Sozialreformer, Menschenrechtsaktivist, Gandhiist und Eckpfeiler der indischen Atheisten-Bewegung Lavanam Gora verstirbt am 14. August 2015 im Alter von 85 Jahren an multiplem Organversagen in Vijayawada, Andhra Pradesh, Südindien.
Lavanam Gora war der älteste Sohn des in Indien weitum bekannten, hochrespektierten wie hochverdienten Atheistenführers Goparaju Ramachandra Rao, kurz “Gora”, und Saraswathi Gora. Geboren im Jahre des von Gandhi, im Rahmen seiner Kampagne des zivilen Ungehorsams gegen die biritischen Kolonialherren, initiierten „Salzmarsches“ wurde Lavanam nach demselbigen benannt, und so bedeutet „Lavanam“ im Sanskrit nichts anderes als „Salz“.
Lavanam wuchs im engeren Kreise Gandhi's auf, da sein Vater, Gora, sich der Sache Mohandas „Mahatma“ Gandhi's angeschlossen hatte und, trotz großer weltanschaulicher Differenzen, sich als Gandhiist sah und Lavanam, der es seinem Vater gleichtun würde, begann im jungen Alter von 12 Jahren seine sozialarbeiterischen und sozialreformatorischen Tätigkeiten und Bemühungen, als er während der Landreformen Vinoba Bhave's in Andhra Pradesh, Südindein, als Übersetzer tätig war.
Lavanam, der wie sein Vater Gora zuvor, dem Glauben und vor allem dem intrinsisch unterdrückerischen, unmenschlichen hinduistischen Kastenwesen den Rücken gekehrt hatte, heiratete, im Jahr 1960, „out of caste“, also außerhalb seiner eigenen Kaste, Hemalatha Lavanam (verstorben 2008), Tochter des in Indien bekannten Poeten Gurram Joshua, im Ashram Gandhis in Sevagram.
Zusammen begründeten Lavanam und Hemalatha Lavanam, als Subdivision des Atheist Centre in Vijayawada, Andhra Pradesh, die bis heute bestehende, säkular-humanistisch orientierte Entwicklungs-hilfeorganisation „Samskar“ („Reform“) und leisteten gemeinsam durch diese großartiges. So trug Samskar, unter der Leitung und Schirmherrschaft Lavanam's maßgeblich dazu bei, das menschen-verachtende „Jogini System“ (ein in Andhra Pradesh damals noch existierendes Rudiment des Devadasi, oder „Tempelprostituierten“ Systems) ganz und gar abzuschaffen. Des weiteren machte sich Lavanam durch Samskar für die Entstigmatisierung sogenannter „denoted tribes“, also Volksgruppen geächteter „Ex-Krimineller“, stark – mit großem Erfolg - indem er gemeinsam mit Hemalatha Lavanam, diesen nicht nur (Menschen-) Rechte verschaffte, sondern auch mit basalen Gütern, die jedem Menschen zustehen sollten, wie sauberes Wasser, medizinische Versorgung, Bildung und Aufklärung, versorgte. Darüberhinaus trug Lavanam maßgeblich dazu bei, das unmenschliche Kastensystem Indiens, vor allem in Andhra Pradesh, aber auch darüber hinaus, mit Stumpf und Stiel zu tilgen.
Die Tragweite der sozialreformatorischen, vom „Geiste“ des säkularen Humanismus geprägten Leistungen Lavanams sind nicht genug zu betonen und zu würdigen, denn ihm gelang es, durch sein Leben und sein Wirken, gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Atheist Centre, gesamtgesellschaftliche Umschwünge in großen Teilen Indiens einzuleiten und teils jahrtausendelang perpetuierte, religiös bedingte Stigmata und Systeme gleichsam abzuschaffen – Dinge, derer es im „westlichen“ Europa einem ganzen Zeitalter der Aufklärung, und mehr, bedurfte. Und so wurden Lavanam schon Zeit seines Lebens hohe Ehren zuteil in Form zahlreicher Auszeichnungen und Ehrungen, und sogar unter glaubensfesten Hindus wurde er als Philosoph, Reformer und Experte auf dem Gebiet der „Gandhian Studies“ geschätzt.
Lavanam's Körper wurde, als letzter Akt der Selbstlosigkeit und Dienst an der Menschheit, der Wissenschaft übergeben und die indischen Medien zollten einem großen Mann, sowie in Wort als auch in Tat, angemessenen Tribut.
Lavanam's Tod ist als großer Verlust für die indische, wie auch die internationale Atheistenbewegung zu sehen, jedoch wird sein Vermächtnis fortleben und seine eigene Lebensspanne weit überdauern.
Lavanam Gora (1. Oktober 1930 – 14. August 2015)
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