Jeder nur ein Kreuz!

Gestern fand vor dem Bochumer Amtsgerichts die Hauptverhandlung im Bußgeldverfahren gegen Martin Budich, Initiator der säkularen Gruppe "Religionsfrei im Revier", statt. Gegenstand des Verfahrens war die Aufführung des Films "Das Leben des Brian" am Karfreitag 2014. Die Stadt Bochum hatte Budich für die verbotene Filmaufführung mit einem Bußgeld von 300 Euro belegt.

Jeder nur ein Kreuz!

Es dürfte in Deutschland wenige Prozesse geben, in denen Zeugen wahrheitsgemäß darüber aussagen müssen, ob sie am Tatort Damenbärte und Steine aus Papierknödeln gesehen haben.

Mit sichtlichem Vergnügen befragte der Verteidiger Rechtsanwalt Erich Eisel die beiden Angestellten des Ordnungsamtes, die aufgrund dienstlicher Anweisung der Filmvorführung im Sozialen Zentrum Bochum am Karfreitag 2014 als verdeckte Ermittler beigewohnt hatten. Die Aufführung des Films stellt nach Auffassung des Ordnungsamts der Stadt Bochum einen Verstoß gegen das Feiertagsgesetz NRW dar, das an den sogenannte stillen christlichen Feiertagen wie Karfreitag alle der Unterhaltung dienenden öffentlichen Veranstaltungen verbietet. Unter anderem ausdrücklich verboten ist die Vorführung von Filmen, die nicht als zur Aufführung am Karfreitag geeignet anerkannt sind - wie “Das Leben des Brian”. Im Jahr 1980 wurde er von der FSK als nicht feiertagsgeeignet eingestuft.

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Kommentare

  1. userpic
    Norbert Schönecker

    Das Feiertagsgesetz NRW wäre mir nie wichtig genug, um dafür zu demonstrieren. Eine Abschaffung fände ich zwar bedauerlich, aber nicht tragisch (und das nicht nur, weil ich nicht in NRW lebe).
    Eine wichtigere grundsätzliche Frage wäre aber für mich, wie weit Menschen auf für sie unverständliche Gefühle ihrer Mitmenschen Rücksicht nehmen sollen. Insbesondere dann, wenn es sich um bei uns übliche und deshalb bekannte Gefühle handelt.
    Kaum jemand jemand käme z.B. auf die Idee, auf einem Friedhof neben einem Trauerzug den Vogerltanz aufzuführen und sich darauf zu berufen, dass in anderen Kulturen auch fröhliche Todesrituale existieren und die Dominanz der traditionellen europischen Begräbnisrituale dem Gleichheitsgrundsatz widersprechen. (Hoffentlich habe ich Herrn Budich jetzt nicht auf eine Idee gebracht).
    Ich persönliche finde es ja schade, dass wir so viele detaillierte Gesetze brauchen, um miteinander auszukommen. Respekt vor einer Leitkultur und Toleranz für Minderheiten sollten eigentlich so selbstverständlich sein, dass sie nicht gesetzlich geregelt werden müssten. Offenbar schaut die Wirklichkeit leider anders aus.
    Noch ein Absatz zu "Das Leben des Brian": Dieser Film ist wirklich ein Höhepunkt des Humors. Was mir besonders gefällt: Fanatismus in Glaube und Religion wird genauso durch den Kakao gezogen wie Reliquienverehrung, Theologie und Kirchenkitsch (und auch vieles andere, was hier nicht dazugehört) - aber Jesus selbst wird respektvoll wörtlich zitiert. Beleidigt fühlen kann sich ein Christ durch diesen Film nur dann, wenn er sich in seinem persönlichen Stolz verletzt fühlt (was für einen Christen keine Rolle spielen sollte) - oder wenn er den Film nicht verstanden hat.

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