Weil er im Internet eine Diskussion über Politik und Islam in Saudi-Arabien anstieß, ist Raif Badawi drakonisch bestraft worden. Der Familienvater muss zehn Jahre ins Gefängnis und soll tausend Peitschenhiebe erhalten.
Das Urteil war unmenschlich hart: Ein Gericht verurteilte den saudi-arabischen Blogger Raif Badawi zu sieben Jahren Haft und 600 Peitschenhieben, weil er den Islam beleidigt haben sollte. Das war im vergangenen Juli.
Nun hat ein Berufungsgericht in der Hafenstadt Dschidda die Strafe noch einmal verschärft. Der Richter hat den Blogger am Mittwoch zu zehn Jahren Gefängnis und 1000 Peitschenhieben verurteilt. Außerdem soll er eine Geldstrafe in Höhe vom umgerechnet knapp 200.000 Euro zahlen.
Badawis Vergehen: Er hatte im Internet eine Debatte über das Verhältnis von Politik und Religion in Saudi-Arabien angestoßen. 2008 hatte er im Netz das Forum "Freie Saudische Liberale" gegründet, das fortan ins Visier der Behörden in dem konservativen Königreich geriet.
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Kommentare
Antwort auf #3 von Joe Wolsing:
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>Es war schier unmöglich, den ersteren davon zu überzeugen, dass er den Bericht falsch verstanden hat, schließlich entsprach er seinen Vorstellungen und bediente seine bereits sehr verkrusteten Vorurteile. Dennoch glaube ich, dass die einzige Chance in Aufklärung und Bildung hier besteht, die ein entsprechendes Verhalten einer breiten Mehrheit nach sich zieht. Sollte dies nicht erfolgen sehe ich für unsere Gattung leider "schwarz".
Hier zeigt sich das zentrale Problem selektiver Wahrnehmung, bzw. indoktrinierter Verhaltensweisen. Ab einem gewissen Alter, bzw. einer gewissen Indoktrinationsstufe kann man kaum noch etwas ausrichten.
Deshalb plädiere ich für radikales Abschneiden jeglicher religiöser oder sonstiger ideologischer Erziehung von Kindern. Das ist natürlich einfacher gesagt, als getan. In fundamentalistischen Elternhäusern wird sich kaum etwas ändern, jedoch hat der Staat die Möglichkeit, auf Kitas, Schulen und sonstige öffentliche Einrichtungen einzuwirken - wenn dieser Staat erst einmal begriffen hat, was die Natter "Ideologie" - an seinem Busen genährt - bewirken kann.
Die Staatsführung aufzuklären ist unsere Aufgabe, da dort selbst viele verbohrte, ideologisierte Menschen arbeiten.
Doch ich bin Berufsoptimist. Einen gewissen Prozentsatz verlieren die Verrückten mit jeder Generation, weil die Bildung besser wird, die Informationsmöglichkeiten steigen und so auch die Lust wächst, an den neuen Chancen teilzuhaben. Irgendwann, so meine Prognose, wird sich niemand mit einem Sack Mehl abspeisen lassen, dem ihm ein paar Taliban gegen Zaubersprüche spenden.
Michael Schmidt-Salomons Buch "Hoffnung Mensch" fasst dies recht schön zusammen, dass wir mehr Potential haben, als uns aus ideologischen Gründen unsere Errungenschaften immer wieder unter dem Hintern wegzuschießen.
Deinen homophoben Arbeitskollegen kannst du mal fragen, ob er schon mal was von Intimsphäre gehört hat und was es ihn angeht, sich darum zu kümmern, was zwei Männer in ihrer Freizeit im Schlafzimmer machen. Auf die Antwort bin ich gespannt...
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Antwort auf #2 von Bernd Kammermeier:
> Antwort auf #1 von Joe Wolsing:
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> Wir müssen mehr Druck auf unsere Regierungen und Konzerne ausüben (als Bürger und als Konsumenten) um solche Nationen von internationalem Handel und anderen Dingen auszuschließen - wenn möglich ohne dabei hauptsächlich die Armen dort zu treffen. Und wir müssen dringe...
Das es ein schwieriges Unterfangen ist, in islamisch geprägten Ländern eine Entwicklung anzustoßen, die eine Veränderung im Umgang mit Religionskritik zur Folge hat ist selbstredend. Auch bei uns ist wirklich harsche Kritik an den hiesigen Religionen nur im "Off" möglich, da sich große Medien schlicht weigern dies auch zu veröffentlichen.
Mir ging es auch in erster Linie darum, die Problematik und die möglichen Lösungen zu nennen. Deren Umsetzung ist so unwahrscheinlich, wie es unwahrscheinlich ist, dass wir hier in den Industrienationen umgreifend verstehen, dass unsere Lebensweise den Planeten so verändern wird, dass wir nicht mehr darauf existieren können (Kommunikation über das Internet wie sie hier gerade statt findet ist ein schlagender Beweis dafür, betrachtet man alle Nebeneffekte und Kollateralschäden, die mit der Nutzung des Mediums einhergehen)
Aber Kritik und Benennung von Fehlern, Defiziten ist ein erster und notwendiger Schritt. Es dürfte selbst für den engagierten "Westler" schwierig bis unmöglich sein, in islamische Länder zu gehen und vor Ort aufklärend zu wirken. Aber über Wahlen und Konsumverhalten (die Reichen sind reich, weil wir ihnen unser schwer verdientes Geld in den Rachen schieben - über unseren Konsum!) hätte die Bevölkerung hier eine Chance bestimmte Entwicklungen zu befördern.
Dafür müsste aber auch die breite Bevölkerung sich der Problematiken und ihrer Macht erst einmal bewusst sein. Ich denke hier spielt Bildung - auch über moderne Medien wie soziale Netzwerke u. ä. eine wichtige Rolle. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es enorm schwer ist, einmal fest gebackene Haltungen wieder zu lösen und umzuwandeln. Vor diesem Hintergrund ist selbst die alltägliche Informationsflut der die Menschen ausgesetzt sind eine große Gefahr, weil häufig nur wahrgenommen und verstanden wird, was in bereits vorhandene Schemata passt. So wollte mir ein islamisch-stämmiger Arbeitskollege partout verkaufen, dass im Radio gesagt wurde (schon die Formulierung: "im Radio haben SIE gesagt" - wer ist sie?) dass deutsche Ärzte Homosxualität für eine Krankheit halten, die heilbar ist.) Ein anderer Kollege, der den gleichen Beitrag gehört hat, erzählte mir dann, dass der Tenor des Berichts der war, dass es in Deutschland IMMER NOCH Ärzte gibt, die dies glauben und ihre Patienten so behandeln. Es war schier unmöglich, den ersteren davon zu überzeugen, dass er den Bericht falsch verstanden hat, schließlich entsprach er seinen Vorstellungen und bediente seine bereits sehr verkrusteten Vorurteile.
Dennoch glaube ich, dass die einzige Chance in Aufklärung und Bildung hier besteht, die ein entsprechendes Verhalten einer breiten Mehrheit nach sich zieht. Sollte dies nicht erfolgen sehe ich für unsere Gattung leider "schwarz".
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Antwort auf #1 von Joe Wolsing:
> Wir müssen mehr Druck auf unsere Regierungen und Konzerne ausüben (als Bürger und als Konsumenten) um solche Nationen von internationalem Handel und anderen Dingen auszuschließen - wenn möglich ohne dabei hauptsächlich die Armen dort zu treffen. Und wir müssen dringend unsere Einwanderungsgesetze zu zugunsten solcher Leute verändern!
So richtig der Gedanke ist, so schwierig wird seine Umsetzung. Die Reichen sind nun mal wirklich reich und können viele Leben leben ohne auf einen einzigen Cent aus dem Ausland angewiesen zu sein. Nur Not würde man die eigene Bevölkerung in Geiselhaft nehmen und ev. sogar versklaven, um den Lebensstandard zu halten. (Der Koran erlaubt dies ja)
Ich denke, der Druck muss gerade aus den ärmeren Schichten kommen, die nach und nach - dank der im vorliegenden Fall bestraften Aufklärungsarbeit Raif Badawis - begreifen, dass es noch etwas anderes gibt, als im Hoffen auf das Paradies dahinzuvegetieren. Hier könnte die Staatengemeinschaft eventuell einwirken durch legale Unterstützung von außen, doch ist z.B. Saudi-Arabien ein souveränes Land, das natürlich alle Medien an- und abschalten kann, wie es ihm gefällt (siehe Türkei). Doch ob sich das die Jugend auf Dauer gefallen lassen will, vom Rest der Welt abgeschnitten zu sein? Ich glaube, hier sitzt die Lösung des Problems Islam: Der unverstellte Blick in die Welt ist verlockend genug, um die Menschen auf die Straße zu treiben. Und anders als in eher religionslosen Diktaturen werden hier nicht die Islamisten das Heft der Rebellion/Revolution in die Hand nehmen (schließlich würden sie ja gegen ihre Gesinnungsgenossen vorgehen), sondern eher demokratische oder protodemokratische Kräfte, die beginnen, die Dinge infrage zu stellen.
Aber natürlich würde ein politischer Druck aus dem Westen den Prozess beschleunigen. Doch glauben wir ernsthaft, die Rüstungslobbyisten würden sich die guten Geschäfte mit Saudi-Arabien vermiesen lassen? Da sind dann wir die Bürger dieses Landes gefragt, auf die Straßen zu gehen, dass wirtschaftliche Kontakte eindeutiger Unrechtsstaaten auf ein absolut notwendiges Minimum reduziert werden. Ich denke, in kleinen Schritten, jeder was er kann, werden diese letzten Religionskriege (auch gegen die eigene Bevölkerung) ihr Ende finden. Ihren Zenit haben diese menschenverachtenden Systeme - nicht zuletzt gerade wegen des Internets und mutiger Leute wie Raif Badawi - überschritten.
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Wir müssen mehr Druck auf unsere Regierungen und Konzerne ausüben (als Bürger und als Konsumenten) um solche Nationen von internationalem Handel und anderen Dingen auszuschließen - wenn möglich ohne dabei hauptsächlich die Armen dort zu treffen. Und wir müssen dringend unsere Einwanderungsgesetze zugunsten solcher Leute verändern!
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