Malaysia: Islambehörde beschlagnahmt Hunderte Bibeln

Die Islambehörde im malaysischen Bundesstaat Selangor hat in einer Razzia bei der Malaysischen Bibelgesellschaft am Donnerstag Hunderte Bibeln beschlagnahmt und die Leiter der Bibelgesellschaft festgenommen.

Wie ein Beiratsmitglied der Bibelgesellschaft der Online-Zeitung „Malaysian Insider“ sagte, verschafften sich fünf Beamte der Islambehörde mit Hilfe der Polizei Zutritt zu den Räumen der Bibelgesellschaft in Petaling Jaya, der größten Stadt Selangors. Anschließend hätten sie rund 320 Bücher mitgenommen und den Vorsitzenden der Gesellschaft, Lee Min Choon, sowie den Geschäftsführer Sinclair Wong zur Vernehmung auf eine Polizeistelle gebracht.

In Indonesien „Allah“ für Christen erlaubt

Hintergrund des Vorgehens ist ein Streit darüber, ob Christen das in der Landessprache übliche Wort für Gott „Allah“ verwenden dürfen. Muslimische Gruppierungen in Malaysia gehen seit längerem dagegen vor. Die Benutzung des Wortes „Allah“ in den Bibelausgaben und anderen christlichen Schriften war laut „Malaysian Insider“ auch der Anlass für die Razzia in Petaling Jaya.

Nach Angaben des Beiratsmitglieds der Bibelgesellschaft handelte es sich bei dem beschlagnahmten Material jedoch um Importe aus Indonesien. In diesem Fall sei die Verwendung von „Allah“ nach einem Einigungspapier der Regierung erlaubt.

„Allah“ bereits in vorislamischer Zeit verbreitet

Der Vorsitzende des protestantischen Kirchenrats in Malaysia, Herman Shastri, forderte die Regierung von Selangor und die christlichen Abgeordneten des Landtags auf, sich „für ein Ende solcher Aktionen und Razzien einzusetzen“. Der christliche Politiker Joseph Kurup, Staatsminister im Amt des Premierministers, rief zu Besonnenheit auf. „Wenn irgendeine Gruppe unzufrieden ist, dann soll sie es bei den zuständigen Behörden vorbringen“, zitierten malaysische Medien aus einer Stellungnahme Kurups.

Malaysias Christen benutzten in ihrer Landessprache „Allah“ bereits in der vor über vierhundert Jahren veröffentlichten ersten malaiischen Bibelübersetzung. Auch in vorislamischer Zeit war dieses Wort für Gott schon in der nahöstlichen Welt verbreitet. Malaysia ist das einzige mehrheitlich muslimische Land, das Nicht-Muslimen den Gebrauch von „Allah“ verbieten will.

Hier geht's zum Originalartikel...

Kommentare

  1. userpic
    Mario Gruber

    Ich habe mal in Kuala Lumpur gewohnt und es überrascht mich fast, dass so etwas dort passiert. Die Umgebung um KL ist extrem modern und allein in den letzten 5 Jahren ist mir aufgefallen wie immer weniger Mädchen Kopftücher tragen und die Zahl von Atheisten steigt extrem rasant. Aus Panik theokratische Kontrolle zu verlieren bilden sich jetzt immer mehr Extremisten.
    Dies ist ein Zeichen, dass der Islam in Malaysia untergeht und motiviert nur noch mehr Leute religionskritisch zu werden. Die Hälfte meiner facebook Freunde sind aus Malaysia und ich kenne kaum jemanden der/die das begrüßt.
    Schade, aber eigentlich nicht wirklich allzu schlimm und die Extremisten schießen sich damit selbst ins Knie.

    Antworten

    1. userpic
      Cairsley

      Dies ist ein Fall idiotischer religionsbehördlicher Bigotterie der kleinlichsten, dummsten und arrogantesten Art. Der Begriff des Monotheismus wurde in diesen Teil der Welt ursprünglich von arabischen Kaufleuten verbreitet, damit das arabische Wort 'Allah' in dieser Gegend das gewöhnliche Wort für das vermeintliche höchste Wesen angenommen wurde, lange bevor Islam dort die etablierte Religion wurde. Christliche Arabischsprecher, wie zum Beispiel die Maroniten, nennen ganz natürlich seit dem Mittelalter das höchste Wesen Allah. Wäre das höchste Wesen da, würde es nicht durch diese geringfügige linguistische Intoleranz jener malaysischen Islambehörde geehrt.

      Antworten

      Neuer Kommentar

      (Mögliche Formatierungen**dies** für fett; _dies_ für kursiv und [dies](http://de.richarddawkins.net) für einen Link)

      Ich möchte bei Antworten zu meinen Kommentaren benachrichtigt werden.

      * Eingabe erforderlich