Das UN-Komitee für die Rechte des Kindes hat dem Vatikan „die Hölle heiß gemacht“, bezüglich des Berichts der systematischen Aufdeckung sexuellen Missbrauchs durch seine Priester. Bei Anhörungen diese Woche in Genua wurden ranghohe Mitglieder des Vatikans erstmals in der Öffentlichkeit mit dem fortlaufenden Skandal konfrontiert.
Trotz der Aufforderung durch die UN weigert sich der Vatikan sein Archive zu öffnen, in denen alle Fälle dokumentiert sind, die der Glaubenskongregation berichtet wurden. Diese wurde lange von Kardinal (dem späteren Papst) Ratzinger geleitet. Der Vatikan versuchte auch zu argumentieren, dass er nur für die Fälle von Kindesmissbrauch verantwortlich sei, die sich in der kleinen Enklave Vatikan Stadt ereignet haben, nicht aber für die der katholischen Priester weltweit.
Die Geschichte ist mittlerweile nur zu vertraut. Mit dem Verstreichen der Zeit wurde priesterlicher Kindesmissbrauch durch die Kirche verschleiert, die Opfer wurden zum Schweigen verpflichtet, die Akten wurden im Vatikan verschlossen und die Priester nicht etwa den außenstehenden Behörden übergeben, sondern statt dessen in eine neue Gemeinde versetzt. Dort wurde der Missbrauch in vielen Fällen mit anderen Opfern fortgesetzt. Wenn die Kirche Strafen angewandt hat, tendierten sie dazu, aus „Buße und Gebet“ zu bestehen.
Das Muster war weltweit das selbe, von Irland über Australien nach Deutschland, in Mexiko und den Vereinigten Staaten und wir wissen immer noch nichts über Länder der Dritten Welt, in denen die katholische Kirche noch mächtig genug ist um ihre Verschleierung fortzuführen. Macht korrumpiert, und die Tatsache, dass die katholische Kirche es so betrachtet, dass sie moralisch nur sich selbst verantwortlich ist, verbunden mit der exzessiven Ehrerbietung durch andere, hat die fortgesetzte Korruption ermöglicht, die jetzt den Anspruch des Vatikan auf jedwede moralische Autorität in Fetzen reißt.
Es gibt eine Tendenz unter den Nicht-Religiösen Theologie als eher abstrakt und inkonsequent zu betrachten, aber wenn Menschen ihre Theologie wirklich glauben, kann es direkte und schädliche Auswirkungen haben. Es kommt mir so vor, als sei der weltweite Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche eine direkte Folge der katholischen Theologie. Sicher gibt es in großen Organisationen Menschen, die andere sexuell missbrauchen können, aber der augenfälligste Aspekt des katholischen Skandals ist die Verschleierung und die Art und Weise, wie die katholische Führung mit dem Skandal umgegangen ist.
Für einen Katholiken ist Missbrauch im Amt eine Sünde. Das bedeutet, es ist eine Rebellion gegen Gott, oftmals verursacht durch den Teufel, der versucht Menschen zu dieser Rebellion zu verführen (ja, die katholische Führung glaubt an beides, Gott und den Teufel). Der Teufel kann jeden zur Sünde verführen und deshalb sündigt ein reuiger Sünder nicht wahrscheinlicher erneut, als jeder andere auch.
Vielleicht bin ich zu mitfühlend. Aber ich kann mir vorstellen, dass viele aus der Kirchenführung nicht korrupt genug waren um willentlich eine neue Gruppe wehrloser Kinder einem Priester, der ein pädophiler Wiederholungstäter ist, auszusetzen. Ich kann mir einen älteren zölibatären Kardinal vorstellen, der seine Theologie befragt, die ihm sagt, dass solche Sünden das Ergebnis der Verführung durch den Teufel sind und das glaubend, war ein reuiger Priester keine größere Bedrohung als jeder andere auch.
In den Worten, die Papst Ratzinger an reuige Priester gerichtet hat: „Aufrichtige Reue öffnet die Tür zu Gottes Vergebung und die Gnade wahrer Veränderung“, während „Gebete und Buße jenen anzubieten, denen ihr Schlechtes getan habt“ die „persönliche Wiedergutmachung“ für die Verbrechen sei (ja, das bedeutet, dass Ratzinger glaubt, dass private Gebete und Buße tun ausreichend seien, um für verschleierte Verbrechen zu entschädigen). Diese Theologie, zusammen mit dem über alles stehenden Bedürfnis die Kirche zu beschützen, war ausreichend um die Kardinäle davon zu überzeugen, dass das bloße Versetzen der Priester passende Abhilfe war.
Als Ratzinger seine Entschuldigung an die irischen Opfer sexuellen Missbrauchs richtete, versuchte er – bizarrerweise – den Säkularismus zu beschuldigen, indem er sagte, dass es „die rasche Transformation und Säkularisierung der Gesellschaft sei, die Priester dazu gebracht hätte, Denkweisen und säkulare Urteile anzunehmen, ohne ausreichenden Rückbezug zum Evangelium.“ Er behauptete, dass die säkulare Gesellschaft die zur Wiederholung neigende Natur der Pädophilie nicht erkannt hat, moralischen Relativismus toleriere und dass widersprüchliche Ratschläge von Experten verantwortlich dafür seien, dass die katholische Kirche kriminelle Priester einfach nur in neue Gemeinden versetzt hat.
Dieses reuelose Weitergeben der Schuld ist selbstverständlich völliger Unsinn. Jeder außer der katholischen Kirchenführung versteht, was hätte getan werden müssen, weil jeder außer der katholischen Kirchenführung menschliche Sexualität versteht. Unsere Sexualität und Orientierung sind Teil unserer Natur, etwas womit wir geboren werden. Die Dinge zu vertuschen und den Schuldigen still und leise in eine andere Gemeinde zu versetzen, waren keine Maßnahmen, die die säkulare Gesellschaft vorgeschlagen hat, sondern rühren von einer übermächtigen Kirche und einer völlig fehlerhaften Theologie her.
Unter den „konkreten Initiativen, sich der Situation anzunehmen“, bot Ratzinger „euer Fasten, eure Gebete, euer Bibelstudium, zusammen mit Abstinenz und viel Anbetung der Eucharistie (ja, dass waren wirklich seine „konkreten Initiativen um sich der Situation anzunehmen“) Jetzt haben wir einen anderen Papst, der angeblich besser sein soll als der letzte. Hier sind meine Vorschläge für einige eher wirksame Maßnahmen.
Erstens, die katholische Kirche wird Sex immer falsch verstehen, solange sie nicht erkennt, dass Sexualität keine Sache der „Wahl“ ist, keine Rebellion gegen Gott darstellt, sondern ein Aspekt unsere Biologie ist, mit dem wir geboren werden. Zweitens, niemand wird glauben, dass die Kirche reumütig und reformiert ist, solange sie nicht ihre Archive mit den Fällen sexuellen Missbrauchs frei gibt. Das bedeutet alle von ihnen, die, die Ratzinger fleißig über Jahrzehnte gesammelt hat (trotz seines späteren Versuchs einer Entschuldigung, wie schwierig es gewesen sei, das Ausmaß und die Komplexität des Problems zu erfassen) und nicht nur die, von denen die Behörden jetzt schon wissen.
Erst im Jahre 1997 hat der Vatikan an die irischen Bischöfe die Weisung erlassen, den Vorschlag, Missbrauch praktizierende Priester der Polizei zu übergeben, fallen zu lassen, weil dies zu tun ernsthaften Vorbehalten, sowohl moralischer als auch kanonischer Natur, Vorschub leisten würde. Der Vatikan hat eingeräumt, dass seit 2011 mehrere hundert Priester ihres Amtes enthoben wurden, was aber nicht heißt, dass die Namen der Schuldigen an die säkularen Autoritäten weitergegeben wurden.
Drittens, dieser Skandal konnte sich nur unter einer männlichen Führung ereignen. Alle Institutionen, die Kinder erziehen, sollten Frauen in allen Ebenen der Hierarchie haben, einschließlich der allerhöchsten. Mein letzter Vorschlag, dass niemand mehr der Kirche gegenüber ehrerbietig sein soll oder sie als irgendeine Art moralische Autorität betrachten soll, wurde dank des Skandals größtenteils erreicht.
@coelhellier blogs at coelsblog.wordpress.com
Übersetzung von: Joseph Wolsing
Kommentare
Neuer Kommentar