Unterrichtsfach : Die Angst der Kirche vor neuer Sexualmoral

Die SPD-Politikerin Kerstin Griese weist Kritik am angeblich zu schwulenfreundlichen Bildungsplan Baden-Württembergs zurück. Sie ist selbst einflussreiches Synodenmitglied der evangelischen Kirche.

Unterrichtsfach :  Die Angst der Kirche vor neuer Sexualmoral

Foto: dpa Der Plan der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg, dem Thema Homosexualität einen höheren Stellenwert im Unterricht einzuräumen, sorgt weiter für Diskussionsstoff

Der Streit über eine angebliche Aufwertung der Homosexualität im baden-württembergischen Schulunterricht führt zu Spannungen innerhalb der evangelischen Kirche. Nachdem die evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer des Südwestens sich gegen Pläne des baden-württembergischen Kultusministers Andreas Stoch (SPD) zur offeneren Thematisierung schwul-lesbischer Lebensformen gewandt hatten, stößt diese Kritik nun auf Widerstand in der Kirche.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese, einflussreiches Synodenmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), wies den kirchlichen Einspruch gegen den angeblich zu schwulenfreundlichen Bildungsplan der Landesregierung zurück. "Mir ist die Kritik der Kirchen in Baden-Württemberg an der Bildungsplanreform nicht nur rätselhaft", sagte Kerstin Griese der "Welt". "Als engagierter Protestantin ist sie mir sogar peinlich." Damit stellte sich Griese gegen eine andere einflussreiche Protestantin, Tabea Dölker, die dem Rat der EKD angehört.

Dölker hat eine Petition gegen den Bildungsplan unterzeichnet und dies damit begründet, dass sich in dem Plan mit seiner Haltung zur Homosexualität eine Unterdrückung unliebsamer Meinungen ausdrücke, welche der Gleichgeschlechtlichkeit kritisch gegenüberstehen.

Angst vor "ideologischer Umerziehung"

Anlass des Streits sind "Leitprinzipien" des Kultusministeriums für einen Bildungsplan, der 2015/16 an den Schulen des Landes gelten soll. Zu den Grundsätzen zählt dabei, dass Informationen "über die Pluralität von Lebensentwürfen" und "sexuelle Ausrichtungen" die Schüler "bestärken" sollen, "sich selbst, aber auch ihr Gegenüber mit Wertschätzung zu betrachten und so zu einer selbstbestimmten Persönlichkeit zu werden", wie es in einer Mitteilung des Ministeriums heißt.

Gegen diese Pläne hat der evangelisch-pietistische Realschullehrer Gabriel Stängle unlängst im Internet eine Online-Petition gestartet. In dem Petitionstext heißt es, man befürchte "eine pädagogische, moralische und ideologische Umerziehung an den allgemeinbildenden Schulen". Gefordert wird "eine grundlegende Überarbeitung des Entwurfspapiers" sowie der "sofortige Stopp einer propagierenden neuen Sexualmoral".

Nach Auskunft der Initiatoren wurde die Petition mittlerweile von 82.000 Personen unterzeichnet. Viele davon allerdings sind anonymisiert.

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