Schön, dass Muslime gegen den Islamischen Staat protestieren. Doch die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus ist oft spitzfindig. Es sind manchmal zwei Seiten einer Medaille.
Liebe muslimische Mitbürger und Mitbürgerinnen, liebe Nachkommen des Propheten Mohammed,
ich weiß nicht, ob das die richtige Anrede ist, sie hört sich etwas sperrig an. Ich würde gerne sagen: Liebe Muselmänner und Muselfrauen, aber das wäre, fürchte ich, politisch nicht korrekt. Und ich will niemand kränken. Zumal wir einiges gemeinsam haben. Auch ich bin ein Bürger mit Migrationshintergrund. Ich war elf und sprach kein Wort Deutsch, als meine Eltern Polen verließen und über Wien nach Köln zogen. Ausgerechnet Köln. Allerdings, Kattowitz, wo wir herkamen, war noch hässlicher.
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Kommentare
Ein wirklich vorzüglicher offener Brief von Broder.
(Unfreiwillig) bestätigt hat seinen Inhalt ein User im folgenden Kommentierungs-Blog in Bezug auf die Demo der Muslime gegen IS:
"Ich gehe nirgend wo hin, wo ich mich nicht angesprochen fühle. meines erachtens sind die IS keine Muslime und deshalb brauche ich mich nicht öffentlich zu beteiligen. so denken alle muslime in meiner umgebung."
Dieser Mensch hat es nicht gerafft, dass er damit genau die Vorurteile bestätigt, die viele gegen Muslime vorbringen. Nie geht einen irgendetwas an, was "im Namen des Islam" geschieht, weil ja jeder den Islam missversteht, alles ist aus dem Zusammenhang gerissen etc. Dieses seltsame Konstrukt des Islam ist typisch für jede Religion, die quasi den "Fehler" als entschuldigendes Element eingebaut hat. Der Koran ist zunächst fehlerfrei. Und wo steht das? Im Koran! Natürlich steht auch sicherheitshalber drin, dass "Wäre der Koran von einem anderen als Allah, so würden sie darin gewiß viel Widerspruch finden." (Sure 4,82). Also ist jemand nicht rechtgläubig (muslim) oder gar ein Kuffar, der auf einen Fehler (Widerspruch) des Koran hereinfällt. Er legt nicht richtig aus, hat eine falsche, private Meinung etc..
Da dem Islam eine übergeordnete, irdische Autorität fehlt, kann praktisch jeder nicht nur seine eigene Version stricken, sondern vor allem die Meinung missliebiger Muslime ablehnen. Deswegen sind immer die anderen Schuld am Elend der islamischen Welt, an Gräueltaten, an Missständen. Und wenn alle Moslems aufgerufen sind, zusammenzustehen in ihrer Umma, dann geht der vorwurfsvolle Blick streng gen Israel oder den USA. Religionen müssen also Sündenböcke in ihr Konstrukt einbauen, damit die "reine" Lehre überleben kann.
Dieses sich niemals der Verantwortung stellen (auch bei Christen bzgl. ihrer Kriminalgeschichte weit verbreitet) ist für mich das Hauptärgernis jeder Religion. Religion an sich, so deren Credo, reinigt! Oder Sheik Hassan Dabbagh neulich bei Hart aber fair. Der Salafist gibt Frauen nie die Hand um nicht unrein zu werden, labert aber den giftigsten Dreck, den er in seiner Verblendung nicht als übelsten Unrat ansieht.
Derart uneinsichtige Systeme, die Broder wunderbar aufspießt, müssen beseitigt werden, weil sie für jeden mittelbar oder unmittelbar Beteiligten schädlich sind. Da Selbstreinigungskräfte per Dekret abgeschafft wurden, ist auch niemals mit Besserung zu rechnen. Man muss sich nur die aberwitzigen Verrenkungen der römisch-katholischen Kirche anschauen, z.B. beim aktuellen Umgang mit Geschiedenen. Diese Diskussionen sind an Schwachsinn nicht zu überbieten. Und der Staat finanziert diese geistlich Kranken. Im politischen Alltag werden derart beratungsresistente Parteien über kurz oder lang bei Wahlen abgestraft und verschwinden in der FDP-Hölle. Doch Theokratien stellen sich nie dem Votum ihrer Gläubigen. Sie sind gut und barmherzig per definitionem. Und wer's nicht glaubt, kriegt ein paar aufs Maul!
Das erinnert mich, um auf den Islam zurückzukommen, an ein Plakat während einer Demo (sinngemäß): "Wer behauptet, der Islam sei gewalttätig, wird geköpft!"
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