Video Nr. 1 aus der neuen Serie: „Evolution und Gesellschaft – Glaube contra Wissen im 21. Jahrhundert“ des AK Evolutionsbiologie in Zusammenarbeit mit der Richard Dawkins Foundation.
Video-Serie Nr. 4: Evolution und Gesellschaft – Glaube contra Wissen im 21. Jahrhundert
Nachdem von 2010 bis 2012 zehn Videoproduktionen in der Serie „Tatsache Evolution. Was Darwin nicht wissen konnte“ veröffentlicht worden sind und die Nachfolgereihe „Design-Fehler in der Natur. Wallace und die Gott-lose Evolution“ Ende 2014 abgeschlossen war, startet das Kasseler Evolutionsbiologen-Team eine neue Reihe. Während im Rahmen der Serie Nr. 3 „Evolution ist überall“ inhaltlich zusammenhanglose Lehrfilme veröffentlicht werden, hat die im Juni 2016 eröffnete Reihe Nr. 4 wieder ein inhaltliches Konzept. Unter dem Titel „Evolution und Gesellschaft – Glaube contra Wissen im 21. Jahrhundert“ werden politisch relevante Themengebiete, wie z. B. der Rassismus, die Gender-Ideologie usw. thematisiert. Die Serie wird vom Arbeitskreis (AK) Evolutionsbiologie in Zusammenarbeit mit der Richard Dawkins Foundation für Vernunft und Wissenschaft (RDF) organisiert und produziert.
Video Nr. 1: Rassismus – Evolution – Schöpfung. Ein Streitgespräch
Vor 150 Jahren hat der Jenaer Evolutionsforscher Ernst Haeckel (1834–1919) sein Hauptwerk mit dem Titel „Generelle Morphologie der Organismen“ publiziert. Neben der Einführung grundlegender Begriffe und Konzepte, wie z. B. Ökologie, Ontogenie, Phylogenie, Drei Organismenreiche, das Biogenetische Gesetz usw. hat Haeckel (1866) die biblische Vorstellung einer göttlichen Schöpfung als „Irrtum“ zurückgewiesen. Der Zoologe hat dargelegt, dass der Mensch, gemäß der Darwin-Wallace’schen Deszendenztheorie, von „affenartigen Säugetieren“ abstammt. Da Ernst Haeckel von „Rassen“ und „Arten“ spricht, und in späteren Schriften die Verwandtschaftsbeziehungen ethnischer Menschengruppen behandelt, wird der Zoologe noch heute mit dem politischen Begriff „Rassismus“ in Verbindung gebracht.
In dem aufgezeichneten Streitgespräch zwischen dem Evolutionsbiologen Prof. Dr. Ulrich Kutschera und dem katholischen Theologen Prof. Dr. Thomas Schärtl werden die folgenden Haeckel‘schen Themen diskutiert:
1. Sollte sich die Biologie dem Glauben öffnen?
2. Ist der biblische Gott ein Lückenfüller?
3. Wie kann Schöpfung theologisch interpretiert werden?
4. Neuer Atheismus contra Gottesbeweise?
5. Warum kennen Buddhisten keinen Gott?
6. Sonntagspredigt in der Kirche: Belügt der Pfarrer seine Gläubigen?
7. Menschenrassen: Ethnische Gruppen als Abstammungsgemeinschaft?
8. Ist der Rassismus durch die Evolutionsforschung widerlegt?
Moderation: Frau Vesna Kerstan, Nexworld TV 2010
Fazit: Rassismus ist eine politische Ideologie ohne biologische Grundlage; Menschen u. a. Lebewesen sind die Produkte einer Jahrmillionen langen biologischen Evolution; biblische Schöpfungsmythen konnten durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse widerlegt werden. Der „Affenprofessor“ Ernst Haeckel (1866) hat vor 150 Jahren eine neue Ära der (atheistischen) Evolutionsforschung begründet, die bis heute (2016) andauert.
Kommentare
Was mir aufgefallen ist:
) Die Moderatorin war erschreckend schlecht vorbereitet. Das zeigt sich schon in ihrer ersten Frage, als sie meint, Galilei wäre eingekerkert worden, weil er behauptet hätte, die Erde sei keine Scheibe. (2:30)
) Kutschera hält Mythen, Legenden und Märchen für Kinderkram. (8:45)
) Kutschera begeht den gängigen Fehler und bringt "Mittelalter" und "Hexenverbrennung" in Zusammenhang (5:30)
) Kutschera wechselt im Gegensatz zu seinem Gesprächspartner auf die persönliche Ebene. Er verwendet den Begriff "Spinnereien" (5:15) und beschwört mit dem Satz "Ich möchte da gar nicht von den bösen Atheisten sprechen" (12:40) einen persönlichen Konflikt herauf, den es zumindest im Studio gar nicht gibt. Auch die Frage, ob der Pfarrer "uns für blöd verkaufen" will (14:00) ist eher auf der persönlichen als auf der sachlichen Ebene.
Zum Rassismus:
Was "Rassismus" genau meint, ist leider nicht definiert worden. Hier gehen die Meinungen ja weit auseinander.
Ich musste mir selbst schon anhören, dass ich Rassist sei, einfach nur deswegen, weil ich verschiedene Menschenrassen unterscheide. Diese Unterscheidung trifft u.a. auch Dawkins, ist also offenbar unter Evolutionsbiologen vertretbar.
Trotz der minimalen genetischen Unterschiede, die Prof. Kutschera betont, gibt es doch markante Detailunterschiede, z.B. in der Körpergröße. Das führt dazu, dass die verschiedenen Rassen für manche speziellen Zwecke besser geeignet sind als andere. Man muss sich nur einmal ansehen, wer bei olympischen Spielen im 100-Meter-Sprint-Finale steht. Dafür sind beim Hochsprung keine Pygmäen vertreten, was nicht weiter verwundert.
Wissenschaftlich darf man dann die Frage stellen, ob verschiedene Rassen auch für andere, nicht so äußerlich-sichtbare Zwecke besondere Eignungen besitzen. Vielleicht sind manche Rassen besonders für Rhythmus begabt, andere für Mathematik, wieder andere für Sprache. Das ist zumindest denkbar und auch untersuchbar.
Wohlgemerkt: Ich spreche hier von genetisch vererbbaren Talenten, nicht von kulturell gewachsenen Schwerpunkten (obwohl längerfristig hier sicher ein Zusammenhang besteht).
Gerade die Evolutionsbiologie, die sich ja auch mit der Züchtung von z.B. Hunderassen mit besonderen Schwerpunkten auskennt, dürfte hier keine Hemmungen haben und müsste die schwerpunktmäßigen Talente und Schwächen der menschlichen Rassen erforschen.
Damit begibt sie sich aber - zumindest nach Meinung vieler als fortschrittlich geltender Menschen - sehr in den Geruch des Rassismus.
Die Feststellung, dass besondere Talente (oder der Mangel daran) nichts, aber auch gar nichts am WERT eines Menschen ändert, ist wiederum keine naturwissenschaftliche Aussage. Solche Aussagen treffen Ethiker, Philosophen, Theologen. Der Naturwissenschaft stünde eine Aussage über den Wert menschlichen Lebens gar nicht zu.
Ich nehme aber an, dass Prof. Kutschera mit seiner betonten Distanzierung von rassistischem Gedankengut genau letzteres gemeint hat: Alle Menschen, egal welcher Herkunft und Hautfarbe, haben den selben Wert. (Eine Meinung, die ich auch vertrete). Damit bewegt er sich allerdings nicht mehr auf naturwissenschaftlichem Gebiet. Dass Lebewesen, die genetisch fast gleich und evolutionär nur durch 40000 Jahre getrennt sind, den gleichen Wert besitzen, ist eine philosophische Aussage, die durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse begründet ist.
Für einen rassistischen Philosophen wäre es aber durchaus möglich, den Wert von Rassen z.B. auf ihre körperliche oder kulturelle Leistungsfähigkeit zurückzuführen und zu sagen: Schaut, wie groß die Auswirkungen so geringer genetischer Unterschiede sind! Der nationalsozialistische Rassismus hat betont naturwissenschaftlich argumentiert (schlecht, gefälscht und aus heutiger Sicht hoffnungslos veraltet, aber wer kann bestreiten, dass auch heute noch wissenschaftliche Erkenntnisse gefälscht und missbraucht werden). Was ich sagen will: Die von Kutschera dargebrachten Erkenntnisse werden einen Rassisten nicht aufhalten, selbst wenn er sie für wahr hält. Und sogar ein Evolutionsbiologe kann ein Rassist sein.
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