„Opium für’s Volk!“ – auch für unsere Jüngsten?

Gehört religiös oder konfessionell gebundener Unterricht heute noch ins Klassenzimmer?

„Opium für’s Volk!“ – auch für unsere Jüngsten?

Foto: Pixabay.com / stevepb

Die Statistiken sind eindeutig – und die rückläufige Zahl an getauften Schülern dürfte niemandem verborgen geblieben sein. Doch trotz eindeutiger Trends schützt die staatliche Neutralität den Andersdenken in unseren Schulen bislang nicht. Viel eher ist der religiöse Eingriff in die Bildung ein schwieriges Terrain, das auch verfassungsrechtliche Dimension hat. Das harmonische Nebeneinander von Kirche und Staat, es macht auch vor dem Lehrplan nicht halt. Zwar können die Jugendlichen ab einem gewissen Alter dem Ethik-Unterricht beiwohnen, doch auch er sieht eine umfassende Auseinandersetzung mit unserem „christlich geprägten Abendland“ vor. Ich plädiere dafür, konfessionellen Unterricht aus den öffentlichen Schulen vollends zu verbannen. Nur so kann gewährleistet werden, dass sich Kinder anderen Glaubens nicht benachteiligt fühlen – und eine Gleichheit in der Behandlung der unterschiedlichen Prägungen hergestellt ist. Gegen einen gemeinsamen Werteunterricht für alle Schüler habe ich generell nichts einzuwenden. Er würde unserem Bildungswesen sicherlich guttun. Denn auch wenn ich von der populistisch formulierten „Verrohung der Jugend“ nicht viel halte, kann eine Befassung mit humanistischen Tugenden dem Heranwachsen unserer Kleinsten nicht schaden. Mit solch einer Regelung würde zudem vermieden, dass Kirchen oder andere Religionsgemeinschaften auf die Lehre an unseren Schulen Einfluss haben.

Kein Ort für religiöse Werbung

Wer religiöse Bildung wünscht, kann sein Kind auf entsprechende Privatschulen schicken. Im öffentlichen Bildungssystem der 2020er-Jahre hat ein konfessionell gebundener Unterricht nichts mehr zu suchen. Katholische und evangelische Kirche praktizieren mit Kommunions- und Konfirmationsunterricht schon heute sehr gut, was bereits morgen für alle Glaubensgemeinschaften gelten sollte. Es widerspräche dem Gedanken des staatlichen Schulwesens, wenn immer mehr Religionsvertreter auf einen eigenen Anspruch pochen würden, ihre Lehre im öffentlichen Raum zu verbreiten. Schule ist kein Ort für religiöse Werbung, denn sie ist Privatsache – und darauf sollten wir mit aller Deutlichkeit verweisen, wenn nicht nur in Konstanz die Erwartungshaltung mancher Eltern wächst. Sie fordern den Zugang ihrer Ideologie in unsere Bildungsräume, eigene Lehrkräfte und ein Ende der angeblichen Ungerechtigkeit für jene Schüler, denen bisher ein adäquates Angebot an Weltanschauungsunterricht fehlt. Verdrängen wir Religionsstunden ab Klasse 1 – und schaffen wir Platz für Lerninhalte, die unsere Jüngsten zu mündigen Bürgern machen. Denn allein dadurch befähigen wir sie, selbst darüber zu entscheiden, ob sie aus freien Stücken und abseits von Mathe, Deutsch und Englisch an einem außerschulischen Unterricht der Kirchen und Bekenntnisgemeinden teilnehmen möchten. Das wäre fair – und würde den Streit um die Diskriminierung religiöser Minderheiten in unseren Bildungsstätten endlich beenden!

Kommentare

  1. userpic
    Jörg Jaskolka

    Nein und nochmals nein! Religionsunterricht gehört nicht in Kinderköpfe. Das sogenannte christliche Abendland diskutiert aber auch doch noch immer wieder ausgiebig, ob Präambeln mit einer Zuschreibung zur
    „christlichen Wertegemeinschaft“ in die Verfassung gehören. (S. SH.)
    Solange dies obsolet ist, wird Schule ohne Religionsunterricht Wunsch bleiben. Jeder Staat setzt alles daran, seine Zukunft nicht mit Freigeistern zu versehen und an diese zu verlieren! Religionsunterricht ist Indoktrination mit einer nicht freien Welt- und Lebenssicht.

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