Ist religiöse Erziehung eine sanfte Art der Indoktrination?

Für Kinder ist Gott so real wie Vater und Mutter

Ist religiöse Erziehung eine sanfte Art der Indoktrination?

Foto: pixabay.com

Der Glaube an höhere Mächte ist vermutlich fast so alt wie die Menschheit. Er diente unseren Vorfahren primär dazu, Naturkatastrophen und unverständliche Phänomene erklären zu können.

Heute liefern uns Wissenschaft und Technik schlüssige Antworten auf viele Fragen, die früher mit übersinnlichen oder paranormalen Argumenten begründet wurden.Trotzdem glaubt die Mehrheit der Menschen immer noch an einen Gott oder an Götter.

Der Grund ist meist einfach: Der Glaube ist anerzogen. Kinder sind bekanntlich ahnungslos bezüglich Religionen, Heilslehren, Gott und einem Leben nach dem Tod.

In der abendländischen Kultur werden die meisten Kinder in den christlichen Glauben eingeführt. Für sie werden Gott, Jesus und der Heilige Geist lebendige Figuren, so real wie Vater und Mutter. Kein Kind kommt auf die Idee, dass der christliche Gott möglicherweise eine Fiktion ist und Jesus womöglich nicht der Sohn Gottes, wie ihm die Eltern erklären. Sie können auch die Aussage nicht hinterfragen, dass Maria Jesus unbefleckt empfangen haben soll.

Kinder müssen glauben, was ihnen ihre Eltern erklären

Kinder haben keine andere Wahl, als alles, was ihnen ihre Eltern erklären, für wahr zu halten. Zweifel in kognitiven Belangen kennen sie nicht. Das abstrakte Denken ist noch nicht ausgebildet, übersinnliche oder transzendentale Konzepte übersteigen ihr Vorstellungsvermögen.

Es ist deshalb eine objektive Feststellung: Kinder von gläubigen Eltern werden zwangsläufig auf sanfte Weise religiös indoktriniert, denn Glaube und Gott sind für sie absolute Werte.

Der Evolutionsbiologe und Atheist Richard Dawkins sagt, es sei unsinnig, von einem katholischen oder muslimischen Kind zu sprechen, denn diese verstünden ja nicht, was es damit auf sich habe. Angebrachter sei allenfalls die Bezeichnung Kinder katholischer oder muslimischer Eltern.

Gläubige behaupten gern, das Bedürfnis nach Glaube und religiöser Spiritualität sei eine anthropologische Konstante. Quasi ein genetisch bedingtes Urbedürfnis. Ähnlich wie ein Trieb. Sie verweisen darauf, dass die Menschen seit Urzeiten den tiefen Wunsch empfinden würden, an eine übersinnliche Macht zu glauben.

Diese Behauptung ist durch nichts belegt. Würde man alle religiösen Begriffe wie Gott, Glaube, Religion, Erlösung, Jenseits usw. aus dem Vokabular streichen, würde kein Kind nach Gott, Himmel oder Engeln fragen oder suchen. Kinder kämen auch nicht auf die Idee, sich ein Leben nach dem Tod oder die Wiedergeburt zu wünschen.

Alles, was mit Glauben zu tun hat, ist angelernt. Glaubensvorstellungen sind sehr wirksame Meme, also sich reproduzierende, schnell verbreitende Ideen oder Gedankeneinheiten.

Warum sind sie so erfolgreich? Die Antwort ist einfach: Sie geben vermeintlich letzte Antworten auf Fragen, die uns tatsächlich bedrängen: Woher kommen wir, wohin gehen wir, was passiert mit uns, worin liegt der Sinn des Lebens? Fragen, die kleine Kinder noch nicht interessieren.

Wir klammern uns an die Heilsversprechen der Pfarrer und Gurus

Da uns Religionen tröstliche Antworten geben und uns mit Hoffnung füttern, klammern wir uns gern an die Heilsversprechen der Pfarrer, Pastoren, Propheten, Imame, Gurus und Sektenführer. Dass die religiöse Erziehung eine Form der Indoktrination ist, zeigt sich auch daran, dass geistig vife und freiheitsliebende Jugendliche und junge Erwachsene einen schmerzlichen Prozess durchlaufen, wenn sie ihren Glauben hinterfragen oder sich von ihm lösen wollen.

Nicht selten, aber geradezu dramatisch sind Glaubenszweifel für Geistliche, weil damit auch ihre Existenzgrundlage ins Wanken gerät. Ihre Apostasie, also ihr Abfall vom Glauben, erschüttert ihre ganze Selbstbestimmung, ihr religiöses Bewusstsein, ihr Weltbild. Ihr Kampf der geistigen Befreiung ist eine psychische Tortur und demonstriert, wie tiefe Spuren die religiöse Konditionierung ins Unbewusste gräbt.

Hugo Stamm

Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stammbefasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.

Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

Du kannst Hugo Stamm auf Facebook und auf Twitter folgen.

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Kommentare

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    Gilbert Drui

    Die katholische Kirche leugnet dies nicht mal. ZB. hiess das Fach "Christliche Religionslehre" immer auf französisch "Doctrine Chrétienne".

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      Eugen Stocker

      Die Frage an Hugo Stamm: sollen die Erwachsene an kleine Kinder sich orientieren?

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        foramentor

        Es lassen sich ebenso alle Wissensinhalte oder Verhaltensnormen, welche Kinder nicht von sich aus erfragen und dennoch gelehrt erhalten, als Indoktrination bezeichnen. Bei etwelchen sozial einigermassen anerkannten Verhaltensnormen oder bei wissenschaftlich populären Themata wird dies offenbar ohne weiteres geduldet. Bei der Religion aber wird aufbegehrt.

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          Kommentator

          Wissenschaft hat im Allgemeinen eine fundierte Grundlage und ist immer offen für neue Erkenntnisse und Verhaltensnormen und Gesetze dienen dazu, dass wir friedlich in einer Gesellschaft miteinander leben können und sind in der heutigen Zeit auch sehr gut durchdacht und auch wandelbar.

          Religion hingegen ist eine bloße Erfindung und hat eigentlich nie eine beweisbare (oder widerlegbare) Grundlage. Man würde genauso jeden kritisieren, der sein Kind Verschwörungstheorien lehrt.

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          bluesforuse

          Ich halte es nicht für eine sanfte Indoktrination. Die Gedanken und Gefühle der Kinder werden massiv beeinflusst. Eine Beschränkung auf das Schulfach Ethik ist umso wichtiger und wünschenswerter. Staatlich verordneten und alimentierten Religionsunterricht, dürfte es, würde die Trennung Kirche/Staat ernstgenommen schlicht nicht geben.
          So wird tradiertes nie richtig hinterfragtes abergläubisches Unwissen nur permanent weiter gegeben.

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            Klarsicht

            Autoritär antrainierte Gläubig- und Frömmigkeit.

            Menschen, die von frühester Kindheit an wohl nicht selten unbarmherzig, unsensibel, mit hartnäckiger Redundanz und Penetranz durch eine Phalanx, die regelmäßig aus Eltern, Verwandtschaft, Kindergarten, Kirche, Gottesdienst, Moschee, Imam, Koranschule und Schule besteht, religiös indoktriniert wurden, sind gar nicht oder kaum dazu in der Lage, sich im reiferen Alter von dem wieder zu lösen, was sie hier auf verbalem und schriftlichem Wege durch diese autoritäre Außenlenkung an „Glaubenswahrheiten“ in sich aufnehmen mussten und damit verknüpft gleichzeitig unvermeidlich an „spezifischen Emotionen“ erlebten, weil dieser permanent anhaltende „Religions- und Glaubenstsunamie“, dem sie hilflos ausgesetzt waren, im Verhältnis zu allem anderen in ihrem Leben in ihrem Hirn eine viel zu große Dominanz erlangt hat. Im Gegenteil ! Es kann sich das Phänomen einstellen, dass diese Menschen bewusst oder wohl eher unbewusst nicht auf etwas verzichten wollen/können, zu dem sie über lange Zeit hin angeleitet und evtl. sogar gezwungen wurden, es sich leid- und mühevoll anzueignen. Wer ist schon gerne bereit dazu, sich einzugestehen, für etwas umsonst Leid ertragen und Mühe aufgewendet zu haben. Von solchen Menschen werden daher wohl immer nur sehr wenige irgendwann zunächst zu der Erkenntnis gelangen, dass ihr ganzer religiöser Ressourcenaufwand tatsächlich sinnlos war und die dann als zweiten Schritt die geistige Kraft und Charakterstärke aufbringen, alles, was sie als geistigen Müll entlarvt und identifiziert haben, hinter sich zu lassen und einen vernünftigen Neuanfang im Denken und Verhalten zu wagen (vier Beispiele dafür, dass es gelingen kann siehe: 1a-d).

            Kommt bei Menschen, die religiös indoktriniert wurden, noch der Sachverhalt hinzu, dass sie nur über ein geringes berufliches, fachliches und intellektuelles Leistungsspektrum verfügen, aus dem allein ihre Religiosität auffallend hervorsticht, so ist es nur natürlich, dass sie mit dem in ihrem näheren und weiteren Umfeld zu glänzen versuchen, was sie am besten können, nämlich mit allem, was ihre Religiosität ausmacht. Dies ist ein Phänomen, was man, wie mir scheint, insbesondere in muslimischen Szenen beobachten kann. Denn dort müssen ja schon viele Kleinkinder den gesamten Koran auswendig lernen. Und das sogar durchweg in der arabischen Sprache. Im reiferen Alter sind diese Kinder dann zu der „ja so nützlichen Spitzenleistung“ in der Lage, den Koran ganz oder wenigstens in seinen als besonders wichtig und heilig erachteten Passagen - meinst wohl ohne inhaltliches Verständnis - auswendig herunter zu rasseln, was in vielen Fällen oft das Einzige sein könnte, was sie wirklich gut beherrschen und worauf sie dann stolz sind. Das führt dann wohl dazu, dass sich insbesondere solche Menschen als stolze Muslime betrachten und gebärden.

            In unserer sich freiheitlich-demokratisch dünkenden Gesellschaft ist es perfide, die noch nicht voll ausgereiften Gehirne wehrloser Kinder zum kontinuierlichen Transport religiösen Schwachsinns in unsere Gesellschaft hinein zu missbrauchen. Wann wird diese Fakten- und Sachlage, die als permanente Gewaltausübung zu betrachten ist, endlich als das erkannt, was sie objektiv darstellt - eine Menschenrechtsverletzung ?

            In seinem Buch „Die Logik der Nicht-Logik“, S. 201 u. 202, schreibt Dr. Andreas E. Kilian folgendes:

            „Ethologische Studien zur Evolution der Lüge und des Selbstbetruges sowie Definitionen der Religionen gehören in den Schulunterricht, damit mit Verstand verarbeitet werden kann, was die Emotionen des Glaubens anrichten können. Angehende mündige Bürger haben ein Recht darauf, über die Gefahren des Glaubens und die auftretenden Lücken im logischen Denken aufgeklärt zu werden. Insbesondere haben sie auch ein Recht darauf, über die negativen Seiten ihrer eigenen Religionen aufgeklärt zu werden. Eltern, die nicht wollen, dass ihre Kinder unter nicht nachvollziehbaren Entscheidungen in religiös begründeten Auseinandersetzungen ihr Leben lassen, sollten sich dafür einsetzen, dass alle (!) Kinder nicht mehr mit religiösen Ideen indoktriniert werden.
            Kinder müssen zuerst in die Lage versetzt werden, logisch und selbständig zu reflektieren, bevor sie religiösen Ideen ausgesetzt werden.

            Die christliche Lehre ist […] eine Form des Kreationismus. Für die großen institutionalisierten Religionen gelten anscheinend Sonderregelungen. Hier dürfen Menschenfischer und Seelenfänger im Namen ihrer Firma - und nur ihrer Firma - Mitglieder werben und seligmachende Heilsversprechen unter den Schülern verteilen. Und dies ist Absicht, denn die ,frohe Botschaft‘ soll in die Köpfe gelangen, bevor die Fähigkeit zum kritischen Hinterfragen die Schüler in die Lage versetzt, den Unterschied zwischen Wissen und Glauben zu erkennen. Dies muss in Zukunft unterbunden werden“.


            Der Diplom-Psychologe Robert Theodor Betz (2) schreibt:

            „Der Einfluß von Kirche und Religion in der Kindheit hat bei vielen Menschen tiefe Spuren im Unbewußten hinterlassen. Priester, Ordensschwestern, Religionslehrer und Eltern haben Kinder zwangsweise mit einem Welt-, Menschen- und Gottesbild konfrontiert, das im Kind ein Grundgefühl von Schlechtigkeit verbunden mit Schuld und Scham und der Angst vor einem strafenden Gott erzeugen musste. Rituale wie der sog. Gottesdienst in Kirchen können von Kindern nicht kritisch durchschaut werden, sondern greifen unmittelbar und manipulierend in die Psyche eines jeden Kindes ein.

            Eine den Kindern zwangsweise verordnete christliche Erziehung, zusammen mit Ritualen und Inhalten wie Beichte, Buße, Kreuzweg, Reue, Erbsünde, Wiedergutmachung u. a. bedeutet nichts weniger als extremen Missbrauch und kann durchaus mit einer ‚Gehirnwäsche’ verglichen werden. Auch wenn diese Erfahrungen aus dem Bewusstsein des Erwachsenen weitgehend verschwunden sind, auch wenn er schon lange der Kirche den Rücken zugewandt hat, wirken diese kindlichen Erfahrungen im Unterbewusstsein weiter, als sei es gerade gestern geschehen“.


            Dr. Ulrich Frey, Gießen, schreibt in „Die Evolution religiösen Empfindens“, S. 188 (3):

            „Kinder sind ,geborene Gläubige‘; sie denken animistisch, dualistisch und teleologisch. Experimente zeigen, dass Kinder im Alter von 4 Jahren unbewegten Objekten Leben zuschreiben (Animismus). Die Sonne scheint, weil sie das so will (Intentionalität) und alles ist für einen bestimmten Zweck da, zum Beispiel Löwen für Zoobesuche (Teleologie). Kinder wissen ab dem Alter von 5 Jahren, dass die Natur nicht von Menschen stammt. Im Alter von 6-10 schreiben sie diesen Sachverhalt intentionaler, nicht-menschlicher Verursachung zu – sie sind intuitive Theisten.“

            Verweise:

            (1a) Hamed Abdel-Samad: 
            http://de.wikipedia.org/wiki/HamedAbdel-Samad

            (1b) Der Allah-Wahn – Kacem El Ghazzali:
            http://religionskritik4.blogspot.de/2014/11/der-allah-wahn.html

            (1c) „Der Imam drillte mich, bis ich ein Islamist war" - Ahmad Mansour:
            http://www.welt.de/politik/deutschland/article115616761/Der-Imam-drillte-mich-bis-ich-ein-Islamist-war.html

            (1d) Der Pfarrer, der ein Jahr nicht an Gott glauben will – Ryan Bell, Pfarrer:
            http://www.stern.de/panorama/adventist-ryan-bell-der-pfarrer-der-ein-jahr-nicht-an-gott-glauben-will-2085248.html

            (2) http://www.amazon.de/Befreiung-von-Kirche-Religion-Meditation/dp/3940503517

            (3) http://www.gkpn.de/Frey
            EvolutionReligion.pdf

            Siehe auch:
            Intelligent, vernünftig und doch religiös gläubig ? Kein Problem !:
            http://klarsicht-blog.blogspot.de/2014/11/intelligent-vernunftig-und-doch.html

            Ein Beispiel für autoritär antrainierte Religiosität liefert das Video im 2. Link unten. Bei der jungen Deutschen handelt es sich um das Mädchen, das später als 15 Jährige im Hauptbahnhof von Hannover einen Polizisten mit einem Messer schwer verletzt hat (siehe: http://www.huffingtonpost.de/2016/03/03/safia-hannover-messer-isis
            n9380720.html)

            11 jährige Deutsche rezitiert den Koran !:
            http://www.youtube.com/watch?v=Vt0-k2KSQ
            0&feature=related

            Man kann sich sehr gut vorstellen, dass z. B. ein solches irres Video, wie es im nachstehenden Link enthalten ist, als Mittel verwendet wird, um Kinder religiös zu indoktrinieren, wozu ja auch gehört, ihnen Angst zu machen. Dort, wo das Video ausgegraben wurde, befinden sich noch mehr von ihnen mit ähnlich irrem religiösem Inhalt:
            Die Schreie aus der Hölle -(Deutsch) „Krik iz pakla“:
            https://www.youtube.com/watch?v=v_MeYkufuTY

            Gruß von
            Klarsicht.

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            1. userpic
              Klarsicht

              Wie ich nach der Veröffentlichung meines obigen Kommentars festgestellt habe, funktionieren zwei Links nicht und in einem weiteren Link gibt es das Video nicht mehr. Ich hoffe, dass mit den drei nachfolgenden Links keine Probleme mehr auftreten.

              Die Evolution religiösen Empfindens:
              http://www.gkpn.de/FreyEvolutionReligion.pdf

              15-jährige IS-Anhängerin stach Polizisten in Hannover nieder:
              http://www.huffingtonpost.de/2016/03/03/safia-hannover-messer-isisn9380720.html

              11 Jährige Deutsche rezitiert den Koran !
              https://www.youtube.com/watch?v=Vt0-k2KSQ_0&feature=related

              Gruß von
              Klarsicht

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              1. userpic
                A.S.

                Kinder glauben alles, was ihnen vertrauenswürdige "lebenserfahrene" Erwachsene so erzählen. Das macht biologisch Sinn, so lernen sie am schnellesten was für ihr Überleben wichtig ist. Das Dumme dabei ist, sie übernehmen so auch die Fehlschlüsse der älteren Generation.

                Konfrontiert mit der Vorstellungen eines Gottes als Grund allen Seins übernehmen sie diese aus genannten Gründen, zumal "Gott" ja auch für vieles zunächst einmal eine Erklärung liefert. Dass diese nicht stimmen kann, merken sie erst im Laufe ihres Lebens. Wie z.B. der kürzlich verstorbene CDU-Politiker Heiner Geissler.

                Die Vorstellung eines allmächtigen Herrschers über Leben und Tod, dessen Launen und Rachsucht die Menschen weder im Leben noch im Tode entkommen können, versetzt die Kinder (in Ihrer Fantasie) in die ausweglose Situation von Sklaven. Das hat schlimme Auswirkungen auf die Psyche. Habe ich selbst so erlebt.

                Heute bin ich der Ansicht, Religion ist die psychologische Variante der Sklaverei.

                Gott ist (im menschlichen Unterbewusstsein) der ultimate Sklavenhalter.

                In der realen Welt sind Priester Psycho-Sklavenhalter. Zu ihrer Verteidigung ist anzuführen, dass die Priester selber in ihrer Kindheit psychisch versklavt wurden und das nicht begriffen haben.

                NB. Aufklärung und Menschenrechte (inkl. Religionsfreihet) stammen aus Zeiten lange vor Sigmund Freud. "Unterbewusstsein" war unbekannt. Heute darf man m.E. "Religionsfreiheit" nur noch als das individuelle Menschenrecht auf "Nicht-Versklavung durch Religion" verstehen.

                Die westlichen Verfassungsgerichte sind noch weit von dieser Einsicht entfernt.


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                  Mrs. Claypool

                  Ich möchte zu Klarsichts wichtigen Anmerkungen hinzufügen: In Europa (Westen und Mitte) sind die großen Kirchen derzeit relativ offen, liberal und in der Praxis immer stärker entfernt von dogmatischen Vorgaben und auch der Religionsunterricht in dt. staatlichen Schulen ist m.E. auf einem guten Weg weg von der Indoktrination hin zur ergebnisoffenen (sich einer Letztbegründung enthaltenden) Diskussion ethischer und moralischer Fragen.
                  Anders sieht es in den orientalisch-orthodoxen Kirchen aus (koptisch, syrisch, eritreisch...) und in den meisten sog. Freikirchen der Evangelikalen. Glaubenskonstrukte, die alles bestimmen (wollen), die feste Überzeugung, die alleinseligmachende Wahrheit zu haben, wortwörtliche Bibelauslegung aller historisch-kritischen Forschung ungeachtet, und nicht zuletzt eine Bedeutung der Religion für die eigene Identität, die den meisten Mitteleuropäern inzwischen fremd sein dürfte - den wenigsten von uns dürfte die Zugehörigkeit (oder Nichtzugehörigkeit) zu einer Glaubensgemeinschaft direkt wichtig sein beim Kennenlernen eines Anderen, wichtiger wäre doch sein tatsächliches Verhalten.
                  Die Indoktrination beeinflusst aber eben nicht nur den individuellen Glauben sondern auch das individuelle Wissen und die Neugier. Wieviele kluge potentielle WissenschaftlerInnen gehen der Welt verloren, weil sie aufgrund des indoktrinierten Glaubens gar nicht mehr auf die Idee kommen, die Welt und ihre Geschichte zu erforschen (Adam war aus Lehm, ist klar- dass das ein hebräisches Wortspiel ist, braucht man als Gläubiger ja nicht zu wissen, das wissen nur Areligiöse, oder was?). Wieviele Menschen wersen unglücklich, weil sie nicht so zu leben vermögen wie es ihre vermeintlich richtige Religion vorsieht? Von den vollkommen Durchgeknallten, die mit Schwert und Bombe "Ungläubige" töten, Schwule und "Ehebrecherinnen" ermorden oder auch "nur" ihre Kinder verstoßen, weil sie den Falschen heiraten oder es wagen, nicht das gleiche zu glauben, ganz zu schweigen.
                  Andererseits läuft ein aggressiver Atheismus Gefahr in die gleiche Falle zu tappen (an die eigene Nase fass) - nämlich zu behaupten, ER, also der NICHTGlaube, sei die alleinseligmachende Wahrheit. Das muss er eben auch nicht zwangsläufig sein - um ein hinkendes Beispiel zu geben: Eine Nonne, die sich für die Rechte von Frauen stark macht, Gewaltopfern hilft und für Menschenrechte kämpft ist mir dann lieber als ein Atheist, der für ein blutreines Deutschtum Geflüchtete zusammenschlägt.
                  Soll heißen: Die Letztbegründung sollten wir mit uns selbst ausmachen - wichtig ist, wie wir hier im Leben handeln.

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                    ralf sobe

                    Kinder, gebückt, wie alte, schwer belastet in der ach so heiligen Prozession. Ich habe es gesehen, drum ich aus der Kirche ausgetreten. War aber mal in der Freikirche, um Leute kennen zu lernen. Aber dort wird man bearbeitet. Ich wehre diese Massenpsychologie ab, und gehe auf meinen eigenen völlig privaten Psychotrip völlig ohne Drogen. Und schon sind alles nur leere Worte, was seitens der Religion auf mich einprasselt. Aber es gibt Menschen, die scheinen solche inneren Kräfte nicht zu haben, und knicken ein, wenn man ihnen nurheftig genug in die Psyche redet !

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