Mary-Anne Russon

Chirurgen am Xijing Hospital in X'ian in der Provinz Shaanxi im Nordwesten Chinas
haben ein 3D-Druckverfahren eingesetzt, um in einer bahnbrechenden Operation den Schädel eines Mannes zu rekonstruieren, der bei einem Unfall auf einer Baustelle schwere Schädel-Hirn-Verletzungen erlitten hatte.

 

Mary-Anne Russon

Reuters

Der 46-jähriger Farmer Hu war im vergangenen Oktober, als er Ausbauarbeiten an seinem Wohnhaus im Landkreis Zhouzhi beaufsichtigte, von einem Stapel Bretter getroffen worden und drei Stockwerke in die Tiefe gestürzt.

Er überlebte zwar den Sturz, erlitt jedoch einen schweren Trümmerbruch auf der linken Schädelseite. Nach der chirurgischen Entfernung der Knochentrümmer blieb eine riesige Eindellung auf einer Seite seines Kopfs zurück.

Infolge seiner Verletzungen ist Hu auf dem linken Auge praktisch blind, er sieht Doppelbilder, und er kann weder sprechen noch schreiben.

Er kann jedoch immer noch gehen und begreift die Beleidigungen und Witze, die Leute aus der Nachbarschaft über ihn machen. 'Halbschädelmann' oder 'Frankenstein' habe man ihn gerufen, wie die chinesische Website QQ's News Service mitteilt.

Nun wollten Chirurgen am Xijing Hospital der Fourth Military Medical University in der Stadt Xi'an den durch den Unfall zerstörten, 14 mal 9 Zentimeter großen Bereich der Schädelkalotte durch Implantation eines maßgeschneiderten, im 3D-Druck gefertigten Titannetzes ersetzen.

Im 3D-Druckverfahren Titan zu formen, ist nicht gerade billig, aber die Kosten dafür trägt das Krankenhaus, während das Titannetz selbst von Stryker gesponsert wird, einem internationalen Unternehmen, das sich auf Medizintechnologie und chirurgische Implantate spezialisiert hat.

Die dreieinhalbstündige Operation wurde am 29. August unter der Leitung des Chefs der Abteilung für Plastische Chirurgie des Xijing Hospital, Prof. Shu Mao Guo, durchgeführt. Shu ist Autor zahlreicher Arbeiten über neuste Entwicklungen auf den Gebieten Tissue Engineering und regenerative Medizin.

Zu dem Fall wurden zahlreiche internationale Experten konsultiert, da es sich bei der chirurgischen Wiederherstellung von Hus Schädel um einen äußerst riskanten und komplizierten Eingriff handelte.

Hus Kopfhaut und Hirnhäute (die das Gehirn schützend umgebenden Membranen) waren durch den Unfall miteinander verschmolzen und mussten sorgfältig voneinander getrennt werden, bevor das Titannetz eingesetzt werden konnte. Die Chirurgen mussten darüber hinaus den Schläfenmuskel durchtrennen, ohne dem Patienten dabei weitere Verletzungen zuzufügen.

Wie Shu gegenüber der chinesischen Zeitung Hua Shang Daily erklärte, hat die Herstellung mittels 3D-Druck es seinen Ärzten ermöglicht, eine extrem präzise und individuell geformte Schädelprothese aus Titangewebe herzustellen. Titan wird vom Körper gut angenommen, wodurch das Operationstrauma vermindert und die Operationszeit verkürzt wird.

Hu wurde zur Überwachung auf die Intensivstation verlegt und seine Ärzte erwarten, dass sie ihn in vier bis fünf Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden können. Sie hoffen, dass es durch die Wiederherstellung der Schädelkalotte zur Regeneration von Hirngewebe kommen wird und der Patient seine Sprech- und Schreibfähigkeit wiedererlangt.

 

Übersetzung: Manuela Lindkamp, Martin Uhlenbrock

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