Am Sonntag hat Deutschland wieder Grenzkontrollen eingeführt, um feststellen zu können, dass Flüchtlinge aus sogenannten „sicheren Drittstaaten“ einreisen. Dadurch können sie wieder in diese Staaten abgeschoben werden. Das Thema sollte unter dem Titel „Schlagbaum runter – Zäune hoch“ bei Hart aber fair diskutiert werden. Geredet wurde viel, aber wenig über Grenzen, sondern viel mehr über Krieg, Arbeitsmarkt, Integration, Religion, Gott und die Welt.
Am Sonntag hat Deutschland wieder Grenzkontrollen eingeführt, um feststellen zu können, dass Flüchtlinge aus sogenannten „sicheren Drittstaaten“ einreisen. Dadurch können sie wieder in diese Staaten abgeschoben werden. Das Thema sollte unter dem Titel „Schlagbaum runter – Zäune hoch“ bei Hart aber fair diskutiert werden. Geredet wurde viel, aber wenig über Grenzen, sondern viel mehr über Krieg, Arbeitsmarkt, Integration, Religion, Gott und die Welt.
Das lag auch daran, dass die Expertin für Geopolitik und Flüchtlinge Margot Käßmann geladen war. Verzeihung. Käßmann ist natürlich die evangelische Pfarrerin und ehemalige EKD-Vorsitzende, die gottestrunken mit der Taliban beten wollte. Man kann sich fragen, warum Frank Plasberg ausgerechnet sie zu dieser Diskussionsrunde eingeladen hat. Man muss aber nicht. Dieser Weg bleibt wohl auch unergründlich.
Käßmann kam vier Mal ausführlich zu Wort. Zwei Mal schaffte sie es, nicht aus der Bibel zu zitieren. Zwei Mal gelang ihr das trotz Theologie-Studium nicht. Oder umgekehrt. Als Partei interessiert uns das nicht. Wir schauen auf die gesellschaftlich und politisch relevanten Aussagen. Dafür lieferte Käßmann drei Höhepunkte.
Plasberg fragte sie: “ Wenn Menschen diese christlichen Werte in Gefahr sehen, weil sie Angst haben, dass eine andere Religion die eigene überlagert?“
Angst sei kein christlicher Wert. Irgendein Bibel-Zitat. Dann sprach sie: „Wir leben in einem Land, wo Staat und Religion getrennt sind. Das finde ich sehr gut. Und wo sehr klar ist: religiöses Recht steht nicht über dem staatlichen Recht.“
Wir leben in einem Land, wo man höchstens von einer „hinkenden Trennung“ sprechen kann. Wir Leben in einem Land, wo religiöses Recht vielleicht nicht direkt über Gesetzen steht. Hier wird religiöses Recht einfach in Gesetze gegossen und für alle Bürger verbindlich gemacht. Gott steht in diversen Verfassungen, manche Bundesländer lehren „Ehrfurcht vor Gott“, Feiertage (inkl. Tanzverbot) und Öffnungszeiten orientieren sich an christlichen Vorgaben, Kirchen erhalten 19,3 Milliarden € im Jahr, diskriminieren ihre Arbeitnehmer nach Kirchenrecht und so weiter.
Wir haben keine Erklärung für diesen peinlichen Unsinn, den Käßmann verbreitet. Lebt sie in einem anderen Land, hat sie absolut keine Ahnung oder lügt sie einfach? Muss man Theologie studieren, um so viel Ignoranz in so wenige Worte zu packen?
Das Abenteuer geht weiter. Sie sprach: „Wenn die Menschen jetzt immer Angst haben vor vollen Moscheen, dann möchten sie bitte doch die Kirchen voll machen und zu ihrem christlichen Glauben stehen. Dann müssen sie nicht so viel Angst vor Muslimen haben.“
Jesus. Wo soll man da anfangen, sich an den Kopf zu fassen.
Menschen haben keine Angst vor vollen Moscheen. Manche haben Angst vor dem Islam oder vor Muslimen oder vor islamistischen Terroristen oder vor Ausländern insgesamt usw. Zuvor sagt sie noch, Angst sei kein christlicher Wert. Jetzt aber unternimmt sie keinen Versuch, die Angst als unbegründet oder irrational darzustellen. Wenn die vollen Moscheen kommen, muss man mit vollen Kirchen dagegen halten. Was soll das werden? Käßmannsche Religionskriege? Wer mehr betet, gewinnt?
Wenn wir wirklich in einem säkularen Land leben, dann ist es völlig egal, wie viele Gotteshäuser welcher Religion gefüllt sind und wie viele Menschen welchen Religionen anhängen, solange sie das friedlich und im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung tun. Man kann sich dann noch wünschen, dass diese Menschen nicht religiös wären. Aber Angst haben muss man nicht. Christliche Eiferer, die Muslime mit dem Christentum bekämpfen wollen, machen mir auch Angst.
Diesen Quatsch sagte sie nicht ausversehen, weil nicht zum ersten mal. „Dann müssen sie nicht so viel Angst vor Muslimen haben.“ Ich möchte Frau Theologin helfen, das christlich zu formulieren. „Dann müssen sie [müssen keine] nicht so viel Angst vor Muslimen haben.“ So, bitte sehr, gern geschehen. Stelle ich unter CC-Lizenz kostenlos zur Verfügung (BY-NC-BD).
Zum Finale. Söder erklärte gerade die Probleme mit schlecht qualifizierten Flüchtlingen, die man nicht so leicht im Arbeitsmarkt integrieren kann. Auch dazu hat Käßmann Know How: „Zum einen möchte ich sagen, dass nicht nur Muslime kommen. Es kommen auch Christen. Aber es kommen viele Muslime. Das ist eine Herausforderung.“
Sie mag ja gut davon leben. Aber in der Regel ist die christliche Religionszugehörigkeit keine irgendwie brauchbare Qualifikation auf dem Arbeitsmarkt. Aber sie hält nur die „vielen Muslime“ für „eine Herausforderung“. Was macht man nur mit Muslimen, die nicht christlich qualifiziert sind? Käßmann schließt sich dem Vorschlag des Papstes an. Flüchtlinge sollen in Kirchen untergebracht werden. Vielleicht muss man diese unqualifizierten Problem-Muslime in Kirchen erfolgreich christianisieren, damit sie für den Arbeitsmarkt qualifiziert sind?
Nein. Muslimische Flüchtlinge muss man nicht zum Christentum bekehren oder sie irgendwie mit noch mehr Christentum in Schach halten. Es muss uns auch keine Angst machen, dass sie möglicherweise gläubiger sind als viele Christen. Wir müssen ihnen mit Offenheit begegnen, aber auch mit den Werten des Grundgesetzes, die von Theologen als christlich beschimpft werden, aber die Werte der Demokratie, der Aufklärung und des Humanismus sind. Dazu wird es morgen einen weiteren Artikel geben.
Beka Kobaidze ist Generalsekretär bei Partei der Humanisten
Webseite der Partei der Humanisten
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„Wenn die Menschen jetzt immer Angst haben vor vollen Moscheen, dann möchten sie bitte doch die Kirchen voll machen und zu ihrem christlichen Glauben stehen. Dann müssen sie nicht so viel Angst vor Muslimen haben.“
An der Stelle gab es auch noch Applaus aus dem Publikum.
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