Radikal, global, konservativ

Kurienmitarbeiter fahren Taxi, der Papst lebt im Gästehaus und darüber, wie sie mit Geschiedenen umgehen wollen, dürfen Kardinäle nun immerhin diskutieren. In seinem ersten Jahr als Papst hat Jorge Mario Bergoglio die katholische Kirche aufgemischt. Doch bei den Mitarbeitern des Vatikans ist die Stimmung schlecht.

Radikal, global, konservativ

Es ist eine Versammlung würdiger Herren, die sich da hinter verschlossenen Türen im Vatikan zur Kardinalsversammlung trifft - um neue Mitglieder in ihrer Mitte willkommen zu heißen und um in lange nicht mehr gekannter Offenheit über die Zukunft der katholischen Kirche zu debattieren.

Walter Kasper hält das Hauptreferat; unter Benedikt XVI. war der deutsche Theologe der Ökumene-Beauftragte des Papstes, ein Mann von gutem Ruf und begrenztem Einfluss. Doch nun redet er, zwei Stunden lang, auf den Wunsch des neuen Papstes Franziskus hin, der ihm auch das heikle Thema aufgetragen hat: Wie soll die Kirche mit Geschiedenen umgehen, die wieder geheiratet haben? Nach der gegenwärtigen Lehre sind sie von den Sakramenten ausgeschlossen.

Der 80-jährige Kasper hat schon öfters erklärt, dass er diese Regelung für zu starr hält. Nun argumentiert er vorsichtig, stellt mehr Fragen, als dass er selber die Antworten gibt. Generell sollten Geschiedene, die wieder heiraten, nicht zu den Sakramenten zugelassen werden, sagt er, aber könnte man nicht über differenzierte Einzelfall-Lösungen nachdenken? Ausgerechnet zwei deutschen Kardinälen geht das zu weit - Joachim Meisner, der Kölner Kardinal, und Gerhard Ludwig Müller, der Präfekt der Glaubenskongregation, reden sofort dagegen.

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