Der am Mittwoch veröffentlichte Verfassungsschutzbericht stellt fest, dass Hannover landesweit einer der Schwerpunkte der salafistischen Szene ist. Der Salafismus gilt als ultrakonservative Strömung innerhalb des Islam. Die Anhänger versuchen nach Einschätzung der Verfassungsschützer, durch Predigten, Vorträge und öffentliche Aktionen zu missionieren und Propaganda zu verbreiten. Landesweit wird die Zahl der Salafisten auf 330 geschätzt, Tendenz steigend. Zu den Hintergründen fragte Hallo Niedersachsen Dr. Michael Kiefer vom Institut für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück.
Was sind das für Menschen, die als Glaubenskrieger nach Syrien aufbrechen?
Dr. Michael Kiefer: Es handelt sich fast ausschließlich um junge Männer unter 25, die allesamt aus dem neosalafistischen Spektrum kommen. Wenn wir uns die Biografien anschauen, sind es zum Teil ganz normale junge Männer, die einfach zu einem falschen Zeitpunkt den falschen Menschen getroffen haben, der ihnen dann diesen Entwicklungsweg aufgezeigt hat. Wäre es irgendwer anders gewesen, wäre der Weg vielleicht auch ein ganz anderer gewesen. Oft ist es Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben, also dass man das Gefühl hat, wenig Anerkennung zu haben. Wir sehen, dass viele von ihnen aus eher prekären Verhältnissen aufbrechen nach Syrien, die Bildungskarriere ist oft nicht sehr günstig verlaufen, also die Perspektive hier in der Gesellschaft einen sicheren Platz zu finden, ist nicht gerade prickelnd. Es sind sehr viele Konvertiten dabei, viele "wiedergeborene Muslime", also Muslime, die aus eher säkular orientierten Elternhäusern kommen, und sich dann radikalisieren. Die Moscheegemeinden haben auf diese Radikalisierung wenig Einfluss, da sie abseits davon stattfindet.
Weiterlesen im Originalartikel.
Kommentare
Neuer Kommentar