Moral und (oder?) Religion

1. Einleitung

1.1 Begrüßung
Hallo Leute, in meinem zweiten Teil der Argumente gegen den Aberglauben, möchte ich
mich mit dem Thema Moral in Verbindung mit Religion befassen. Dabei werde ich auf die
Ursprünge der Moral in der Vergangenheit und in der Neuzeit eingehen und zeigen, dass
sie sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, anstatt stehenzubleiben wie etwas, das in einem
Buch geschrieben steht.
Mein Ziel ist es dabei zu zeigen, dass Moral keineswegs religiösen Ursprungs ist, sondern
vielmehr eine Wissenschaft, die noch keinen Namen hat und sich trotzdem gegen religiöse
„Werte“ durchzusetzen vermag.

 Moral und (oder?) Religion

1.2 Argumente gegen den Aberglauben (Teil zwei)
Im letzten und damit ersten Teil der Reihe habe ich gezeigt, dass die Existenz von Göttern und anderen Fantasiewesen weder widerlegt, noch bewiesen werden kann, jedoch die Wahrscheinlichkeit ihrer Existenz praktisch gleich Null ist. In diesem Teil werde ich zeigen, dass wir Religion an sich auch nicht brauchen, weil sie keine positive Kraft in unserer Welt ist, sondern eher eine Destruktive und dass sie uns nicht lehrt, wie wir „besser“ sein können, obwohl sie das für sich in Anspruch nimmt. Wie auch der letzte Artikel, Der Gott der Lücken, hat dieser hier seinen Ursprung im Blog von Unfassbarlangweilig und befindet sich zum Zeitpunkt, zu dem ich den Artikel hier reinstelle, noch in einer Umbauphase und ist daher nicht erreichbar. Damit er mehr Leute erreichen kann, stelle ich ihn jetzt auch hier rein.

 


2. Moral damals und heute

2.1 Definition
Moral kennt Jeder. Was gibt es da zu definieren?
„Moral, das ist, wenn man moralisch ist.“ sagt der Hauptmann in Georg Büchners Woyzeck. Das macht einem vielleicht klar, dass der Begriff nicht so einfach zu definieren ist. Man kann ihn schwammig umschreiben oder unnötig aufblähen:


Moral ist… wenn man das Richtige tut.
Moral ist… wenn man Gutes tut.
Moral ist… wenn man gütig, bescheiden, hilfsbereit ist.
Moral ist… die Gesamtheit der sozial repräsentierten und im Persönlichkeitssystem der
Individuen verankerten regelbezogenen Handlungsorientierungen und wechselseitigen
Verhaltenserwartungen oder eine näher bestimmte Teilklasse…


Sam Harris, der amerikanische Neurowissenschaftler, Schriftsteller und Befürworter des „New Atheism“ bzw der „Brights“ hat die meiner Meinung nach treffendste Beschreibung von Moral in seinem Buch „The Moral Landscape“ gefunden:
Moral ist laut Harris das Handeln mit dem Zweck die Maximierung des Wohlbefindens von empfindungsfähigen Wesen zu erreichen.
Dabei ist natürlich nicht nur das Wohlbefinden eines einzelnen Wesens gemeint, sondern das Wohlbefinden aller Beteiligten. Beispielsweise ist es mit dieser Definition nicht „moralisch“, wenn ein Vergewaltiger Spaß dabei hat anderen Menschen Gewalt anzutun. Aber auch diese Definition ist immer noch relativ schwammig. Was wäre zum Beispiel, wenn 100 Vergewaltiger in einem Raum mit zwei ihrer Opfer wären? Wäre es demnach moralisch wenige zu opfern für Viele?
Natürlich nicht. Aber wie wird so was festgelegt? In der Bibel/Koran/Torah? Weiter unten werde ich zeigen, dass heutige Moral nahezu gar nichts mehr mit zweitausend Jahre alten Schriften zu tun hat.

 

2.2 Herkunft der Moral
Nein, Texte können nicht die Quelle unserer Moral sein, denn Texte sind statisch, während Moral sich weiterentwickelt.  Vor einigen Hundert Jahren war es moralisch, sich Sklaven zu "halten". In Texten kann man moralisches Handeln lediglich beschreiben. Ein Beispiel sind unsere Gesetze. Durch sie versuchen wir ein miteinander Leben mit möglichst maximalem Wohlbefinden jedes Einzelnen zu gewährleisten. Moral hat also auch etwas mit sozialer Gerechtigkeit zu tun. Woher stammen aber unsere Gesetze? Sicher, sie wurden einmal von Menschen verfasst – in unterschiedlichen Ländern und zu unterschiedlichen Zeiten. Wenn man sie zurückverfolgt, dann landet man nicht etwa bei den „heiligen“ Schriften, sondern bei uralten Gesetzessammlungen, wie dem Codex Hammurapi aus Mesopotamien, der aus dem 18. Jahrhundert v. Chr. stammt und erstaunlich detailliert ist. An Stelle von zehn Geboten umfasst er schon mehr als 280 Gesetze. Natürlich sind unsere Gesetze nicht die Quelle unserer Moral. Sie geben uns nur Richtlinien für unser Verhalten in komplexen Situationen und sie halten Menschen mit weniger Sinn für moralisches Handeln im Notfall davon ab anderen zu schaden bzw. bestrafen.
Aber auch Gesetze sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. Gesetze werden i.d.R. mit dem Vorsatz angefertigt, das Wohlbefinden der Beteiligten zu maximieren – es sei denn, sie werden aus einem „heiligen“ Buch abgeschrieben (z.B.
Scharia). Insofern könnte man also sagen, dass sie die Moralstufe eines Landes wiedergeben. Ein Land, in dem Frauen unterdrückt werden oder in dem es die Todesstrafe gibt oder in dem Homosexuelle oder andere Minderheiten diskriminiert werden, wäre demnach moralisch einem Land unterlegen, in dem das nicht der Fall ist.
Die Herkunft der Moral ist also letzten Endes die Fähigkeit empfindungsfähiger Wesen, das Wohlbefinden für so viele andere empfindungsfähige Wesen wie möglich zu maximieren. Moral existiert also schon so lange, wie  empfindungsfähige Wesen. Und sie entwickelt sich mit ihnen weiter.
Wie jede unserer Fähigkeiten ist auch diese evolutionär bedingt (Nachzulesen z.B. in Richard Dawkins „Der Gotteswahn“, S. 296ff). Moralisches Handeln ist instinktiv in uns verankert. Dabei ist das Verhalten nicht auf das Tier namens Mensch beschränkt. Ansätze von moralischem Verhalten können auch bei anderen empfindungsfähigen Tieren beobachtet werden. Man braucht also keine Schrifttafeln um zu verstehen, dass man niemanden umbringen soll. Warum sollte man aber Gesetze brauchen, wenn doch alle Menschen instinktiv moralisch handeln? Da (auch evolutionär bedingt) jeder Mensch anders ist, gibt es auch hier immer wieder schwarze Schafe. Bei sogenannten Psychopathen zum Beispiel sind das soziale Normverständnis und ein Schuldbewusstsein unterentwickelt oder nicht vorhanden. Auch das soziale Umfeld
beeinflusst das Verhalten der Menschen.


2.3 Moral heute
Wenn ich es in schwarz/weiß Gedanken ausdrücken müsste, würde ich die Situation heute so beschreiben:
Es gibt zwei Arten von Moralischem Denken:

 

Moralcodices, die sich nach jahrtausenden alten Schriften richten, die sich seit ihrer Erstellung nicht verändert haben und die moralischen Zustände von damals wiedergeben. Auf diesen basieren in Staaten, mit Staatsreligion die Gesetze. Humanistische Moralansichten, die sich aus den alten Codices entwickelt haben, in dem diese immer weiter verbessert wurden. Auf diesen basieren in eher säkularen Staaten die Gesetze.


Einige Beispiele für 1:
Todesstrafe, Homophobie, Verhüllung und Unterdrückung von Frauen, legale Kindstötung bei Ungehorsam, legale Tötung von Frauen die fremdgehen (durch Steinigung), Töten von Menschen die Samstags arbeiten, Tötung Andersdenkender, Tötung von Frauen die abtreiben (egal aus welchem Grund)

 

Einige Beispiele für 2:
Keine Todesstrafe, Homoehe mit gleichen Rechten wie die Heteroehe, Emanzipation, Illegalität jeglicher Tötungen (außer Sterbehilfe), Abtreibung als Option für verzweifelte Frauen, Verhütung, Menschenrechte (inkl. Kinderrechte),  Meinungsfreiheit, Stammzellenforschung, Anti-Rassismus

 

Es gibt Menschen, die Moralkodices, wie in Beispiel 1 beschrieben als das erstrebenswertere Ziel erachten. Das also, welches das Wohlbefinden der Menschen hinreichend maximieren würde. Ich behaupte, dass jeder Mensch, dessen moralisches Denken nicht vollkommen verzerrt wurde (oder ist) mir zustimmen wird, dass das Beispiel 2 besser ist für alle Menschen, gleich welcher Kultur sie angehören.


3. Moral in den „heiligen“ Schriften
Um es nicht zu sehr ausschweifen zu lassen, behandle ich hier nur die „heiligen“ Schriften der abrahamitischen Religionen. Sie sollen stellvertretend stehen für alle theistischen Religionen, da durch die Beispiele klar werden sollte, dass es sich hier nicht um „gottgegebene“ oder „göttergegebene“ Moral handelt, sondern einfach nur um die
Vorstellungen der damaligen Zeiten. Ich schreibe extra „theistischen“, da atheistische Religionen, wie z.B. der Buddhismus hier nicht zum Thema gehören. Wenn man mit einem Theisten über die Moral der Bibel oder eines anderen „heiligen“ Buchs diskutiert, kommt oft sehr schnell eins der beiden Argumente:

Das ist doch nur bildlich gemeint…
Die moralischen Geschichten stehen weiter hinten… hier… siehst Du das? DAS ist Religion!

Zu beiden Argumenten:
Wenn dort Sachen bildlich gemeint sind – wer entscheidet was bildlich ist und was nicht? Und wer entscheidet, welche Geschichten als moralische Lehre gelten und welche nicht? Und woher nimmt der- oder diejenige die moralische Grundlage das zu entscheiden?
Die Antwort ist einfach: wir benutzen unsere eigenen, angeborenen und durch die Gesellschaft verfeinerten Moralvorstellungen um zu entscheiden, was aus den „heiligen“ Schriften moralisch ist und was nicht! Und ich verspreche Ihnen, das meiste ist alles andere als moralisch! Wenn wir also die Moralbeispiele der Schriften ernst nehmen wollen, dann alle. Jede Abweichung würde bedeuten, dass die „heiligen“ Schriften nicht unsere Quelle der Moral sind.
Die „heiligen“ Schriften zeigen Moralvorstellungen, wie sie vor tausenden von Jahren vielleicht als fortschrittlich angesehen worden wären, heute jedoch nicht mehr nur als barbarisch, sondern schlicht als unmenschlich angesehen werden würden.
Es folgen Beschreibungen ganzer Geschichten, mit Buchangabe.


3.1 Die Bibel – altes Testament
1. Buch Mose (Genesis) – Noah’s Geschichte

Der allwissende, alles könnende, psychopatische Rachegott JHWH ertränkt (bis auf jeweils zwei Exemplare seiner Art) alle Landlebewesen auf dem Planeten Erde mithilfe einer globalen Sintflut, die nachweislich niemals stattfand
(Anmerkung: Blog zum Zeitpunkt in dem das hier geschrieben wird nicht erreichbar).
Abgesehen von den erwachsenen Menschen ertränkt er auch gleich die unschuldigen Kinder und alle Tiere (es gab noch keine Erbsünde), obwohl er ja vorher wusste, dass sich alles genau so entwickeln würde, da er ja allwissend ist…

 

1. Buch Mose(Genesis) – Sodom und Gomorrha

Der psychopatische Rachegott JHWH will die Stadt Sodom samt allen Menschen (auch Kinder und Tiere) vernichten. Nur Abrahams Neffen Lot will er verschonen, weil der ja so moralisch ist. Hier also das Beispiel von moralischen Menschen in der Bibel:

Zwei männliche Engel besuchen Lot um ihn vor der Vernichtung der Stadt durch den Rachegott zu warnen. Während er sie in seinem Haus bewirtet, versammelt sich der lokale Mob (Männer aus der Stadt Sodom) vor seiner Tür und verlangt die beiden Engel ausgeliefert zu bekommen um… Sodomie mit ihnen zu betreiben. Ja sie haben richtig gelesen: (1. Mose 19,5): „Sie riefen nach Lot und fragten ihn: Wo sind die Männer, die heute Abend zu dir gekommen sind? Heraus
mit ihnen, wir wollen mit ihnen verkehren.“ Soweit, so schlecht. Aber es war ja nur der lokale Mob, der das verlangte. Lot’s Moral ist rein, nicht wahr? Aber es geht weiter:
(1. Mose 19,6): „Da ging Lot zu ihnen hinaus vor die Tür, schloss sie hinter sich zu und sagte: Aber meine Brüder, begeht doch nicht ein solches Verbrechen! Seht, ich habe zwei Töchter, die noch keinen Mann erkannt haben. (Anm: d.h. sie waren Jungfrauen) Ich will sie euch herausbringen. Dann tut mit ihnen, was euch gefällt. Nur jenen Männern tut
nichts an; denn deshalb sind sie ja unter den Schutz meines Daches getreten.“
Das also war aus Sicht der Bibel ein moralischer Mensch…
Seine Töchter, die ja auch vom Rachegott JHWH verschont wurden, weil sie so „moralisch“ waren, treiben übrigens etwas später in der Geschichte beide Inzest mit ihrem Vater, von dem sie Schwanger wurden und Stammväter zweier Völker gebaren (1. Mose 19,30-38)…


Buch Richter Kapitel 19
Die Geschichte mit Lot war wohl moralisch so wertvoll und beliebt, dass sie nahezu identisch im Buch Richter wiederholt wurde – nur noch etwas amoralischer (aus humanistischer Sicht, nicht aus religiöser): Dort ist es ein Priester, der mit seiner Konkubine und einem Knecht durchs Land zieht und bei einem alten Mann Unterschlupf findet. Am Abend umstellen auch hier Männer aus der Stadt das Haus des alten Mannes, der dem Priester Gastgeber ist und verlangen den Priester vor der Tür um ihn zu vergewaltigen. (Richter, 19,22). Auch hier verweigert der Gastgeber die Herausgabe des
Mannes mit nahezu denselben Worten, wie in Lots Geschichte. Als Ausweg bietet er an:
„Da ist meine jungfräuliche Tochter und seine (Anm.: des Priesters) Nebenfrau. Sie will ich zu euch hinausbringen; ihr könnt sie euch gefügig machen und mit ihnen tun, was euch gefällt.“ (Richter, 19, 24-26).
Super Moralvorlage, nicht wahr? Ich bin fast dabei religiös zu werden. Es geht aber noch weiter: das Mädchen und die Frau werden die ganze Nacht lang bis in den Morgen vergewaltigt. Vom Mädchen wird gar nichts mehr erwähnt. Die Frau schaffte es nicht mehr zurück ins Haus und starb an der Türschwelle an ihren schweren Verletzungen. Ihr Mann
(der Priester) verhielt sich so: (Richter 19, 28): „Er sagte zu ihr: Steh auf, wir wollen gehen! Doch sie antwortete nicht. Da legte er sie auf den Esel und machte sich auf die Heimreise. Als er nach Hause gekommen war, nahm er ein Messer, ergriff seine Nebenfrau, zerschnitt sie in zwölf Stücke, Glied für Glied, und schickte sie in das ganze Gebiet Israels.“
Hier könnte man jetzt abbrechen, aber das Resultat dieser blutigen Tat sollte noch erwähnt werden: Die Rachegelüste, die durch das Verschicken der Körperteile geschürt wurden, resultierten in einem Rachefeldzug, in dem insgesamt über 60000 Menschen ums Leben kommen, die mit der ganzen Sache gar nichts zu tun hatten. Der Priester und der alte
Mann aber, kommen ungeschoren davon (weil sie so moralisch sind?).
Da das hier kein Buch wird, werde ich nicht noch weitere Geschichten detailliert betrachten. Wer aber selber gerne noch mehr über biblische Moral lernen will, findet hier Glanzbeispiele:

 

1. Mose 12 und 20 (Fremdgehen und Bestrafung Unschuldiger) 1. Mose 17,11 (Verstümmelung Minderjähriger als Gesetz (Beschneidung)) 1. Mose 22 (Zwingen des Vaters das eigene Kind als Brandopfer zu töten um dann im letzten Moment zu sagen „war nur ein Scherz“) Richter 11 (Tochter eines Militärführers wird Gott als Brandopfer „übergeben“; Gott schreitet hier nicht ein) 2. Mose (Exodus) 32 (Die Menschen wollen andere Götter anbeten. Mose lässt (nachdem er die zehn Gebote erhalten hat) daraufhin erstmal 3000 Menschen töten. Das reicht Gott aber nicht: er schickt den Überlebenden am Ende des Kapitels noch eine Plage.) 4. Mose (Numeri) 31 (Nachdem Gott Moses dazu angestiftet hat das Volk der Midianiter anzugreifen, lässt dieser die Städte niederbrennen und die Männer töten. Nachdem er erfährt, dass Frauen und Kinder verschont blieben, befielt er explizit die Tötung aller Jungen und aller Frauen, die keine Jungfrauen mehr sind. Die kleinen Mädchen sollen zur Massenvergewaltigung am leben gelassen werden…) Das selbe Vorgehen wird im fünften Buch Mose (Deuteronomium) explizit von Gott gefordert (auch was die Frauen angeht) 5. Mose 20 (Gott verlangt den Völkermord an dem Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Perisitern, Hiwitern und Hebusitern) 5. Mose 22 (Wenn wir der Moral der Bibel folgen würden, müssten wir laut diesem Kapitel die folgenden Taten mit dem Tod bestrafen: Verfluchen der Eltern („Ihr Säcke!“ reicht schon aus), Ehebruch, Geschlechtsverkehr mit der Schwiegermutter oder der Schwiegertochter, Homosexualität, Ehe mit einer Frau und ihrer Tochter, Sodomie (Tier muss auch getötet werden), samstags arbeiten) 2. Mose 34 (Kurzgefasst soll man religiöse Stätten anderer Religionen zerstören und sich keinesfalls mit Andersdenkenden einlassen (Zum Beispiel mit Leuten, die behaupten, die Erde sei nicht der Mittelpunkt des Universums)) Josua 6, 21 Hier nur ein kurzes Zitat von einer Tat, die in der Bibel als heroisch angesehen wird: „Mit scharfem Schwert weihten sie alles, was in der Stadt war, dem Untergang, Männer und Frauen, Kinder und Greise, Rinder, Schafe und Esel.“ Das wird dann also „weihen“ genannt. Interessant. (Deuter 22,13-21): (Wenn ein Mann eine Frau heiratet, die zu dem Zeitpunkt nicht mehr Jungfrau ist) „soll man das Mädchen hinausführen und vor die Tür ihres Vaterhauses bringen. Dann sollen die Männer ihrer Stadt sie steinigen, und sie soll sterben.“


Jeder, der auch nur einem der obigen Beispiele von Moral oder einem Gesetz aus der Bibel widersprechen würde, bezieht somit seine Moralvorstellungen nicht aus der Bibel. Und wenn man jemandem begegnet, der all diese Beispielen und Gesetze als Moralvorlage für sich gewählt hat, dann sollte man vielleicht am besten ganz schnell weglaufen…

 


3.2 Die Bibel – neues Testament
Dann kam Jesus und alles wurde besser… oder? Nein. Es wird sogar noch schlimmer.
Wenn er überhaupt existiert hat (man geht inzwischen eher davon aus; es ist aber keinesfalls sicher, war er seiner
Zeit moralisch gewiss in einigen Belangen voraus: er wollte nicht sofort alles töten, was atmen konnte, egal ob sein „Dad“ das nun wollte oder nicht. Natürlich war er nicht der Sohn Gottes, denn es gibt keine Götter. Für den Zweck dieses Abschnitts gehen wir aber einfach mal davon aus.

Fangen wir mit seinen Jüngern an. Alles heilige, gute, brave… Männer (keine Frauen…). Wie jeder Sektenführer, versuchte er die Leute an sich zu binden. Nur, dass er damit erfolg hatte:
Lukas 14, 26:
„Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.“ Okay ich geb’s zu. Ich wäre ein eher schlechter Jünger gewesen, denn ich liebe meine Eltern und Geschwister und ich hasse mich nicht.


Viele Christen glauben, mit Jesus wurden die barbarischen Gesetze des alten Testaments aufgehoben. Doch dem ist nicht so. Jesus selbst sagte dazu laut Bibel:
Matthäus 5, 17:
„Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz (Anm.: altes Testament) und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.“
Matthäus 10, 24:
„Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Hausgenossen eines Menschen
werden seine Feinde sein.“

Na was für ein widerlicher Mistkerl… Im Großen und Ganzen wird hier aber klar, was von den Gläubigen eigentlich nur erwartet wird: Denkt nicht.
1. Korinther 14, 33:
„Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern ein Gott des Friedens. Wie es in allen Gemeinden der Heiligen üblich ist, sollen Frauen in der Versammlung schweigen; es ist ihnen nicht gestattet zu reden. Sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz es fordert. Wenn sie etwas wissen wollen, dann sollen sie zu Hause ihre Männer fragen; denn es
gehört sich nicht für eine Frau, vor der Gemeinde zu reden.“

Matthäus 15, 1-20:                                                                                                                                                            Nachdem sich Leute bei Jesus beschwert haben, dass er mit ungewaschenen Händen Nahrung zu sich nimmt, was gegen die „Überlieferungen der Alten“ gehe, antwortet er ihnen, dass sie ihre Kinder nicht töten würden, wenn diese
sich gegen die Eltern auflehnen und dass das der wahre Gesetzesbruch sei (siehe oben, 5. Mose, 22). Zudem sagt er, man könne nichts Unreines durch den Mund aufnehmen, sondern nur Unreines durch den Mund abgeben. Das mag daran liegen, dass Jesus noch nicht mit der Bakteriologie oder der Virologie vertraut war… oder weil er zuviel Müll
geredet hat.

Aber genug der Zitate hier. Wer mehr will, kann auf http://www.skepticsannotatedbible.com/ hunderte solcher Zitate finden, schön sortiert nach Art der Moralverfehlung. Das Schlimmste jedoch am neuen Testament ist zweifellos die Erbsünde, die direkt aus der alttestamentlichen Geschichte um Adam und Eva (die nie existiert haben) entspringt. Die
Idee, dass ein Mensch für das verantwortlich ist, was seine Vorfahren getan haben. Auch wenn er sie noch niemals gesehen oder von ihnen gehört hat.


Ich fasse die Geschichte bis hier kurz in einem Bild zusammen, damit wir den Überblick
nicht verlieren:

 

Dass Jesus das so nicht geplant hatte, ist klar. Es im Nachhinein in seinen Tod zu interpretieren ist leicht. Witzigerweise soll sein Tod die Menschen damit nicht nur von vergangenen, sondern auch die zukünftigen Sünden befreit haben.
Na dann dürfen die Christen ja machen, was sie wollen!
Und hier noch ein kleiner Fun Fact über die Bibel:

 


3.3 Der Koran – heiliges Buch des “Friedens”
Ohne hier bewertend zu sein, werde ich einfach ein paar Zitate auflisten, sodass jeder seine eigene Meinung bilden kann:


2:39
„Diejenigen aber, die ungläubig sind und unsere Zeichen für Lüge erklären, werden Insassen des Höllenfeuers sein und (ewig) darin weilen.“
2:90
[…] „Und die Ungläubigen haben (dereinst) eine erniedrigende Strafe zu erwarten.“
2:104
“Ihr Gläubigen! Sagt nicht: “”Achte auf uns!”", sondern: “”Schau auf uns!”" Und hört (auf das, was euch gesagt wird)! Die Ungläubigen haben (dereinst) eine schmerzhafte Strafe zu erwarten.”
2:126
“Und (damals) als Abraham sagte: “”Herr! Mach dies zu einer sicheren Ortschaft und beschere ihren Einwohnern Früchte – denen von ihnen, die an Allah und den jüngsten Tag glauben!”" Allah sagte: “”Wer aber ungläubig ist, den lasse ich (die Güter dieser Welt) ein wenig genießen. Hierauf weise ich ihn unweigerlich in die Strafe des Höllenfeuers ein – ein schlimmes Ende!”"”
2:191
Und tötet sie, wo (immer) ihr sie zu fassen bekommt, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben! Der Versuch (Gläubige zum Abfall vom Islam) zu verführen ist schlimmer als Töten. Jedoch kämpft nicht bei der heiligen Kultstätte (von Mekka) gegen sie, solange sie nicht (ihrerseits) dort gegen euch kämpfen! Aber wenn sie (dort) gegen euch kämpfen dann tötet sie! Derart ist der Lohn der Ungläubigen.
2:193
Und kämpft gegen sie, bis niemand (mehr) versucht, (Gläubige zum Abfall vom Islam) zu verführen, und bis nur noch Allah verehrt wird! Wenn sie jedoch (mit ihrem gottlosen Treiben) aufhören (und sich bekehren), darf es keine Übertretung geben, es sei denn gegen die Frevler.
3:10
Denen, die ungläubig sind, werden ihr Vermögen und ihre Kinder vor Allah nichts helfen. Sie werden (dereinst) Brennstoff des Höllenfeuers sein.
4:55
Diejenigen, die nicht an unsere Zeichen glauben, werden wir (dereinst) im Feuer schmoren lassen. Sooft (dann) ihre Haut gar ist, tauschen wir ihnen eine andere (dagegen) ein, damit sie die Strafe (richtig) zu fühlen bekommen. Allah ist mächtig und weise.
4:74
Diejenigen aber, die das diesseitige Leben um den Preis des Jenseits verkaufen, sollen um Allahs willen kämpfen. Und wenn einer um Allahs willen kämpft, und er wird getötet – oder er siegt -, werden wir ihm (im Jenseits) gewaltigen Lohn geben.
5:80
Du siehst, daß viele von ihnen sich denen anschließen, die ungläubig sind. Schlimm ist, was sie selber früher (an Werken) begangen haben, (so) daß Allah (nunmehr) über sie aufgebracht ist. Und sie werden (ewig) in der Strafe der (Hölle) weilen.


An dieser Stelle breche ich mal ab, denn man mag hier vielleicht schon einen roten Faden erkennen können. Ich fasse auch hier mal kurz zusammen:
„Tötet alle Ungläubigen“

Ja, man hätte es auch viel leichter und kürzer aufschreiben können als übers ganze Buch verteilt. Aber vielleicht bleibt es so besser in Erinnerung. Nicht sehr fantasievoll mag man meinen, aber wir alle sollten alleine in den letzten Jahrzehnten gesehen haben, wozu so was führt…

 


3.4 Fazit
Tja, soviel zur Moral in den „heiligen“ Schriften. Es ist nahezu Überflüssig anzumerken, dass kein Atheist, der bei Sinnen ist, andere Menschen töten würde, weil sie sein Weltbild nicht teilen. Denn da es kein Leben nach dem Tod gibt oder irgendwelche Rachegötter, sie sich für das scheren, was passiert auf diesem einen Planeten von 300 Milliarden, in einer
von über 100 Milliarden Galaxien. Wir machen unsere Moral selber und wir sind dafür auch verantwortlich. Die Moral von uns wegzuweisen und jemandem oder etwas anderem zuzuschreiben ist lediglich ein erbärmlicher (und gefährlicher) Versuch sein eigenes unmoralisches Handeln zu rechtfertigen. (Theistische) Religion in ihrem Kern ist im Grunde nur ein Quell des Hasses auf Andersdenkende. Im Folgenden zitiere ich einige Briefe von gläubigen, braven, moralisch
überlegenen Christen an atheistische Autoren wortwörtlich um zu zeigen, zu welchem grenzenlosen, unmoralischem, kleingeistigem, (geistes-)kranken Hasses religiöser Glaube führen kann:


Brief an Brian Flemming (Der Gott, den es nicht gab):


„Ihr habt eindeutig nicht alle Tassen im Schrank. Am liebsten würde ich ein Messer nehmen, euch Idioten den Bauch aufschlitzen und vor Freude schreien, wenn euer Inneres vor euch nach außen quillt. Ihr wollt einen heiligen Krieg anzetteln, aber dabei werden ich und meinesgleichen eines Tages das Vergnügen haben, Taten wie die gerade erwähnte zu begehen. Aber GOTT lehrt uns, nicht nach Rache zu streben, sondern für Menschen wie euch zu beten. Mich tröstet die Gewissheit, dass die Strafe, die GOTT euch auferlegen wird, tausendmal schlimmer ist als alles, was ich euch antun könnte. Das Beste dabei ist noch, dass ihr ewig für diese Sünden büßen werdet, von denen ihr überhaupt nichts wisst. Der Zorn GOTTES wird keine Gnade kennen. Um eurer selbst willen hoffe ich, dass euch die Wahrheit offenbart wird, bevor das Messer sich in euer Fleisch senkt.

Frohe WEIHNACHTEN!

PS: Ihr habt wirklich keine Ahnung, was euch noch erwartet… Ich danke GOTT, dass ich nicht bin wie ihr.“


Ich danke meinem Verstand, dass ich nicht bin wie so jemand. o_O
Brief an die Redaktion von „Freethought Today“ (Freidenkertum heute) in den USA:

„Hallo, ihr Käse fressender Abschaum. Von uns Christen gibt es viel mehr als von euch Verlierertypen. Es gibt KEINE Trennung von Kirche und Staat, und ihr Heiden werdet verlieren…
Teufelsanbetender Abschaum… Bitte sterbt und fahrt zur Hölle… Ich hoffe ihr bekommt eine schmerzhafte Krankheit, zum Beispiel Arschkrebs, und sterbt dann einen schmerzhaften langsamen Tod, damit ihr euren Gott treffen könnt, den SATAN… Ey Leute, dieses Zeug mit der Religionsfreiheit, das ist doch geil… Also ihr Schwulis und Lesben, nehmt’s leicht und passt auf, wo ihr hingeht, denn Gott erwischt euch, wenn ihr’s am wenigsten erwartet… Wenn euch dieses Land und das, weswegen es gegründet wurde, nicht gefällt, dann haut verdammt noch mal ab und geht direkt in die Hölle…

PS: Scheiß drauf, du Kommunistennutte… Bewegt eure schwarzen Ärsche raus aus den USA… Ihr habt keine Ausrede. Die Schöpfung ist mehr als Beweis genug für die Allmacht des HERRN JESUS CHRISTUS. Wir werden nicht sang- und klaglos verschwinden. Wenn in Zukunft Gewalt nötig ist, denkt daran, dass ihr angefangen habt. Mein Gewehr ist geladen.“


Ja, netter Brief… die USA wurden übrigens säkular gegründet.
In diesem Video dürfen wir miterleben, wie Richard Dawkins einmal etwas von seiner täglichen Hate-Mail, die er von theistischen Extremisten bekommt, vorliest:

http://www.youtube.com/v/-ZuowNcuGsc

(Ich kann hier leider keine Videos beliebig reinstellen. Nur am Anfang oder am Ende. Daher einfach nur ein Link.)

 

Atheisten sind im Grunde die moralisch fortgeschritteneren Menschen, weil ihr moralisches Handeln nicht von der Angst vor einer Hölle oder sonstigem Zorn in irgendeiner Art von Nachleben gelenkt wird. Wir tun Gutes nicht, weil wir denken, dass wir sonst Bestraft werden, sondern weil wir fühlen, dass es das Richtige ist. Trotzdem aber, wird immer wieder Gott/Allah/JHWH als moralischer, gütiger Retter von gläubigen Menschen herangezogen.

 


Zwei Beispiele:
Bei einer Flutwellenkatastrophe kommen 30000 Menschen ums Leben. Zwei überleben und werden nach wochenlangem Überlebenskampf gefunden.
Theisten sagen: „Gott hat sie gerettet.“
Atheisten sagen: „Wenn es einen Gott gäbe, dann hätte er 29998 Menschen mit einer Flutwelle getötet und zwei wochenlang gefoltert.“
Wenn er denn so allmächtig ist (wenn es ihn überhaupt gäbe) und so allwissend, wieso hat er dann nicht die Flutwelle verhindert oder die Menschen gewarnt? Sicher weil er so gütig und moralisch ist…


In Cleveland, Ohio wurden letztens drei Frauen aus jahrelanger Gefangenschaft befreit (Anm. Link mitlerweile down). Sie wurden gefoltert und vergewaltigt.
Wortlaut aus dem Video (siehe Link oben):

„Die Nachbarn jubeln und danken Gott, dass die seit circa zehn Jahren vermissten Frauen in Cleveland, Ohio, wieder aufgetaucht sind.“

Was für eine absurde, kranke, fehlgeleitete Logik. „Gott“ hat demnach also auch dafür gesorgt, dass die Frauen überhaupt entführt, zehn Jahre lang gefoltert und vergewaltigt wurden bis er sich endlich zufrieden gab (er schaut
ständig zu!) und jemanden benachrichtigte, dass sie noch leben…
Wir sehen also: man kann Alles in Alles hereininterpretieren. Bildlich gesprochen:

 

 


4. Quellen


Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Moral http://de.wikipedia.org/wiki/Woyzeck http://de.wikipedia.org/wiki/Sam_Harris https://en.wikipedia.org/wiki/New_Atheism https://de.wikipedia.org/wiki/Codex_Hammurapi http://en.wikipedia.org/wiki/Evolution_of_morality http://de.wikipedia.org/wiki/Historische_Jesusforschung

Andere im Netz

http://seite360.de/2011/01/17/odon-von-horvaths-jugend-ohne-gott-oder-somethingcompletely-different/ http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=2474 http://www.skepticsannotatedbible.com/ http://www.koransuren.de/koran http://www.buskampagne.de/ http://www.stern.de http://www.spiegel.de http://www.nobeliefs.com/Tripoli.htm


Der Gottes Wahn (Richard Dawkins)
ISBN: 978-3-550-08688-5
Englischer Originaltitel: The God Delusion


The Moral Landscape (Sam Harris)
ISBN: 978-1-4391-7122-6

Kommentare

  1. userpic
    Gast

    Das Problem und die reale Gefahr geht davon aus, das die jeweiligen heiligen Schriften häufig als unveränderbar und als Worte Gottes angesehen werden. Damit begründen dann bekannte Apologeten wie William Lane Craig die vermeintliche Objektivität der göttlichen Moral. Tatsächlich sind die Werke von Menschen erdacht und geschrieben wurden und repräsentieren die Wertevorstellungen der Zeit ihrer Enstehung. Wie im Beitrag schon erwähnt, wurden dabei schon bestehende im Menschen verankerte Moralvorstellungen subsumiert. Damit konnte dann über Jahrtausende eine Deutungshoheit aufrecht erhalten werden, die sich erst mit der Entwicklung zu säkularen Staaten geändert hat. Hier werden die Gesetze in einem gesellschaftlichen Konsenz gestaltet, der auf der humanistischen Tradition beruht. Der unermessliche Hass von Religiösen gegen Andersdenkende und -lebende resultiert aus der vermeintlichen einzigen göttlichen Wahrheit inklusive der "objektiven" Moral.

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