Menschen in Ländern mit größeren Einkommensunterschieden und schwierigeren Lebensumständen sind religiöser. Das ist kein Zufall.
„Not lehrt beten“ lautet ein Sprichwort. Dass es oft zutrifft, bestätigen jetzt wissenschaftliche Untersuchungen. Aber auch der umgekehrte Zusammenhang besteht: Wo viel gebetet wird, herrscht größere Not. Mehr noch: Der Gottesglaube ist für diese prekären Verhältnisse mit verantwortlich. Das sind nur ein paar der Erkenntnisse von Soziologen und Psychologen in jüngster Zeit. Mit aufwendigen Analysen und raffinierten Experimenten verstehen sie die Bedingungen und Folgen des Glaubens immer besser.
Ob es Gott gibt, kann die Wissenschaft vielleicht nicht beantworten. Sehr wohl lässt sich aber erforschen, warum viele Menschen trotz fehlender Beweise an Übernatürliches glauben. Inzwischen haben Soziologen und Psychologen einige Faktoren identifiziert, von denen es abhängt, ob Menschen gläubig sind. Zwar ist der individuelle Glaube ganz unterschiedlich motiviert und ausgeprägt. Doch in verschiedenen Gesellschaften oder Ländern ist der Prozentsatz der Gläubigen keineswegs zufällig verteilt.
Deutlich zeigt sich: Je ungerechter die Einkommen in einem Land verteilt sind, desto wichtiger ist die Religion für die Bevölkerung. Und: Menschen, die weniger als ihre Mitbürger verdienen, sind häufiger oder stärker gläubig.
Der amerikanische Statistiker Gregory Paul wies nach, dass die Einkommensungleichheit sogar signalisiert, wie gut oder schlecht es um eine Gesellschaft bestellt ist. Denn damit korrelieren viele andere Größen wie das Ausmaß von Arbeitslosigkeit, Armut, geringer Bildung, Übergewicht, Alkoholismus und psychischen Erkrankungen sowie die Lebenserwartung und die Zahl der Geschlechtskrankheiten, Teenager-Schwangerschaften, Abtreibungen, Drogendelikte, Suizide, Morde und Gefängnisinsassen. Je schlechter in dieser Hinsicht eine Gesellschaft abschneidet, so Paul, desto religiöser ist sie – und umgekehrt.
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