"Über die Natur der Dinge": Das Lehrgedicht des antiken römischen Dichterphilosophen Lukrez gilt als "Bibel der Aufklärung". Lukrez verspottet darin die Götter und die damit verbundenen religiösen Kulte. Vor Kurzem ist eine neue Übersetzung des Lehrgedichts auf Deutsch erschienen - nicht in der üblichen Versform, sondern als Prosatext.
Als Materialist und Hedonist propagierte Lukrez ein lustbetontes Leben, das sich nicht nach den herrschenden gesellschaftlichen Normen ausrichtete. "Über die Natur der Dinge" ist ein Lobgesang auf jede Form der Sinnlichkeit; Empfindungen des Sehens und Hörens, leibliche Gefühle und sexuelle Ekstasen werden darin plastisch beschrieben.
Zitat: "Selbst im Akt der Umarmung nämlich irrt der Liebenden Leidenschaft suchend umher, sie wenden sich hierhin und dahin. Und können sich nicht entscheiden, was sie zuerst mit Händen und Augen genießen wollen. Fest umklammern sie das Objekt ihrer Begierde, bedrängen den Leib, beißen oft mit den Zähnen in die Lippen des anderen, pressen Mund auf Mund."
Euphorisch schildert Lukrez in der Einleitungspassage "Anrufung der Venus" auch die Dynamik der Natur, die von der Macht der Göttin angetrieben wird: "Kaum nämlich ist die Pforte des Frühlings aufgesprungen und es wirkt, plötzlich befreit, die Brise des Zephir, da, Göttin, künden die Vögel dich an, ins Herzen getroffen von deinen mächtigen Pfeilen. Dann toben Wild und Vieh über wuchernde Weiden, schwimmen durch schwellende Ströme. Alle folgen sie dir, von deinem Zauber gefangen, wohin du sie führst."
Weiterlesen im Originalartikel.
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