Die „Humanistische Alternative Bodensee“ (HABO) hat die evangelische Kirche scharf kritisiert. Nach Berichten der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ dürften durch das Reformationsjubiläum 2017 mehrere Milliarden Euro in die Kassen gespült werden.
Besonders profitiert offenbar der eigens gegründete Verein für dieses Event. Erschreckend seien laut des HABO-Sprechers Dennis Riehle die hohen Summen aus den öffentlichen Kassen: „Dass die Kulturstaatssekretärin 40 Millionen beitragen will, rund 40 Prozent des Etats des Wittenberger Organisationsbüros aus staatlichen und privaten Investitionen kommen und man mithilfe von Förderungen der Europäischen Union für Renovierungen und Infrastruktur rechnet, zeigt, dass dieses kirchliche Ereignis massiv auf Steuergeld wird zurückgreifen können“.
Wenngleich die Meldungen nicht überraschen, sind die offenen Aussagen aus Richtung der Veranstalter ungewöhnlich. Immerhin rühmen sich Kirche und ihre Veranstalter für ihre Wirtschaftlichkeit ganz ungeniert: „Dass Unsummen mit einem ‚Playmobil‘-Luther gemacht werden, zeigt, wie tief man offenbar gesunken ist. Da führen die Protestanten ihre Entstehung eigentlich ad absurdum. Denn es war mit dem Thesenanschlag um eine Ernsthaftigkeit im Glauben gegangen. Dass man diesen Schatz nun mit Marketingartikeln wahrlich verramscht, das ist doch bezeichnend dafür, wonach es hier nicht um Religionsausübung, sondern allein um Profitgier geht“, so Riehle. Es sei überdies perfide, dass man auf die gut betuchten Gäste setze, die durch Anreise und Übernachtung zusätzlich Umsatz brächten. „Da sollte man Worte aus dem Buch Habakuk entgegensetzen: ‚Wehe dem, der bösen Gewinn macht für sein Haus, um sein Nest hochzusetzen, um sich zu retten aus der Hand des Unglücks‘ (2,9)“.
Eindeutig auch die Besetzung des Vereins „Reformationsjubiläum 2017“: Mit einem Eventmanager ist die Ausrichtung wohl klar festgelegt worden. Von einem „Sommermärchen“ spricht Ulrich Schneider gar und hebt Luther als „Werbeträger“ in die Höhe. „Ob sich der Reformator mit den dunklen Seiten seiner Geschichte als Gallionsfigur eignet, mag man bezweifeln. Viel anrüchiger, dass auch hier die Grundfeste der Reformation mit Füßen getreten werden. Statt Demut und Sparsamkeit viel eher Gier und Habsüchte“, meint Riehle. Alle Aufwände machen gleichsam deutlich, dass die Kassen der Kirchen ohnehin gut gefüllt sind. Durch neue Rekorde bei den Kirchensteuereinnahmen kann offenbar viel ausgegeben werden: „Das erinnert doch alles an Investmentbanker, die nach Rendite streben, als an Vertreter einer Religionsgemeinschaft, die auch in solchen Moment das Evangelium leben sollten. Un-glaub-würdiger kann man ein Fest nicht gestalten. ‚Kann man auch Trauben lesen von den Dornen und Feigen von den Disteln?‘, fragt Markus in 7,16. Ich auch. “, so der HABO-Sprecher abschließend.
Im Zusammenhang mit der Reformationsdekade verweisen wir auf das Luther Buch „Von den Juden und ihren Lügen“, welches in diesem Jahr das erste Mal seit 80 Jahren neu verlegt wurde.
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