Naturwissenschaften ideologisch unterrichten!

Die erste grün-rote Regierung in Baden-Württemberg macht schon wieder Schlagzeilen!

Während die Bildungsplanreform von Kultusminister Andreas Stoch bei zehntausenden einen Sturm der Entrüstung entfachte als es um den Sexualunterricht der Kinder geht - wo man nur erklären will, dass es auch etwas anderes jenseits von der Heterosexualität und Männlein und Weiblein gibt, ist ein weiteres "Reförmchen" gänzlich untergegangen.

Laut der "Welt" will die Landesregierung Biologie ganz abschaffen in den Klassen 5 und 6 soll dann das Fach "Naturphänomene und Technik" unterrichtet werden. Es ist eine Mischung zwischen Biologie, Chemie, Physik und Technik und führt dann dazu, dass auch Fachfremde Lehrer Biologie unterrichten dürfen.

Im Prinzip wäre das so, wie wenn man Alt-Griechisch und Latein als Fach "Alte Sprachen" zusammen tut oder eben Französisch, Spanisch und Englisch als das Unterrichtsfach "Moderne Sprachen" unterrichtet. Auch interessant wären wohl als Schulfächer Politik, Philosphie, Sozialwissenschaften und Religion als "Weltanschauungen".

Wenn man jedoch wohl noch weiter liest im Bildungsplan (laut Welt) ist wohl das größte Schreckensgespenst für alle Aufgeschreckten folgendes: Nebenbei sollen ethisch umstrittene (nun wohl eher für Grüne und Religiöse) und gesellschaftlich bedeutsame Themen wie Klonen und Pränataldiagnostik aus dem Lehrplan verschwinden.

Wie genau das abläuft, wage ich mir gar nicht vorzustellen. Genetik ganz streichen, weil man sonst aufs Klonen käme? Oder auch die Evolutionslehre überspringen, da es ja zur Frage der Pränataldiagnostik kommen könnte?

Lehrer und Wissenschaftler wurden natürlich nicht vorher befragt, das Kultusminister beschließt einfach mal und Deutschland wird dann wohl in Zukunft vielen anderen Ländern Konkurrenz machen in dem Thema, warum immer mehr Menschen Kreationisten sind.

Noch ist nichts beschlossen und vielleicht kann das noch umgedreht werden. Für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland ist jedoch so ein Lehrplan in Schulen eine Kapitulation vor Glaubensanschauungen - und ein fatales Signal an die sowieso allzu arg gebeutelten MINT-Fächer.

Quelle: http://www.welt.de/kultur/article124938515/In-Schwaben-sind-jetzt-sogar-die-Gruenen-gegen-Bio.html

http://www.kultusportal-bw.de/,Lde/Startseite/schulebw/bildungsplanreform2015

Kommentare

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    Gerhardw

    Du hast da bisschen zu viel Spekulationen mit rein gebracht. Biologie, Chemie und Physik haben beträchtliche Überschneidungen. Dazu ist auch noch wissenswert, dass diese Fächer bisher nicht durchgängig Unterrichtet werden. So werden bisher an Gymnasien Physik und Chemie oft erst ab der 9. Klasse, Biologie manchmal ab der 7. Unterrichtet. Mit dem neuen Konzept wäre aber ein durchgehender Unterricht von der 5. an möglich. Das wäre meiner meinung nach ein echter Fortschritt. Und seien wir mal Ehrlich, Klonen und Pränataldiagnostik sind -abgesehen, dass sie zu hoch für 5. und 6.Klässler wären- eher ein Thema für den Politikunterricht.

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      Spriggan

      Ich bin ein wenig überrascht wie scheinbar in anderen Bundesländern bereits Naturwissenschaftlicher Unterricht gehandhabt wird. Bei uns gab es Sachkunde in der Grundschule (eher sowas wie Erdkunde), dann später Bio ab der 5. - für mich ein idealer Zeitpunkt. Man fängt an mit Skelettaufbau von bekannten Tiren: Hunde, Katzen, Pferde, Kühe, dann natürlich auch später Sexualkunde!
      Dass manche erst ab der 7.Klasse Biologie haben ist schon erschreckend - und es wundert mich auch nicht, warum Deutschland solche Probleme hat MINT-Fächer Studenten zu finden.
      Physik ab Klasse 6 war bei uns der Fall und Chemie ab Klasse 7. Oftmals überschneiden sich Themen, aber bitte zugegebener Maßen erst sehr viel später im Stoff sicher nicht im Anfang, da möchte ich mal ein Beispiel kennen.
      Biologie und Chemie wenn es an die Genetik geht, so ab Klasse 9/10 und Physik mit Chemie, wenn es an Atome und deren Verhalten geht. Auch erst Klasse 9/10. Da sollten sich Lehrer abstimmen, und meist sind die Lehrpläne auch darauf abgestimmt. Vorher macht es keinen Sinn - erst im Studium wieder, wo man sich dann entscheiden kann, ob man Bio-Chemie mit Schwerpunkt hat oder Theoretische Chemie (z.B.), dann kann man sich spezialisieren.

      Aber am Anfang gibt es keine Überschneidungen und es ist falsch künstlich welche zu finden.
      Auch die Kommentare zum Klonen und der Pränataldiagnostik überraschen mich. In der 9.Klasse kommt man im 2. Teil der Sexualkunde ganz zwangsläufig zu Themen wie Pränataldiagnostik und in der Oberstufe erst Recht! Dass man es in Ordnung findet in der gesamten Schullaufbahn gar nicht über Klonen und Pränataldiagnostik redet (hier geht es nicht nur um die 5. und 6. Klasse!), finde ich jetzt selbst bei den Kommentaren hier irritierend oder wurde es falsch verstanden?

      Ich sehe das wie Joseph Wolsing: Die Lehrer sind nicht kompetent genug. Wir hatten Lehrer die Physik und Chemie unterrichtet haben, Bio und Chemie - aber die konnte man nur in einem Fach davon gebrauchen, ansonsten waren sie eine absolute Fehlbesetzung. Wenn ich mir die Lehrerausbildung ansehe, weiß ich auch warum. Vor allem: Warum ein gutes System ändern?

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        Joseph Wolsing

        Das Problem des fachfremden Unterrichts gibt es schon länger. Ich hatte miterlebt, wie meine Mentorin im Ref (Englisch, Geographie) Gemeinschaftskunde angetragen bekommen hat. Die gute Frau stand nur kurz vor der Rente und ist im Lehrerzimmer fast amok gelaufen. Ich denke man überschätzt viele Lehrer bezüglich des fachfremden Unterrichtens. Da gibt es einige die in den Naturwissenschaften im Wissen ihren Schülern und Schülerinnen (man hab ich das lang nicht mehr geschrieben!) immer nur eine Stunde voraus sind. Das ist suboptimal wenn Du Schüler wie mich oder ein Paar meiner Freunde hast. Die merken das und dann bist Du geliefert! Aber Naturwissenschaft ideologisch selektieren, geht gar nicht. Es bleibt zu hoffen, dass dann genügend Eltern auf die Barrikaden gehen!

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          muna.apfelbaum

          Als Diplom Chemikerin stimme ich Gerhardw zu, dass es wegen der Überschneidungen großen Sinn macht, ab Klasse 5 Chemie, Biologie und Physik zusammen in einem Fach zu unterrichten. Ich bin sogar dafür, dieses Kombifach noch früher zu unterrichten. Ab Klasse 11 aufwärts mach es jedoch keinen Sinn mehr, diese Fächer zusammen zu unterrichten. Besonders die Themen in Chemie und Physik werden dann zu komplex und sollten für Abiturienten als einzelne Fächer behandelt werden. Klonen und Pränataldiagnostik sind eindeutig Themen für ein Naturwissenschaftliches Fach. Meiner Meinung nach ab Klasse 11. Bevor man darüber diskutiert, ob man aus ethischen Gründen für oder gegen Klonen ist, sollte man erst mal verstehen können, was Klonen im Detail eigentlich ist. Man kann auch in einem Naturwissenschaftlichen Fach über Ethik diskutieren. Ich verstehe aber die Sorge von Spriggan. Es wirkt auf mich auch so, als ob der Lehrplan immer mehr an die Weltanschauungen einiger Leute angepasst werden soll und es nicht mehr hauptsächlich darum geht, der nächsten Generation so viel Wissen wie möglich zu vermitteln.

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