"Handbuch für Neger": Studentenvertreter werfen schwarzem Autor Rassismus vor

Darf ein Buch den Untertitel "Handbuch für Negerfreunde" haben? Studentenvertreter der Uni Leipzig sehen darin einen Fall von Rassismus und klagen den Verlag an. Doch die Studenten haben ein wichtiges Merkmal des Autors offenbar nicht ausreichend hinterfragt.

 "Handbuch für Neger": Studentenvertreter werfen schwarzem Autor Rassismus vor

Leipzig - Marius Jung schreibt über sich selbst. Er schreibt darüber, wie es ist, als deutscher Mann in Deutschland zu leben. Und er schreibt über Vorurteile. Sein Buch trägt den Titel "Singen können die alle! Handbuch für Negerfreunde." Um das N-Wort gab es zuletzt viele Diskussionen. Man wollte es aus der deutschen Literaturlandschaft herausradieren. Bei Astrid Lindgren wurde Pippi Langstrumpfs Vater vom "Negerkönig" zum Südseeherrscher. Der Thienemann Verlag hat das Wort aus Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker "Die kleine Hexe" verbannt.

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Kommentare

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    Bernd Kammermeier

    Antwort auf #8 von Joe Wolsing:
    > Sorry wenn ich hier korrigieren muss, aber ob es abwertend ist oder nicht bestimmt immer derjenige, der so bezeichnet wird. Nur anzumerken, dass Neger einen beschreibenden Charakter hat genügt auch in Deutschland nicht! Es ist wie mit dem Witz, bei dem immer der bestimmt, ob er witzig ist, über den er gemacht wird, nicht der, der ihn macht!

    Ich finde das schwierig. In diesem Fall müsste ich vor jedem Gespräch eine Sprachregelung treffen, damit ich nicht aus versehen ins Fettnäpfchen trete. Es gibt durchaus eine größere Grauzone von Worten, die so oder so verstanden werden können. Nicht mal jedes "fuck" einer Amerikanerin darf allzu wörtlich genommen werden. Es ist sehr kontextabhängig. Die Frage ist m.M.n.: Wie geht ich im täglichen Leben damit um? Darf man als Hetero zu einem Mann "Schwuler" sagen, selbst wenn es stimmt? Der eine wird es gut finden, der nächste tolerieren, ein dritter wird böse werden.

    Wie wäre es, wenn der andere - bevor er ausflippt - erst einmal nachfragt, wie der vermeintliche Beleidiger dieses oder jenes gemeint hat. Dabei sind wir uns sicher einig, dass es eine Reihe Schimpfwörter gibt, die nur den Zweck der Beleidigung verfolgen, z.B.: Du Arsch, du Schwein, du Idiot ... Da erübrigt sich jedes Nachfragen (was man aber deeskalierend trotzdem versuchen sollte).

    Was ist aber mit "Jude"? Ich habe mich lange Zeit nicht getraut, dieses völlig normale Wort auszusprechen. Es ist sehr "geschmacksbehaftet", weil es in einer finsteren Vergangenheit an sich als Schimpfwort benutzt wurde. Das wirkt nach. Aber noch heute überkommt mich ein kribbeliges Gefühle, wenn ich es ausspreche.

    Oder was ist mit "Zigeuner"? Dieses Wort - das nicht von "Ziehgauner" abstammt, wie viel fälschlich denken - ist nur durch den negativen Gebrauch negativ geworden. Seine heute angebotene PC-Alternative "Sinti&Roma" ist furchtbar, weil es entweder Sinti oder Roma sind. Man kann "Süddeutsche" auch nicht durch "Bayern&Baden-Württemberger" ersetzen.

    Was ist mit Gastarbeiter? Migrant? Alles zunächst keine negativen Begriffe oder gar Schimpfwörter, aber sie wurden zu welchen, weil sie so benutzt wurden. Doch was kann ich - überspitzt ausgedrückt - dafür, wenn ein Begriff ins Negative gezogen wird?

    Deshalb, weil ich diese Probleme und Empfindlichkeiten selbstverständlich sehe, plädiere ich für eine bedarfsorientierte, diskussionsinterne Sprachregelung. Wobei ich auch vom Angesprochenen erwarte, zunächst einmal auf die Intention zu achten, mit der er angesprochen wird. Wenn jemand zum Beispiel meinen Namen kennt und mich dauernd: "Hey, Deutscher, komm mal her!" ruft, dann fände ich das unhöflich, auch wenn "Deutscher" an sich kein Schimpfwort ist.

    Ich kann mich auch erinnern, wo der Begriff "Südländer" oder "südländischer Typ" aus offiziellen Akten getilgt wurde.

    Es ist ja nicht einmal ganz einfach zu entscheiden, ob "Schwarzer" überhaupt okay ist. Manche wollen "Farbige" genannt werden, andere weder das eine, noch das andere. Aber was mache ich, wenn ich eine Zeugenaussage machen soll und die betreffende Person nicht mit Namen kenne? "Das war ein maximal pigmentierter Mensch mit einer vermuteten Herkunft aus Afrika"?

    Ich habe natürlich überhaupt kein Problem damit, wenn jemand dezidiert auf eine bestimmte Weise nicht angesprochen werden möchte. Solange dies zivilisiert geäußert und entsprechend zivilisiert darauf reagiert wird, ist die Welt für mich in Ordnung.

    Ich wurde übrigens in meiner Kindheit öfters (viel zu oft) "Künstler" genannt, weil ich gut malen konnte. Mir war das unendlich peinlich und ich wäre am liebsten jedes Mal im Erdboden versunken. Trotzdem würde ich nie jemandem verbieten wollen, Künstler zu sagen, weil es ja auch damals nicht beleidigend gemeint war.

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      Joseph Wolsing

      Sorry wenn ich hier korrigieren muss, aber ob es abwertend ist oder nicht bestimmt immer derjenige, der so bezeichnet wird. Nur anzumerken, dass Neger einen beschreibenden Charakter hat genügt auch in Deutschland nicht! Es ist wie mit dem Witz, bei dem immer der bestimmt, ob er witzig ist, über den er gemacht wird, nicht der, der ihn macht!

      Antwort auf #4 von Bernd Kammermeier:
      > Antwort auf #3 von Garelump:
      >
      > Geht "Neger" nicht auf den englischen Ausdruck "Nigger" zurück? Entscheidet ist doch wohl, welche Intention und Kontext in dem Gebrauch von Ausdrücken steckt. Im Falle von Neger sehe ich es als eine abwertende und diskreminierende Bezeichnung an. Das Schwarze in den US...

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        Joseph Wolsing

        Das Argument, dass sich Afro-Amerikaner gegenseitig Nigger nenne ist etwas problematisch, denn sie tun es durchaus in Anlehnung an die unschöne Konnotation des Wortes (Allerdings geht der indisch-amerikanische Comedian Russel Peters - selbst in Harlem aufgewachsen - sehr humorvoll darauf ein, in dem er anmerkt, dass das Wort dort für alles, nur nicht für die konkrete Bezeichnung eines Menschen verwendet wird. "Have you seen the chick right over there? "NIGGA!"" Hey man last night I was out with some Chinese Niggas! - With what?" Aber das Wort entstammt dem Latein (niger) und dem Spanisch (negro) ...
        Im Falle des vorliegenden Buches geht es jedoch darum zu provozieren, denn schließlich ist der Name des Autors im Zusammenhang ein wenig irreführend :)

        Antwort auf #3 von Garelump:
        > Geht "Neger" nicht auf den englischen Ausdruck "Nigger" zurück? Entscheidet ist doch wohl, welche Intention und Kontext in dem Gebrauch von Ausdrücken steckt. Im Falle von Neger sehe ich es als eine abwertende und diskreminierende Bezeichnung an. Das Schwarze in den USA sich selber Nigger nennen, h...

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          Joseph Wolsing

          Habe ihn im Radio dazu Stellung nehmen hören ... selten so gelacht! Es ist immer ein wenig peinlich, wenn man nur semi-informiert den großen Max macht!

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            Gast

            Antwort auf #4 von Bernd Kammermeier:
            > Antwort auf #3 von Garelump:
            >
            > Geht "Neger" nicht auf den englischen Ausdruck "Nigger" zurück? Entscheidet ist doch wohl, welche Intention und Kontext in dem Gebrauch von Ausdrücken steckt. Im Falle von Neger sehe ich es als eine abwertende und diskreminierende Bezeichnung an. Das Schwarze in den US...

            Mit PC kann ich i. d. R. auch nichts anfangen, dadurch wird bisweilen das Gegenteil von dem erreicht, was beabsichtigt wurde. Es geht aber auch darum, das Bewusstsein zu schärfen, damit niemand aus rassistischen oder diskriminierenden Gründen, die von den Verfassern sonstwie begründet werden, andere Menschen ausgrenzt. Wenn nicht mehr über solche Geschichten berichtet werden muss, werden auch die ewig gestrigen ruhiger werden, wenn sie keinen vermeintlichen Rückhalt in der Mehrheit der Bevölkerung ausmachen können.

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              Bernd Kammermeier

              Antwort auf #3 von Garelump:
              > Geht "Neger" nicht auf den englischen Ausdruck "Nigger" zurück? Entscheidet ist doch wohl, welche Intention und Kontext in dem Gebrauch von Ausdrücken steckt. Im Falle von Neger sehe ich es als eine abwertende und diskreminierende Bezeichnung an. Das Schwarze in den USA sich selber Nigger nennen, h...

              Nein, Nigger ist eine bewusst abfällig geformte Variante von engl. "negroe". Unser Neger kommt vom lat. "niger" über das frz. "négre".
              Nigger wurde eindeutig abwertend gemeint ist deshalb für Nichtschwarze tabu. Ähnlich wie Schwuchtel, was m.M.n. nur Schwule sagen sollten - wenn sie es wollen. Aber das viel ältere "Neger" ist ein ganz normales, deskriptives Wort, das nicht wertet. "Schwarzer" heißt auch nichts anderes, ist auch nur deskriptiv auf die Hautfarbe bezogen. Im Grunde sollte man sämtlicher dieser Bezeichnungen im täglichen Gebrauch sein lassen und die Nationalität oder den Eigennamen der Person verwenden. Aber das ist natürlich nicht immer möglich.

              Doch diese PC, die Neger verbannen will, ist eher rassistische Ressentiments fördernd. Oder will man allen Ernstes "10 kleine Negerlein" in "10 kleine Schwarzelein" umdichten? Das wäre doch Wasser auf die Mühen von Rechten, die sich (zu Recht) lustig über die "In-Schutznahme" schwarzer Mitbürger aufregen würden.

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                Gast

                Geht "Neger" nicht auf den englischen Ausdruck "Nigger" zurück? Entscheidet ist doch wohl, welche Intention und Kontext in dem Gebrauch von Ausdrücken steckt. Im Falle von Neger sehe ich es als eine abwertende und diskreminierende Bezeichnung an. Das Schwarze in den USA sich selber Nigger nennen, hat einen anderen Hintergrund, ähnlich wie Frauen die sich als Bitch bezeichnen. Dort ist der Kontext anders gelagert.

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                  Bernd Kammermeier

                  Das ist eine wirklich komische Geschichte.

                  Ich persönlich bin der Meinung, dass der Rassismus überwunden ist, wenn man Schwarze "Neger" nennen darf und sich niemand mehr darüber aufregt. Dieses reflexartige "wir müssen die armen Schwarzen in Schutz nehmen" ist für mich fast schlimmer, als Rassismus, weil es die Hautfarbe als Argument für ein möglicherweise gar nicht gewolltes In-Schutz-nehmen verwendet wird. Dies untermauert auf unangemessene Weise die Bedeutung von Hautfarbe. Schwarze in Amerika nennen sich untereinander "Nigger". Dürfen Sie dass? Haben sie dafür auch einen böse gemeinten Antirassismuspreis verdient? Nun, vielleicht wagt sich niemand nach Harlem, um ihn zu überreichen...

                  Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Das trifft hier in besonderem Maße zu. Ich seziere mal: Jeder weiß doch, dass Neger von lat. niger = schwarz abstammt. Also ist "Schwarzer" nur die Übersetzung von "Neger". Und was ist mit dem Fluss "Niger", was ist mit Nigeria? Alles Schimpfwörter? Offensichtlich ist nicht das Wort an sich das Problem, sondern der Umgang damit. Ein Idiot, der brüllt: "Ich hasse alle Schwarzen!" ist trotzdem nicht politisch korrekt - und rassistisch. Wenn ich sage (was stimmt): "In meiner Kindheit hatten meine Großeltern einen Neger als Untermieter. Das war einer meiner besten Freunde" dann ist das definitiv nicht rassistisch, sondern eine Bezeichnung für einen Menschen, den ich wirklich sehr lieb gewonnen hatte.


                  Was wäre, wenn Rassisten ab heute "Lampenschirm" zu Schwarzen sagen würden? Dürfte man dann das Wort "Lampenschirm" nicht mehr benutzen? Oder sie sagen "Trublubinok", etwas Erfundenes. Ist das dann rassistisch? Ja, wenn sie es mit rassistischen Gedanken vollstopfen, wenn sie es diskriminierend meinen, ja, dann ist sogar der Lampenschirm in Gefahr. Allerdings würde ich "Lampenschirm" nicht verbieten, wenn es in nicht rassistischer Weise benutzt wird.


                  Wir sollten also - meine Meinung - weniger auf Worte, sondern auf deren Nutzung wert legen. Auf die Inhalte, die damit transportiert werden. Sprache ist eine Frage von Kodierung und Dekodierung. Wenn ich "Arschloch, minderwertiger Mensch" als "Neger"
                  kodiere und jeder wegen den Kontextes "Arschloch, minderwertiger Mensch" dekodiert, dann ist der Sprecher/Kodierer ein Rassist. Wenn er "mein schwarzhäutiger Freund" kodiert und "Neger" sagt, dann ist das kein Rassismus, weil man aufgrund des kontextualen Zusammenhangs eindeutig "mein schwarzhäutiger Freund" dekodieren kann.

                  Wie gesagt: Erst wenn solche Text, wie meiner hier, überflüssig geworden sind, haben wir den Rassismus überwunden. Color doesn't matter!

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                    Sciencefictionfan

                    Nur ein Kommentar: Facepalm.
                    Haben die Damen und Herren der Studentenvertretung sich nicht vorher vollständig informieren können? Die sogenannte Entschuldigung der Stundentenvertretung zeigt ebenso, dass nichts verstanden wurde. Es wird nicht zugegeben, dass man sich geirrt hat, sondern nochmal nachgetreten.

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