Kreuzigt ihn! Akademischer Gender-Mob aus Kassel?

Die Kritische Uni Kassel, ist eine Initiative von Studenten, jedenfalls behauptet das die Kritische Uni Kassel in ihrem Blog, die ihr Ziel in folgendem Motto zusammengefasst haben: „Ich will mich tatsächlich bilden, anstatt nur Wissen zu tanken.“

Kreuzigt ihn! Akademischer Gender-Mob aus Kassel?

Den Studenten der Kritischen Uni Kassel geht es also darum, nicht nur zu verstehen, sondern auch zu begreifen. Das ist – wenn wir es einmal bewusst positiv verstehen (denn man könnte es auch so verstehen, dass es den Studenten um eine Form der Gehirnwäsche und Rekrutierung von Getreuen geht) – ein ermutigender Vorsatz, hinter dem die Praxis der Kritischen Universität Kassel leider weit zurückbleibt. Besonders deutlich wird dies im Umgang mit Andersdenkenden, wie z.B. dem “Bio Bösewicht” Ulrich Kutschera, der an der Universität Kassel einen Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie innehat.

Das Problem mit Ulrich Kutschera, das die angeblich kritischen Studenten der Kritischen Universität Kassel haben, ist nun folgendes: Ulrich Kutschera ist zu kritisch. Und er ist den falschen Dingen gegenüber kritisch – jedenfalls aus Sicht der Kritischen Studenten aus Kassel, so dass sie sich gezwungen sehen, eine Kausalität zu beschreiben:

“Wer Geschlechterforschung als Ideologie verleumdet, will seine Zuhörer*innen und Leser *innen von der Überflüssigkeit wissenschaftlicher Kontroversen überzeugen.”

Das schreiben die Kritischen Studenten in einem “Statement zu den sexistischen und rassistischen Äußerungen Ulrich Kutscheras“, das vor einigen Tagen veröffentlicht wurde. Darin heißt es weiter:

Kutschera (1)”diskreditiere” die Geschlechterforschung “massiv”, er beleidige Wissenschaftlerinnen (dieses Mal ohne *), diffamiere “Gender Studies” als “Krebsgeschwür”, bezeichne (2) auf der “rechten Propaganda-Plattform Deutscher Arbeitgeber Verband e.V.” Gender “als geistige Vergewaltigung des Menschen”, tue dies auf der (3) Grundlage eines “positivistisch und naturalistisch verkürzten Wissenschaftsverständnisses” und (4) betreibe damit eine verbale Ausgrenzung, die “allzu häufig in physischer Gewalt” münde.

Das schreiben die angebliche kritischen Studenten und merken dabei nicht, dass sie schon durch die Verwendung des Erkennungszeichens der Gender-Ideologen nämlich “Zuhörer*innen” dem Kritiker des Krebsgeschwürs, das sich u.a. in wuchernden Buchstabenkombinationen niederschlägt, Recht geben. Sie sind Ideologen!

Weitere Nachhilfe:

Zu (1):
Wenn man eine Position kritisieren will, d.h. wenn man zeigen will, dass man ein kritischer Student ist, der sich mit einer Position auseinandergesetzt hat und die entsprechende Position widerlegen kann, dann reicht es nicht, im Zustand verbaler Erregung mit den entsprechenden Adjektiven um sich zu werfen. Vermutlich haben schon die Vertreter der katholischen Kirche im Mittelalter behauptet, dass Galilei das Geozentrische Weltbild und alle seine Anhänger beleidigt (massiv), diffamiert, diskreditiert hat, weil er behauptet hat, dass die Erde nicht im Zentrum des Weltalls steht. Derartige verbale Zuweisungen sind ein Markenzeichen religiöser Eiferer, die über keine Argumente verfügen und vor allem über keine Belege dafür, dass die Kritik unangemessen ist. Kurz: Wer zeigen will, dass Gender Studies kein Krebsgeschwür sind, das sich in der Wissenschaft ausgebreitet hat und der Wissenschaft langsam aber sicher den Garaus macht, der muss belegen, warum dies nicht so ist, z.B. indem er herausragende Forschungsergebnisse präsentiert, Forschungsergebnisse, mit denen die Gender Studies einen Beitrag zu gesellschaftlichem Wachstum erbracht haben. Er kann dies auch durch den Beleg einer Theoriebildung tun, einer Theoriebildung, die Grundlage einer Vielzahl innovativer Perspektiven und messbarer Verbesserungen ist.

Leider weigern sich Vertreter der Gender Studies bis zum heutigen Tag auch die einfachsten Fragen zu ihrer Theoriebildung, zu ihren Erkenntnissen, ihrer Methode oder ihrem Nutzen für die Gesellschaft zu beantworten, so dass man davon ausgehen muss, die Gender Studies sind keine Wissenschaft. Wenn sie keine Wissenschaft sind, sich aber an der Finanzierung laben, die für Wissenschaft vorgesehen ist, dann kann man sie nur als Krebsgeschwür ansehen.

zu (2) ganz kurz:
Wer anderen vorwirft, sie würden Dritte diffamieren und dadurch versucht, eine überlegene moralische Position für sich zu reklamieren, der sollte diese Position nicht dadurch vernichten, das er seinerseits Dritte diffamiert, z.B. als “rechte Propaganda-Plattform”.

zu (3):
So mancher Leser wird sich gefragt haben, was es mit der Aussage “positivistisch und naturalistisch verkürztes Wissenschaftsverständnis” auf sich hat. Die Antwort ist einfach: Naturalistisch meint in diesen Kreisen, Aussagen über die Realität und positivistisch, dass die Aussagen über die Realität geprüft werden müssen. Kritische Studenten aus Kassel sind der Meinung, die Ansicht, die Wissenschaft bestehe nicht aus Aussagen über die Realität, die an der Realität geprüft werden müssen. Wer das dennoch denkt, der hat ein “verkürztes Wissenschaftsverständnis”. Ein ungekürztes Wissenschaftsverständnis, wie es den angeblich kritischen Studenten vorschwebt, hat entsprechend Aussagen über Phantasiegebilde (Gender Pay Gap) zum Gegenstand, rein ideologische Aussagen, die Überbleibsel von Drogenträumen und lässt diese Aussagen, von denen sich derjenige, der sie getroffen hat, einbildet, sie seien wahr, ungeprüft stehen. Wissenschaft ist entsprechend Religion, und vor diesem Hintergrund wird es dann verständlich, dass die kritischen Verfasser des Statements gegen Ulrich Kutschera keinerlei Argumente und empirische Fakten gegen ihn ins Feld führen können. Wie soll man jemandem begegnen, der darauf hinweist, dass Gender Studies eine fundamental-religiöse Form der Selbstbefriedigung sind, wenn Gender Studies eine fundamental-religiöse Form der Selbstbefriedigung sind?

zu (4):
“Und das Wort ist Fleisch geworden”, oder so ähnlich heißt es in der Bibel. Das Motiv der Sprache, die dem Verhalten kausal ist, es ist schon alt. Wir sagen nur: “Es werde Licht.” Dieser Glaube an die Handlungsrelevanz von Sprache, er übt seltsamer Weise einen großen Reiz auf Personen aus, die nicht wissen, wie es ist, wenn man mit den Händen arbeitet. Wie auch immer, der Glaube ist ein Glaube und im vorliegenden Fall wird er dazu eingesetzt, Ulrich Kutschera zu diffamieren und ihn nicht nur als “Brandredner” zu bezeichnen, sondern ihm gleich zu unterstellen, dass er dem Anzünden von Flüchtlingsunterkünften das Wort redet.

Das ist schäbig, um nicht zu sagen, mies, es ist so mies, dass man sich fragt, was derartig boshafte Menschen, wie all diejenigen, die nichts dabei finden, einem Professor der Biologie, dessen furchtbare Verfehlung darin besteht, die Gender Studies zu kritisieren und damit eine Ideologie als solche zu bezeichnen, zu diffamieren und verbal ans Kreuz zu schlagen, mit sich selbst den ganzen Tag auskommen? Es muss schwierig sein, wenn man täglich den Hass in sich spürt, den Hass, der sich z.B. im Statement gegen Ulrich Kutschera niederschlägt und täglich der Welt vorgaukeln will, man sei ein Guter.

Nun, die Unterzeichner des Statements gegen Ulrich Kutschera sind allesamt keine Guten und Wissenschaftler sind sie schon gar nicht, denn sie kommen nicht einmal auf die Idee, sich mit Ulrich Kutschera inhaltlich auseinanderzusetzen. Das ist auch kein Wunder, den Kutschera hat ihr Heiligtum kritisiert und wie alle religiösen Krieger, die Blasphemie wittern, so gehen auch die Möchtegern-kritischen Studenten auf den Kreuzzug, derzeit noch verbal, aber wenn man ihrer eigenen Logik glauben darf, die eine Verbindung zwischen Sprache und Handeln herstellt und behauptet, verbale Ausgrenzung würde in Gewalt münden, dann muss man, nun, da die verbale Ausgrenzung von Ulrich Kutschera erfolgt ist, wohl nicht lange auf die Gewalt warten.

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Kommentare

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    Norbert Schönecker

    Man kann Gender-Studies selbstverständlich wissenschaftlich betreiben. Man kann zum Beispiel die Hypothese aufstellen "Wenn Frauen das Sagen hätten, dann gäbe es keine Kriege." Dann kann man Kulturen untersuchen, in denen Frauen das Sagen hatten, und die Hypothese auf ihre Wahrheit untersuchen. Eine wiederholbare Versuchsanordnung wäre in der Tat nicht praktikabel, aber das ist z.B. bei der Erforschung der Evolution der Säugetiere nicht anders.
    Hingegen sind wiederholbare Experimente im Bereich Firmenleitung durch Männer oder Frauen sehr wohl möglich. Hier kann Genderverhalten streng wisenschaftlich erforscht werden.
    Eine Begleitung durch biologische Forschung (Auswirkungen von Hormonen und angeborenen physiologischen Unterschieden, z.B. im Bereich des Sehvorgangs) könnte die Wissenschaftlichkeit weiter erhöhen.
    Wie an den Universitäten konkret die Gender Studies betrieben werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Es interessiert mich auch nicht sonderlich. Aber so pauschal, wie das Prof. Kutschera anscheinend tut, kann man Gender-Studies m.M.n. nicht abqualifizieren.

    Übrigens: Die Katholische Kirche hat sich sicher erst in der Neuzeit über Galilei geäußert, nicht im Mittelalter.

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