Richard Dawkins über die Zeit

Die Eröffnungsrede zur Ausstellung „Über Zeit” im Ashmolean Museum in Oxford

Richard Dawkins über die Zeit

Foto: pixabay.com / geralt

2001 führte das Ashmolean Museum in Oxford eine Ausstellung mit dem Namen „Über Zeit” durch, in der Uhren und Zeitmesser aller Zeitalter zu sehen waren. Lesen Sie die Eröffnungsrede von Autor Richard Dawkins, die auch in seiner jüngsten Sammlung von Texten Science in the Soul (deutsche Ausgabe „Forscher aus Leidenschaft“ im Oktober 2018) erschienen ist.

Das Ashmolean Museum ist Oxfords führendes Museum für Kunst und Antiquitäten. 2001 führte es eine Ausstellung mit dem Namen „Über Zeit” durch, in der Uhren und Zeitmesser aller Zeitalter zu sehen waren. Ich fühlte mich geehrt, dazu eingeladen worden zu sein, sie zu eröffnen und hier ist die Rede, mit der ich das tat.

Zeit ist recht mysteriöses Material - fast so ungreifbar und schwer festzuhalten wie das wache Bewusstsein selbst. Sie scheint zu fließen - wie ein immerwährender Fluss - aber was genau fließt da? Wir haben das Gefühl, dass die Gegenwart die einzige Instanz der Zeit ist, die tatsächlich real existiert. Die Vergangenheit ist eine verschwommene Erinnerung, die Zukunft eine vage Unsicherheit. Physiker sehen es anders. Die Gegenwart hält keinen privilegierten Status in ihren Gleichungen. Einige Physiker der neueren Zeit sind sogar so weit gegangen, die Gegenwart als ein Produkt des Gehirns des Beobachters, als eine Illusion zu beschreiben.

Für Poeten ist Zeit keineswegs eine Illusion. Sie hören das Herannahen ihres geflügelten Streitwagens, sie versuchen Fußspuren in ihrem Sand zu hinterlassen, wünschen es gäbe mehr von ihr - um dazustehen und in die Ferne zu starren, laden sie ein, ihre Karawane anzuhalten, sei es auch nur für einen Tag. Sprichwörter definieren Aufschub als ihren Dieb oder sie berechnen mit unwahrscheinlicher Genauigkeit die Rate ihrer möglichen Einsparungen. Archäologen entdecken rosarote Städte, halb so alt wie die Zeit selbst. Kneipenbesitzer rufen sie auffordernd an die Gentlemen aus. Wir verschwenden sie, verbringen sie, holen sie heraus, vergeuden sie, schlagen sie tot.

Lange bevor es Uhren oder Kalender gab, haben wir - tatsächlich alle Tiere und Pflanzen - unsere Leben in astronomischen Zyklen gemessen. Nach den Umläufen dieser riesigen Uhren im Firmament: der Rotation der Erde um ihre Achse, der Rotation der Erde um die Sonne und der Rotation des Mondes um die Erde.

Nebenbei, es ist erstaunlich, wie viele Leute denken, dass die Erde im Sommer näher an der Sonne ist als im Winter. Wenn dem wirklich so wäre, hätten die Australier ihren Winter zur selben Zeit wie wir. Ein leuchtendes Beispiel für diese Art von Nördlicher Hemisphären Arroganz war eine Science-Fiction Geschichte, in der eine Gruppe von Weltraumreisenden, weit draußen in einem fernen Sternensystem, nostalgisch über den Heimatplaneten sinnierten: „Man stelle sich nur mal vor, es ist jetzt Frühling zuhause auf der Erde”.

Die dritte große Uhr unseres Himmels, der Orbit des Mondes, übt seinen Einfluss auf Lebewesen hauptsächlich durch den Mondkalender aus. Der Pazifische Palolowurm, Palolo viridis oder Eunice viridis lebt in Ritzen von Korallenriffen. In den frühen Morgenstunden zweier bestimmter Tage während des letzten Viertels des Mondes im Oktober brechen die Hinterteile aller Würmer simultan ab und schwimmen zu einer Fortpflanzungsorgie an die Oberfläche. Es sind bemerkenswerte Hinterteile. Sie haben sogar ihr eigenes Paar Augen.

Das gleiche Phänomen zeigt sich 28 Tage später, im letzten Viertel des Novembermondes. Das Timing ist so verlässlich, dass die Inselbewohner genau wissen, wann sie in ihren Kanus hinausfahren und die sich windenden Hinterteile der Palolowürmer einsammeln können, die als geschätzte Delikatesse gelten.

Beachten Sie, dass die Palolowürmer ihre Synchronität nicht durch eine simultane Reaktion auf ein bestimmtes Signal aus dem Himmel erreichen. Vielmehr integriert jeder Wurm unabhängig die Zyklen, die er über viele Mondphasen registriert hat. Sie alle errechnen die gleichen Ergebnisse aus denselben Datensätzen und so kommen sie, wie alle guten Wissenschaftler, zur gleichen Erkenntnis und stoßen zeitgleich ihre hinteren Enden ab.

Biologischen Uhren, auch wenn man sie von der Außenwelt abschneidet, ticken trotzdem weiter

Eine ähnliche Geschichte ließe sich von Pflanzen erzählen, die ihre Blütezeit synchronisieren, indem sie auf sukzessive Veränderungen der Tageslänge reagieren. Viele Vögel gleichen ihre Paarungszeit auf dieselbe Weise ab. Dies kann leicht durch Experimente mit zeitgesteuerter künstlicher Beleuchtung, die für andere Jahreszeiten geeignete Tageslängen simulieren, nachgewiesen werden.

Die meisten Pflanzen und Tiere - vermutlich alle lebenden Zellen - haben innere Uhren tief in ihrer Biochemie verborgen. Diese biologischen Uhren manifestieren sich in allen Arten von physiologischen und Verhaltensrhythmen. Man kann sie auf Dutzende von Arten messen. Sie sind verbunden mit den externen astronomischen Uhren und im Normalfall mit ihnen synchronisiert. Interessant daran ist aber, dass diese biologischen Uhren, auch wenn man sie von der Außenwelt abschneidet, trotzdem weiter ticken. Es sind wahrhaftig innere Uhren. Jet-Lag ist die Unannehmlichkeit, die wir erleben, wenn unsere inneren Uhren nach einer signifikanten Veränderung des Längengrades durch einen externen Zeitgeber zurückgesetzt werden.

Längengrade sind natürlich eng mit Zeit verknüpft. John Harrisons Siegerbeitrag zur großen Längengrad-Herausforderung des achtzehnten Jahrhunderts war nicht mehr als eine Uhr, die korrekt blieb, auch wenn man sie mit auf See nahm. Zugvögel nutzen ebenfalls ihre eigenen inneren Uhren zu ähnlichen Navigationszwecken.

Hier ist ein wunderbares Beispiel einer inneren Uhr. Wie Sie wissen, haben Arbeiterinnen-Bienen einen Kode, mit dem sie ihren Schwarmangehörigen mitteilen können, wo sie Nahrung gefunden haben. Der Kode ist ein Tanz in Form einer Acht, den sie auf den vertikalen Waben im inneren des Stockes ausführen. Eine gerade Linie durch die Acht zeigt die Richtung an, in der sich die Nahrung befindet. Da der Tanz auf vertikalen Waben durchgeführt wird, der Winkel zur Nahrung aber horizontal ist, muss hier eine Konvention existieren. Diese Konvention ist, dass die aufwärtsgerichtete Richtung auf den Waben in der vertikalen die Richtung zur Sonne in der Horizontalen repräsentiert. Ein Tanz mit genau nach oben zeigenden Mittellinie veranlasst die anderen Bienen den Stock zu verlassen und direkt auf die Sonne zu zufliegen, Ein Tanz mit einer 30° nach rechts auf den Waben zeigenden Mittellinie teilt den anderen Bienen mit: Verlasst den Stock und fliegt in einem 30° Winkel rechts von der Sonne.

Das ist an sich schon beeindruckend genug und als Karl von Frisch dies zum ersten Mal entdeckte, fanden es viele Leute schwer zu glauben. Wahr ist es dennoch. Und es wird noch besser und das bringt uns dann auch wieder zurück zum Sinn für Zeit. Es gibt ein Problem mit der Sonne als Referenzpunkt. Sie bewegt sich. Oder besser, da sich die Erde dreht, scheint sich die Sonne im Lauf des Tages zu bewegen (von links nach rechts in der nördlichen Hemisphäre). Wie gehen Bienen damit um?

Von Frisch experimentierte damit, die Bienen in seinem Observations-Bienenstock für mehrere Stunden gefangen zu halten. Sie tanzten weiter. Aber er stellte etwas fest, was tatsächlich fast zu gut ist um wahr zu sein. Als sie Stunden fortschritten, drehten die tanzenden Bienen langsam die Richtung der Mittellinie ihres Tanzes, so dass weiterhin die korrekte Richtung zur Nahrung angezeigt und die sich veränderte Position der Sonne kompensiert wurde. Und sie taten das, obwohl sie innerhalb des Stockes die Sonne nicht sehen konnten. Sie nutzten ihre inneren Uhren um die ihnen „bekannten” Änderungen der Sonnenposition zu kompensieren.

Was das bedeutet, wenn man einmal darüber nachdenkt, ist, dass der Median des Tanzes selbst wie ein Stundenzeiger einer normalen Uhr rotiert. Jedoch entgegen dem Uhrzeigersinn (in der nördlichen Hemisphäre), wie der Schatten auf einer Sonnenuhr. Wären Sie von Frisch gewesen, wären Sie, im Angesicht einer solchen Entdeckung, nicht glücklich gestorben.

Interessant daran ist aber, dass diese biologischen Uhren, auch wenn man sie von der Außenwelt abschneidet, trotzdem weiter ticken.

Selbst nach der Erfindung der Uhr blieben Sonnenuhren essentiell für die Einstellung der Uhren und die Synchronisation mit der großen Uhr im Himmel. Hilaire Bellocs berühmter Reim ist daher ziemlich unfair.

Ich bin ‘ne Sonnenuhr und rate nur
was weit besser gezeigt wird durch ‘ne Uhr

Es ist weniger bekannt, dass Belloc eine ganze Serie von Versen über Sonnenuhren verfasste, einige humorvoll, einige ernst, mehr im Einklang mit dem „Kampf gegen die Zeit”-Thema unserer Ausstellung.

Wie langsam er kriecht, der Schatten; doch ist es soweit,
Wie rasch sich die Schatten dann senken. Wie rasch! Wie rasch!

Kriech Schatten, kriech, nimm hinweg die Stunden meines Lebens
Magst es wohl tun, Aufzuhalten versuche ich Dich vergebens

Verstohlen gehen die stillen Stunden herum
Mag jede verwundet, die letzt bringt Dich um

Nur ob seltnen Momenten, wenn die Sonn scheint auf Gras
Steh ich nur herum, als wärs nur zum Spaß

Ich bin eine Sonnenuhr, falsch herum aufgestellt
Meine törichte Herrin kostete ich massenhaft Geld

Vielleicht denken sie an den letzten Vers, wenn Sie sich in der Ausstellung umsehen und feststellen, dass die exquisite kleine Taschen-Sonnenuhr einen eingebauten Kompass hat, ohne den sie nutzlos wäre.

Als ich von den großen Uhren des Kosmos sprach, ging ich nicht über die Spanne eines Jahres hinaus. Es gibt jedoch potentielle astronomische Uhren für immens größere Zeiträume. Unsere Sonne braucht etwa 200 Millionen Jahre um sich einmal komplett um das Zentrum der Galaxie zu drehen. Soweit ich weiß, sind auf diese kosmische Uhr jedoch keinerlei biologische Prozesse ausgerichtet.

Der längste Zeitgeber, der ernsthaft als möglicher Einfluss auf das Leben angenommen wird, ist ein etwa 26 Millionen Jahre Zyklus von Massenaussterben. Die Beweise für diese Theorie beinhalten komplizierte statistische Analysen der Aussterberaten, die in den Fossilien aufgezeichnet sind. Es wird kontrovers diskutiert und ist auf keinen Fall definitiv nachgewiesen. Es besteht kein Zweifel an, dass Massenaussterben stattfinden und zumindest eins davon mit ziemlicher Sicherheit durch einen Kometeneinschlag vor 65 Millionen Jahren ausgelöst wurde, bei dem die Dinosaurier verschwanden. Kontrovers ist hingegen die These, dass die Wahrscheinlichkeit für solche Ereignisse alle 26 Millionen Jahre ihren Höhepunkt erreicht.

Eine weitere angenommene astronomische Uhr, die über ein Jahr hinausgeht, ist der 11-jährige Sonnenfleckenzyklus, der für gewisse Populationszyklen arktischer Säugetiere, wie Luchse und Schneehasen verantwortlich sein könnte, wie von Charles Elton, dem großen Oxford-Ökologen in den Aufzeichnungen der gefangenen Felle der Hudson Bay Company entdeckt wurde. Doch auch diese Theorie bleibt kontrovers diskutiert.

Herr Direktor, Sie haben einen Biologen eingeladen, um diese Eröffnung durchzuführen, also werden sie auch nicht überrascht sein, hier mit Geschichten über Bienen, Palolowürmern und Schneehasen verwöhnt worden zu sein. Sie hätten einen Archäologen fragen sollen und wir wären alle von Geschichten über Dendrochronologie oder Karbon Datierung gefesselt worden. Oder einen Paläontologen und wir hätten mehr über Potassium-Argon Datierung gehört und über die beinahe Unmöglichkeit für das menschlichen Gehirn, das schiere Ausmaß der geologischen Zeit zu begreifen. Ein Geologe hätte eine jener Metaphern bemüht, mit denen wir darum kämpfen - und zumeist scheitern - die geologische Tiefenzeit zu verstehen. Meine Lieblings-Metapher, die ich übrigens nicht selbst erdacht habe, wie ich direkt hinzufügen möchte, obwohl ich sie in einem meiner Bücher verwendete, ist wie folgt:

Breiten Sie Ihre Arme aus, um die gesamte Geschichte der Evolution von den Ursprüngen des Lebens an ihren linken Fingerspitzen bis zum heutigen Tag an ihren rechten Fingerspitzen zu repräsentieren. Den gesamten Weg über Ihre Körpermitte bis deutlich hinter Ihre rechte Schulter, besteht Leben aus nichts weiter als Bakterien. Tierisches Leben beginnt ungefähr an Ihrem rechten Ellenbogen. Die Dinosaurier entstanden in der Mitte ihrer rechten Handfläche und starben an Ihrem letzten Fingerglied aus. Die komplette Geschichte des Homo Sapiens und unserer Vorfahren Homo Erectus befindet sich in der Breite eines Fingernagel-Abschnittes. Für die dokumentierte Geschichte, für Babylon, für die Assyrer, die wie ein Wolf über die Herde kamen, für die jüdischen Patriarchen, die Legionen Roms, die christlichen Vorväter, die Dynastien der Pharaos, die Gesetze der Meder und Perser, die sich nie ändern, für Troja und die Griechen, für Napoleon und Hitler, die Beatles und die Spice Girls gilt allesamt: sie und jeder der sie kannte werden zu Staub hinweggefegt von einem sanften Streich einer Nagelfeile.

Wäre ich ein Historiker, hätte ich Geschichten darüber erzählt, wie verschiedene Völker Zeit wahrgenommen haben. Wie manche Kulturen sie als zyklisch betrachteten, andere als linear und wie dies ihre gesamte Lebenseinstellung beeinflusst hat. Darüber wie der Islamische Kalender auf den Mondzyklen beruht, während unserer jährlich basiert ist. Darüber wie Uhren einst hergestellt wurden, in den Tagen bevor Galileo sein eigenes Herz als Uhr verwendete, um das Gesetz der Pendelbewegung herauszufinden und perfekte Hemmungen entwarf. Ich hätte hinzugefügt, dass die Chinesen bereits im zehnten Jahrhundert über eine mit Wasser angetriebene Pendeluhr verfügten.

Ich hätte darüber gesprochen, wie die Ägyptischen Wasseruhren zu verschiedenen Jahreszeiten unterschiedlich kalibriert werden mussten, weil sich eine ägyptische Stunde als ein Zwölftel der Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang definierte - eine Sommerstunde war also länger als eine Winterstunde. Richard Gregory, von dem ich diesen außergewöhnlichen Fakt gelernt habe, merkt hierzu milde an, dass „dies den Ägyptern einen ziemlich anderen Sinn für Zeit als den unseren beschert habe muss”.

Sie könnten 500 Jahre in der Zukunft zur Erde zurückkehren, ohne selbst nennenswert gealtert zu sein

Wäre ich ein Physiker oder Kosmologe, meine Reflektionen über die Zeit wären vielleicht die bemerkenswertesten von allen gewesen. Ich hätte versucht - und vermutlich versagt - zu erklären, dass der Urknall nicht nur der Anfang des Universums war, sondern der Anfang der Zeit selbst. Zu der offensichtlichen Frage, was denn vor dem Urknall passiert ist, ist die Antwort - so versuchen uns die Physiker zumindest vergeblich zu überzeugen - dass es sich hierbei schlicht um eine illegitime Frage handelt. Das Wort „vorher” kann genauso wenig auf den Urknall angewendet werden, wie man vom Nordpol aus nach Norden laufen kann.

Wäre ich ein Physiker, hätte ich versucht zu erklären, dass in einem Gefährt, das sich mit einem nennenswerten Teil der Lichtgeschwindigkeit bewegt, die Zeit selber langsamer wird - von außerhalb des Vehikels betrachtet, jedoch nicht von innen. Wenn Sie mit solch ungeheurer Geschwindigkeit durch das All reisten, könnten Sie 500 Jahre in der Zukunft zur Erde zurückkehren, ohne selbst nennenswert gealtert zu sein. Dies ist kein therapeutischer Effekt, den Weltraum-Reisen auf die menschliche Konstitution haben. Es ist ein Effekt der auf die Zeit selbst wirkt. Im Gegensatz zur Newtonschen Kosmologie ist Zeit keine absolute Konstante.

Einige Physiker sind sogar bereit über echte Zeitreisen nachzudenken, zurück in der Zeit - was, ich vermute einmal, der Traum jedes Historikers sein muss. Ich finde es fast komisch, dass eines der Hauptargumente dagegen das Element des Paradoxons ist. Stellen Sie sich vor, sie töten Ihre eigene Urgroßmutter! Science-Fiction Autoren reagieren hierauf damit, dass Ihre Zeitreisenden einen rigiden Verhaltenskodex auferlegt bekommen. Jeder Zeitreisende muss einen Eid leisten, nicht in der Geschichte herumzupfuschen. Irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dass die Natur selbst hier mächtigere Barrieren errichtet als launische Gesetze oder Konventionen der Menschen.

Wäre ich ein Physiker, hätte ich mir über die Symmetrie und Asymmetrie der Zeit Gedanken gemacht. Wie groß ist der Unterschied zwischen einem Prozess, der sich in der Zeit vorwärtsbewegt und einem, der rückwärtsläuft? Wie fundamental ist der Unterschied zwischen einem Film. der rückwärts abgespielt wird oder vorwärts. Die Gesetze der Thermodynamik scheinen eine Asymmetrie zu beinhalten. Berühmten Beispiele sind das Rühreis, welches nicht entrührt werden, und das zerschmetterte Glas, das sich nicht spontan selbst wieder zusammenfügen kann. Kehrt die Evolutionsbiologie den thermodynamischen Pfeil um? Nein, denn das Gesetz der zunehmenden Entropie gilt nur für geschlossene System und das Leben ist ein offenes System, vorangetrieben von externer Energie. Aber Evolutionisten haben auch ihre eigene Version der Frage, ob die Zeit einen Richtungspfeil hat. Ist Evolution progressiv?

Nun, ich bin vielleicht kein Physiker, aber ich bin ein Evolutionsbiologe und Sie sollten mich besser gar nicht erst von dieser faszinierenden Frage anfangen lassen.

Eines der Dinge, die jedem Redner mit der Zeit passieren kann, ist, dass sie einem davonläuft. Die wichtigste Aufgabe des Abends ist, sich die Ausstellung „Über Zeit” anzusehen. Ich hatte das Privileg bereits gestern herumgeführt worden zu sein und ich kann Ihnen sagen, es ist faszinierend - auf alle möglichen Arten. Es bereitet mir besondere Freude, diese Ausstellung hiermit für eröffnet zu erklären.

Übersetzung: Björn Rodemund, Jörg Elbe

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