Schuhe für Atheisten: Auftritt der Gottlosen

Der gebürtige Ire David Bonney ist jetzt Schuster in Kreuzberg. Das Besondere: Er entwirft Atheisten-Schuhe mit eindeutiger Botschaft auf der Sohle. Damit hat er viel Erfolg, die Schuhe werden bis nach Asien und Amerika verkauft.

Schuhe für Atheisten: Auftritt der Gottlosen

Der gottlose Schuster von Kreuzberg: David Bonney, Gründer von Atheist.Foto: Berliner Zeitung/Paulus Ponizak

Goethes Faust, modernisierte Fassung: Nun sag, wie hast du’s mit dem Atheismus? David Bonney hat sich der Gretchenfrage des 21. Jahrhunderts gestellt. Seine Arbeit ist seine Antwort. Bonney, 35 Jahre alt, ist Schuhdesigner. Er stellt Sneaker für Atheisten her, und auch für solche, denen es egal ist, auf Sohlen zu laufen, die den Unglauben preisen.

Spaß, Sex und Charme

In die Sohlen seiner gottlosen Treter ritzt er die Worte „Ich bin Atheist“ ein, und das mit größtmöglichem Effekt. Auf der einen Seite sind die Buchstaben normal aneinandergereiht, auf der anderen Seite spiegelverkehrt, wie die Schrift auf Krankenwagen. „Die eine Sohle ist dafür da, um seine Spuren im Schnee zu hinterlassen“, erklärt Bonney. „Die andere Sohle, um sie in Coffeeshops und Bars zu zeigen“.

Bonney lächelt sanft. Wer ihn verstehen will, darf nicht glauben, dass die Sache mit dem Atheismus immer nur ernst genommen werden sollte. Genau das will der Unternehmer nämlich als Botschaft Schritt für Schritt in die Welt hinaustragen, auf möglichst bodenständige Weise: „Wir bringen dem Atheismus Spaß, Sex und Charme“, sagt Bonney. „Er ist doch für viele Leute immer noch ein anstößiges Wort“.

Und weil David Bonney kein gläubiger Mensch ist, muss es bei ihm nicht wie in der Bibel laufen. Am Anfang war bei ihm der Ort: Berlin. Die Stadt, in der die Mehrheit der Bewohner längst an keinen Gott mehr glaubt, genau wie der Ire. Er glaubte stattdessen an die Liebe zu seiner deutschen Freundin, mit der er bis vor fünf Jahren in der britischen Hauptstadt lebte und die damals nach Berlin wollte. Er ließ eine Karriere in der Londoner Werbewirtschaft hinter sich und orientiere sich in Deutschland neu. „Ich wollte nicht mehr Marketing für Sachen machen, die keine wirkliche Bedeutung haben“, sagt er. „Ich wollte eine Marke schaffen, die für etwas steht, die zum Nachdenken anregt“.

Und schließlich kam doch noch das Wort: Atheist. Und außerdem der Wunsch, endlich einmal schlichte, gute Schuhe tragen zu können. Er habe nie welche gefunden, die ihm gefielen, sagt der Wahl-Berliner. Vor gut zwei Jahren fragte er sich: Warum nicht selbst Schuhe herstellen und das Ganze mit Atheismus verbinden?

Bonney ist in Dublin aufgewachsen, aber nicht in einem religiösen Haushalt. Als eine Provokation der Katholiken sieht er seine Botschaft nicht. Eher als eine Prise Humor von der Insel. „Es ist eine alberne Idee, völlig lächerlich“, sagt er. Er spricht mit einer ruhigen, weichen Stimme und schmunzelt ein bisschen dabei. Wenn auch nicht zu sehr. Denn dieser Satz ist keine Ausrede für ihn, keine Entschuldigung, sondern ein Fakt.
 

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