte ich auch "ein Nein ist ein Nein!" Ohne Wenn und Aber. Doch die Position der Laienrichterin verblüffte mich: Ab einem bestimmten Punkt gäbe es ihrer Meinung nach für einen Mann kein "Zurück" mehr. Eine Frau müsse dies wissen und einkalkulieren, wenn sie mit einem Mann einvernehmlich sexuelle Handlungen beginnt. Für sie war aufgrund der Umstände dieser Punkt überschritten und sie wollte für "unschuldig" stimmen. Wie der Fall ausgegangen ist, weiß ich nicht, doch das hat mir zu Denken gegeben.

    Ich denke, dass ein Gericht in zwei Richtungen denken muss: Wie hat sich der Mann verhalten, wie hat sich die Frau verhalten?

    Bei Verkehrsdelikten z.B. wird dies längst so gehandhabt. Es ist inzwischen sehr selten, dass ein Verkehrsteilnehmer 100% Schuld ist und entsprechend verurteilt wird. Gleiches würde Vergewaltigungsprozesse gerechter machen - für beide Seiten - und gleichzeitig auch ein Appell an Frauen sein, sich ihrer eigenen Verantwortung bewusster zu werden. Damit meine ich nicht die dummdreisten Stammtischparolen: "Na, da hätte sie sich nicht so aufreizend kleiden müssen, dann wäre das nicht passiert!" Das ist Blödsinn, weil allein die optische Erscheinung eines Menschen kein Recht auf Übergriffe einräumt.

    Aber sehr wohl geht es um Verhaltensweisen. Mädchen lernen irgendwann, welche Macht sie über Männer haben, allein deswegen, weil sie Mädchen sind. Und sie spielen damit. Das ist evolutionär so vorgegeben und völlig okay. Dieses Spiel müssen verantwortungsbewusste Männer auch als Spiel erkennen und dürfen es nicht missverstehen. Irgendwann lernen Frauen, diese Erfahrungen nur dann einzusetzen, wenn sie ein ernsthaftes Interesse haben. Und spätestens da erwarte ich auch von Frauen, dass sie sich nicht leichtfertig in Situationen begeben, in denen sie hoffen, allein ein "Nein!" rette sie vor unangenehmen Konsequenzen. Der Volksmund sagt" "Wer A sagt, muss auch B sagen". Das mag etwas verkürzt sein, zumal das Recht durchaus den Rücktritt von was auch immer vorsieht. Doch in Situationen, die zu einem "Date-Rape" führen können, gilt für mich: "Wer A gesagt HAT, muss auch B sagen!" Wobei die Frage ist: Was ist A? Hier ist Fingerspitzengefühl des Richters gefragt, um dies von Fall zu Fall neu zu definieren.

    Ein weiterer Punkt kommt in dieser Diskussion aber noch erschwerend hinzu: Leider nutzen Frauen hin und wieder ihre Macht über Männer dazu aus, sie falsch zu beschuldigen. Sei es, um Geld zu erpressen oder um sich persönlich für erlittene Schmach zu rächen. Dieses Druckmittel ist auch zu verlockend. Auch hier wäre Aufklärung vonnöten, um Frauen, die solches vorhaben, zu zeigen, dass sie damit nicht nur die Existenz eines Mannes vernichten können (hin und wieder der Grund für solche Aktionen), sondern auch andere, echte Leidensgenossinnen schädigen, weil man sich heutzutage höchst unsicher ist, wenn z.B. ein "Promi" (aktueller Fall Karl Dall) von einer Frau wegen Vergewaltigung angezeigt wird. Da sich solche Fälle falscher Beschuldigungen häufen, könnten echte Grenzüberschreitungen oder Vergewaltigungen ungesühnt bleiben oder gar nicht erst angezeigt werden, weil sich Frauen auch nicht dem Spießrutenlauf durch die Medien ausliefern wollen. Das ist also eine höchst zweischneidige Angelegenheit, die Verantwortungsbewusstsein von beiden Seiten erfordert. Deshalb müssen beide Seiten lernen.

    Und der haarigste Punkt ist der umgekehrte Fall: Eine Frau vergewaltigt einen Mann. Diese Fälle kommen so gut wie nie zur Anzeige, weil natürlich ein Mann ungern als Weichei dastehen will. Und außerdem werden Männer diesen Vorgang oft nicht so wahrnehmen oder erst im Nachhinein, mit mehrjähriger Verspätung. Die Frau wird dabei in der Regel auch kein Unrechtsbewusstsein entwickeln, weil für viele völlig undenkbar ist, dass eine Frau überhaupt einen Mann vergewaltigen kann. Schließlich gibt es einen eindeutigen Indikator, der auf Lust beim Mann schließen lässt. Doch dies täuscht. Männer sind nicht nur Schweine, sondern auch einfach konstruiert. Den Auslösern männlicher Erregung kann sich dieser nur sehr schwer entziehen. Alkohol mag ihn willensschwach machen. Und schon haben wir einen umgekehrten "Date-Rape", der jedoch nie zur Anzeige kommen wird, auch wenn der Mann sich dabei schlecht fühlte und es eigentlich nicht wollte. Ich weiß, wovon ich schreibe.

    Das ist in der Tat ein Tretminenfeld, auf dem viel Aufräumarbeit zu leisten ist, bis alle Minen beseitigt sind und man sich dort gefahrlos bewegen kann. Und dann müssen Männer und Frauen - Juristen, Laien, Mediziner und Psychologen - zusammenreden, wie solche "Missverständnisse", die zum Date-Rape führen, vermieden werden können. Um welche Faktoren muss die Aufklärung z.B. in der Schule erweitert werden, damit Männer die Signale von Frauen besser verstehen und Frauen sich nicht in Gefahr begeben, weil sie noch immer der Meinung sind, ein Nein wäre ein Nein!

    Antworten

    1. userpic
      Bernd Kammermeier

      Antwort auf #3 von Joe Wolsing:
      > Ich denke, dass zwischen einem Verkehrsdelikt und einer Vergewaltigung ein gewaltiger besteht. Das Argument Männer könnten ab einem bestimmten Punkt nicht mehr zurück halte ich im Rahmen von Gewaltanwendung (und die liegt nun mal vor, wenn man ein Nein! erhält und es übergeht) für sehr schwach. Überträgt man dies auf andere Aspekte, könnte man immer argumentieren, das Gegenüber habe sich so verhalten, dass die Anwendung von Gewalt einfach unvermeidlich war.

      Sicher ist der Unterschied zwischen einem Verkehrs- und einem Sexualdelikt ein gewaltiger (ich bin da in einem Tretminenfeld, ich weiß). Doch aus juristischer Sicht ist der Unterschied nicht so gewaltig. Es geht um einen Schaden, der unter Umständen in beiden Fällen so nicht beabsichtigt war. Ich habe ja auch nie die "klassischen" Vergewaltigungen gemeint, sondern die viel häufigeren Grauzonenfälle, wo Frauen bis zu einem gewissen Punkt durchaus absichtlich mit ihrem Bekannten in eine eindeutige Situation gegangen sind.

      Früher habe ich ja auch gedacht, das ist doch kein Problem, die Frau sagt "Nein!", den Mann zieht zurück und verabschiedet sich höflich. (ist jetzt überspitzt). Doch die Meinung der Laienrichterin, eine durchaus konservative Frau, hatte mich zum Nachdenken gebracht. Ich will ja keinen Freifahrtschein für Vergewaltiger produzieren, das wäre ja bei der "klassischen" Variante auch gar nicht möglich.

      Aber es gibt auch eine Verantwortung bei Frauen, die sich einfach genau überlegen sollten, ob sie in dieser eindeutigen Situation mitgehen wollen oder vorher eine klare Grenzziehung vornehmen. Vorher! Ich fände das fair dem Mann gegenüber, der sich vielleicht große Hoffnungen macht und in dessen Kopf schon ein Film im Zeitraffer durchrattert, dessen Happy End schon auf der Spule ist. So eine kalte Dusche zur rechten Zeit könnte da die Hormone ein wenig herunterfahren helfen und den Abend nicht in einer Totalkatastrophe enden lassen.

      Ich gebe ja zu, dass dies ein extrem heikles Thema ist und vermutlich wird es nie eine völlig befriedigende Lösung geben. Es sind viele evolutionär bedingte, verhaltensspezifische Punkte, die Frauen für Männer unberechenbar machen. Mir fällt gerade kein besseres Wort ein. Ein erfahrener Mann wird diese "Feinheiten" im Verhalten einer Frau identifizieren und richtig einordnen können. Ein unsicherer, unerfahrener Mann wird entweder in solchen Situationen total versagen (bis hin zum Tun des Falschen) oder er meidet solche Situationen aus Angst, hier falsch zu (re)agieren. Wie geschrieben: Ich meine nie den "stranger with a knife-rape". Der hat völlig andere psychologische Ursachen und da ist die Schuldfrage auch einfach zu klären.

      Aber mal andersherum gefragt: Was ist denn so schlimm, wenn Frauen hier auch Verantwortung übernehmen und mit Männern nicht spielen, gerade mit denen, die unsicher sind? Bei einem selbstsicheren, erfahrenen Mann würden sich die Frauen das nicht trauen, okay, also lassen sie es an den schwachen Männern aus. Zählt dieses Verhalten nichts?

      > Ob nun "date-rape" oder "stranger with a knife-rape" schlimmer ist, muss man letztlich dem Opfer selbst überlassen und kann vermutlich schlecht von außen allgemeingültige Aussagen dazu machen. Die Anwendung von Gewalt im Zusammenhang mit Sex gehört wohl insgesamt zu den bösartigsten Dingen, die Menschen einander antun können, da es sich um einen Bereich handelt der tiefsten Vertrauens bedarf.

      Zweifelsfrei. In dem Beispiel mit der Laienrichterin ging es übrigens nicht um Gewalt. Es ging und folgende Definition: Fand der Sex einvernehmlich statt oder nicht. Der Sex selbst fand völlig gewaltfrei statt. Die junge Frau meinte nur später, sie hätte es ab einem "gewissen" Punkt nicht mehr gewollt und dies mitgeteilt. Der Mann, mit dem sie Sekunden vorher noch fröhlich Petting gemacht hatte, hat die "Nummer" trotzdem durchgezogen. Hinterher wollte die Frau diesen Vorgang als Vergewaltigung definiert wissen.

      Wie schon geschrieben weiß ich nicht, wie der Fall ausging, aber die Mutter meines Schulfreundes war aufgrund der Aktenlage und Vernehmungen der Beteiligten wild entschlossen, den jungen Mann freizusprechen, weil er aus ihrer Sicht nicht anders konnte. Sie sah ganz deutlich eine Mitverantwortung bei der Frau, die, wenn sie keinen Sex mit dem Mann gewollt hätte, diesen auch nicht hätte beginnen dürfen. Möglicherweise, weil das rationale Denken in solchen Augenblicken schlicht ausgeschaltet ist (Das war ihre damalige Begründung). Ich will es mal so sagen: Da solche Vorfälle ja in allen möglichen Schattierungen laufend vorkommen (ich könnte mir vorstellen, dass dies ein Dauerproblem bei sogenannten ONS ist), wäre es schon sinnvoll, hier zumindest eingehendere Untersuchungen durchzuführen (vielleicht gibt es die ja auch schon).

      Schließlich kennt das Gesetz eine Reihe von Ausnahmesituationen, die zu verminderter Schuldfähigkeit führen können. Und wenn nun wissenschaftlich bestätigt werden könnte, dass es einen "Point of no return" beim Mann gibt, bis zu dem eine Frau noch problemlos durch ein "Nein!" abbrechen kann, danach aber nicht mehr, dann wäre dies einer Tat unter Alkohol oder Drogen gleichzusetzen, wobei bei Alkohol oder Drogen erschwerend hinzukommt, dass diese Drogen wissentlich dem Körper zugesetzt wurden, UM einen Rauschzustand oder sogar eine Steuerungsbeeinträchtigung herbeizuführen. Doch der "Hormonstoß" ab dem "Point of no return" wäre ein natürlich ablaufender Prozess, der nur durch Vermeidung von Sex zu verhindern ist.

      Das wäre sicher ein spannendes Thema, dies zu untersuchen, wobei dann natürlich viel Arbeit auf Strafverfolger zukäme. Man müsste den Hormonhaushalt des Täters messen und dann zweifelsfrei klären, wann die Frau ihr "Nein!" gesagt oder signalisiert hat. Unter Umständen wird der eine oder andere selbst dann freigesprochen (wegen Unzurechnungsfähigkeit aufgrund eines überproportionalen Hormonhaushaltes), wenn es zu nicht einvernehmlichem Sex gekommen ist.

      Aber ich höre jetzt besser auf. Hier sind mir zu viele Tretminen...

      Antworten

      1. userpic
        Joseph Wolsing

        Ich denke, dass zwischen einem Verkehrsdelikt und einer Vergewaltigung ein gewaltiger besteht. Das Argument Männer könnten ab einem bestimmten Punkt nicht mehr zurück halte ich im Rahmen von Gewaltanwendung (und die liegt nun mal vor, wenn man ein Nein! erhält und es übergeht) für sehr schwach. Überträgt man dies auf andere Aspekte, könnte man immer argumentieren, das Gegenüber habe sich so verhalten, dass die Anwendung von Gewalt einfach unvermeidlich war.

        Ob nun "date-rape" oder "stranger with a knife-rape" schlimmer ist, muss man letztlich dem Opfer selbst überlassen und kann vermutlich schlecht von außen allgemeingültige Aussagen dazu machen. Die Anwendung von Gewalt im Zusammenhang mit Sex gehört wohl insgesamt zu den bösartigsten Dingen, die Menschen einander antun können, da es sich um einen Bereich handelt der tiefsten Vertrauens bedarf.

        Die Frage der Vergewaltigung von Männern und dem damit verbundenen gesellschaftlichen und daraus folgenden je Individuellen Tabu (Problem für Männer überhaupt zuzugeben, vergewaltigt worden zu sein) ist sehr schwierig zu behandeln, gerade wegen des damit verbundenen Tabus. Hier ist der gedankliche Ansatz sicherlich auch davon beeinflusst, dass davon ausgegangen wird, dass es Männern, solange sie "mit machen" auch immer irgendwie Spaß macht, was den Sachverhalt der Vergewaltigung ad absurdum führen würde.

        Der Punkt in dem die Autorin sicherlich Recht hat, ist jedoch die Schwierigkeit, die mit dem Aspekt der Vertrautheit beim "date rape" verbunden ist. Die Scham, die Tatsache, dass es nicht um die Frage geht, ob Geschlechtsverkehr überhaupt statt gefunden hat, sondern inwiefern er denn tatsächlich einvernehmlich war und ob die anschließende Behauptung der Vergewaltigung sich tatsächlich belegen lässt (und wie Du angedeutet hast auch der Wahrheit entspricht und nicht dem Zweck dient sich zu rächen, oder andere Interessen zu verfolgen) macht diese Thema so heikel und brisant. Die vermutliche Dunkelziffer solcher Vergewaltigungen ist jedoch etwas, dass uns nachdenklich stimmen sollte, in Bezug darauf, wie wir unsere Kinder sozialisieren, um solche Vorkommnisse durch entsprechende innere Haltungen von vorn herein zu unterbinden..


        Antwort auf #1 von Bernd Kammermeier:
        > Die Mutter eines ehemaligen Schulfreundes war Schöffin bei Gericht und erzählte mir mal vor sehr vielen Jahren von einem Vergewaltigungsprozess, bei dem sie als Laienrichterin urteilen sollte. Es war wohl die Kategorie "Date-Rape". Ein junger Mann war mit seiner Bekannten allein im Zimmer, sie ging...

        Antworten

        1. userpic
          Philo

          Soweit ich Herr Dawkins verstehe, geht es ihm primär nicht um die Frage, wie man die Schwere eines Verbrechens ermittelt (Hier gilt ohnehin: Vorsicht, Fuzzy-Logik!), sondern, wie man logisch arbeitend zu einer Konfliktlösung beitragen kann, angefangen mit der Erforschung, wie und warum es überhaupt zu irgendwelchen Verbrechen kommt, als auch, in wieweit sie richtig definiert sind.

          Aber genau bei solchen Versuchen stößt man schnell an mentale Grenzen, weil nicht nur theistische sowie sonstige institutionelle Körperschaften zu viele unverhandelbare Tabuzonen, gleichwie Dogmen eingerichtet und tradiert haben, sondern auch der sogenannte "Zeitgeist" vielleicht gar nicht die richtigen Voraussetzungen bietet, um rechts- und allgemeinphilosophische Anliegen kategorisch richtig ordnen zu können.
          Man macht sich vielerorts bereits beim Versuch, die freie Liebe zu thematisieren, als potentieller Sexualstraftäter verdächtig, wenn nicht sogar schuldig.
          Wie offen und frei soll man sich denn da erst um die Frage kümmern können, wie komplex es um die Verhältnisse zwischen Aktion und Reaktion bestellt ist, wenn wir noch nicht mal ansatzweise bereit sind, tabulos über das Verhältnis zwischen Freiheit und Regulierung zu sprechen?

          Pfffff...

          Gruss, Philo

          Antworten

          Neuer Kommentar

          (Mögliche Formatierungen**dies** für fett; _dies_ für kursiv und [dies](http://de.richarddawkins.net) für einen Link)

          Ich möchte bei Antworten zu meinen Kommentaren benachrichtigt werden.

          * Eingabe erforderlich