Der Krieg in Syrien ist einer der Gründe für das Flüchtlingsdrama auf dem Mittelmeer. Wie stehen die Chancen auf Asyl?
Kaum eine Woche vergeht, in der im Mittelmeer nicht Menschen sterben, weil vor Lampedusa und Sizilien Flüchtlingsboote sinken. Die meisten von ihnen sind in Libyen aufgebrochen. Andere versuchen es von Ägypten aus, auf der zweitwichtigsten Fluchtroute, oder von Tunesien aus. Mit den 43.000 Flüchtlingen, die laut den italienischen Behörden 2013 Italien erreichten, hat sich die Zahl jener, die es übers Meer ins sichere und wohlhabende Europa schaffen, innerhalb eines Jahres verdreifacht – und sie ist in diesem Frühjahr nach Angaben der europäischen Flüchtlingsagentur Frontex weiter stark gestiegen. Eine gewaltige Herausforderung, für die die europäischen Länder nach Lösungen suchen.
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Kommentare
Ganz grundsätzlich stellen sich mir bei derartigem Geschehen, wie auch bei Gedanken zur Entwicklungshilfe folgende Fragen:
Kann es sein, dass wir die Neigung haben nicht das Problem sondern die Symptome zu behandeln?
Zweifelsohne ist es angebracht Menschen die aus ihrer Heimat fliehen, weil sie dort akuter Bedrohung ausgesetzt sind (ganz gleich ob politischer, religiöser oder ökologisch-ökonomischer Natur!) Asyl und Schutz zu gewähren. Die Industrienationen mit ihren im Verhältnis geradezu absurd besseren Lebensbedingungen als in vielen Teilen der Welt, stehen da fraglos in der Pflicht.
Betrachtet man das Gesamtbild jedoch eingehender so fällt auf, dass wir in vielen Fällen für die Situationen verantwortlich sind, die wir im Nachhinein zu bewältigen haben und über deren Pflicht zur Bewältigung wir uns auch sehr häufig beklagen. Einer meiner Geographieprofessoren hat einmal in einem stillen Moment (ironischer Weise bei einer Fährüberfahrt auf dem Mittelmeer) zu mir gesagt, wir müssten uns glücklich schätzen ein so starkes Militär zu haben, sonst würden noch viel mehr Menschen in Entwicklungsländern "mit den Füßen abstimmen" - sprich versuchen Europa zu erreichen!
Meiner Ansicht nach ist es eher eine Erscheinung von winzigen Minderheiten, ihr Heimatland ohne triftige Gründe zu verlassen. Folglich sind die enormen Flüchtlingsströme die wir heute haben eine Folge von Veränderungen in Lebenssituationen, die Hunderttausende, wenn nicht gar Millionen Menschen betreffen. Was sind aber die Ursachen dieser ansteigenden Tendenz?
Wir leben nun im 21. Jahrhundert und verhalten uns in vielen Bereichen noch so, als wären wir im Mittelalter oder in der Kolonialzeit. Es erstaunt mich immer wieder aufs neue, dass wir uns darüber wundern, wenn wir aus Sicherheitsaspekten heraus Organisationen wie die FRONTEX gründen und unterhalten müssen, oder es angebracht ist, Soldaten in andere Länder zu schicken um dortige Krisen und bewaffnete Auseinandersetzungen zu reagieren.
Es wird quasi immer unterschlagen, woher die Waffen für diese Auseinandersetzungen eigentlich stammen. Wir können uns unter anderem deshalb einen relativ großzügige Sozialstaaten leisten, weil wir immense Summen damit verdienen Waffen zu produzieren und in aller Herren Länder zu verkaufen, nur um dann einen signifikanten Teil des verdienten Geldes wieder für die zuvor geschilderten Zwecke auszugeben.
Ähnliches gilt für generelle Handelsbeziehungen zwischen den Industrienationen und den Entwicklungs- und Schwellenländern. Solange in diesen Beziehungen keine Balance existiert (es gibt Länder in Westafrika, in denen der Liter Milch aus Milchpulver - in der EU überproduziert, zu Milchpulver veredelt und per Schiff in diese Länder transportiert alles aus Steuergeldern subventioniert - billiger zu kaufen ist, als der Liter Milch von der Kuh vor Ort!) wird der Strom sogenannter Wirtschaftsflüchtlinge nicht abreißen. Die Auslagerung von Warenproduktionen und Dienstleistungen, die Zerstörung von Landschaften zur Rohstoffgewinnung in Entwicklungs- und Schwellenländer sind Faktoren, welche die immensen Migrationsbewegungen verursachen oder aber zumindest unterstützten.
Und schließlich werden die Folgen der allgemeinen Umweltzerstörung und des Klimawandels im Besonderen ebenfalls immer mehr Menschen dazu veranlassen, die weiten beschwerlichen und oft tödlich endenden Reisen nach Europa zu unternehmen.
Beharren wir auf dem Komfort und dem Lebensstandard den wir hier in den Industrieländern auf Kosten der Menschen in den sog. Drittweltstaaten und auf Kosten des globalen ökologischen (Fließ)Gleichgewichts genießen, werden wir einen Preis dafür bezahlen der weit höher ist, als "nur" Flüchtlinge in unseren Ländern aufzunehmen!
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