Ein ausführliche Betrachtung
In diesem Beitrag erörtere ich die Frage, ob es aktuell noch systematischen Rassismus in den USA gibt. Dazu muss man erstmal die zentrale Frage beleuchten, warum Afro-Amerikaner in den USA überproportional arm sind.
Erörtern und beleuchten deshalb, weil ich die Fragen nicht eindeutig beantworten kann, ich aber auch denke, dass niemand diese Fragen eindeutig beantworten kann. Insofern ist das Folgende nur meine Meinung, Beobachtung und Analyse, wenn ihr zu einem anderen Schluss kommt, ist das euer gutes Recht.
Kurzfassung des Beitrages in Videoformat:
Gibt es noch systematischen Rassismus in den USA (Kurzfassung)?
Die Langfassung:
Gibt es noch systematischen Rassismus in den USA?
1. Einleitung
Dass Afro-Amerikaner in den USA überproportional arm sind und (unter anderem) einen überproportionalen Anteil der Obdachlosen ausmachen, ist unumstritten.[1] [2] Hierbei muss ich natürlich anmerken, dass ich von Proportionalität und statistischen Durchschnitten rede. Grundsätzlich muss man jede Person erstmal als Individuum ansehen und nicht aufgrund ihrer Merkmale oder Zugehörigkeit zu einer Gruppe beurteilen. Das passiert in den USA allerdings, leider, auf beiden Seiten des politischen Spektrums. Natürlich auch außerhalb der Vereinigten Staaten, aber in diesem Beitrag geht es weitestgehend um die US-Betrachtung.
Daher sollte es natürlich klar sein, dass es auch wohlhabende Afro-Amerikaner in den USA gibt. Aber es gibt überdurchschnittlich mehr extrem arme Afro-Amerikaner, und überdurchschnittlich mehr, extrem reiche weiße Amerikaner.
Daher kann man nicht generell sagen, dass Afro-Amerikaner ärmer sind als Weiße. Aber der Punkt, dass sie als Gruppe überproportional ärmer sind aufgrund der extremen Unterschiede an den statistischen Rändern, bleibt als gesellschaftliches Phänomen und Problem natürlich bestehen.
Zur Veranschaulichung inwieweit die Schere zwischen Arm und Reich und Schwarz und Weiß auseinander geht:
- Von den 614 Milliardären in den USA sind 7 schwarz (das sind nur 1,2%) (z.B. Oprah Winfrey, es sind so wenige man könnte sie ja quasi alle hier auflisten).[3]
- Von den 18,6 Millionen Millionären in den USA sind immerhin 8%, also knapp 1,5 Millionen, schwarz.[4] Auch innerhalb der Gruppe der Reichen geht die Schere weiter auseinander, wenn man nach oben schaut, und man kann, etwas aus dem Kontext gerissen sagen, dass es mehr schwarze Millionäre in den USA gibt als in irgendeinem anderen Land der Welt.
- In der Mittelschicht (also je nach US-Region und Anzahl der Personen ein Haushalts-Einkommen zwischen 48.000 und 145.000 Dollar im Jahr) sind Schwarze inzwischen kaum noch unterrepräsentiert und machen 12% aus, bei einem Bevölkerungsanteil von 14%.[5]
- Unterhalb der Armutsgrenze (also ein Haushaltseinkommen von -je nach Personenanzahl wieder-13.000 bis 26.000 Dollar oder weniger) fallen die Zahlen wieder weiter auseinander, in den USA leben knapp 10% der Weißen in Armut aber 25% der Afro-Amerikaner.[6]
Zunächst möchte ich klären warum ich hier größtenteils den Begriff „Afro-Amerikaner” verwende, und nicht durchgängig „Schwarze” oder „People of Color”. Diese drei Gruppen haben zwar teils große Überschneidungen, aber sind nicht deckungsgleich. „People of Color” ist ein eher neuzeitlicher, oft im medialen Kontext genutzter Begriff, der nicht wirklich scharf umrissen ist und für eine große Gruppe von Leuten verwendet wird, die sich als „farbig” identifizieren und die unter anderem auch Latinos einschließt, wobei es hier auch etwas wackelig wird, wenn man Hispanics dazu zählt, die streng genommen auch weiße Europäer aus Spanien sein könnten, was auch in manchen Fällen auch auf Latinos aus Mexiko zutrifft, aber spielt jetzt erstmal keine Rolle.
Warum ich Latinos aus der Betrachtung dieses Beitrags ausschließen möchte, ist, weil diese in den USA (im Vergleich zur weißen Bevölkerung) zwar ebenfalls überproportional arm sind, aber die Gründe und Ausgangsvoraussetzungen sind so unterschiedlich, dass man sie nicht in der Betrachtung mit Afro-Amerikanern zusammenlegen kann. Inwieweit Latinos ebenfalls von Diskriminierung und Rassismus betroffen sind, kann man natürlich diskutieren, aber die Tatsache, dass es sich um Einwanderer aus einer Region mit spezifischen Gegebenheiten (also Bildung, Armut, Sprache z.B.) handelt, schafft andere Voraussetzungen. Latinos die in die USA einwandern, sprechen häufig kaum oder gar kein Englisch, kommen oftmals aus der Arbeiterschicht ihres Landes, haben unter Umständen kein soziales Netzwerk, und (eigentlich am wichtigsten) halten sich häufig ohne legalen Status in den USA auf, sind also u.a. eventuellem Missbrauch durch Arbeitgeber in ganz anderem Maße ausgesetzt. Nicht zuletzt ist der geschichtliche Hintergrund von Latinos, die nichts direkt mit der Sklaverei und Jim Crow zu tun hatten, ein völlig anderer.
Der Begriff „Black Americans”, also Schwarze Amerikaner, schließt alle Menschen afrikanischer Ethnizität ein. Also nicht nur die von Sklaven in den USA abstammenden Afro-Amerikaner, sondern auch die etwa 4,2 Millionen Einwanderer aus Afrika und von den West Indies, also z.B. u.a. aus Jamaica. In vielen Statistiken werden diese beiden Gruppen nicht getrennt, daher auch meine spätere Verwendung des Begriffs „Schwarze”.
Und hier tut sich ein sehr interessanter Aspekt auf, nämlich der, dass schwarze Einwanderer in finanzieller Hinsicht, und auch in anderen Punkten, die statistisch getrennt erfasst worden sind, besser dastehen als Afro-Amerikaner. Das Haushaltseinkommen von schwarzen Einwanderern in den USA war 2013 zwar geringer als das von weißen Amerikanern, aber im Mittelwert mehr als 10.000 US-Dollar im Jahr höher, als das von Afro-Amerikanern.[7] Zu den anderen Punkten gehört der Prozentsatz von Personen, die in einem ehelichen Haushalt leben, was auf 50% der schwarzen Einwanderer zutrifft, aber nur auf 36% der Afro-Amerikaner.[8] Auf den Punkt Familienstruktur komme ich später zurück.
26% der schwarzen Einwanderer haben einen Universitätsabschluss, aber nur 19% der Afro-Amerikaner (ich würde hier noch bemerken, dass 19% jetzt eigentlich gar nicht so schlecht sind, wobei man für eine vollständige Beurteilung noch zwischen Bachelor, Master und Phd unterscheiden müsste).[9] Schwarze Einwanderer sind, sogar im Vergleich zur weißen US-Bevölkerung, deutlich seltener arbeitslos: 2017 standen knapp 70% in einem Beschäftigungs-verhältnis, gegenüber nur knapp 60% in der Gesamtbevölkerung.[10] Auch am unteren finanziellen Ende gab es unter schwarzen Einwanderern zwar prozentual einen höheren Anteil an Personen, die unterhalb der Armutsgrenze leben als in der Gesamtbevölkerung, aber einen geringeren Anteil als bei Afro-Amerikanern.[11]
Der Grund, warum eingewanderte Schwarze durchschnittlich erfolgreicher sind als Afro-Amerikaner ist sicherlich unter anderem der (und da komme ich auf den Punkt Universitätsabschluss von eben zurück) dass die Einwanderer tendenziell die Elite ihrer Herkunftsländer darstellen, mal so pauschalisiert gesagt. Überdurchschnittlich viele Leute mit Bildung, Durchsetzungsvermögen und Motivation die den nicht ganz einfachen Sprung aus Afrika oder der Karibik in die USA geschafft haben. Was diese Erkenntnisse für die Diskussion relevant machen, ist die, dass man einen schwarzen Einwanderer erstmal nicht von einem in den USA geborenen Afro-Amerikaner unterscheiden kann.
Die Tatsache, dass ein Schwarzer, der aus Afrika oder Jamaica in die USA eingewandert ist, und dort statistisch gesehen erfolgreich ist, schlägt einige Löcher in das Argument, dass die USA im aktuellen Zustand tief rassistisch sind, und man als Schwarzer dort ja quasi kaum eine Chance hat erfolgreich zu sein. Wenn es eher an der mitgebrachten Bildung der Einwanderer liegt und deren Hautfarbe den Erfolg nicht maßgeblich verhindert hat, dann ist halt ernsthaft die Frage, worüber man im US-Kontext seit Jahren (und seit 2020 besonders verbittert) diskutiert: die Hautfarbe, oder hat die Situation doch auch andere Gründe?
Sicherlich sind Vorurteile und Diskriminierung ein Faktor, aber die kaum lösbare Frage ist: wie groß ist dieser Faktor heute wirklich? Warum sind Asiaten in den USA (wobei das natürlich eine extrem große Gruppe mit unterschiedlichen Kulturen und Herkunftsländern ist, aber statistisch werden sie halt alle zusammen als Asiaten erfasst), überdurchschnittlich erfolgreich, so erfolgreich, dass sie die weißen Amerikaner in Bildung und Wohlstand in dem angeblich von weißen kontrollierten System bereits weit überholt haben?[12]
Die wahrscheinlichen Gründe für die Armut der Afro-Amerikaner sind meiner Ansicht nach vielschichtiger, und sind eher in der Historie des Landes zu finden, die die aktuellen Zustände geschaffen hat, am Laufen gehalten durch ein Wirtschaftssystem das Arme generell benachteiligt, aber weniger das Resultat einer aktuell stattfindenden, kollektiven Unterdrückung durch privilegierte Weiße und eines gezielt rassistischen Systems.
Zu dem Thema kann man viele Aspekte diskutieren und viele Beispiele finden, aber letztendlich läuft die Diskussion am Ende, in einem Land in dem (in besonders starkem Maße) Privileg durch Geld geschaffen wird, fast immer auf die Frage hinaus: Warum sind Afro-Amerikaner im Durchschnitt ärmer?
2. Historische Armutsgründe
Der hauptsächliche Grund ist meiner Einschätzung nach das Erbe des historischen systematischen Rassismus. Dabei kann man bis in die Zeit der Sklaverei zurückgehen, aber die Jim Crow Era, eine Epoche der systematischen Diskriminierung, die bis mindestens 1964 reichte, liefert schon genügend Antworten.
Durch gesetzlich verankerte oder gedeckte Rassentrennung in allen Aspekten des Lebens, Redlining, also der Praxis, dass Schwarze nur in bestimmten Bezirken wohnen durften, ihre Kinder nur auf bestimmte, schlechtere Schulen gehen konnten, sie keine Kredite von weißen Banken bekamen, das Recht zu wählen in vielen Südstaaten quasi nicht existent war, dass schwarze Gewerbe keine weißen Kunden hatten, und noch unzählige weitere Diskriminierungen, sorgten dafür, dass weiße Amerikaner bedeutend mehr an Wohlstand und Vermögen sammeln, und vererben konnten.
Die Situation von schwarzen Geschäftsleuten verbesserte sich nach der offiziellen Abschaffung der Rassentrennung nicht, sondern verschlechterte sich in den Folgejahren eher noch, weil sie durch die noch existente gesellschaftliche Trennung keine neuen weißen Kunden dazugewinnen konnten, aber ihre schwarzen Kunden an weiße Geschäfte verloren.
Über das Thema Jim Crow Era, könnte man sicherlich einen ganzen Artikel füllen. Hier ist aber nicht viel an Kontroverse zu finden, da wohl jeder normale Mensch, egal aus welchem politischen Lager, zustimmt, dass diese Zeit ein Schandfleck in der Geschichte der USA ist und hier massive Diskriminierung von Afro-Amerikanern stattgefunden hat.
Das Thema wurde und wird auch in den USA, entgegen mancher Behauptung, ausführlich studiert, unterrichtet und beleuchtet, wobei es sicherlich auch Ecken und Schulbezirke in den USA gibt, wo hier weiterer Nachholbedarf ist. Afro-Amerikaner standen also nachweislich zum Ende der Jim Crow Ära finanziell bedeutend schlechter dar als weiße Amerikaner. Das wäre zwar in jedem Land ein Problem, aber die USA machen es aus spezifischen Gründen noch schwerer, sich aus der Armut zu befreien, als andere Industrieländer.
Die ungleiche Einkommensverteilung lässt sich auf dem Gini Koeffizienten ablesen, nach dem die USA nicht wirklich gut im Vergleich zu Europa und anderen Industrieländern, aber auch nicht grauenvoll schlecht im Vergleich zu Schwellen- und Entwicklungsländern abschneiden.[12] Die generellen Gründe, warum Wohlstand mehr Wohlstand erzeugt, sind das Vererben von Vermögen, Besitz, der Einkommen erzeugt (egal ob monetärer- oder Immobilienbesitz), und Bildung, sowie Vorbilder die den Wohlstand der nächsten Generation beeinflussen.
US-spezifische Gründe sind zum einen das Schulsystem, das entweder privat und teuer ist, oder öffentlich und weitestgehend durch Immobiliensteuern finanziert, wodurch sich häufig ein Teufelskreis ergibt: Eltern mit verhältnismäßig gutem Einkommen können sich Immobilien im Bezirk einer guten öffentlichen Schule leisten (oder ihre Kinder gleich auf eine Privatschule schicken), durch den höheren Immobilienwert bekommt der Schulbezirk mehr Geld, wodurch sich die Schulqualität verbessert, und das Publikum an solchen Schulen besteht überdurchschnittlich häufiger aus Kindern von Eltern, die einen großen Augenmerk auf das Thema Bildung setzen. Diese Art der, an Immobilienpreise gekoppelten Finanzierung der Gemeinden, hat noch weitere Auswirkungen auf die lokale Polizei und den generellen Zustand der Community (Community steht entweder für Gemeinde oder allgemeiner gefasst: Gemeinschaft).
Der Zugang zum College erfordert entweder viel an Geldeinsatz der Eltern, oder gute Schulnoten des Bewerbers, der nur durch entsprechende Noten, Zugang zu einem Stipendium hat. Wobei man hier zwar noch Förderprogramme speziell für schwarze Studenten erwähnen kann, aber das ist eher ein Flicken auf dem größeren Problem.[13]
Dann noch das Justizsystem, in dem man deutlich bessere Chancen hat, wenn man sich einen guten Anwalt leisten kann, wenn man sich nicht auf einen Plea Deal einlässt und wenn man gar nicht erst monatelang in Untersuchungshaft sitzen muss, weil man sich die Kaution leisten kann.
Das Banksystem in den USA arbeitet inzwischen automatisiert mit einem Credit Score, der zwar farbenblind ist, aber auch gnadenlos gegenüber einer durch Armut und Fehlentscheidungen versauten Kredithistorie, mit den Folgen, dass man noch mehr an Zinsen zahlt, falls man überhaupt noch einen Kredit bekommt, was dann halt auch bedeutet, dass man unter Umständen keine Immobilienfinanzierung bekommen kann, oder diese nur unter deutlich schlechteren Zinsbedingungen.
Und natürlich das Gesundheitssystem, das teuer und bekanntermaßen kein Leuchtfeuer an sozialer Gerechtigkeit ist, wobei es auch hier vielfach Versicherungsschutz für Leute ohne oder mit geringem Einkommen gibt, aber auch das ist eher ein Flickenteppich und man muss gewisse selbstorganisatorische Fähigkeiten haben. Aus mangelnder Vorsorge und aufgeschobenen Arztbesuchen können sich chronische Krankheiten entwickeln, die dann noch weiterhin die Fähigkeit zu arbeiten und Geld zu verdienen einschränken.
Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber deckt ein paar wesentliche Bereiche des Lebens ab.
3. Sozial-gesellschaftliche Armutsgründe
Die historisch bedingte, generationen-übergreifende Armut ist meiner Einschätzung nach der Hauptgrund für die Vermögensunterschiede, aber nicht die einzige Erklärung für die aktuelle Situation. Hierzu gehören Themen, über die zwar geredet wird, aber nicht genug und mit falschem Ansatz, und die in der öffentlichen Diskussion weitestgehend tabuisiert sind. Der falsche Ansatz ist der, dass jede Diskussion nur nach einer Erklärung suchen darf, warum „White Supremacy” (also übersetzt "weiße Vorherrschaft", "weiße Überlegenheit") und/oder das System am Problem Schuld sind, und jede Forderung nach Veränderung oder Eigenverantwortung innerhalb der Afro-Amerikanischen Community als falsch, Schuld-Umkehr und rassistisch abgewiesen wird. Wobei hier Teufelskreise bestehen, die man aber nicht alleine von außen auflösen kann.
An die erste Stelle, kann man die Familienstruktur innerhalb der Afro-Amerikanischen Community setzen, und hier greife ich den Punkt von vorhin wieder auf, bei dem ich auf die Unterschiede zwischen schwarzen Einwanderern und Afro-Amerikanern hingewiesen habe. Rund 70% aller Afro-Amerikaner wachsen in unehelichen Haushalten auf, bei Weißen sind es weniger als 30% und bei Asiaten sind es unter 20%.[13][14][15][16] Im Jahr 2019 lebten insgesamt 64% aller Afro-Amerikanischen Kinder und Jugendlichen in einem Haushalt mit nur einem Elternteil, meist eine alleinerziehende Mutter.
Hierbei geht es nicht darum, ein etwaiges konservatives Familienbild zu propagieren, sondern auf die Schwierigkeiten hinzuweisen, die auf eine meist junge, alleinerziehende Mutter in den USA zukommen: Eine vernünftige Ausbildung abzuschließen, die Wohlstand ermöglicht wird schwierig bis unmöglich. Für eine junge Frau ohne wohlhabende Familie in jungen Jahren ein Kind ohne unterstützenden Partner zu bekommen, ist quasi eine Armutsgarantie.
Wie 2Pac einst rappte:
„A poor single mother on welfare, tell me how you did it.”
(deutsch: „Eine arme, alleinerziehende Mutter auf Sozialhilfe, sag mir wie du das geschafft hast.“)
Es klingt nach einem Stereotyp, aber es ist leider vielfach (und immer noch) die Realität.
Für die Umstände machen manche das Sozialsystem verantwortlich, das schwarze Mütter ihrer Meinung nach in einer Abhängigkeit aus Sozialhilfezahlungen gefangen hält, aufgrund der Beobachtung, dass die schwarze Familie erst seit der Einführung dieser Sozialsysteme auseinandergebrochen ist, aber hier kann auch eine Korrelation ohne Kausalität bestehen.
Des Weiteren machen Schwarze Frauen 14% der weiblichen Bevölkerung in den USA aus, aber nehmen 36% aller Abtreibungen vor.[17] Dabei geht es nicht um das Thema Abtreibung. Meine persönliche Ansicht ist pro-choice, eine Frau sollte über ihren Körper bestimmen können, einer der Punkte wegen denen ich mich auch nicht mit den Konservativen identifizieren will. Diese Zahl illustriert aber ein Problem, für das man zwar einen weiten Bogen spannen kann um dem weißen Privileg oder dem systematischen Rassismus die Schuld zu geben, und sicherlich bestehen auch Zusammenhänge, aber man darf schon fragen: Inwieweit will man hier das Thema Eigenverantwortung ausklammern? Und inwieweit hilft es, nicht über das Problem zu reden.
Warum werden so überproportional viele Afro-Amerikanische junge Frauen schwanger, und warum kümmern sich so überproportional viele Väter in dieser Community nicht um die Kinder? Und nein, die Väter sitzen nicht alle im Knast, es sind etwa 750.000 schwarze Männer im Gefängnis bei einer schwarzen Gesamtbevölkerung von 42,2 Millionen, also 3,5% aller schwarzen Männer sitzen ein. Das sind zwar immer noch zu viele im Gefängnis (wobei die Zahlen rückläufig sind) und daher schon ein Faktor, der aber nicht das Problem erklärt, und man ja auch bemerken muss, dass die überwiegend nicht unschuldig im Gefängnis sitzen, auch wenn manche das glauben wollen - auf das Thema komme ich noch zurück.
Was das Thema Schwangerschaft angeht: Fast jedes Planned Parenthood Center verteilt auch ohne die Sorgeberechtigten zu kontaktieren, kostenlos Verhütungsmittel, auch an Minderjährige[18] und eine 12er Packung Kondome (die in den USA ebenfalls auch an Minderjährige verkauft werden muss) kostet weniger als so mancher Kaffee bei Starbucks.[19] Und wer jetzt meint ein schwarzer Teenager oder junge Frau im 21. Jahrhundert könne aufgrund ihrer Unterprivilegiertheit (die ja oft im linken Anti-Rassistischen Spektrum erwähnt wird) nicht wissen, dass man vom Geschlechtsverkehr schwanger werden kann, hat der nicht die eigentlich fragwürdige Sichtweise? Und wenn es so wäre, wessen Schuld ist das nun, was ist mit den Eltern, oder wenigstens der Mutter?
Bei diesem Problem hilft Black Lives Matter, eine von drei selbsterklärten Feministinnen gegründete Organisation, jedenfalls nicht, wenn sie propagieren, dass die Familienstruktur aus Vater und Mutter obsolet ist. Auf ihrer Webseite (inzwischen entfernt) schrieben sie unter ihren Glaubensgrundsätzen, dass sie die „westlich-verordnete nukleare Familienstruktur” durchbrechen wollen, und träumen von Gemeinschaften jenseits des Patriarchats, in denen sich alle helfen.[20] Wie gut das bisher funktioniert hat, kann man berechtigterweise in Frage stellen.
4. Kriminalitäts-Statistiken
35% aller Gang-Mitglieder sind Schwarze oder Afro-Amerikaner, eine Zahl, die nur von den Latino-Gangs mit Wurzeln in Mittelamerika übertroffen wird.[21] Schwarze und Afro-Amerikaner machen 14% der Bevölkerung aus, begehen aber mehr als 50% aller Morde in den USA und mehr als 50% aller Raubüberfälle.[22] Unter Minderjährigen sind die Zahlen noch drastischer, hier sind es mehr als 60% aller Morde und mehr als 65% aller Raubüberfälle.[23] Bei diesen Zahlen handelt es sich natürlich um Verhaftungen, die wiederum beeinflusst sein können durch Vorurteile von Polizisten, was sicherlich ein Faktor ist, aber wiederum nicht mit Zahlen belegt werden kann.
Das Narrativ des massenhaft aufgrund des Rassismus unschuldig verhafteten Schwarzen, lässt sich auch in Hinblick auf die belegbaren Opferzahlen objektiv nicht halten (darauf komme ich später nochmal zurück), auch wenn sich bei dem Punkt Kriminalität die Diskussion häufig in Emotionen und faktisch nicht belegbaren Meinungen auflöst. Und nein, ich sage natürlich nicht, dass alle Schwarzen Verbrecher sind, das ist die häufige Unterstellung von unreflektierten Menschen, die nicht in der Lage sind, die Fakten, die ihrem Glauben widersprechen in einer Diskussion zu akzeptieren.
Ich weiß, dass das folgende Argument als subjektiv abgelehnt werden kann, aber schaut bzw. lest doch mal regelmäßig (vor allem) Lokalnachrichten in den USA. Dort werden nämlich anders als in Deutschland die Täterfotos gezeigt und etwa jedes zweite bis dritte zeigt leider einen schwarzen Täter. Hier kann man natürlich (wenn man es nicht wahrhaben will) Medien-Manipulation unterstellen, aber anzumerken ist hier noch, dass in Lokalnachrichten (im Fall der Bay Area z.B. SFGate, Mercury News, Sacramento Bee, San Francisco Chronicle) zum einen grundsätzlich erstmal häufiger über kleinere Raubüberfälle oder Morde in der Community berichtet wird, die es nicht in die überregionalen Nachrichten schaffen, also hier ein Filtern schwieriger ist, und zum anderen, dass das auch in den gleichen Medien zu sehen ist, die sonst eher ein gegensätzliches, pro Black Lives Matter Meinungsbild herauslesen lassen, und abseits der Fotos oder Videos auch nicht weiter auf die Hautfarbe des Täters eingehen. Man kann hier natürlich des Weiteren noch eine Anekdotenhaftigkeit bemängeln, was ich später auch in anderem Zusammenhang selbst noch tun werde, aber an dieser Stelle muss ich halt persönlich als Randnotiz anmerken, dass Kriminalstatistik und jahrelange Beobachtung übereinstimmen.
Erhebungen legen jedenfalls nahe, dass Raubüberfälle, bei denen das Opfer weiß war und der Täter Schwarz, in den USA 12-mal so wahrscheinlich sind wie der umgekehrte Fall.[24]
Bei Gewalttaten gegenüber Asiaten (gerade wieder aktuell) zeigt die Statistik des US-Justizministeriums von 2018, dass 27,5% der Täter schwarz waren, insofern bemerkenswert, als dass üblicherweise die meisten Gewalttaten innerhalb einer ethnischen Gruppe stattfinden.[25] In einer Analyse des San Francisco Police Departments von 2008, waren von 300 Überfällen auf Asiaten, 85% der Täter Schwarze, meistens Jugendgangs.[26] Das mag an der Stelle ein spezifisches Thema in San Francisco mit einer geringen Fallbasis gewesen sein, und noch vor der Pandemie-Thematik, aber wie tabuisiert das Thema Gewalt ausgehend von Schwarzen inzwischen in der öffentlichen Debatte der USA ist, zeigt auch das Beispiel des Schauspielers Daniel Dae Kim (ihr kennt ihn vielleicht aus der Serie Lost), der nach einem Angriff auf einen alten asiatischen Mann in Oakland $25.000 Dollar Belohnung auf die Identifizierung des Täters ausgesprochen hat, und dann umgehend kritisiert wurde, weil der Täter schwarz war und man ja wohl nicht eine Belohnung auf einen Schwarzen aussetzen dürfe.[27]
Auch bei der Berichterstattung über Gewalt gegen Asiaten wird in der deutschen Presse (zumindest meiner Wahrnehmung nach) ein Bild des Trump wählenden, weißen, rassistischen Amerikaners gezeichnet (den es natürlich auch gibt), aber bei allen in z.B. diesem Fokus Artikel[28] erzählten Anekdoten, wird nicht erwähnt, dass die Täter Schwarze waren[29][30], was man vielleicht nicht machen muss, da man natürlich sagen kann, dass es auch schwarze Rassisten gibt und die Hautfarbe keine Rolle spielt, aber einen Beigeschmack hat diese selektive Art des Berichtens meiner Meinung nach inzwischen schon, dass die Hautfarbe eine große Rolle spielt, wenn es sich um ein schwarzes Opfer, aber niemals, wenn es sich um einen schwarzen Täter handelt. (In dem Fokus-Artikel wurde aus einem 84-jährigen thailändischen Mann übrigens eine 84-jährige thailändische Migrantin, vielleicht war der Name verwirrend oder man hat es hier mit dem Gendern etwas übertrieben.)
Dass Afro-Amerikaner und Asiaten in den USA teilweise nicht gerade die besten Beziehungen haben, u.a. aufgrund ihrer starken kulturellen Unterschiede, weiß man nicht erst seit den Unruhen in Los Angeles 1992, aber so tief will insbesondere die deutsche Berichterstattung wohl nicht gehen, oder dieser Aspekt ist ihnen entweder entgangen oder zu heiß, um darüber zu schreiben - lieber irgendwas mit Trump drin publizieren. Ist halt der Kurs, der von CNN vorgelegt wird, und deren Meinung übernimmt die deutsche Presselandschaft wie immer recht unkritisch.[31]
Der aktuelle Diskurs in den USA über das Thema ist jedenfalls gespalten in Leute, die daraus (mal wieder) eine Diskussion um White Supremacy machen,[32] und Leute die sagen dass das überwiegend Schwarze sind die die Asiaten angreifen aber über die Ethnizität wird nicht diskutiert, außer die Täter waren weiß. Wobei es bemerkenswerterweise auch die Ansicht gibt, dass es auch dann White Supremacy ist selbst wenn Schwarze diese Taten begehen, aber dass es so ist, wird interessanterweise selbst vom linken politischen Spektrum in den USA aktuell nicht wirklich bestritten, die Diskussion wird halt in Richtung Trump gelenkt, auch wenn er inzwischen schon weg ist[33] (gut, so lange ist es natürlich noch nicht her, aber irgendwann wird auch von dieser Konserve das Haltbarkeitsdatum abgelaufen sein).
Nüchtern betrachtet könnte man annehmen, dass viele Schwarze schon vor der Pandemie finanziell schlecht gestellt waren, daher noch stärker unter den Folgen leiden und deshalb wütend sind auf die als wohlhabend angesehene Vorbild-Minderheit der Asiaten, aber diese Argumentation würde eben beinhalten, dass Schwarze die Taten begehen und dabei eine rassistische Motivation haben, aber was nicht sein kann, darf nicht sein.
Über die generellen Gründe für die Kriminalität möchte ich gleich nochmal reden, aber um die Kriminalitäts-Statistik nochmal von der anderen Seite zu beleuchten: Afro-Amerikaner sind auch überproportional häufig Opfer der Gewalt.[34]
Fast die Hälfte aller Mordopfer in den USA sind Schwarze. Dieser Fakt ist so krass, dass ich ihn nochmal wiederholen muss.[35] Von allen Menschen in den USA, die auf irgendeine Art und Weise ermordet werden, ist - je nach Jahr - jeder zweite schwarz. Im Jahr 2019 zum Beispiel, 7.484 Schwarze, davon 6.446 schwarze Männer. Und nein, die sind nicht alle von der Polizei erschossen worden, die Polizei hat 2019, insgesamt 235 Schwarze getötet (und 370 Weiße, im Vergleich).[36] Von diesen 235 waren im Übrigen 13 unbewaffnet.[37] Die Zahlen schwanken je nach Jahr etwas, bewegen sich aber immer in etwa dieser Größenordnung.
Wer sich im Übrigen mal ein paar andere Anekdoten zum Thema Polizei und Gewalt in den USA anschauen will, dem empfehle ich den YouTube Kanal „Video Leak Police”. Knapp 90% der schwarzen Mordopfer sind von anderen Schwarzen ermordet worden.[38] (Bei generellen Gewalttaten waren es 2018, 70%). Wer immer noch nicht glauben will, dass Schwarze in den USA überproportional häufig Morde begehen, der erkläre bitte wo all die schwarzen Toten, Opfer innerstädtischer Gang-Gewalt herkommen?
Die Realität ist weit von den Artikel-Überschriften entfernt, die sagen, dass die Polizei die größte Bedrohung für Schwarze ist, und die Nummer 1 Forderung von Black Lives Matter, die Polizei zu definanzieren, hilft bei dem Problem nicht, im Gegenteil.
Krankheiten und Unfälle rausgerechnet, ist mit 1,7% die nächst wahrscheinlichste Todesursache für Weiße in den USA des Jahres 2017: Selbstmord.[38] Bei Schwarzen ist, ebenfalls Krankheiten und Unfälle rausgerechnet, die nächst wahrscheinlichste Todesursache mit einer 3%-igen Chance die, ermordet zu werden.[39] Auch bei den minderjährigen Schusswaffenopfern sind Schwarze Kinder und Jugendliche mit 41% überproportional oft vertreten.[40]
Und das ist jeweils nur der Landesdurchschnitt. Wenn man sich einzelne Hotspots anschaut, der traurigerweise berühmteste Chicago, wird es teils noch extremer: Letztes Jahr 875 Morde (mehr als doppelt so viele wie insgesamt in Deutschland übrigens), davon 78% aller Opfer Schwarz.[41] Chicago hat eine Bevölkerung von 2,7 Millionen und einen schwarzen Bevölkerungsanteil von knapp 30%, falls ihr euch das gerade fragt.
Die Stadt ist im Übrigen seit über 70 Jahren fest in demokratischer Hand und hat seit 1931 keinen republikanischen Bürgermeister mehr gesehen, wobei ich keine von beiden Parteien gut finde, aber eine von beiden wird halt gerne als Fürsprecher für die schwarze Bevölkerung gesehen (und von rund 90% der Schwarzen gewählt), was ich inzwischen nicht mehr nachvollziehen kann. Inzwischen ist die Unterstützung der schwarzen Wählerschaft für die Demokraten aber rückläufig.
5. Gründe für Kriminalität
Jedenfalls, die Gründe für diese hohen Kriminalitätsraten und die ebenfalls hohen Opferzahlen, sind natürlich nicht Charakterdefizite, und Aussagen wie "die Schwarzen sind doch alle kriminell" sind zu verurteilen, da die Mehrzahl der Afro-Amerikaner gesetzestreue Bürger sind und sich im Gegensatz zu lautstarken Aktivistengruppen, eher Gesetz und Ordnung und mehr Polizeipräsenz in ihren Neighborhoods wünschen.
Es ist eine Vielzahl von Faktoren, die für einen Kreislauf aus Armut, mangelnder Bildung und Kriminalität sorgt. Die bereits angesprochene Familienstruktur ist ein Faktor, das Fehlen von Vorbildern ein Problem.
Genauso hat die Umgebung einen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Und es leben halt leider immer noch viele Afro-Amerikaner in sogenannten „Ghettos” (ein Begriff den Schwarze selbst verwenden), bzw. „Projects”, also dem Sozialen Wohnungsbau, der zum Teil recht konzentriert stattgefunden hat.
Ein Erbe der rassistischen Vergangenheit, wie vorhin erwähnt, durch ökonomische Umstände am Leben erhalten, denn Geldmangel ist heute der einzige Grund, warum Leute in solchen Neighborhoods leben und einen Mangel an Zukunftsperspektiven haben. Von den schwarzen Millionären in den USA wohnt jedenfalls sicherlich keiner im Ghetto, und in meinem gutsituierten suburbanen Neighborhood hatte ich ebenfalls schwarze Nachbarn, die hat auch keiner daran gehindert dort zu leben.
Das Phänomen der Straßengangs, ein definitiver Zahlentreiber der Mordstatistik, ist hierbei natürlich auch zu betrachten. Früher wurde das mal in so Filmen wie „Menace to Society” oder Serien wie „the Wire” dargestellt, die heute nicht mehr von Hollywood (oder HBO) produziert werden, weil sonst der Rassismus-Vorwurf gemacht werden könnte. Die Darstellung des wohlhabenden, schwarzen Drogendealers im Besitz von illegalen Waffen kann man aber immer noch in verherrlichender Weise, sehen, wenn man sich Hip-Hop Videos anschaut. Falls euch da gerade kein gutes Beispiel einfällt, empfehle ich das Musikvideo „No Heart” von „21 Savage”, dessen Crack nicht tötet, sondern sich verkauft. Dieser hat übrigens auch eine Hommage an Menace to Society mit eingebaut.
Ich höre ja selbst gerne Hip-Hop Musik, aber als potentielles Vorbild für Afro-Amerikanische Jugendliche ist diese Darstellung schon problematisch, wobei man das zwar auch über manche Musikvideos von Weißen sagen kann, und auch Weiße diese schwarzen Musikvideos schauen, aber die gehen halt auch nicht raus und knallen sich in statistisch auffälligen Maßen gegenseitig ab, jetzt mal so ganz unverblümt gesagt.
6. Schule und Bildung
Das Thema Jugendliche führt mich zu einem weiteren Problem: Bildung.
Die Unterschiede zwischen Weißen und Afro-Amerikanern sind auch hier dramatisch in so ziemlich allen Aspekten, die man betrachtet.[42] Dazu muss man noch wissen, dass, anders als man es aus Deutschland kennt, die Tests (also Klausuren, Abschlussprüfungen), US-weit standardisiert sind, also daher zum einen gut vergleichbar sind, und zum anderen nicht durch die Schulen festgelegt werden können, so nach dem Motto: die Schüler sind bei uns so schlecht, wir machen einfach mal die Klausuren etwas leichter.
Die Testergebnisse von Weißen und Schwarzen Schülern weisen teils erhebliche Unterschiede auf.[43] Das macht sich natürlich auch im späteren Leben bemerkbar, Schwarze machen 23% der Erwachsenen aus, die eine geringe Alphabetisierung aufweisen.[44] Auch was das Thema Schulschwänzen angeht, zeigen sich deutliche Unterschiede. Schwarze Schüler schwänzen, je nach Schulstufe, zwischen viermal so häufig, bis knapp doppelt so häufig den Schulunterricht als weiße Schüler.[45]
Das Thema Schuldisziplin ist ein weiteres Diskussionsfeld, bei dem die einen sagen, dass schwarze Schüler wegen Vorurteilen häufiger bestraft werden, andere verweisen auf das überproportional schwierigere häusliche Umfeld für die Ursache der Unterschiede.[46] Inzwischen gibt es an einigen Schulen Quoten, die den Lehrkräften vorschreiben, wie viele Schüler sie aus einer bestimmten ethnischen Gruppe bestrafen dürfen.[47] Was in der Praxis wohl weitere Probleme für den Schulbetrieb nach sich zieht.
Die Gründe für diese Probleme kann man natürlich, wie vorhin angeführt in der schlechten finanziellen Ausstattung einiger Schulen die in schlechten, bzw. armen Schulbezirken liegen, sehen. Des Weiteren kann man auch auf die Gruppendynamik verweisen, die in einer Schule mit überproportional vielen Schülern aus bildungsfernen Haushalten entstehen, sowie eben auch auf das häufiger bildungsferne Elternhaus. Ich finde es aber schwierig, auch hier keinerlei Maß an Eigenverantwortung einzufordern und wiederum nur dem System die Schuld zu geben. Warum schwänzen Schüler den Unterricht, und warum greifen hier die Eltern nicht ein?
Über das Thema innerhalb des Bildungs-Apparats zu reden, ist aber ein Lauf auf Eierschalen, wenn man nicht so enden will wie diese Jura-Professorin aus Washington DC, die sich in einem Zoom-Call mit einem Kollegen enttäuscht geäußert hatte, dass fast jedes Semester viele ihrer schwarzen Studenten am unteren Ende der Notenskala landen. Gekündigt, nachdem einer ihrer Studenten die Gesprächsstelle auf Twitter geteilt hatte.[48] Denunziantentum oder ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung des Rassismus in Institutionen? Entscheidet selbst.
Ein weiterer Aspekt, der diskutiert wird und auch umstritten ist, ist ein kultureller: Der Begriff des „Acting White”.[49] Unter Afro-Amerikanischen Schülern ist der Vorwurf „sich weiß zu benehmen” wohl an diejenigen Mitschüler gerichtet, die gut im Unterricht sind und ihre Hausaufgaben machen.
So sagte selbst Barack Obama 2004[50]:
„Kinder können nichts erreichen, bis wir nicht ihre Erwartungen steigern, die Fernseher abschalten, und die Beschimpfung sein lassen, die sagt, dass sich ein schwarzer Jugendlicher mit einem Buch weiß benimmt.”
Um in dem Zusammenhang auch nochmal den Vergleich zu ziehen, die andere Minderheit in den USA, die selbst die Weißen überholt hat, was das Thema Schulnoten und Wohlstand bzw. Einkommen angeht, namentlich Asiaten: Überproportional häufig intakte Familien, unglaublicher Bildungsdruck auf die Kinder, Stichwort: Tiger Mom, und eine Kultur, in der schlechte Schulnoten unter Mitschülern als uncool angesehen werden. (Asiaten ist natürlich wie gesagt ein sehr großer Überbegriff, aber auf die beiden großen Gruppen in den USA, Chinesen und Inder trifft das gesagte, verallgemeinert, zu).
Ein letzter Aspekt, den ich zu bedenken geben möchte, auch wenn dieses Video generell keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat, ist die Victim Mentality, also die Opfer-Mentalität vieler Afro-Amerikaner.
Und hier möchte ich gar nicht mal die Verantwortung dafür den Afro-Amerikanern per se zuschieben, sondern der (aus dem links-demokratischen Spektrum stammenden) Ansicht, dass Schwarze in den USA immer und überall benachteiligt werden, die Gesellschaft gegen sie ist, und sie es eigentlich gar nicht schaffen können. Das wird dieser Bevölkerungsgruppe seit Jahrzehnten eingeredet. Sie haben kaum eine Chance, weil das von Weißen bestimmte System gegen sie ist, und ihnen überall Diskriminierung begegnet.
Ich möchte hier auch nicht bestreiten, dass einem als Schwarzer in den USA stellenweise Diskriminierung widerfährt, aber man muss kein Psychologie-Studium absolviert haben, um zu wissen, dass es die Wahrnehmung der Umwelt und die Motivation der meisten Menschen negativ beeinflusst, wenn sie aufwachsen und ständig von der Umgebung eingeredet bekommen, dass sie es schwer haben werden im Leben und viele, oder sogar alle, gegen sie sind.
Um es mit den Worten von Morgan Freeman zu sagen: „Wie beendet man den Rassismus? Hör auf darüber zu reden!”. Dem stimme ich zwar nicht 100%ig zu, da man über einzelne Probleme schon reden muss, aber wenn man den medialen Zirkus in den USA zum diesem Thema über die letzten Jahre verfolgt hat, dann versteht man diese Aussage sehr gut.
7. Aktueller systematischer Rassismus?
Kommen wir nun zur Frage, ob es den systematischen Rassismus aktuell noch in den USA gibt. Wenn ich aktuell sage, meine ich etwa die letzten 25 bis 30 Jahre, da die nachweislich diskriminierenden Gesetze in den USA zwar weitestgehend um 1964 herum abgeschafft wurden, aber es noch weiter diskriminierende Praktiken und Regelungen gab, die nach und nach bis etwa Mitte der 1990er Jahre durch Gesetze verboten wurden.
Grundsätzlich ist hier auch die Frage nach dem systematischen Rassismus, da es einzelnen Rassismus natürlich gibt und vermutlich auch immer, in jeder ethnisch heterogenen Gesellschaft geben wird. Insofern würde ich schon sagen, dass Rassismus in den USA ein Faktor ist, aber ob der alles entscheidend und systematisch ist, ist die Frage.
1. Anekdoten
2. Studien
3. Hinweise auf statistische Unterschiede
Die Argumente, warum es den systematischen Rassismus gibt, kann man grob in drei Gruppen aufteilen:
7.1. Anekdoten
Grundsätzlich kann man zwar auf Anekdoten bzw. Einzelfälle hinweisen und diese diskutieren, aber daraus ein größeres Gesamtbild ableiten zu wollen, kann schwierig sein, denn Anekdoten können gefiltert sein.
So wird zum Beispiel quasi über jede Tötung eines unbewaffneten Schwarzen durch die Polizei in den nationalen, oftmals sogar internationalen Medien berichtet, und jeder Amerikaner könnte aus dem Stehgreif mehrere Namen von getöteten Schwarzen nennen, aber keinen einzigen Namen eines durch die Polizei getöteten nicht-Schwarzen, dabei werden deutlich mehr nicht-Schwarze von der US-Polizei getötet als Schwarze… auf die Überproportionalität komme ich gleich nochmal zu sprechen.
Es ist das gleiche Prinzip, das Rechte anwenden, wenn sie z.B. jedes Tötungsdelikt eines Ausländers an einem Einheimischen hochspielen und dabei Tötungsdelikte von Einheimischen an Einheimischen außer Acht lassen. Dem politischen Tribalismus ist es zu verdanken, dass man die Problematik ausgewählter Anekdoten im anderen Lager sieht, aber im eigenen nicht wahrhaben will.
Natürlich passieren in einem Land mit 350 Millionen Einwohnern, unter denen es auch Rassisten gibt, Vorfälle, mit denen man täglich Nachrichtenspalten füllen kann, zumal bei einigen dieser Vorfälle der einzige Hinweis auf Rassismus der Umstand ist, dass eine der Konfliktparteien weiß und eine schwarz war. Tötet ein weißer Polizist in den USA einen Weißen, Asiaten oder Latino, wird der Vorfall zur Statistik und niemand liest davon, niemand interviewt die Angehörigen. Tötet hingegen ein weißer Polizist einen Schwarzen, wird der Vorfall zur Schlagzeile und es ist klar, dass es sich um einen weiteren Fall von Rassismus handeln muss, und der Eindruck entsteht, als ob nur Schwarze getötet werden, obwohl das nachweisbar nicht der Fall ist.
7.2 Studien
Was Studien angeht, so sind diese ein valides Mittel, um gesellschaftliche Probleme zu erforschen, aber die Aussagekraft ist in der Regel auch sehr punktuell, auf ein begrenztes Beobachtungsfeld bezogen und die genaue Methodik müsste man eigentlich auch jeweils hinterfragen, bevor man deswegen auf die Straße geht.
Es gibt hier aber natürlich auch einige interessante und aussagekräftige Studien, wie zum Beispiel die, dass Schwarze Patienten weniger Schmerzmittel verschrieben bekommen, als weiße Patienten, was man an dieser Stelle eigentlich nur mit Vorurteilen erklären kann.[51] Solche Studien sind wichtig, da man an dieser Stelle medizinisches Personal in Schulungen auf diese Thematik aufmerksam machen kann.
Eine US-weite Studie hat herausgefunden, dass schwarze Autofahrer mit einer 20% höheren Wahrscheinlichkeit angehalten werden, als weiße Autofahrer (und dann 1,5-mal bis doppelt so häufig durchsucht werden).[52] Interessanterweise gehen die Zahlen-Unterschiede zurück, wenn man die Verkehrskontrollen in der Dunkelheit, isoliert betrachtet, also wenn Polizisten schwerer erkennen können, ob ein schwarzer oder weißer Fahrer am Steuer sitzt.[53]
Studien wie diese zeigen, dass es in der Polizeiarbeit schon Voreingenommenheit gegenüber Schwarzen gibt, was vermutlich auch daher kommen kann, dass Polizisten überproportional häufig (aus genannten Gründen) mit Schwarzen zu tun haben, und daher im Laufe des Berufslebens bewusst und unbewusst Vorurteile entwickeln. Da solche Studien aber auch sehr punktuell sind und verschiedenste Bundesstaaten umfassen, kann man daraus keine allgemeingültige Aussage ziehen, die sich auf alle Bereiche des Lebens und alle Regionen des Landes erstreckt. Den rassistischen Polizisten auf einem Power Trip gibt es sicherlich, aber dass das die Regel ist, würde ich bezweifeln.
Ich bin in 12 Jahren USA (auf wahrscheinlich über 200.000 Meilen in verschiedenen Bundesstaaten) genau zweimal angehalten worden. Als Schwarzer wäre ich laut Ergebnis dieser Studie dann wahrscheinlich dreimal in 12 Jahren angehalten worden. Wenn Schwarze angepisst sind, weil sie denken, dass sie wegen ihrer Hautfarbe rausgezogen worden sind kann ich das schon verstehen, aber den Cop dann anzumachen und damit die Situation zu eskalieren, wie man es in vielen geteilten Videos sieht, hilft denke ich aber auch nicht. Das würde selbst für mich als Weißen in den meisten Fällen nicht besonders positiv enden.
Der Ausgang solcher Kontrollen hängt stark vom eigenen Verhalten sowie auch von weiteren Faktoren wie Geschlecht und Alter ab, und ich denke niemand, egal welcher Hautfarbe, ist total relaxed, wenn er von einem Cop kontrolliert wird. Ich möchte das System damit zwar nicht gutheißen, aber im Umgang mit insbesondere der US-Polizei gilt halt nun mal: Anweisungen folgen, nicht fliehen oder anderweitig einer möglichen Verhaftung widersetzen.
Dass Schwarze Angst haben vor der US-Polizei kann ich zwar schon verstehen und es ist menschlich Ängste zu haben, aber das liegt meiner Meinung nach eher an der Manipulation durch die Medien als an einer wirklichen Gefahr. Schaut euch doch bitte einfach mal die Statistik an, bevor ihr mir erzählen wollt, dass ich nur deswegen keine Angst vor der US-Polizei haben muss, weil ich weiß bin: Jährlich 32 Millionen Verkehrskontrollen in den USA, je nach Jahr etwa 80 Unbewaffnete, die von der Polizei erschossen werden, davon 20 schwarz. Das entspricht in etwa einer Wahrscheinlichkeit von 0,00025 Prozent, von der Polizei bei einer Verkehrskontrolle getötet zu werden (die dann auch nochmal dramatisch weiter sinkt, wenn man den Anweisungen der Polizei folgt).
Trotzdem wird von mir erwartet, dass ich bei einer Stehparty geflissentlich verständnisvoll nicke, wenn mir der Tesla fahrende schwarze Google Produkt Manager erzählt, dass er als Schwarzer sich kaum noch traut Auto zu fahren, in diesem Land. Und für Medien wie Vox.com ist der Beweis für systematischen Rassismus unter anderem der, dass sich Schwarze häufiger unsicher fühlen wenn sie Polizisten sehen, was sie ihnen vorher selbst jahrelang mit reißerischen Artikeln, emotionalen Bildern, selektiven Anekdoten und verbogenen Statistiken eingeredet haben.[54]
Eine weitere oft zitierte Studie ist weiterhin die, dass Schwarze für die gleichen Verbrechen eine 20% längere Haftstrafe als Weiße bekommen.[55] Das verwundert mich allerdings nicht, da das Justizsystem in den USA wie schon vorhin angesprochen, vorteilhaft für Angeklagte mit Geld ist, und stark nachteilhaft für Angeklagte ohne Geld. Jemand mit einem teuren Anwalt, hervorragender verbaler Artikulation dank ausreichender Schulbildung und einem gutbürgerlichen Hintergrund mit gutem Leumund, und keiner Gang-Zugehörigkeit, hat einfach bessere Chancen als jemand der all das nicht hat und mit einem Pflichtverteidiger antritt, der sich erst fünf Minuten vor der Verhandlung in den Fall eingelesen hat. Und statistisch gesehen, fallen halt leider überproportional viele Afro-Amerikaner in die Kategorie „jemand, der all das nicht hat”.
Daher kann man das Justizsystem zurecht als ungerecht gegenüber Armen kritisieren, aber als Beweis für rassistische Vorurteile taugt diese Studie meiner Meinung nach nicht. Ausschließen würde ich Rassismus und Diskriminierung natürlich nicht, aber der Einfluss vom Vermögen der Angeklagten wird hier nicht berücksichtigt, was eben meine Kritik an solchen Ergebnissen bzw. Aussagen ist. Viele denken wahrscheinlich gerade an OJ Simpson, der mit Mord durchgekommen ist, aber es wird hierbei natürlich zu anekdotenhaft.
Erwähnen kann man im Zusammenhang mit dem Justizsystem auch noch, dass es tatsächlich mehr Afro-Amerikanische Richter gibt, als die meisten vermuten würden.[56] An US District Courts waren es 2017 14%, ein Prozentsatz, der dem Afroamerikanischen Bevölkerungsanteil entspricht. Spricht zwar wahrscheinlich weder für noch gegen möglichen Rassismus im Justizsystem, aber es ist halt auch nicht so dass das Gerichtssystem komplett von Weißen betrieben wird.
7.3. Statistiken
Das häufigste Argument, das als Beweis für den systematischen Rassismus in den USA angeführt wird, sind statistische Unterschiede im Ergebnis. Die Frage ist die: Ist ein System, das gegen arme Leute diskriminiert, also unabhängig von der Hautfarbe bzw. Ethnizität, schlecht für Arme und gut für Reiche ist, deswegen rassistisch, weil Schwarze überproportional häufig arm sind? Also, wenn in einem System ein reicher Schwarzer bessere Chancen hat als ein armer Weißer, kann man dann dieses System als rassistisch betrachten?
Sämtliche Argumente oder Beispiele, die ich mir dazu im Laufe der letzten Jahre angeschaut habe, beweisen nur, dass Arme schlechter abschneiden. Ob das entsprechende System, also das Justizsystem, das Bildungssystem, das Gesundheitssystem, die Polizei und das Bankensystem explizit rassistisch bzw. diskriminierend ist, lässt sich (innerhalb der letzten rund 25 Jahre) nämlich nicht anhand von Gesetzen, Regelungen oder Mechanismen belegen, die nur auf Schwarze und nicht auf Arme generell zutreffen. Wenn man darauf hinweist, dass Schwarze 33% der Häftlingspopulation ausmachen (wie gesagt, die Zahl ist rückläufig), dann muss man berücksichtigen, dass Schwarze auch eben überproportional viele Verbrechen begehen, aus den Gründen die ich eben erläutert habe: Armut, Wohnort, Bildung, Zukunftsperspektiven, Gangs.
Und sicher sind sie überproportional häufiger von dem War on Drugs betroffen, der im übrigen auch von Schwarzen Bürgern und Politikern unterstützt wurde[57], da sich Drogenhandel und Gang-Gewalt extrem negativ auf Afro-Amerikanische Communities ausgewirkt hat, und eben kein Vergleich ist zur Opium-abhängigen, weißen Soccer-Mom, die sich die Fentanylladung in ihrem Haus in den Suburbs setzt, und deren Dealer nicht an der Straßenecke steht, wo er von der Polizei mühelos aufgelesen wird, sondern im Toyota Camry unauffällig im gutsituierten, Neighborhood nach Anruf auftaucht.
Wenn ich euch sage, dass man in den USA zum Wählen eine ID, also ein Ausweisdokument vorzeigen muss, würdet ihr das wahrscheinlich als normal einstufen, dass man sich halt ausweisen muss um seine Stimme abzugeben, nachdem man sich auf einer Wahlliste hat eintragen lassen. Wenn ich euch aber jetzt sage, dass nur 8% der Weißen keine ID haben, aber 25% der Schwarzen, dann wird daraus eine weitere Rassismus-Erzählung, warum die USA schwarze Wähler unterdrücken, wobei es (anders als in der Vergangenheit natürlich, wo sie wirklich vom Wählen abgehalten wurden), keinen nachweisbaren Mechanismus gibt, der jemanden aufgrund seiner Hautfarbe vom Wählen oder dem Erlangen einer ID abhalten würde... (wie die Leute ohne ID im täglichen Leben klarkommen ist für mich sowieso ein Rätsel, aber das ist eine andere Frage).[58]
Das Thema Wählen ist insgesamt noch etwas komplexer, aber die Schlussfolgerungen sind immer die gleichen: für arme Leute ist es tendenziell schwieriger zu wählen, und viele Afro-Amerikaner sind arm, daher ist es schwieriger für Schwarze zu wählen, ohne konkreten Nachweis wie das nicht auch genauso auf arme Weiße zutrifft. Afro-Amerikaner bekommen des Weiteren seltener Immobilienkredite und wenn, dann durchschnittlich mit höheren Zinsen. Nur 44% der Afro-Amerikaner besitzen eine Immobilie, im Vergleich zu 74% bei Weißen. Was man wiederum auch mit dem Problem Armut begründen kann. Wer einen schlechten Credit Score (also eine schlechte Schufa sozusagen) hat, bekommt entweder keinen Kredit, oder zahlt höhere Zinsen. Die Erzählung vom rassistischen Banker klingt halt dramatischer, obwohl das schon seit langem ein Computer entscheidet.
Dass Rassismus und Diskriminierung in Systemen vorhanden sind und eine Rolle spielen, will ich absolut nicht ausschließen. Aber auf die ungleiche Ausgabeseite eines Systems zu zeigen und dabei nicht zu berücksichtigen, dass die Eingabe bereits ungleich war, und das dann als Beweis für den Rassismus innerhalb dieses Systems zu nehmen, ist argumentativ halt einfach falsch.
8. Schwarze und US-Polizei
Was mich nochmal kurz zum viel betrachteten Thema Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA führt. Eigentlich wollte ich einen eigenen Artikel dazu schreiben, aber habe wieder festgestellt, dass auch dieses Thema am Ende auf die Frage hinausläuft und dort verendet: „Ja und woran liegt denn das, dass die Schwarzen so arm sind?” Daher möchte ich es hier nur in Kürze behandeln, obwohl es mehr an Differenzierungen erfordert als ich hier noch miteinfügen kann.
Auf die Problematik der anekdotenhaften, Emotionen schürenden Berichterstattung bin ich ja schon kurz eingegangen, aber das statistische Argument kennt man ja aus vielen Publikationen. Insgesamt werden zwar mehr nicht-Schwarze von der Polizei getötet, sowohl bewaffnet als auch unbewaffnet, und die Verhältnisse zwischen bewaffneten und unbewaffneten Zivilisten sind hier auch etwa gleich, aber es gibt ja auch mehr nicht-Schwarze in der Bevölkerung. Ich rede hier von „nicht-Schwarzen”, weil in der Debatte eben zwischen Schwarzen und nicht-Schwarzen unterschieden wird, dazu gehören Weiße, Asiaten, Latinos, Pacific Islanders, und Native Americans.
Als Schwarzer hat man eine 2,5 fache oder 3 fach (je nach Jahr) höhere Wahrscheinlichkeit durch die US-Polizei getötet zu werden wie als Nicht-Schwarzer. Das liegt daran, dass Schwarze 14% der Bevölkerung ausmachen, aber rund 27% (wieder: je nach Jahr) der Getöteten. Daher ist die Wahrscheinlichkeit halt höher. Liest man ja überall immer wieder und die ganze Zeit, egal ob in deutschen oder US-Medien. Auf die Gesamtbevölkerungszahlen gerechnet stimmt das zwar auch, aber der statistische Fehler, ich würde sogar so weit gehen zu sagen: die statistische Lüge (denn so unwissend können Journalisten eigentlich nicht sein), ist die, dass US-Polizisten nicht mit 14% Schwarzen und 86% nicht-Schwarzen zu tun haben.
Unter anderem durch die Faktoren Armut, Kriminalität, Straßengangs, schlechte Neighborhoods und Obdachlosigkeit, hat die Polizei mit einem überproportional höheren Anteil an Afro-Amerikanern in ihrer Polizeiarbeit zu tun. 2019 wurden 49 Polizisten in den USA im Dienst getötet, 15 davon, also 30% von Schwarzen.[59] Daher die Gesamtbevölkerung von 14% als Grundlage für diese Aussage heranzuziehen, ist haarsträubend falsch. Hier wird offen vom Journalismus manipuliert und Gruppen wie Black Lives Matter bauen ihre Argumentation vom Mainstream unwidersprochen darauf auf.
Als gesamtgesellschaftliches Phänomen, taugt der Hinweis auf diese Überproportionalität natürlich, aber als Beweis für Rassismus bei der Polizei eben nicht. Das heißt natürlich nicht, dass es keine rassistischen Polizisten gibt, oder dass die US-Polizei nicht generell ein Problem mit Ausbildungsqualität, Schiessfreudigkeit und Rechenschaftspflicht hat (wobei die natürlich auch andere Arbeitsbedingungen aufgrund der weiten Verbreitung illegaler Waffen hat). Wie gesagt, zu viel Inhalt für diesen Artikel.
Meine Beschäftigung mit diesem Thema hatte jedenfalls ihre Anfänge darin, dass die Erzählung des 2,5-fach so häufig von der Polizei getöteten Schwarzen doch einfach falsch ist, aber die Mainstream-Linken wollen es nicht einsehen, es kommt mir inzwischen vor wie „des Kaisers neue Kleider”, nur, dass das Kind, das bemerkt, dass der Kaiser nackt ist, im realen Leben gecancelled würde.
9. Aktueller Umgang mit dem Thema
Die USA haben als Land natürlich eine zutiefst rassistische Geschichte, aber andere Länder haben das auch und die Frage ist, ob das auf die aktuelle Situation immer noch in signifikantem Maße zutrifft, und ich behaupte hier einfach mal: Eher nein. Die offensichtlichste (rhetorische) Frage, die ich an der Stelle erstmal kurz in den Raum stellen möchte, ist die: Gab es außer den USA, irgendein westliches, mehrheitlich weißes Land in der Menschheitsgeschichte, das ein schwarzes Staatsoberhaupt gewählt hat? Zweimal gewählt hat?[60]
Was das Thema Vergangenheit aufarbeiten angeht, und die Frage, ob man als Schwarzer in den USA überhaupt gut und sicher leben kann (was -wie in vielen Ländern- auch auf die Region ankommt), möchte ich noch die folgenden Gedanken anfügen: Es gibt seit 1971 den Congressional Black Caucus in Washington, eine inzwischen einflussreiche Interessenvertretung für Afro-Amerikaner innerhalb der Regierung.[61] Des Weiteren gibt es das NAACP (Nationale Organisation für die Förderung farbiger Menschen), eine weitere einflussreiche Interessenvertretung für Afro-Amerikaner.[62] Affirmative Action: Das heißt an vielen Universitäten in den USA werden Studienplätze bevorzugt an Schwarze vergeben, was Weiße und insbesondere Asiaten benachteiligt, da diese einen höheren Notendurchschnitt haben müssen um einen Studienplatz zu bekommen als Schwarze.[63]
Man kann heute davon ausgehen, dass man als schwarze Frau mit gleicher Qualifikation eher den Job bekommt als ein weißer Mann, und sicher rede ich hier nicht von Jonny’s Reifenhandel in Alabama, sondern von Konzernen und Universitäten als Arbeitgeber, die haben nämlich einen kleineren schwarzen Bewerberpool aufgrund der vorhin dargestellten Bildungssituation und versuchen aber nach außen hin gut auszusehen und das geht heute nur mit einem entsprechend hohen Anteil an Minderheiten in der Angestellten-Statistik.[64] Coca-Cola z.B. verlangt jetzt von den Anwaltskanzleien die von dem Konzern Aufträge bekommen wollen, dass deren Anwälte zu mindestens 30% aus People of Color bestehen.[65]
Über die moralische Daseinseberechtigung dieser „positiven Diskriminierung” kann man sicherlich mit Hinblick auf die Vergangenheit diskutieren, aber dass es so ist, muss schon erwähnt werden, und dass es zu der absurden Situation führt, dass es regelmäßig Fälle gibt, in denen nicht-Schwarze so tun, dass sie Schwarz wären, um dadurch Vorteile im akademischen Bereich zu haben, passt für mich nicht so ganz zu dem Narrativ des benachteiligten Afro-Amerikaners.[66][67][68] Polemische Schlagzeile: USA sind so rassistisch, dass sogar schon Weiße versuchen Schwarz zu sein. Affirmative Action gibt es auch in zahlreichen Bundesstaaten bei der Einstellung von Minderheiten im staatlichen Job-Sektor[69], allerdings gibt es auch acht Bundesstaaten in denen Affirmative Action verboten ist, dazu gehört unter anderem Kalifornien, wo der Wähler 2020 das Verbot von Affirmative Action bestätigt hat.
Die Columbia University dachte sich für die Graduationsfeier 2021, dass sie neben der generellen Feier für alle Studenten noch zusätzliche „Multikulturelle Abschluss Zeremonien” anbieten müsste.[74] Also jeder, der zu einer der Opfergruppen gehört, wird extra gefeiert, weiße heterosexuelle nicht-arme Studenten haben ja ihr Privileg, wozu denen noch eine extra Feier geben. Aber gut, hat sich wahrscheinlich jemand in Columbias Diversity Office ausgedacht. Soweit ich weiß, hat Yale das größte Diversity Office, mit alleine 150 Mitarbeitern (von insgesamt rund 10.000), die sich beruflich darum kümmern, dass die Universität genug zum Thema Diversität tut. Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.
Weg vom Thema Universitäten, kann man auf den Black History Month, der jedes Jahr im Februar stattfindet, verweisen als ein weiteres Bemühen die Geschichte des Landes aufzuarbeiten.[75] Februar ist Black History Month, weil jeder andere Monat White History Month ist (nicht meine Worte, aber wird so in den USA gesagt). Für schwarze Lehrer gibt es eine eigene Interessenvertretung in den USA[76], für schwarze Polizisten gibt es eine eigene Vereinigung[77], für schwarze Bauern gibt es einen eigenen Verband[78], für schwarze Schauspieler gibt es einen eigenen Filmpreis[79], Tech-Firmen überbieten sich gegenseitig in vorauseilender Kommunikation, wer die Anti-Rassistischste im ganzen Land ist, mit monetärer Unterstützung von Unternehmen mit schwarzen Besitzern, manche Firmen und Universitäten zwingen ihre Mitarbeiter und Studenten zu Anti-Rassismus Trainings, wo es teilweise darum geht, zu versuchen, „weniger Weiss zu sein” oder Black Lives Matter zu huldigen.[80][81]
Geschichten wie diese von 2018 findet man dutzendfach, wenn man regelmäßig US-Medien liest: Eine schwarze Studentin isst in einer (über den Sommer geschlossenen) Cafeteria, wird gebeten zu gehen, lässt in den Medien verlauten: „Alles was ich getan habe, war schwarz zu sein” (...) „es ist empörend dass einige Leute meine Anwesenheit im Smith College anzweifeln, und meine Existenz als farbige Frau an sich”.[82] Öffentliche Empörung, Rassismusvorwürfe, offizielle Untersuchung, Angestellte nach Hause geschickt, die kriegt seitdem Drohanrufe. Am Ende, haltlose Behauptungen, aber der Rassismusvorwurf bleibt, und man kann sich wieder gegenseitig erzählen, was für ein rassistisches Land die USA sind. #Eating While Black, obwohl ich mal davon ausgehe, dass man nirgendwo in Europa über so einen Vorfall überhaupt diskutiert hätte. Aber okay, ich will mich was Europa angeht nicht aus dem Fenster lehnen, ich weiß nur wie die Situation in den USA ist, und dort hat man neben dem Weißen Privileg an manchen Stellen des Lebens, inzwischen das Schwarze Privileg, sich als Opfer des Rassismus darzustellen, auch in Situationen, in denen man keins ist.[83]
In den USA kann man wegen Free Speech jeden beleidigen, inklusive Polizisten (und ja das passiert ungestraft andauernd), aber für das N-Wort gibt es eine Ausnahme, Verhaftung droht möglicherweise und im Extremfall vielleicht sogar eine Hate Crime Anklage.[84] Nicht, dass ich die Verwendung des N-Worts als Beleidigung in irgendeiner Weise gutheißen würde, aber diese rechtliche Ausnahme der Freedom of Speech ist ein weiterer Aspekt der im Widerspruch zum Narrativ der rassistischen USA steht.
Last but not least natürlich noch die Black Lives Matter Bewegung, die weitreichende Unterstützung von Medien, Sozialen Medien, Konzernen, der Politik und Prominenten erhielt, trotz Brandschatzungen, Gewalttaten mit mindestens 25 Toten, und Plünderungen die teils als Reparationszahlungen für die Zeit der Sklaverei entschuldigt wurden, bei deren Protesten die Pandemie und social Distancing auf einmal keine Rolle gespielt haben.[85] Eine Bewegung, deren Slogan unantastbar ist, wegen der man z.B. sein Restaurant verliert, nachdem man es gewagt hat als Arbeitgeber seine Kellnerin aufzufordern keine Black Lives Matter Maske bei der Kundenarbeit zu tragen, weil Kunden keinen Bock darauf hatten beim Feierabendbier auch noch politische Parolen wortwörtlich vors Gesicht gehalten zu bekommen, und weil ja auch irgendwie so ein stückweit die Angestellten das Gewerbe, in dem sie arbeiten, repräsentieren.[86]
Eine Bewegung, deren Slogan man auch als Staatsbediensteter herumtragen darf, obwohl man anderweitig keine politischen Aussagen während der Arbeit präsentieren darf.[87] Ist ja auch total unpolitisch dieses Black Lives Matter, die ja nur fordern: „Verurteilt Trump, enthebt republikanische Kongressmitglieder, verbannt Trump von sozialen Medien”.[88] Eine Bewegung, deren Slogan mit amtlicher Genehmigung auf zahlreiche Straßenzüge gemalt werden durfte (weil vermutlich jeder Stadtbeamte weiß dass seine Karriere vorbei ist wenn er die Genehmigung verweigern würde).[89] Und als in Redwood City, Kalifornien jemand anfragte, dann auch Trumps Slogan auf eine andere Straße malen zu dürfen, wurde der Black Lives Matter Schriftzug hastig wieder entfernt, weil man die offensichtliche Erkenntnis darüber, dass bestimmte politische Parolen Unterstützung von staatlicher Seite erfahren und andere halt nicht, verhindern wollte.[90] Und hier gehts nicht um Trump, ich habe weder Bock auf Black Lives Matter noch auf Trump Schriftzüge auf öffentlichen Straßen, hier geht es um die offensichtliche Heuchelei.
Black Lives Matter, die in den USA zur heiligen Kuh erklärt wurden, die man je nach Arbeitgeber nicht kritisieren darf, weil man sonst gefeuert wird, wie diese Rektorin einer Schule in Vermont[91], die auf Social Media mit moderaten Worten erklärt hatte, dass sie die Bewegung kritisch sieht, wie dieser Direktor in Pennsylvania, der auf seinem privaten (privaten!) Facebook Profil ein Video von den Hodge Twins geteilt hatte, die Black Lives Matter eine linkspolitische Lüge nennen[92], wie dieser Football Trainer einer High School in Massachusetts, der sich besorgt über den Black Lives Matter propagierenden Lehrplan seiner Tochter in der siebten Klasse äußerte.[93] Nur eine kleine Auswahl.
Als Elternteil in den USA sollte man heute besser kein Problem damit haben, dass die öffentliche Schule die eigenen Kinder bereits vom Kindergarten an Plakate malen lässt, die die Polizei als rassistisch darstellen.[94] Black Lives Matter mit der Organisation an der Spitze der Bewegung, die mehrere Milliarden Dollar Spendengelder eingesammelt hat, deren selbsterklärt marxistische Mitgründerin, kaum, dass sie persönlich auf dem Rücken der sozialen Probleme von Afro-Amerikanern Geld verdient hat, u.a. ein Haus in der (mit nur 1,6% Schwarzen) weißesten Ecke, die sie in Kalifornien finden konnte. gekauft hat. Was ist denn auf einmal mit der Black Community? Erst Sprüche von Solidarität schwingen, und dann die armen schwarzen Neighborhoods verlassen, sobald man es sich leisten kann.[95] Dass nur die Armen in diesen Neighborhoods zurückbleiben, weil jeder der es zu Geld gebracht hat flieht, kann ich natürlich verstehen und würde es auch so machen (wobei ich persönlich auch nicht den Marxismus verherrliche), aber dann braucht man auch nicht zu wundern dass die Situation so ist und Rassismus rufen wenn es dort nur noch Spirituosengeschäfte und Pfandleiher anstatt Lebensmittelläden oder Starbucks gibt.[96] Läden siedeln sich dort an, wo Leute sind die ihre Waren kaufen, es ist eine einfache ökonomische Feststellung.
Die Heuchelei ist natürlich auf allen Seiten des politischen Spektrums vorhanden, aber in diesem Video geht es mir darum, ein Gegenbild zum Narrativ der rassistischen Vereinigten Staaten von Amerika aufzuzeigen, das insbesondere in der deutschen Presse gerne immer wieder rauf und runtergespielt wird. Wie schon mehrfach erwähnt, ist die rassistische Vergangenheit der USA unbestreitbar, und Rassismus ist wie in nahezu jeder Gesellschaft vorhanden und für die Betroffenen schlimm, und sicher wird man auch Fälle von Diskriminierung finden. Aber ich würde auch soweit gehen, zu behaupten, dass die USA in ihrer heutigen Form eines der am wenigsten rassistischen, mehrheitlich weißen Länder ist. Natürlich ist das keine Aussage, die man für alle Ecken des Landes gleichmäßig treffen kann, aber wo kann man das schon, und die Frage ist generell sehr subjektiv und zehn verschiedene Leute, egal welcher Hautfarbe, werden euch sieben verschiedene Länder als Antwort nennen.
Die aktuelle Sichtweise auf die USA als hyper-rassistisches Land wird maßgeblich geprägt und aufrechterhalten durch Medien, die an Konflikten und Kontroversen gutes Geld verdienen. Es ist ihnen egal ob sie die Gesellschaft spalten, Hauptsache die Werbeeinnahmen stimmen. Wobei es sicherlich auch Idealisten in den Redaktionen des Landes gibt, die in dem hyper-linksprogressiven Universitätssystem der USA gebrainwashed worden sind und die teils höchst absurden Inhalte und die ewig gleichen Talking Points die sie wiederkäuen und veröffentlichen, tatsächlich glauben.
Weiter befeuert wird jede potentielle Kontroverse durch soziale Medien und sogenannte Aktivisten, denen normalerweise keiner zuhören würde, wenn sie nicht Twitter als Sprachrohr zur Verfügung hätten. Okay, das gleiche kann man jetzt natürlich auch über mich sagen, fair enough.
Die Erzählung des bösen, rassistischen Amerikas fällt natürlich auf fruchtbaren Boden. Bei aller berechtigten Kritik an der Außen- und Innenpolitik, ist spätestens seit der Bush Junior-Regierung Anfang der 2000er Jahre, ein deutlicher Anti-Amerikanismus in den deutschen Medien unbestreitbar, bei dem während der Obama-Jahre etwas die Lautstärke runtergedreht, und seit Trump der extra Bassverstärker eingeschaltet wurde. Seit Trump und seiner xenophoben Rhetorik, hat sich innerhalb des demokratisch-linken Spektrums eine Gegenströmung entwickelt, die den Anti-Rassismus als Vehikel benutzt, um ihre von Selbstverachtung auf alles US-Amerikanische geprägten Forderungen lautstark zu propagieren. Die historischen Köpfe des Landes? Rassisten. Die Verfassung? ein rassistisches Dokument. Die Nationalhymne? Abschaffen und durch die Nationale Schwarze Hymne ersetzen. 4th of July? Boykottieren und stattdessen nur noch Juneteenth feiern. Weiß sein ist eine Pandemie.
Extreme Selbstliebe und extremer Selbsthass waren in den USA immer vorhanden, aber seit kurzem wurde unverkennbar mehrere Gänge höher geschaltet. Die USA sind ein Land, das sowohl von starkem Patriotismus gekennzeichnet ist, aber auch einen größeren Umfang an Selbstkritik innerhalb der Gesellschaft besitzt und zulässt, als andere Länder, in denen Kritik an Politik und Systemen selten und möglicherweise sogar gefährlich ist. In einigen Schulen in den USA werden inzwischen historisch falsche Aussagen durch das 1619 Projekt an Schüler als Landesgeschichte vermittelt.[97] Ein Sammelsurium aus Kolumnen der New York Times, die nicht von Historikern, sondern ideologisch selektierten Journalisten geschrieben wurden, die nun zum Teil als Unterrichtsmaterial dienen, und nicht mal den üblichen akademischen Prüf-Prozess durchlaufen mussten, dem normalerweise Lehrmaterial unterzogen wird, bevor es in Schulen verwendet werden darf.
Leider werden diese Leute und ihre zunehmend tribalistisch-extremen Sichtweisen von den deutschen Medien kategorisch normalisiert, gleichzeitig nur die Probleme mit den Extremen auf der rechten Seite des Spektrums thematisiert (die es natürlich genauso gibt) und somit ein Bild des Landes gezeichnet, dass ich inzwischen als sehr schief hängend wahrnehme.
Die USA liefern nicht nur aufgrund ihrer Größe und ihres freien Bildrechts, das es erlaubt Polizisten bei der Arbeit zu filmen und selbst die grauenvollsten Bilder von sterbenden Menschen ins Internet zu stellen, massenhaft an Bildmaterial und Emotionalisierung. Dass das Bildmaterial zum Teil zusätzlich noch manipulativ gekürzt wurde, ist hier ein weiterer Aspekt.
Die USA sind eines der Länder die an jeder Stelle die Ethnizitäten der Bewohner erfassen und somit viel an Material für Rassen-basierte Statistiken liefern, was natürlich gut ist, da Wissen erstmal als positiv zu bewerten ist, aber eben auch Argumentationsgrundlagen bereitstellen, die man in anderen Ländern u. U. so nicht zur Verfügung hat.
Die aktuelle Anti-Rassismus Diskussion hat natürlich ihre Daseinsberechtigung, wird aber völlig überzogen und häufig mit objektiv falschen Argumenten geführt, und stellt die falschen Forderungen und zeigt auf die falschen Schuldigen. Ich frage mich einfach: was sind die Ziele dieser Bewegung? Die Gesellschaft weniger rassistisch zu machen? Sie erreichen gerade genau das Gegenteil, herzlichen Glückwunsch!
Sie spaltet die Gesellschaft wie absolut kein anderes Thema unserer Zeit (vielleicht aktuell von der Pandemie abgesehen), und verhindert die Lösung von tatsächlichen Problemen. Die USA haben ein Problem mit dem Gesundheits-system, ein Problem mit dem Justiz- und Polizeisystem und zahlreiche andere Probleme. Wer diese als Probleme für nur eine ethnische Gruppe propagiert, und im Zuge dessen gegen eine andere Gruppe hetzt, der spaltet und verliert eine breite Zustimmung, die anderweitig hätte da sein können.
Und wie lange soll diese Spaltung noch weiter gehen? Bis Schwarze und Weiße in den USA statistisch den gleichen Wohlstand haben? Das werden wir in unserer Lebenszeit nicht mehr erleben. Bis wir in der Lage sind die Vergangenheit zu ändern? Bis keine Schwarzen mehr von der Polizei getötet werden? In einem Land mit 16.000 Morden pro Jahr und mehr Waffen als Einwohnern? Das ist doch total unrealistisch.
Was sind die Ziele dieser Bewegung? Die Polizei zu definanzieren damit dann anstatt eines Polizisten ein Sozialarbeiter mit bewaffneten Gewalttätern diskutieren kann? Die Polizei zu definanzieren, damit dann die von Kriminalität geplagten Neighborhoods noch weniger Polizeischutz haben? Black Lives Matter will ja explizit, dass da noch weniger Polizei ist. Die Polizei zu definanzieren damit die dann Geld bei der Ausbildung einspart, und den Überstundendruck auf die vorhandenen Polizisten, die den Job überhaupt noch machen wollen erhöht? „Abolish that shit.”[98] Ja genau, Polizei einfach abschaffen, braucht doch kein Mensch. Das ist die zentrale Forderung einer Bewegung, die nicht zu unterstützen als schäbig aufgefasst wird.[99] Merkwürdigerweise ist die Polizei das erste, was die Anhänger von Black Lives Matter rufen, wenn es unkuschelig wird. Black Lives Matter ist eine Organisation, wenn es um die Formulierung von Forderungen, Organisieren von Protesten und das Einsammeln von Geldern geht, aber praktischerweise nur eine namenlose Bewegung, ja quasi nur eine Idee, wenn es um Kritik und die Übernahme von Verantwortung geht.[100] Bitte tut mir doch den Gefallen und beschäftigt euch etwas intensiver mit Black Lives Matter bevor ihr mir gegebenenfalls erzählen wollt wie wichtig und gut dieses ist. Aber genug davon.
Die USA haben natürlich Gesellschaftsschichten, die sich in fortlaufenden Armutszyklen befinden. Das betrifft aber nicht nur Schwarze, sondern alle ethnischen Gruppen. Wenn wir zum Beispiel auch mal an den Zustand in weißen Kohle-Regionen wie Appalachia denken, die aber nicht in den Medien rauf- und runterdiskutiert werden, und denen auch jegliche kulturelle Identität als rassistisch abgesprochen wird, während andere Teile der Bevölkerung für ihre kulturelle Identität in den Medien gefeiert werden, und über Kritik moralisch erhaben sind, ungeachtet der Probleme in ihren eigenen Communities.
Kein Wunder, wenn diese verarmten Weißen dann jedwede Person auch entgegen ihren eigenen Interessen wählen, die ihnen nicht mit dem Anti-Rassismus-Talk kommt, wenn sie im Elend ihrer Armut sitzend zu hören bekommen, dass sie aufgrund ihrer Hautfarbe privilegiert seien, und sich des Weiteren anhören wie einige wohlhabende schwarze College Studenten in den Medien beklagen wie unterdrückt sie seien, gerne geteilt von CNN und FOX, mit unterschiedlichen Intentionen.
Beide Parteien schlachten das Rassismus-Thema zu ihren Gunsten aus, aber weder Republikaner noch Demokraten verbessern das Leben für die Leute, die sie wählen, egal ob in Appalachia oder Baltimore. Wer arm ist, ist am Arsch, egal welche Hautfarbe er hat.
10. Schlusswort
Das Thema regt mich nun seit Jahren auf und ist trotz meiner ansonsten eher weniger konservativen Ansichten der Hauptgrund, warum ich mich von der linken Politik zunehmend distanziere, ich würde sogar sagen davon aufgewacht bin, und mich daher inzwischen als politisch heimatlos betrachte.
Es ist eines der wenigen Themen, bei denen ich früher mal eine andere Meinung hatte, diese hat sich aber ab dem Moment angefangen zu ändern, als ich mich mit dem Thema intensiver auseinandergesetzt und mir mal die Zahlen genauer angeschaut habe. Dabei habe ich auch festgestellt, wie gebrainwashed große Teile der Gesellschaft inzwischen sind, namentlich in den USA weitestgehend die klassischen Liberalen, aber auch insbesondere die sogenannten progressiven Linken, beide unter dem Dach der demokratischen Partei zuhause. Und nein, die Leute am rechten Rand, finde ich genauso wenig überzeugend, wie bereits gesagt.
Ihr könnt jetzt natürlich anführen, dass ich als Weißer nicht die Erfahrungen gemacht habe, die ein schwarzer Amerikaner gemacht hat. Sicher. Aber kann ein schwarzer Amerikaner der denkt (und seit klein auf erzählt bekommt) dass die Welt gegen ihn ist und jede Auseinandersetzung als Rassismus verbucht, im Umkehrschluss sagen, dass er mal in den Schuhen eines anderen gelaufen ist?
Das kann keiner von uns, und die Argumente die ich angeführt habe, sind jetzt erstmal unabhängig von der Hautfarbe des Sprechers zu betrachten. Mit der These, dass man nur als dunkelhäutiger Mensch über das Thema Rassismus diskutieren darf und als weißer demütig nickend zuzustimmen hat, bin ich nicht d’accord. Wir sind in der Debatte in den USA schon lange an dem Punkt vorbei an dem die Rassismus-Diskussion nur dunkelhäutige Menschen betrifft, wenn ich alleine schon an die Forderungen die Polizei zu definanzieren denke, oder die Zerlegung des gesamten Systems an sich.[101] Wenn hier die gesellschaftliche Revolution geplant wird, berechtigt das jeden, der in dieser Gesellschaft lebt, dazu eine Meinung zu äußern. Weiße dürfen gerne mitdiskutieren, wenn sie die „richtige” Meinung haben, und wenn Schwarze die falsche Meinung haben dann sind sie Verräter, nicht schwarz oder es heißt dann „es gibt ja auch schwarze Rassisten”. Nicht wahr?
Ich denke schon, dass es Rassismus gibt, habe ich jetzt ja zum zehnten Mal oder so gesagt, und ich würde nicht komplett bestreiten, dass ich möglicherweise in der einen oder anderen Situation einen Vorteil als Weißer hatte (wobei mir in den USA bisher noch keiner einen roten Teppich ausgerollt hat und mir auch die eine oder andere Konfrontation zuteilwurde, die ich als Schwarzer dann wahrscheinlich als Rassismus verbucht hätte), aber ob ich unter der gleichen Voraussetzung des relativen finanziellen Wohlstandes, substanziell benachteiligt gewesen wäre als Schwarzer, in einem Land, das so viel Augenmerk auf das Thema Rassismus legt wie ich es noch nirgendwo erlebt habe und das so von Einwanderung und Multikulturalismus geprägt ist, kaufe ich einfach nicht ab. Wenn es da so mies für Dunkelhäutige sein soll, frage ich mich, warum so viele People of Color dort einwandern wollen.
Wenn ihr es euch von mir als Weißem nicht sagen lassen wollt, empfehle ich euch den Konsum von ein paar schwarzen Akademikern und Youtubern aus den USA, die sich nicht als Opfer einer rassistischen Gesellschaft sehen. Eine kleine, aber sicherlich nicht vollständige Liste habe ich Euch am Ende dieses Artikels zusammengestellt. Unter anderem Thomas Sowell, eine Frau namens Gothix und Anthony Brian Logan, die ich echt nur empfehlen kann, wobei ich selbst nicht für Trump stimmen würde (für die Demokraten allerdings auch nicht mehr), was halt manche von denen selbsterklärt machen.
Quellenverzeichnis im Originalartikel.
Youtube-Kanal: Der Stadtbewohner
Der Stadtbewohner ist in Berlin aufgewachsen und im zarten Alter von 31 Jahren mit seiner Frau nach Massachusetts gezogen. Das war 2008. Zwei Jahre später ging es weiter nach Kalifornien, in die San Francisco Bay Area.
Zehn Jahre, einen Hauskauf und zwei Kinder später hatte der Stadtbewohner dann auch die US-Staatsbürgerschaft.
Wegen eines Jobangebots seiner Frau zog er 2020 vorübergehend wieder zurück nach Europa, genauer gesagt in die Schweiz.
Im Sommer 2022 haben der Stadtbewohner und seine Familie ein neues Zuhause in Dallas-FW, Texas gefunden.
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